Friday, May 28, 2010

Was ist denn da schon wieder los?

Am vergangenen Wochenende erschien in der Katholischen Sonntagszeitung des Bistums Augsburg dieser Artikel (Danke, Benedetta!):


Unter dem reichlich bizarren Titel Kirchenzeitung leugnet Mixas Schuld veröffentlichte die SÜDDEUTSCHE daraufhin so etwas wie den ultimativen Nachweis zwanghafter Veranlagung bzgl. der Kirchenhatz und endgültig nicht mehr heilbarer Doppelzüngigkeit bzgl. des Wasser predigen, Wein trinken.

Wie man im Bild oben sieht, wird der Oberstaatsanwalt mit den Worten zitiert:
    "Ein Tatverdacht wegen sexuellen Mißbrauchs hat sich nicht bestätigt".
Keine Ahnung, wo hier ein Leugnen der Schuld vorliegt.

Weiterhin heißt es im Artikel:
    Auch der von der Waisenhausstiftung in Schrobenhausen beauftragte "Sonderermittler", Rechtsanwalt Sebastian Knott, entlastete Bischof Mixa im seinem Abschlußbericht... weitgehend von den erhobenen Vorwürfen finanzieller Unregelmäßigkeiten... Ungeklärt bleiben hingegen die Anschuldigungen wegen schwerer körperlicher Züchtigung von Heimkindern.
Eine weitgendene Entlastung klingt für mich ebensowenig nach Leugnen der Schuld, wie ungeklärte Anschuldigungen.

Im letzten Absatz schließlich liest man:
    Bezüglich körperlicher Züchtigungen referierte Knott nochmals Einzelheiten über die bereits vor Wochen in der "Süddeutschen Zeitung" von ehemaligen Heimkindern erhobenen Vorwürfe gegen Mixa. Diese wertete der Rechtsanwalt nach Gesprächen mit den Betroffenen als "glaubwürdig". Bischof Mixa hat die Prügelvorwürfe dagegen von Anfang an entschieden bestritten. Unabhängige Zeugen für diese Vorwürfe gibt es bislang nicht.
Okay, daß hier die SÜDDEUTSCHE genannt wird, das gräbt natürlich am eigenen Stolz. Aber: Es stehen glaubwürdige Aussagen ehemaliger Heimkinder gegen die Aussagen des Bischofs, der die Prügelvorwürfe zurückwesit. Ferner gibt es keine unabhängigen Zeugen. Erneut: Wo liegt hier ein Leugnen der Schuld vor?

Versteht mich nicht falsch: Es ist mir natürlich klar, daß die SÜDDEUTSCHE hier wild um sich hauen muß. Man saß immerhin schon mit den Kollegen bereit und wartete darauf, sich auf das passende Wort des Sonderermittlers hin mit gewetzten Messern auf das stürzen zu können, was von Bischof Mixa noch übrig ist. Natürlich schmerzt es, daß die Vorwürfe wegen Mißbrauchs sich nicht hielten. Natürlich ist es irgendwie ungerecht, daß das so kunstvoll aufgebaute Konstrukt der Veruntreuung von Geldern nun nicht mehr als schimmernder Anklagenpalast, sondern nur noch als muffige Hütte immerhin immer noch berechtigter Vorwürfe und Anklagen daherkommt. Wenn einem jetzt gar noch das Prügelszenario durch die Finger gleitet, dann ist natürlich Panhas am Schwenkmast. Also schnell her mit dem guten, alten Holocaust-Sprech, der sich in Tausenden von Einsätzen bereits so wunderbar bewährt hat. Denn nur, wo Schuld geleugnet wird, da ist auch Schurke drin.

Okay, wir drehen die Uhr ein wenig vor und treffen den Augsburger Diözesanadministrator, Weihbischof Josef Grünwald. Der ist, laut kath.net, über die "Katholische Sonntagszeitung" verschnupft, weil diese angeblich "unsachlich und tendenziös" über Mixa berichtet. Okay...? Und auf welchen Bericht genau beruft sich der Weihbischof?

Der Artikel in der Sonntagszeitung jedenfalls gibt in stellenweise sehr langen Ausführungen lediglich wieder, was der Sonderermittler herausfand. Klar, was herausgefunden wurde, das entspricht natürlich nicht dem Bild Mixas, welches die Mainstreammedien über so lange Zeit zu zeichnen versuchten. Aber: Selbst Schuld! Bischof Mixa hat in seiner Amtszeit genügend Munition geliefert, die in den Augen der ganz breiten Öffentlichkeit zu höhnischen Breitseiten berechtigte. Wenn man dann hingeht und in zwanghaft-hysterischer Besudelungs-Gier mit Anklagen um sich wirft, anstatt sachlich zu nutzen, was sich zur Verwendung bietet, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn der Plan nach hinten los geht.

Was man aber schon braucht, das ist die Größe, vielleicht eines Tages mal die eigene Schuld einzuräumen (also nicht zu "leugnen") und zu erkennen, daß man in seinem Eifer über das Ziel hinausgeschossen ist (siehe Wasser predigen, Wein trinken). Eine Überschrift wie "Kirchenzeitung leugnet Mixas Schuld" (siehe Kirchenhatz) klingt - vor dem Hintergrund der im Artikel dargelegten Sachlage - leider ganz und gar nicht so, als sei diese Größe in greifbarer Nähe.

Es wird wohl noch einige Zeit ins Land gehen, bevor ich mich mit ganz voller Brust zu fragen traue, ob dies tatsächlich die Medienlandschaft ist, mit der aufgeklärte und denkende Menschen sich zufrieden geben sollen.

Aber ich kann warten.

6 comments:

. said...

es wird so laufen, wie bei einer gewissen tagesschau-moderatorin ...

U.I.O.G.D. said...

Es ist schon schwierig, Meldungen über Meldungen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Da lob ich mir die Blogszene, wo der O-Artikel auch zu sehen ist. Da kann man sich dann das berühmte BILD machen. Danke.

Benedetta said...

Hervorragender Beitrag-Danke!

Anonymous said...

Nur die Ruhe bewahren und Wein trinken!

Alles sal reg kom (=Afrikaans).

P.S.: noch immer auf der Suche nach dem
seidenen Knopflochphoto? ;-)

tradi.nl

feline said...

Wie war das noch? Jeder gilt so lange als unschuldig bis das Gegenteil bewiesen ist...
Irgendwas läuft hier falsch!

Lumen Cordium said...

Schon bemerkenswert, dass sich ein Weihbischof gegen die Redaktion einer Kirchenzeitung wendet, die mit sachlichem Artikel aufwartete. Vermutlich nur, weil es um Bischof Mixa ging und man schnell vergessen machen möchte, was man ihm angetan hat.

Denn wenn in den Kirchenzeitungen Deutschlands eine Margot Käßmann über den grünen Klee gelobt und der Papst gedisst wird, sieht sich kaum ein Bischof in der Verantwortung, Kritik an der Redaktion zu üben.