Saturday, May 22, 2010

Hoffen ohne Gott

Der Erzbischof von Quebec, Marc Kardinal Ouellet, wurde während einer Campaign Life Coalition-Konferenz von einem Reporter nach seiner Meinung zu Abtreibungen im Falle von Vergewaltigungen gefragt. Seine Antwort lautete:
    "Das Kind ist nicht dafür verantwortlich, wie es empfangen wurde. Der Angreifer ist verantwortlich. Wir können das Kind als ein weiteres Opfer sehen."
Später fügte er hinzu:
    "Ich verstehe, daß die Frau, die angeriffen wurde, traumatisiert ist und Hilfe braucht. Aber sie muß das Wesen in ihrem Leib respektieren. Es ist nicht verantwortlich für das, was geschah. Der Vergewltiger ist verantwortlich. Es gibt schon ein Opfer. Brauchen wir noch ein weiteres?"

Hier die Reaktionen:

Pauline Marois, Parteivorsitzende der Parti Québécois:
    "Ich bin wegen seiner Aussagen total entrüstet."

Alexa Conradi, Präsidentin der Quebec Women's Federation:
    "Diese Bemerkungen führen uns ins Mittelalter zurück... Es gibt eine Bewegung innerhalb rechter katholischer Gruppen, um Abtreibung wieder zu kriminalisieren."

Patrick Lagace, Schreiber für La Presse:
    "Kardinal Ouellet wird eines Tages sterben. Ich hoffe, er stirbt an einer langen, schmerzhaften Krankheit... Ja, der Paragraph, den ich grade geschrieben habe, ist gemein. Aber Marc Ouellet ist ein Extremist. Und in der Debatte gegen religiösen Extremismus ist jeder Treffer gerecht."

Irre! Ein Kardinal macht seinen Job und man wünscht ihm dafür nicht nur einen schmerzhaften Tod, sondern hält das Ganze auch noch für einen Beitrag in einer Debatte! Selbst in den ehemaligen katholischen und mittlerweile bat-shit-verrückt liberalen Hochburgen Kanadas geht es offenbar immer noch ein wenig tiefer.

Was aus Lagaces Hoffnung wird, bleibt abzuwarten. Doch selbst, wenn sie sich erfüllen sollte, wird es ihm nicht viel Freude bereiten. Denn solche Hoffnungen ohne Gott machen auf lange Sicht nicht glücklich.

Hier ein englischsprachiger Artikel, aus welchem ich die Zitate oben übersetzt habe.

4 comments:

simon said...

Widerlich! Was erwarten diese Leute von dem Kardinal? Dass er munter dem Mainstream hinterher heult? Danke, von Bischöfen/Kardinälen dieser Sorte haben wir mehr als genug!

Johannes said...

"Diese Bemerkungen führen uns ins Mittelalter zurück..."...das ist guuuuut, am besten vor die Zeit des leidigen Nominalismus, auf dessen Humus dieser Unsinn bis heute wächst.

christophmuenchen said...

Und es soll noch immer Leute geben, die hinter den konzentrierten Angriffen auf die Kirche keine Kampagne erkennen können!

Josef Bordat said...

Es gibt auf der verlinkten Seite die Möglichkeit, dem Herrn Kardinal seine Unterstützung auszusprechen. Ich habe das getan und kann nur dringend Nachahmung empfehlen.

Mal abgesehen davon, dass diese ständigen Mittelalter-Bemerkungen meist nur zeigen, dass man keine Ahnung vom Mittelalter hat (oft kommen die stolzen Modernisten von Unis, die im Mittelalter gegründet wurden!) – was in dem „Presse“-Artikel passiert, ist eine Grenzverletzung, die eine Haltung offenbart, die schon zu Völkermorden führte: Lege einen Begriff des Bösen an, bestimme in eigener Deutung eine Gruppe, auf die er angewendet wird und nimm den Kampf gegen diese von den Regeln der Zivilisation aus, mit der Begründung, dass nur so die Zivilisation erhalten werden kann.

Dass diese genozidalen Zuschreibungsmuster („Extremismus“, „Extremist“, „jeder Treffer gerecht“) in Zusammenhang mit einem Bischof stehen, der eine katholische Position vertritt, also eine, die am Ende jeder Katholik vertreten wird, der die Personenwürde des menschlichen Lebens ernst nimmt, ist ungeheuerlich! Im Diskurs über die Abtreibung darf –wie in jedem anderen Diskurs – die Würde der Beteiligten nicht verletzt werden. Das ist hier seitens der „Presse“ geschehen.

In der Sache gebe ich dem Kardinal grundsätzlich Recht: Das Kind ist unschuldig und wäre das zweite Opfer. Dass bei einer Vergewaltigung zunächst die Würde der Frau verletzt wird, ist jedem – auch dem Kardinal – sicherlich klar. Dass man alles, was in unserer Macht steht, tun muss, um die personale Integrität des ersten Opfers der Vergewaltigung wieder herzustellen, ist auch klar. Ob eine Abtreibung dazugehören sollte, also ob die Tötung des Ungeborenen für die Frau ein Fortschritt auf dem Heilungsweg ist, muss sehr sorgfältig in jedem Einzelfall betrachtet werden.

Josef Bordat