Die Süddeutsche hat's mal wieder ganz schnell und als Erste kapiert:
Aygül Özkan, CDU, die erste Ministerin mit Migrationshintergrund sagt, daß die Türkei eine EU-Beitrittsperspektive brauche und daß Kruzifixe in Schulen genauso wenig zu suchen hätten wie Kopftücher auf dem Haupt von Lehrerinnen. Das finden einige Parteikollegen nicht so witzig (also das mit dem Kruzifix) und sie bitten Özkan, sich zu überlegen, ob sie in der richtigen Partei sei oder wenigstens das Parteiprogramm zu lesen, bevor sie sich äußert.
Und für dieses unentschuldbare Verhalten der Christ-Demokraten gibt es natürlich nur eine Erklärung, wie die SZ enthüllt: Eine Frau mit Migrationshintergrund hat etwas gesagt. Und das geht für die christlichen Betonköpfe aus drei Gründen überhaupt nicht: Erstens Frau, zweitens Migrationshintergrund und drittens nicht die Klappe gehalten.
Hier mal ein paar Textfetzen, damit die Stimmung des Artikels ein wenig mitschwingt:
- Wenn Frau Özkan aber sagt, was sie von Kreuzen in Klassenzimmern hält, zeigt die Partei ihr wahres Gesicht [Das alleine ist schon preisverdächtig: 'Waaaaaaaas? Die Christdemokratische Partei verteidigt das Kruzifix im Klassenzimmer? Diese Wölfe im Schafspelz!']
Keiner konnte ahnen, dass die 38-jährige Aygül Özkan einen eigenen Kopf hat, den sie dummerweise auch noch einschaltet [Wenn nur das Äußern einer Meinung jemanden schon auf das Piedestal des Denkers hievt, wo sind die Statuen für Bischof Mixa?].
Özkans Fehler: Sie hat ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen [Ja. Das ist's. Nicht's anderes. Denn in der CDU darf niemand seine Meinung äußern. Oh, halt! Ist vielleicht doch eher der Inhalt Schuld als der Akt der Meinungsäußerung selbst? ...].
So viel eigene Meinung war wohl nicht abgesprochen [... Nee, offensichtlich nicht. Scheint so, als lege das Parteiprogramm nur fest, wieviel eigene Meinung erlaubt ist und nicht, welche Punkte die Partei vertritt].
Eine Partei der Integration ist die CDU nur für die Schaufenster. Andere Parteien mögen noch keine hohen Staatsämter mit Migranten besetzt haben. Inhaltlich weiter als die CDU sind sie allemal. Der Dank gilt Aygül Özkan. Dafür, dass sie geholfen hat, dies so wunderbar offenzulegen [Inhaltlich weiter? Warum grade inhatlich? 'Komm, wir schreiben das jetzt mal nur so ins Parteiprogramm, aber wenn Gefahr droht, daß die Vierte Gewalt uns mit Bambiaugen und Krokodilstränen in eine Ecke drängen will, die nicht politisch korrekt genug ist, dann tun wir einfach so, als stünde es da nicht'. Ja, super! Von solchen Parteien will ich bittebittebitte vertreten werden...].
P.S.: Auf der verlinkten SZ-Seite gibt's einen Link zu einer Abstimmung: "Sollen Kruzifixe in Klassenzimmern verboten werden?". Es steht momentan 64% für "Ja!"...
4 comments:
Eine Christdemokratische Ministerin, die sich gegen Kruzifixe ausspricht, ist wie ein Priester, der sich ...
... beim SPD-Wählen erwischen läßt.
Kleiner Text zum Hintergrund:
http://tinyurl.com/3yf8fqs
LG, Josef Bordat
@ Josef Bordat: Sehr guter Text, Danke!
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