Friday, April 16, 2010

Ach, Herr Bischof!

Jetzt schließt der Augsburger Bischof Walter Mixa Ohrfeigen nicht mehr aus (siehe z.B. hier). Zwar versteht er Ohrfeigen nicht als körperliche Gewalt (etwas gewagt, aber sei's drum) und verwehrt sich weiterhin gegen Vorwürfe schwerer körperlicher Züchtigung. Aber das wird nun wohl auch nicht mehr viel bringen.

Ich versteh's nicht so recht. Mixa wird ja oft eine gewisse Kirchenfürstlichkeit nachgesagt.

"Kirchenfürst"...

Das ist so ein Begriff, bei dem mein barockverseuchtes Herz selbstverständlich höher schlägt. Aber nicht, weil es dann in pontifikalsten Bildern von prunkvollen Gewändern, schimmernden Juwelen und aus noblen Kutschen heraussegnenden, rotwangigen, dicken Herren schwelgt (also zumindest nicht ausschließlich), sondern auch, weil es die Gesamtpackung vor Augen hat: Einen Bischof, dem die Menschen automatisch mit Respekt begegnen, weil er eine gesunde Autorität ausstrahlt UND weil er sich seiner Verantwortung für die Schäfchen einerseits und den guten Ruf der Kirche andererseits bewußt ist und daher nicht zögern wird, Fehler - ja sogar Sünden - zur rechten Zeit einzugestehen, wenn die Umstände es verlangen.

Chance vertan, würde ich sagen. Aber erstmal abwarten, wie's weitergeht...

5 comments:

Anonymous said...

Da kann ich nur sagen: So ein Vollpfosten.

Anonymous said...

Worüber wird hier eigentlich diskutiert?
Darüber, ob ein heutiger Bischof vor zwanzig Jahren einer 14jähren Göre, die er beim Rauchen erwischt hast, eine gescheuert hat?
Darüber, daß er sich heute nicht mehr daran erinnert?

Sicher hätte Bischof Mixa die Sache von Anfang an offensiver angehen sollen, denn niemand kann sich an Banalitäten erinnern, die vor Urzeiten passiert sind. Aber was soll's? Heute kriegen die Gören, die mit 14 rauchen keine Watschen mehr, dafür rauchen sie mit zwölf und werden mit 16 schwanger. Vier Wochen später bringen sie dann in einer Abtreibungsklinik ihr ersten Kind um.
Das ist dann schon ein ganz anderes Kaliber.

Der Herr Alipius said...

@ Arminius: Es wird über genau das diskutiert, was Du selbst problematisch siehst: Daß Bischof Mixa anfangs gemauert hat. Alles andere (Alter der Göre, warum sie eine geschmiert bekam, was 12- und 16-Jährige heute machen) befindet sich außerhalb dieser Kategorie.

Anonymous said...

Hey, ich war im evangelischen Kindergarten und habe von einer resoluten Diakonisse mehr als einmal ein paar (heftige) Klapse auf den Hintern bekommen. Darf ich jetzt auch "Mißbrauch" rufen? Eine meiner LehrerInnen, überzeugte super-links-68erin hat mir mal mit meinem Geschichtsbuch eine gescheuert, nachdem ich konzentrationsmäßig etwas abwesend war und ihre Aufgabenanweisung nicht mitbekommen hatte. Und im Technik-Unterricht habe ich mal eine Holzleiste übern Hosenboden bekommen, warum weiß ich nicht mehr.

Ein Wunder, dass ich noch halbwegs normal bin bei so viel Mißbrauch.

Sorry, aber Mixa war in jener Zeit nicht der einzige, der Watschen verteilt hat. Von daher hätte er es auch gerne gleich zugeben können...

Lumen Cordium said...

Ich würde erst mal abwarten.

Außerdem gibt es da noch einen Aspekt: wenn man erst mal in diese Mühlen hineingeraten ist - und das ist Bischof Mixa diesmal mehr als je zuvor - dann wirkt sich die falsche Beratung so massiv aus, dass sogar Mixa-Fans ihre Taschen packen.

Also Obacht geben. Was ist Wahrheit und welches Verhältnis liegt dem Ganzen zu Grunde...