Ich nehme ihn noch einmal auf, um eine Frage zu stellen. Badde schreibt:
- Vielleicht ist es deshalb ja ein Ausweis himmlischen Humors, dass die Kardinäle ausgerechnet ihn gewählt haben, um das Schiff der Kirche durch die ersten Stürme der digitalen Revolution zu steuern, durch Gefährdungen, von denen sich vor ihm kein Papst einen Begriff machen konnte. Ihm ist jedenfalls zugefallen, mit dem Bleistift in der Hand der erste Papst im Zeitalter einer sich überschlagenden Beschleunigung zu werden - wo man jetzt schon jede Abtei vergessen kann, in deren Klosterzellen ein Internetanschluss gestattet ist. Da geht vor unseren Augen eine 1500-jährige Kultur zu Ende. Mit solchen Brüchen, aber auch allem Versagen, aller Sünde und allen Verbrechen innerhalb der Kirche ist er vertraut wie kaum ein Zweiter.
Ist die Kultur, die zu Ende geht, nur ein Schreiben mit Bleistift, oder ist es eine Kultur, in welcher Männer, denen die Zeit und der Geist gegeben ist, die Möglichkeit nutzen, mit den ihnen in ihrer Zeit zur Verfügung stehenden Mitteln Wissenswertes unters Volk zu bringen und für Christus, seine Kirche, ihre Hirten und ihr Volk ins (digitale) Feld zu ziehen?
Was meint Ihr?
7 comments:
Für Ordensleute, die in Klausur leben gilt mMn: Ein Internet in der Zelle untergräbt den Gedanken der Klausur. Wenn die ganze Welt nur einen Mausklick entfernt ist, so ist die Klausur meines Erachtens nicht sinnvoll zu leben. Für pastoral und missionarisch tätige Orden gelten andere Regeln als bei Benediktinern oder Kartäusern.
ich denke, Badde meint nicht, dass Internet grundsätzlich schlecht ist, sondern, dass es in den Zellen für Ablenkung sorgt, die da da nicht sein soll, besonders bei monastischen Orden, denke ich mal.
So ähnlich hat man schon über Radio und Fernsehen geklagt. Das kann man alles für die Mission benutzen.
Das Internet bietet die Möglichkeit Kultur zu verlieren als auch die Möglichkeit Kultur zu verteidigen.
Das bloße Vorhandenseins eines Zugangs in der Zelle wird einen Mönch nicht per se in die Verdammnis bringen, oder das Fehlen per se ihm das Himmelreich bescheren.
Dazu sind andere Faktoren und Begleitumstände die da sind oder Fehlen notwendig.
Eine vergleichbare Diskussion gibt es seit Jahren in den USA und anderswo über den Zugang von Kindern zum Internet und die Pflichten der Erziehungsberechtigten das Verhalten der Kinder und Jugendlichen zu beaufsichtigen.
Praktisches Ergebnis ist doch meist, daß der Sohn/die Tochter gerufen wird, wenn es dem Elter nicht gelingt, das Zensurprogramm zu deaktivieren, wenn sie selbst surfen wollen, und der Sproß dann den Rechner "erwachsenentauglich" macht. War doch bei der Programmierung des Videorekorders oder des Receivers nicht anders.
Im Kloster kommt es darauf an, ob man nebeneinander herlebt, ohne zu merken, wie sich der Mitbruder entwickelt, oder ob man kritische Entwicklungen auch in einem brüderlich, fürsorglichen Gespräch thematisieren kann. Da kommt es auf die Situation in der Gemeinschaft insgesamt an und auf den Willen der Leitung bestimmte Entwicklungen zu bremsen oder andere Dinge zu fördern.
Oder liege ich da falsch, lieber Alipius?
Ich kann mir schon vorstellen, daß das Internet (wie auch viele andere moderne Kommunikationsmittel) dem kontemplativen Leben abträglich sein kann, wenn man zuläßt, das es die Klausur über Klostermauern hinweg aufhebt. Nun kann ich, was das mönchische Leben angeht, nicht aus eigener Erfahrung sprechen und bin sehr gespannt, was andere zu diesem Thema zu sagen haben. Mir persönlich würde es aber sicher nicht schlecht anstehen, mehr zu beten und weniger zu surfen.
Danke für das Feedback, Leute!
Klar: Ich habe bei der ganzen Geschichte natürlich nicht über den Tellerrand geschaut und nicht an die Orden mit strengerer Klausur gedacht.
Marcus (der mit dem C), hat recht: It's not the weapon, it's the man who wields it!
Bei uns im Stift gibt's auch erst Internet-Zugang, wenn man ewige Profeß und Weihe hat (Kanoniker, die noch nicht geweiht sind, können einen Anschluß beantragen, wenn sie z.B. noch an einer längeren Arbeit für die Uni sitzen, die viel Online-Recherche verlangt, so wie bei mir im Moment).
Ja, also, wenn ich mir überlege, daß Badde eher an die Klausur-Mönche dachte, die plötzlich in ihren Zellen die ganze Welt auf dem Bildschirm haben, dann muß ich ihm natürlich Recht geben.
Paul Badde hat in seinem journalistischen Schaffen soviel Gutes und Großartiges geleistet, dass man diese kleine Verhedderung nicht überbewerten sollte. Benedikt selbst! hält die Nutzung des Internets für notwendig. Wie anders könnte man auch die Reisen unseres lieben, wunderbaren Papstes komplett verfolgen als über den Livestraem auf der Vatican-Homepage oder auf K-TV, das ich anders nicht empfangen kann (übrigens ein dreifach Vivat auf die Malteser, die ihm einen absolut sensationellen Empfang bereiteten). Mit einem Wort, lieber Herr Alipius: WEITER SO! Und herzlichsten Dank für dein großes Engagement.
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