Und dann war da diese seltsame Geschichte in der Süddeutschen vom 22. Dezember 2009: Ihr erinnert Euch vielleicht an Michael Sell, den katholischen Pfarrer von Hammelburg in der Diözese Würzburg. Der bändelte irgendwann mit einer Frau an, diese wurde schwanger, ein Bub kam zur Welt und Sell wurde suspendiert. Und weil seine Gemeinde ihn natürlich ganz prima fand und wegen seinem Weggang ganz zerschmettert war, und weil er dazu ja noch im Namen von 20 bis 30 katholischen Priestern spricht, die der Kirche jährlich aus dem gleichen Grund abhanden kommen, ging er an die Öffentlichkeit. Der Bericht in der SZ fährt fort:
- In den Häusern der kleinen Stadt Hammelburg trifft man jetzt Menschen, die stolz darauf sind, aus der Kirche ausgetreten zu sein. Sie bewahren Nachrichten auf Ihren Anrufbeantwortern, in denen sie von anderen Katholiken für diesen Schritt gelobt werden.
Zwei Gedanken von Sell werden auch noch angesprochen. Über das Priesteramt:
- An diesem Beruf hat er nie gezweifelt, er hat nur irgendwann nicht mehr eingesehen, daß er Ehe und Familie predigen soll, aber selbst das alles nicht haben darf.
- Er hatte dann ein seltsames Erlebnis. Er sollte einem Ehepaar Rat geben, das sich trennen wollte. Die Frau sagte zu ihm: "Du weißt ja selbst gut genug, daß das Single-Leben besser ist." Und er dachte, wie furchtbar ist das denn, wenn ich den Leuten hier als Vorbild dafür diene, allein sein zu wollen.
Sell ist schwach geworden und als Priester gefallen. Ich kann, darf und will ihm nicht die Fähigkeit absprechen, ein grandioser Familienvater zu werden, der eines Tages im Kreis von 12 Enkeln zufrieden auf sein Leben zurückblickt. Das macht die Geschichte aus der Perspektive des Priesterverlustes nicht besser, aber immerhin. Aber ich kriege Krämpfe, wenn ich diese Zölibatsbrecher-Groupies höre und sehe, die vor der Hammelburger Kirche die Übertragungswagen belagern und sich quasi um die Mikrophone balgen, weil natürlich jeder etwas zum Thema Zölibat zu sagen hat. Das erinnert mich spontan immer an die ganzen Leute, die mir direkt oder durch die Blume nicht nur die Fähigkeit, sondern gleich das Recht absprechen, etwas über Familie oder Sexualität zu sagen, weil ich damit ja nix zu tun habe. Diese Leute hätten sicherlich auch vor der Hammelburger Kirche gestanden und ebenso sicher nicht die geringsten Probleme oder Skrupel gehabt, zum Zölibat eine Meinung zu äußern, bevor sie dann stolz aus der Kirche ausgetreten wären.
Niemand läßt sich zum Priester der Katholischen Kirche weihen, ohne über die Bedingungen informiert zu sein. Wer nach der Weihe den Zölibat bricht, der ist sicherlich selbst ein wenig gebrochen und sollte nicht mit Häme oder pharisäerhaftem Hochmut abgekanzelt werden. Aber er sollte auch nicht zu einem hippen Revoluzzer hochgeheult werden, der der Kirche den Weg in die Zukunft weist.
Ich möchte nur ein einziges Mal erleben, daß die Medien einer Gemeinde Aufmerksamkeit schenken, die um einen verstorbenen Priester weint, der sein Leben lang seinen Gelübden, sich selbst und Gott treu geblieben ist.
1 comment:
oh ja. Wohl wahr.
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