Wednesday, November 18, 2009

Nachtrag zum N'C'R

Der National 'Catholic' Reporter berichtete vorgestern von der Ansprache, die Papst Benedikt XVI. auf dem Welternährungsgipfel in Rom hielt. Der Heilige Vater empfahl ein Ende von Verschwendung und Überfluß in der Ernährung, angesichts des Hungers in der Welt.

Die Reaktionen fielen so aus, wie ich es beim N'C'R erwartet hatte:
    "Findet noch jemand es witzig, daß der Papst ein Ende der Verschwendung verlangt?"

    "Der Papst lebt in einem Palast, die Kardinäle in Villen!"

    "Der Papst trägt Prada!"

    "Der Papst soll alles verkaufen und das Geld den Armen geben!"
Und so weiter, und so fort. Fairerweise muß gesagt werden, daß sich auch Stimmen einschalten, die den Heiligen Vater verteidigen. Doch leider tun sie dies, indem sie Fakten aufzählen und Logik anwenden. Aber das kommt bei Leuten, die nur ihre moralische Überlegenheit herumparadieren wollen, natürlich nicht gut an.

Ich bin ja nun wirklich kein großer Freund von Martin Luther. Gebe ich gerne und offen zu. Aber wenn ich den lese, dann spüre ich (trotz der manchmal durchscheinenden Psychopathie und den Wiedersprüchen) immer, daß hier ein Mensch aus seinem Inneren spricht und etwas mitteilt, was genuin auf seinem Mist gewachsen ist, was ihn lange beschäftigt hat und ihn letztlich platzen ließ. Das die Folge dieses Platzens dann letztlich zur Spaltung der Kirche führte ist eine Katastrophe und eine Sünde, für die sich bedeutend mehr Leute als Luther in bedeutend höherem Grade als er werden verantworten müssen (bzw. schon verantworten mußten).

Wenn ich diese Nölnasen vom N'C'R lese, dann habe ich aber auch nicht für den Bruchteil einer Sekunde den Eindruck, daß hier etwas anderes passiert, als plumpe Reproduktion banalster Vor- und Fehlurteile, die man irgendwo zwischen Dan-Brown-Roman, Womenpriests now! und authentischer Konzilsinterpretation aufgeschnappt hat. Leider führen auch diese Urteile zur Kirchenspaltung. Es spaltet sich nämlich in seinem Inneren ein jeder dieser Kommentarschreiber Stück für Stück immer weiter von der Kirche ab. Bis er dann eines Tages endlich seine persönliche, gültige, moralisch sichere, politisch korrekte Interpretation von "Katholizismus" gefunden hat. Diese Leute behaupten, für die Kirche nur das Beste zu wollen. Leider lassen ihre Prioritäten dabei nicht zu, daß sie auch einmal darüber nachdenken, was eigentlich für sie persönlich das Beste ist. Denn in dem Dschungel von Gefühlen, Meinungen, Urteilen sieht man die Hand vor Augen nicht und merkt daher auch kaum, wie sehr man sich selbst erhöht. Wenn dann der Kopf durch die Baumkronen bricht und das große Schwindelgefühl einsetzt, dann ist es meistens schon zu spät. Wenn dann nicht in letzter Sekunde der Hochmut zur Demut wird und eine Sinnesänderung stattfindet, dann kann man nur noch versuchen, während des Sturzes möglichst viele Andere mitzureißen, damit man nicht so blamabel alleine ist.

3 comments:

Anonymous said...

Nicht die materielle Armut ist die Geisel einer Epoche, in der große Hungerkathoststrophen der Vergangenheit angehören. Es ist die geistige Armut die den Fortbestand des menschlichen Geschlechtes viel ernster bedroht als jede vergangene, gegenwärtige oder künftige Klimakatastrophe.

Anonymous said...

Kirchenrechtlich steht es ja den Bischöfen zu, zu entscheiden, ob sich eine Gruppe oder Institution "katholisch" nennen darf oder nicht. Sollte es tatsächlich einmal so weit kommen, daß der für "NCR" zuständige Bischof feststellt "catholic - not", dann kann der Blog ja bei seiner Abkürzung bleiben; das c muß dann halt statt für "catholic" für etwas anderes stehen - etwa "constipated". Und seit Umberto Ecos "Foucaultschem Pendel" wissen wir ja, was man dagegen tut: "Ma gavte la nata!"

Zwetschgerich

Laurentius Rhenanius said...

Die Wurzeln jener Form des Protestantismus, der sich auch in unserer geliebten Una Sancta bahnbricht sind Besserwisserei, Engherzigkeit und Hochmut verbunden mit Ungeduld, gefährlichem Halbwissen, und mangelnder Selbstkritik bei maximaler Egozentrierung.
Das ist dem Rheinländer an und für sich alles nicht fremd. Er weiß zwar auch alles besser, obwohl er von nix ne Ahnung hat, aber er ist weit- und häufig auch weichherzig, gesellig, feiert gerne, egal was, Hauptsache der Zoch kütt. Deswegen ist der Rheinländer in der Regel auch katholisch. Diese Form des Protestantismus ist dem einfach zu anstrengend.
Wunderbar!