Friday, March 05, 2010

Die eheliche Treue

In Genesis 2 ist der von Gott geschaffene Mensch einfach "Mensch". Und zwar genau bis zu dem Zeitpunkt, als Gott sich die Rippe schnappt, sie zum "Weibe" umbaut und sie zum "Menschen" bringt. Erst dann beginnt der Mensch, von sich als "Mann" zu sprechen und von seinem Gegenüber als "Weib". Dies unterstreicht nicht nur den Unterschied der Geschlechter, sondern verdeutlicht auch, daß der Mensch sich in der Beziehung zu seiner Frau als Mann erkennt (und umgekehrt in der Beziehung zum Mann als Frau). Weil sie Bein von seinem Bein, Fleisch von seinem Fleisch ist, verläßt der Mann Vater und Mutter und "hängt sich an sein Weib und sie werden ein Fleisch".

Jesus bezieht sich selbst auf diese Stelle im Ersten Buch Mose, wenn er im Matthäus-Evangelium sagt:
    "Habt ihr nicht gelesen: Der im Anfang den Menschen geschaffen hat, schuf sie als Mann und Frau und sprach 'Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein'? So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!" (Mt 19,4-6)
Jesus bedenkt also die Absicht des Schöpfers: Damit sie ein Fleisch werden können, hat Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen. Und wenn Gott dies in der Ehe geschehen läßt, dann darf der Mensch es nicht in der Scheidung ungeschehen machen.

Man kann nun als Mensch, nach Gottes Bild geschaffen, zu Gott aufschauen und fragen: "Wie soll ich sein können, was ich in dir sehe? Lieber entscheide ich, was du sein sollst!" Man schafft sich einen falschen Gott, der einem zur Seite steht gegen all die Menschen, die einem aus irgendeinem Grund nicht passen. So verwandelt man geschwind das eigene Leben in ein Götzenbild. Aber das Götzenbild in unserem Inneren ist nicht ein Gott, der uns liebt. Und die ersten Folgen dieser Tatsache erkennen wir in Beziehungen, denn dieser Götze beginnt bald damit, Beziehungen zu zerstören.

Im Johannesevangelium sagt Jesus zur Ehebrecherin: "So will auch ich dich nicht verurteilen. Geh hin und sündige fortan nicht mehr!" Jesus haßt die Sünde, nicht den Sünder. Er haßt die Sünde, weil er weiß, daß sie dem Sünder selbst, aber auch seiner Umgebung schadet. Jesus erscheint nicht wie ein Philosoph, der den logischen Widerspruch zwischen dem Naturgesetz und der Sünde durchleuchtet, sondern er wirkt hier eher wie der gute Hirte, der sich wünscht, daß alle gerettet werden, weil er alle liebt. Das ist der Grund, warum Gott die Sünde haßt: Sie fügt den Menschen Leid zu, die er liebt. Aus diesem Grund sandte er seinen Sohn, damit er die Wunden heilt.

Dort, wo ein Paar in Liebe neues Leben zeugt, kommt es Gott, dem Schöpfer, recht nahe. Aus diesem Grund ist die Ehe hoch zu schätzen. Ehe oder auch Keuschheit um ihrer selbst willen besitzen keinen eigenen Wert. Dort, wo ein Paar sich dem neuen Leben verschließt, läuft der sexuelle Akt Gefahr, zu einem Gut zu werden, welches man sich je nach Lust beim Anderen beschafft. Doch der Eros ist zu schwach, als daß er die Ehe für Länger als ein paar Jahre tragen kann. Es muß die Ebene geben, auf welcher man den Anderen nicht liebt, weil er etwas beisteuert, daß einen glücklich macht, sondern weil er ist, wer er ist. Man liebt den Anderen schlicht für das, was er ist. Man liebt ihn, weil er es wert ist. Man liebt ihn, auch wenn es manchmal ein wenig schwer fällt oder gar weh tut. Das ist die Liebe Christi am Kreuz, das ist die Liebe der Treue.

Denn Treue ist weitaus mehr, als Verzicht auf Fremdgehen. Fremdgehen ist eigentlich nur die Spitze des Eisbergs. Wer fremd geht, der war vorher schon in vielen verschiedenen Instanzen untreu. Treue bezieht sich selbstverständlich auf den Körper, aber auch und vor allem auf die Seele, auf den Geist. Man hat in jeder Hinsicht treu zu sein, nicht nur im Bett. Und treu sein bedeutet nicht, etwas Untreuees zu unterlassen. Treue ist aktiv. Treue ist, zu schauen, ob der Andere etwas benötigt und wenn ja, was es ist und wie ich darauf antworten kann. Treue ist etwas, das man nicht genug praktizieren kann. Und es hat nichts damit zu tun, mit wem man ins Bett steigt, denn die Untreue im Bett ist nur das Endprodukt der Untreue im Geiste und in der Seele.

In der heutigen Zeit, die mehr aus Ablenkung und Disparität besteht denn aus Vertiefung und Einheit, ist es so bitter nötig, daß der Mensch erkennt, wie sehr er als Schmied seines eigenen Glücks in der Ehe scheitern wird, scheitern muß. Ich bin davon überzeugt, daß eine Ehe als Voraussetzung für ein gelungenes Familienleben nur Bestand haben kann, wenn man in Treue und Liebe zueinander alle Anfechtungen, alle Unebenheiten und alle widrigen Umstände aufopfert und dadurch überwindet. Und diese Treue, diese Liebe, läßt sich nur aus dem Glauben an Gott gewinnnen.

Diejenigen, die sich durch den letzten Satz nicht angesprochen finden, sollen sich deswegen nicht angemacht fühlen. Der Satz gibt nur die Erfahrungen wieder, die ich bei der Beobachtung verschiedener Paare sammeln konnte.

1 comment:

spero said...

Wunderbar geschrieben, danke fuer diese guten und wahren Worte!