Monday, March 01, 2010

Streß in den Niederlanden

Aus der Berliner Morgenpost:
    NIEDERLANDE
    Homosexuelle stören Gottesdienst

    Einige Hundert Homosexuelle haben am Sonntag bei einer katholischen Messe im niederländischen Den Bosch gegen ihren Ausschluss von der Kommunion protestiert. Die Demonstranten verließen die Messe unter lauten Protesten, nachdem der Priester deutlich gemacht habe, dass die römisch-katholische Kirche Homosexuelle nicht zum Abendmahl zulasse.

    Schwulenverbände hatten Gläubige aufgerufen, die Eucharistiefeier in Den Bosch demonstrativ zu besuchen. Daraufhin hatte das Bistum beschlossen, an diesem Sonntag keine Kommunion auszuteilen. Anlass für die Demonstration war die Weigerung eines Priesters während des Karnevals den homosexuellen Karnevalsprinzen zum Abendmahl zuzulassen. Die Homosexuellenverbände erstatteten Strafanzeige gegen den Priester wegen Diskriminierung. Der konservative katholische Bischof von Den Bosch, Antoon Hurkmans, erklärte, dass Homosexualität widernatürlich sei und Schwule und Lesben daher die Hostie nicht empfangen dürften. Vor dem Gottesdienst hatten die Demonstranten in rosa Papier gewickelte Hostien und Aufkleber mit der Aufschrift "Jesus liebt jeden" verteilt. Private Sicherheitsdienste, Ordner der Kathedrale und Polizei sollten Störungen verhindern. Zu den Gottesdienstbesuchern gehörte auch die Vorsitzende der sozialdemokratischen Partei, Liliane Ploumen. Im niederländischen Radio sagte sie, sie schäme sich für ihre Kirche.
Okay, natürlich lautet die mittlerweile übliche und zur Wahrheitsfindung unerläßliche Frage: Was ist wirkich passiert, bzw. welche Details und Gedankengänge läßt die Presse aus Bequemlichkeit, Unwissen oder Manipulation aus.

Wenn ein Bischof einem offen bekennenden Homosexuellen die Kommunion verweigert, dann gibt es einen Gedankengang, der den Karnevalsprinzen exkulpieren könnte: Er geht regelmäßig und vor jedem Empfang der Eucharistie zur Beichte, nicht gefangen in einer Art Sünde/Vergebung-Automatismus sondern aus einem echten Gefühl der Reue und einem Bedürfnis heraus, die Sache zwischen sich und Gott wieder ins Reine zu bringen. Ich bin jetzt aber mal einfach so frech und behaupte, daß ein Karnevalsprinz, der offen bekannt gibt, schwul zu sein, aus den auf diese Ansage folgenden Jubelstürmen der aufgeklärten Gesellschaft und der noch aufgeklärteren Presse soviel Stolz zieht, daß ich ihn mir nur schwer gleichzeitig als bußfertiges Schäfchen vorstellen kann.

Daher tat der Bischof nichts Ungewöhnliches, nichts Verbotenes und nichts Diskriminierendes. Jeder Katholik, der sich heute stolz eines von der Kirche als Sünde betrachteten Verhaltens rühmt und dann morgen die Eucharistie empfangen will, muß damit rechnen, daß man ihm die kalte Schulter zeigt. Man stelle sich vor, eine Person des öffentlichen Lebens gibt Ehebruch oder Diebstahl oder Fahrerflucht zu und streckt dann die Hand nach dem Allerheiligsten aus [Bitte: Jetzt keine Arien a la 'Was? Du sagst Homosexualität sei wie Diebstahl oder Fahrerflucht?' Jeder, der den Text mit Verstand und gutem Willen liest, wird erkennen, daß ich hier lediglich auf die Tatsache hinweise, daß alle diese Verhaltensweisen von der Kirche als in sich nicht in Ordnung betrachtet werden. Das aufstellen der Hitliste der Sünden dürft Ihr gerne selbst übernehmen].

Schwulenverbände rufen dazu auf, die Eucharistiefeier in Den Bosch demonstrativ zu besuchen. Zu welch gruseligen Szenen der Schändung des Allerheiligsten solche "demonstrativen Besuche" führen können, hat die Vergangenheit bewiesen. In New York hat die aus ihrer Rolle der Leidenden und Verfolgten etwas zuviel Stolz und Haß schöpfende Meute zum Beispiel 1989 in der St. Patrick's Cathedral nicht nur Gläubige angepöbelt und herumgeschubst sondern auch Hostien empfangen, dann ausgespuckt und unter den Füßen zertreten.

[In diesem Zusammenhang ein pikantes Detail zum Thema Presse: Die New-York Times ("Hell's Bible") fand selbstverständlich, daß dieser Vorfall keine Schlagzeile Wert war. Erst ungefähr zehn Tage später, als die Öffentlichkeit informiert war und die Meinung eher gegen die Tobenden tendierte, erschein ein Text, in dem unter anderem gesagt wurde, daß für "John Smith" (richtiger name war nicht bekannt) das Herumtrampeln auf der Hostie ein "Akt der Liebe" sei. "Liebe" also hat ihn die Stufen der Kathedrale hochgetrieben und ihn dazu verleitet, seinen Respekt für die Kirche, die Zeremonie und die Gläubigen durch das Zertreten der Hostie zu zeigen...]

Der Bischof von Den Bosch handelte jedenfalls umsichtig, als er beschloß, keine Kommunion austeilen zu lassen, da man angesichts der Horrogeschichten aus der Vergangenheit bei solchen Aktionen nie vorsichtig genug sein kann. Und der Priester, der den Anweisungen seines Bischofs folgte, tat natürlich ebenfalls nichts Unrechtes.

Das Einzige, was hier also zu Debatte gestellt werden kann, ist nicht das Verhalten des Bischofs oder des Priesters, sondern höchstens die Einstellung der Kirche gegenüber der Homosexualität. Es ist klar, daß bei wachsender Akzeptanz gegenüber dieser Lebensform in der Gesellschaft die Position der Kirche immer schwieriger wird, immer vorgestriger erscheint und immer mehr Ablehnung hervorruft. Man sollte aber wenigstens den Anstand besitzen, diese Lehre und die auf diese Lehre folgenden Schlüsse zu akzeptieren. Einem Karnevalsprinzen wurde die Kommunion verweigert, weil er sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannte. All die Schwulen oder deren Sympathisanten, die am Sonntag die Messe besuchten, bekamen die Kommunion in erster Linie deswegen verweigert, weil sie selbst ein Szenario heraufbeschworen hatten, in welchem die Sicherheit des Allerheiligsten schlicht nicht gewährt war.

Die Kirche kann ja gar nicht hingehen und sagen: "Wenn ihr schwul seind, dann dürft ihr keine Kommunion empfangen". Denn richtig müßte ein solcher Satz lauten: "Wenn ihr im Stande der Sünde seid, dürft ihr keine Komunion empfangen". Ein solcher Satz schließt bedeutend mehr Menschen ein; soviele, daß die Kirchen entweder noch leerer stünden oder das Austeilen der Kommunion circa drei Sekunden in Anspruch nähme, wenn die Leute sich in der Tat daran hielten. Lediglich diejenigen, die in der Öffentlichkeit sich einer Sünde rühmen, müssen dann auch damit rechnen, die Quittung präsentiert zu bekommen.

Interessant ist, daß die Kirche ihren Schäfchen bedeutend mehr selbständiges Denken und Handeln zutraut, als all die Stephen Fry's der Welt uns glauben machen wollen. Denn die Kirche vertraut darauf, daß der tatsächlich gläubige Katholik seine Seele nicht unnötig durch ein Überstrapezieren des Verhältnisses von Sünde und Absolution gefährden will und daher eine gesunde Balance zwischen Widerstand gegen Versuchungen, Beichte und Empfang der Kommunion einhält und man ihn nicht beim Betreten der Kirche zum Meßbesuch erst hinsichtlich seiner Sünden-Bilanz verhören muß.

Das schnöde und schäbige Stören heiliger und heiligster Handlungen durch Leute, die mit der Kirche ganz offensichtlich ohnehin nicht allzuviel am Hut haben, wirkt da schon bedeutend ferngessteuerter. Denn man darf davon ausgehen, daß die schwulen "Besucher" der Messe nicht allesamt katholisch waren, und daß diejenigen der Meßteilnehmer, die speziell dem Aufruf gefolgt sind, ebenfalls ein anderes Ziel besaßen, als den würdigen Empfang der Heiligen Kommunion.

Zu guter Letzt: Wenn während einer Gay Pride Parade die Bekloppten von "God Hates Fags" am Straßenrand herumstsehen und statt der Liebe Christi nur Haßparolen im Gepäck haben, dann greift man sich zurecht an den Kopf. Die gleiche Geste erfolgt aber auch, wenn rosa gekleidete Gay-Aktivisten ihrem Agenda Schubkraft verleihen wollen, indem sie sich auf ein so niedriges Niveau begeben und medienwirksam eine Heilige Messe stören. Denn eine solche Aktion läßt wahrscheinlich nicht nur mich immer ein wenig innehalten und nachdenken, wo genau denn jetzt eigentlich die "Diskriminierung" stattfindet oder Intoleranz herrscht.

1 comment:

Ulrich said...

ach ja, diese ach so aufgeklärte welt, in der man nicht einmal in der oberstufenbibliothek kath.net aufrufen kann, ohne dass man sich über einen lustig macht, in der man der ansicht ist, dass die haltung der kirche gegenüber abtreibung falsch sei, denn schließlich sei ein mensch auch nicht mehr als ein tier, in einer welt, in der man mittteilt, dass man, wenn man sich damit beschäftigt habe, erkennen müsse, dass der katholizismus völlig unlogisch sei ...
*seufz*