Das zum Befehlen statt zum Dienen verkommene absolutistische Papstregime liegt in der Hand eines weltfremden und überforderten Theologen alten Zuschnitts, der die fatale Verfälschung des Christentums seit der Antike verkörpert. Spitzfindige Konstruktionen, Mythen und Legenden sind ihm unumstößliche Wahrheit. Das bewirkt uninspirierte Verengung, Leib- und Frauenfeindlichkeit und Misstrauen gegen alles Neue, vor allem aber Arroganz gegenüber Gottes Volk. Auch böse Angst plagt die kirchliche Obrigkeit: vor einer sich verändernden Welt, selbständig denkenden Menschen, dem Fortschritt und dem längst eingetretenen Autoritätsverlust. Der Vatikan ist ein Bunker der Verteidigung des Althergebrachten statt ein Zentrum der Verkündigung der Frohbotschaft – eine Scheinwelt, die uns und vor allem der Jugend unerträglich fremd ist."
So Herbert "Laieninitiative" Kohlmaier in der Wiener Zeitung. Ich frage mich manchmal, ob diese ganzen Vögel im Keller eine Dartscheibe haben, auf der keine Punkte, sondern Phrasen aufgeschrieben sind. Dann wirft man ein paar Pfeile, schreibt die getroffenen Fragmente auf, kittet sie mit Selbstgerechtigkeit und fertig ist ein echt zukunftsfähiges Manifesto, Du!
Herr Kohlmaier: Ich hätte nicht gedacht, daß es eine solche Grenze gibt, aber ich muß feststellen, daß diese Kirche nicht groß genug für uns beide ist. Schlage vor, Sie und Ihre Jünger packen die Koffer und kommen wieder, wenn sie alle etwas abgebläht sind und wieder hineinpassen. Wir Papst-Sklaven, Dummerle, Weihrauchschnüffler, Choralkräher, Talar-Models, Rosenkranz-Junkies und Eucharistie-Versteher werden in der Zeit versuchen, wirklich etwas zu bewegen. Danke!
1 day ago
4 comments:
Vielleicht haben sie auch einen Phrasengenerator programmiert. Wobei, die gesetzteren Herrschaften werden nicht so technikaffin sein, aber man weiß ja nie: Silver Surfer und so ;)
Mir fällt hier immer das hier ein:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/10/Descent_of_the_Modernists%2C_E._J._Pace%2C_Christian_Cartoons%2C_1922.jpg
Ich war auch mal an Bultmannitis erkrankt, da ich kaum Antikörper gebildet hatte. Aber sie ist heilbar und danach ist man immun dagegen :)
Danke für den Link zu diesem Klassiker!
@Condottiere & Rev.Alipius:
Man kann dieses Bild allerdings auch anders interpretieren (nicht bloß die Bibel ist zu unterschiedlichen Interpretationen geeignet, wie man sieht!): statt des vom Zeichner wohl intendierten "Abstiegs ins Dunkel" als "Rückkehr von einer ungesicherten Stiege auf den Boden der Realität". Und wer wollte nicht gegen unsichere Verstiegenheiten den sicheren Stand auf festem Grund eintauschen ...?
Nun noch kurz zu Kohlmaier: ich hätte nicht gedacht, daß ich je im Leben diesen verkorksten Sesself*rzer verteidigen würde — aber nun ist es doch dazu gekommen!
Sorry, Kohlmaier ist zwar der ungeeignete Transporteur solcher Gedanken: aber macht das die Gedanken falsch? Sie sind es natürlich — aber eben bloß Ihrer Ansicht nach!
Sein Statement über den Papst ("Spitzfindige Konstruktionen, Mythen und Legenden sind ihm unumstößliche Wahrheit") könnte ebenso aus meinem Munde stammen, und nicht nur aus meinem, sondern auch dem vieler anderer, die sich mit Mythen nicht zufriedengeben wollen und für die "Bibelkritik" nichts pöhses und verbotenes, sondern eine Forderung wissenschaftlicher Redlichkeit ist.
Recht gebe ich Ihnen allerdings insoweit, als Kohlmaier & Co. wirklich besser die RKK verließen. Als alter Libertärer bin ich gegen Zwangsmitgliedschaften und Monopolbetriebe, denn "Konkurrenz belebt das Geschäft".
Und wenn diese Konkurrenz teilweise (von evangelikaler Seite z.B.) auch so ist, daß es mir die Haare käuselt — besser als der Mief einer Einheitsreligion ist's allzumal!
@ Le Penseur: Der Gedanke, auf dem festen Boden der Realität stehen zu wollen, ist meiner Ansicht nach überhaupt nicht falsch, da für mich der Glaube und die mit ihm zusammenhängende Lehre keine ungesicherte Stiege sind. Der Glaube ist für mich der feste Boden der Realität. Die Tatsache, daß ich diese Realität nicht bis in die hinterste Ecke in wissenschaftlicher Redlichkeit erklären kann, macht die Sache für mich nicht obskurer, sondern nur interessanter.
Auch wehre ich mich nicht gegen Bibelkritik, sofern sie nicht versucht, daß "ganz Andere" ausschließlich auf den "festen Boden" einer empirisch meßbaren, wissenschaflichen Ebene zu bringen. Ohne diese gewisse "Abgehobenheit", die - zugegeben - auch sehr schnell nach Spitzfindigkeit, Mythos und Legende duften kann, ist für mich Glaube nicht mehr Glaube sondern nur noch ein interessantes Betätigungsfeld unter Anderen.
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