Friday, March 12, 2010

Weils so paßt...

... und weil es wiedergibt, was auch ich immer wieder vermute, reihe ich mich nach Elsa und Stanislaus als Dritter ein und zitiere Alexander Kissler:
    "Eine Gesellschaft, die jede Hoffnung auf Lauterkeit aufgegeben hat, weil sie selbst sie nicht durchhält, will die einzig verbliebene Gegengesellschaft auf den Pfad der eigenen moralischen Anspruchslosigkeit zwingen. Die Wegweiser sollen fallen, weil man selbst gerne querfeldein unterwegs ist, die Ampeln und Stoppschilder verschwinden, weil man selbst gerne tüchtig auf die Tube drückt. Da soll nichts mehr sein, was das Ich hemmen könnte in seinem Drange."
Was ich - mit anderen Worten - auch immer wieder sage: Dieses unbestimmte Gefühl des belasteten Gewissens, der nagende Verdacht auf eigene Sündhaftigkeit wiegt sicherlich schwer. Aber das Ich will weiter vorwärts, will den Reizen folgen in eine obskure Zukunft, will nicht zurückstecken, nicht innehalten, nicht nachdenken. Zwangsläufig muß dann die Gegengesellschaft, die nicht nur von sich selbst, sondern von allen Menschen einen gewissen Grad von sich am Göttlichen Gesetz orientierender Reinheit erwartet, schon prinzipiell mundtot gemacht werden. Erst recht aber, wenn offenbar wird, daß in ihr Menschen agieren, die selbst gewaltige Probleme damit haben, das Ich zu zügeln.

Daher ist es einfacher, einen Vernichtungsfeldzug gegen den Zölibat auszurufen, als in einer Solidarität der Gefallenen sich gemeinsam um eine bessere Gesellschaft zu bemühen. Denn, klar: Gefallen sind erst einmal immer nur die, die vorher den Eindruck erweckten, höher zu stehen. Das ergibt auf den ersten Blick auch einen Sinn, kann aber - wenn man nicht versucht, selbst höher zu steigen, sondern sich lediglich daran ergötzt, daß die vormals Höheren endlich auch im Morast liegen - langfristig dazu führen, daß die ganze Gesellschaft sich mit einem Tümpeldasein zufrieden gibt.

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