Saturday, March 13, 2010

Therapiegläubigkeit...

Sicherheitshalber eine Vorbemerkung: Dieses Posting soll nicht der Ablenkung dienen. Es handelt sich nicht um einen Versuch, die Probleme in der Kirche schönzureden.

1980 kam ein Priester aus Essen, der Jugendliche sexuell mißbraucht hatte, nach München, um sich dort einer Therapie zu unterziehen. Er wurde ab 1986 wieder in der Seelsorge eingesetzt und hart sich erneut an Jungendlichen vergriffen. Der damalige Generalvikar übernimmt die volle Verantwortung.

In der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung heißt es im Artikel Die Krise erreicht Benedikt XVI:
    Dem damaligen Generalvikar Gerhard Gruber kann man zugute halten, dass er der Therapiegläubigkeit der 80er Jahre erlag und den Pfarrer für in der Seelsorge einsetzbar hielt.
Therapiegläubigkeit...

Wenn der Gedanke im Artikel auch nur in quasi-hypothetischer Form formuliert ist: Mich würde schon interessieren, wie solche Fälle damals therapeutisch abgewickelt wurden und zu welchen Schlüssen man kam. Wie gesagt: Hier geht es nicht darum, die Kirche durch Ablenkung auf Andere zu entschuldigen. Aber es wäre interessant zu erfahren, welche Faktoren zusammenkamen, um die heutige Situation zu ermöglichen.

3 comments:

Gregor said...

Du bist ja viel zu vorsichtig. Du mußt dir doch nur mal ansehen, was in Strafsachen vor deutschen Gerichten nicht nur in den 80ern, sondern bis heute täglich geschieht. Wie alles andere auch ist diese "Therapiegläubigkeit" eben kein Spezialproblem der Kirche, sondern umgekehrt eins, das die Gesellschaft (früher sagten wir "die Welt") in die Kirche hineingetragen hat. Umso heuchlerischer deren heutiges Zugerichtsitzen über die Kirche.

Lupambulus Berolinen. said...

Marx wäre wohl sehr gur beraten, die damaligen Gutachten (mit geschwärzten Namen, versteht sich) zugänglich zu machen.

feline said...

Ich bin seit gut 20 Jahren im Beruf und arbeite vorwiegend mit Kindern im Elementarbereich.
Ich finde es wichtig zu sehen, wie man in den Jahren - sagen wir mal von 1960 - 1990 mit Missbrauchsfallen umgegangen ist.
Ich kann mich erinnern, dass das Thema sex. Missbrauh / sex. Gewalt / sex. Übergriffe erst in der 90ern wirklich beachtet wurde. Es gab keine Handlungsmodelle, diese wurden erst entwickelt und erprobt-
Es stand in den Anfängen, aber viele wussten das es sex.
Mißbrauch gab. Es wurde geschwiegen!

Gott sei Dank kam dieses Thema an die Öffentlichkeit.
Unsicherheit war - wenn es um dieses Thema ging - an der Tagesordnung.
Also, es ist wichtig aus der Geschichte heraus dieses Thema anzusehen und alle Gruppen mit einzubeziehen. (Onkel, Tante und Verwandte!/ Sicher auch Personen der Kirche - unbestritten) )

Da fällt mir noch ein Zitat ein:

Renate Welsch / Drittes Bett Links)
"Wer nicht aus der Vergangeheit lernen will, der muss sie erleben."

Zugegeben - hart - aber auch die Presse kann lernen!