Ich habe Father X* über Mitbruder Elias kennengelernt. Father X ist schwer orthodox und konservativ. Natürlich hat er einen guten Sinn für Humor und ist überaus gebildet. Er sieht bereits aus, wie das fleischgewordene Portrait eines barocken Bischofs. Mal sehen: Vielleicht landet ja eines Tages tatsächlich eine Mitra auf seinem Haupt.
Gestern war ich zu einer kleinen Dachterrassen-Party in der Casa Santa Maria eingeladen, wo Elias wohnt. Wir saßen so rum, schwatzten, diskutierten (interessante moraltheologische Fragen gab's) und tauschten Anekdötchen aus.
Father X war auch da und erzählte diese Gechschichte: Er wollte während der Heiligen Messe den Kelch leeren und sah plötzlich eine dicke, fette, eklige Fliege im Blut unseres Herren schwimmen.
"Was hättet Ihr getan?" fragte er in die Runde. Es wurden alle Möglichkeiten durchdebattiert, die einerseits minimalen Ekel und andererseits höchtmöglichen Repsekt gegenüber dem Blute garantierten.
"Aber was hast du denn gemacht?" wurde Father X schließlich gefragt.
"Was wohl! Ich nahm den Kelch, ging zum verheirateten Diakon, drückte ihm den Kelch in die Hand und sagte: 'Trink!'"
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* Vorerst soll der gute Father noch anonym bleiben. Er scheint eine nicht uninteressante und sehr vielversprechende Zukunft vor sich zu haben, und da soll so ein am römsten-Beitrag kein Stein auf dem Wege werden.
1 day ago
18 comments:
Hahahaha! Wie cool!
So weit ich weiß, hat Papst Pius V, als er die tridentinischen Rubriken ausarbeiten ließ, für diesen Fall festgelegt, dass der Priester die Spinne (die es in diesem Beispielfall war) unverzüglich in der Sakristei zu verbrennen habe.
Aber diese Idee ...
... ähm, verlangt eine hohe Opferbereitschaft, die X selbst nicht bereit ist, zu bringen ;)
Nun, Father X. scheint nicht die für diesen Fall im Missale Romanum des Alten Ritus angegebenen Vorgangsweise zu kennen (die sicher auch in Novus Ordo-Messen anwendbar und ratsam ist):
"5. Si musca, vel aranea, vel aliquid aliud ceciderit in calicem ante Consecrationem, proiciat vinum in locum decentem, et aliud ponat in calice, misceat parum aquae, offerat, ut supra, et prosequatur Missam: si post Consecrationem ceciderit musca aut aliquid eiusmodi, extrahat eam, et lavet cum vino, finita Missa comburat, et combustio ac lotio huiusmodi in sacrarium proiciatur." (v.: "DE DEFECTIBUS
IN CELEBRATIONE MISSÆ OCCURRENTIBUS
X - De defectibus in ministerio ipso occurrentibus")
Satt dessen bringt er den armen Diakon zum Ekeln, was er, schätze ich mal, nicht getan hätte, wäre dieser kein verheirateter gewesen. Ts, ts, ts ...
PS: im heiteren Gespräch mit einem FSSP-Pater, in dem dieser eine überaus lästige, ihn erzürnende Dame der Gemeinde als für die zur Zelebration der Messe nötige Andacht gefahrvoll (cf. "De defectibus dispositions animae") bezeichnete, erlaubte ich mir Ihn auf die obige Bestimmung hinzuweisen und als Lösungspfad die Verbrennung der Dame mit anschließender Deponierung der mit Wasser vermischten Asche im Sakrarium vorzuschlagen. Der Vorschlag gefiel, es unterblieb allerdings infolge des natürlichen Hingangs der Person allerdings die Ausführung. vielleicht hat der Pater auch nur hinreichend überzeugende Bittgebete an GOtt gerichtet ... ;-)
Okay, also die Fliege müsste verbrannt und die Asche dann entsprechend entsorgt werden. Aber wie holt man die da raus, ohne die Sache noch schlimmer zu machen? Und wenn sie draußen ist, dann trinken?Rein theoretisches Interesse.
Von größerer praktischer Relevanz: bei einer Messe, die draußen stattfand (ich glaub, Fronleichnam, jedenfalls draußen und extrem viele Leute)lag nach der Kommunion der Leib des Herrn auf dem Boden (das war so eindrückliches Beispiel dafür, wieso Mundkommunion eine gute Sache ist...). Sonst hats keiner gesehen oder sehen wollen, und ein paar Minuten später wären vermutlich Leute draufgetreten, also hat ein Freund von mir, der als erster aus der Schreckstarre erwacht ist, geschaut ob er in der Nähe einen Priester sieht-negativ, und hat dann die am Boden liegende Hostie vorsichtig aufgehoben, in ein sauberes Stofftaschentuch gewickelt, eingesteckt und schnellstmöglich einem Priester gegeben, was aber erst ne Weile später möglich war. Was der Priester dann mit den Leib des Herren und dem Taschentuch gemacht hat, weiß ich nicht.
Wie wäre in einem solchen Fall das korrekte Vorgehen gewesen? Wie gesagt, Priester war nicht greifbar.
@ aikaterina: Nun, die kirchliche Praxis der Handkommunion deutet darauf hin, daß ein Berührungsverbot für Laien nicht (mehr) besteht. Und selbst wenn: Wegen der Verunehrungsgefahr tritt in dem von Dir beschriebenen Fall das Berührungsverbot außer Kraft. Somit war es schon mal kein Problem, die Hostie aufzunehmen. Und wenn es kein Berührungsverbot (mehr) gibt (und kein Priester auffindbar ist), dann sollte man lieber kommunizieren, als die Hostie dem Risiko weiterer Verunehrung auszusetzen.
Grundsätzlich ist es aber immer vorzuziehen, einen Priester auf die Sachlage aufmerksam zu machen.
Wenn die Hostie kontaminiert war (und das ist sicherheitshalber anzunehmen — was weiß man, was an der Stelle schon alles gelegen war), dann: verbrennen und ab ins Sakrarium.
Bei Nichtkontaminierung: Sumierung der Hostie.
Stimmt!
Ich bin optimistischerweise von einer nicht-kontaminierten Hostie ausgegangen.
Danke übrigens für das Missale-Zitat!
@aikaterina 5:51 : Soweit ich das verstehe: Ja, dann trinken. Rausholen, und dann auch mit dem Blut, das mitkommt, verbrennen.
Frage: Wo gibt es eigentlich noch Sakrarien?
Hab da mal 'ne Frage: "Wenn die Hostie kontaminiert war, dann: verbrennen", schrieb LePenseur.
Nun glaube ich an die Realpräsenz. Verbrennen wir dann Christus, oder welche theologische Erklärung gibt's dafür? *ehrlich interessiert bin*
Die Frage, wo es noch Sakrarien gibt, wäre meine nächste gewesen... ;-)
Die mir bekannte Vorgehensweise ist ein Auflösen der Hostie in Wasser, bis sie nicht mehr die Gestalt von Brot hat bzw. die Integrität der Materie nicht mehr existiert. Dann wird die Flüssigkeit ins Sakrarium gegossen (Wir haben noch eines in der Sakristei). Wenn kein Sakrarium vorhanden ist, soll die Flüssigkeit dort in die Erde gegossen werden, wo niemand drüberlaufen wird.
Zur ursprünglichen Fliege weise ich auf die Vorgehensweise von Konrad von Konstanz hin:
http://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_von_Konstanz
...jetzt würde mich die Fortsetzung der Begebenheit aber interessieren...:):)
Ein wenig OT aber: Mir ist am Sonntag eine Hostie auf den Boden gefallen - ab und zu bittet mich unser Gemeindepfarrer, als "eucharistischer Helfer" einzuspringen - ich habe diese ohne nachzudenken schnell aufgehoben und zu mir genommen. War das richtig? Gemerkt hat es der Pfarrer nicht, und meinen Beichtvater sehe ich erst am kommenden Wochenende wieder...
Ach ja: Beim Verteilen fällt mir immer wieder auf, dass manche derer, die in die Hand empfangen (in Australien 90% schätze ich), ohne Ehrerbietung die Pratzen hinstrecken, seltener sogar erst einen Schritt oder zwei zur Seite machen, bevor sie den Leib Christi zu sich nehmen. Das stört mich ehrlich gesagt fast noch mehr.
Einfachere Lösung: Die Gefahr, dass eine Hostie auf den Boden fällt, kann man auch minimieren, indem man eine Patene verwendet - die nach den Anweisungen aus Rom für notwendig erachtet wird. Auch bei der Handkommunion, aber das vergessen fast alle.
Also, da vermutlich kontaminiert, weil leicht matschiger Boden mitten in der Innenstadt, war nicht kommunizieren richtig, und da unmittelbar kein Priester da war und die Zeit nicht reichte, einen zu holen, bis die Massen losgetrampelt wären, war die Variante "in sauberes Taschentuch packen und samt sauberem Taschentuch einem Priester geben" ok?
Wobei ich nicht so wahnsinnig pingelig bin, also wenn ich gewusst hätte, daß man in dem Fall einfach kommunizieren darf, auch wenns dann das zweite Mal in der Messe ist (hatte ich jedenfalls so verstanden), würd ich das in Zukunft so machen.
@Paul, Zweiter Absatz:
So weit ich das verstehe dient das dazu, vor dem Kreuz, Altar, Tabernakel etc. zu kommunizieren.
Ad aikatharina 12:13, letzter Absatz:
Bin genau Deiner Meinung. Vom pöhßen, pöhßen (danke, WsK) Kirchenrecht her darfst Du meines Wissens an jedem Tag bis zu zweimal kommunizieren.
Zwetschgerich
Re: "Verbrennung" der Hostie:
Nur damit da keine Mißverständnisse aufkommen: Selbstverständlich darf eine konsekrierte Hostie - der Leib des Herrn - niemals verbrannt werden! Die richtige Vorgehensweise ist die von Alipius beschriebene: In Wasser - vermischt mit Wein auflösen lassen. Das kommt aber - da müßte man nochmal in Moraltheologiehnadbüchern oder Rubrizistiken nachlesen - nur in Betracht, wenn die Hostie wirklich nicht mehr sumierbar ist.
Anonsten ist im Fall, daß eine konsekrierte Hostie in der Messe zu Boden fällt, ist de defectibus X, 15 zu befolgen: die Hostie wird ehrfürchtig aufgehoben und dann "normal" weiterausgeteilt. Auf die Stelle, auf die sie gefallen war, wird ein wenig Wasser gegossen, das dann mit dem Purifikatorium abgetrocknet wird. (Das Purifikatorium wird dann normal weiterbenutzt; das Wasser beim Waschen wird ja sowieso - hoffentlich - ins Sakrarium gegossen). Wenn das nicht gleich geschehen kann, soll (wenn ich mich recht entsinne) die Stelle zunächst durch ein Prurifkatorium markiert werden, damit dort niemand hintritt (das muß sichergestellt sein), und die Ablution dann nach der Messe geschehen.
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