- Unter dem Druck des Missbrauchsskandals bekennt sich die katholische Kirche neuerdings lautstark dazu, dass der Staat für die Aufklärung von Straftaten zuständig ist. Um dem Verdacht entgegenzutreten, Übergriffe könnten innerkirchlich vertuscht werden, stellt der Vatikan immer wieder klar: Bei der Aufarbeitung des Skandals soll weltliches Recht strikt beachtet, sollen Staatsanwaltschaften eingeschaltet werden.
Doch für Kinder, die im Vatikan selbst leben, ist das eigentlich keine beruhigende Nachricht. Der Vatikanstaat hat nämlich das niedrigste Schutzalter für Kinder in ganz Europa. Es liegt bei zwölf Jahren, in Deutschland dagegen bei 14 Jahren, in der Schweiz sogar bei 16 Jahren.
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Grund ist ein juristisches Überbleibsel aus dem 19. Jahrhundert. Damals lag im italienischen Strafrecht die Altersgrenze für Sex bei zwölf Jahren.
Einige Rechtsgelehrte vertreten die Ansicht, dass es sich nur um eine Kuriosität ohne Bedeutung für die Praxis handelt: Es gibt zwar Kinder im Vatikan, denn dort leben nicht nur Geistliche, sondern auch Familien von Vatikanangestellten oder Offizieren der Schweizergarde. Aber es dürften sehr wenige sein, der kleinste Staat der Welt hat insgesamt nur knapp 1000 Einwohner. Es ist nicht bekannt, ob die einschlägigen Strafartikel 331 und 333 des Codice Penale überhaupt schon einmal in einem vatikanischen Fall angewendet wurden.
Doch Kritiker bezweifeln, dass die Sonderregelung wirklich nur aus Unachtsamkeit oder Gleichgültigkeit beibehalten wird. Juristen wie der Wiener Professor Manfred Nowak gehen davon aus, dass die katholische Kirche das Schutzalter bewusst niedrig gewählt hat.
Nowak verweist auf Malta und Spanien. Malta hat als einziges europäisches Land ein ebenso niedriges Schutzalter wie der Vatikan. Spanien hatte noch bis vor sieben Jahren die gleiche Regelung, mittlerweile wurde die Altersgrenze auf 13 Jahre erhöht. Kein Land in Europa ist so stark katholisch geprägt wie Malta und Spanien – und der Vatikan.
3 comments:
Ich schrieb der "Welt" schon gestern ein email wegen dieses Artikels :
"Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich schreibe Ihnen aus Spanien.Nehmen Sie bitte die folgenden Bemerkungen nicht persönlich.
Es gab eine Zeit,als ich mich täglich in das Auto setzte,um die Ausgabe der Welt zu kaufen.
Dann ,man konnte es nicht nicht mehr leugnen ,wurde das Blatt immer banaler,und oft genug nur Boulevard.Ein gutes Beispiel ist der lächerliche Artikel "Vatikan erlaubt Sex mit Kindern ab zwölf Jahren".Wie im Artikel nach widerlicher Spannungserregung selbst gesagt wurde,wurde das italienische Strafrecht in toto übernommen.
Sie scheinen,und das ist wirklich bedauerlich,an einem gewissen Boulevardpublikum mehr Interesse zu haben,als an Ihren früheren Lesern,die noch die Fähigkeit hatten,die Hohlheit diese Berichtes zu durchschauen"
Mein email,hätte ich mehr Zeit gehabt,hätte noch viel schärfer uausführlicher ausfallen müssen.
Das übertrifft vieles, was ich in den letzten Wochen an Schäbigen über die ganze Geschichte gelesen habe. Da bekommt man ein Gespär dafpr, was Fremdschämen heißt...
Na klar.
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