Friday, May 14, 2010

Voll ins offene Messer gerannt...

Als „strukturelle Sünde“ hat der katholische Theologe Michael Brinkschröder (München) „homosexuellenfeindliche“ Einstellungen unter Christen verurteilt. Zwischen konservativen und schwulen oder lesbischen Christen gebe es einen „massiven moralpolitischen Kampf“, sagte er am 13. Mai auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag in München. Die ablehnende Haltung gegenüber Homosexuellen sei keine Einzelmeinung, sondern existiere in einer institutionalisierten Form. „Christliche Homophobie ist in vielen Bereichen der Welt zu einem zentralen Problem (…) geworden“, sagte Brinkschröder.

Ich will jetzt nicht ausfechten, ob Brinkschröder die Bezeichnungen "Katholisch" und/oder "Theologe" verdient.

Ich wundere mich aber bis zur Gesichtslähmung über seine Naivität. Da zauberten die bekannten Interessierten das Mode-, Kunst- und Unwort "Homophobie" hervor, um einen immer und überall wirksamen Knüppel zur Verfügung zu haben, der es im Zweifelsfall gar gestattet, Anzeige gegen einen katholischen Priester wegen "Hate Speech" zu erstatten, wenn dieser im geschlossenen Raum eines katholischen Gotteshauses in einer Predigt verkündet, daß die Ehe eine Angelegenheit zwischen Mann und Frau sei. Und dann springt ein katholischer Theologe auf den Zug auf. Man könnte doch wenigstens von ihm erwarten, daß er die einschlägigen Dokumente zum Thema ein wenig kennt und daher ganz genau weiß, daß die Kirche homosexuelle Handlungen als nicht der Ordnung entsprechend betrachtet und daher als moralische Verfehlung und Sünde verurteilt, aber Menschen mit homosexuellen Neigungen gegenüber zu christlichem Verhalten aufruft. Von einer "homosexuellenfeindlichen" Einstellung kann da kaum die Rede sein, es sei denn, Homosexuelle definieren sich ausschließlich über ihr Sexualleben.

Den Siegespreis trägt natürlich die "Christliche Homophobie" davon. Klar, es mag durchgeknallte Splittergruppen geben ("God hates fags!"), die man sich zur Not vor den Karren spannen könnte, um zu beweisen, wie "homophob" alle Christen sind. Aber das wäre ungefähr so, als verurteile ich Homosexuelle prinzipiell, nur weil es Phänomene wie "bug chasing" oder "gift giving" gibt.

Um's mal ganz einfach zu sagen: "Homophobie" ist ein Hirngespinst. Eine Phobie ist meines Wissens eine unbegründete, anhaltende Angst vor Situationen, Gegenständen, Tätigkeiten oder Personen, die sich im übermäßigen, unangemessenen Wunsch äußert, den Anlass der Angst zu vermeiden. Phobien sind dadurch gekennzeichnet, dass die Angst nur in ganz bestimmten Situationen auftritt und diese Angst in keinem vernünftigen Verhältnis zu der Wahrscheinlichkeit steht, mit der tatsächlich eine Gefahr von dem Objekt oder der Situation ausgeht.

"Homophobie" (von Gk. ὁμός, homos "ebenderselbe, der gleiche") wäre also die unbegründete Angst vor dem Gleichen, was für mich irgendwie absurd klingt. Richtig müßte der Begriff im Sinne der sich den Schlips getreten Fühlenden wohl lauten "Homosexophobie" oder so etwas.

Aber auch dies ist eher Wunschdenken. Die Lehre der Kirche ist keine "Whack-a-Mole"-Maschine, wo die vermeintliche Homophobie nur sporadisch in ganz bestimmten Situationen ihr böses, häßliches Haupt erhebt, wie es sich für eine Phobie eben geziemt. Die Lehre der Kirche hält ununterbrochen daran fest, daß homosexuelle Akte nicht in Ordnung sind. Und sie tut dies nicht aus Angst, sondern weil sie nun einmal ihre Lehre ernst nimmt und sich gemäß dieser Lehre um jede einzelne Seele schert.

Sicher, in der pastoralen Fürsorge ist im Umgang mit Homosexuellen, die heute überhaupt noch auf irgendeine Art für den katholischen Glauben zu erwärmen sind, bedeutend mehr Fingerspitzengefühl und vor allem auch Vorbildfunktion gefragt, als manchmal geliefert wird.

Andererseits ist eine an Phobien gemahnende Angst-Hysterie gegenüber der Katholischen Kirche und ihrem Klerus (besonders gegenüber dem Heilige Vater) während der einschlägigen, stolzen Demonstrationen gleichgeschlechtlichen Lebens in diversen europäischen Großstädten erstens nicht zu übersehen und zweitens nicht unbedingt die beste Visitenkarte einer Gruppe, welche sich - wenn es um die eigene Haut geht - immer gegen eben solche Manifestationen vermeintlicher "Phobien" wehrt.

No comments: