Turin, 11. April 1997, kurz vor Mitternacht: Francesco Barbero, Priester an der Kathedrale von Turin, meldet bei der Feuerwehr einen Brand in der Guarini-Kappelle. Die Feuerwehr reagiert schnell. Ein Brandbekämpfer, Mario Trematore, schnappt sich einen Vorschlaghammer und rennt hinein, um das Garbtuch zu retten. Dieses wurde in dieser Nacht nicht an seinem angestammten Platz in der Kappelle aufbewahrt (was wohl zu seiner Vernichtung geführt hätte), sondern an einem anderen Platz in der Kathedrale, versiegelt in einer Silbertruhe hinter 4 cm dickem Panzerglas.
Trematore leistet die Vorarbeit und hämmert so lange auf das Glas ein, bis es Risse zeigt und erste Spliter fliegen. Nachrückende Feuerwehrmänner erledigen mit dick behandschuhten Händen den Rest. Zwar bestand um das Grabtuch herum keine direkte Gefahr durch Feuer, aber wie man an dem Bild sehen kann, begann es bereits Glas und vor allem Gestein aus der Kuppel zu regenen. Um 1:36 wurde die Silbertruhe unter dem Applaus der herbeigeilten Turiner aus der Kathedrale getragen. Die Feuerwehr bekam den Brand gegen 4:30 unter Kontrolle.
Erste Bestandsaufnahmen ergaben später, daß nicht nur die Kathedrale großen Schaden erlitten hatte, sondern daß auch im angrenzenden Königspalast das Feuer unter antiken Möbeln und Kunstgegenständen gewütet und immensen Schaden angerichtet hatte.
Auf seine Coolness und Tapferkeit angesprochen sagte Trematore später: "Kugelsicheres Glas kann Kugeln aufhalten, aber nicht die Kraft der Werte, welche die hinter ihm aufbewahrten Symbole vermittelt. Nur mit einem Hammer und unseren [zu diesem Zeitpunkt blutenden] Händen haben wir das Glas zerbrochen. Das ist außergewöhnlich!"
Und noch ein schönes Zitat wird überliefert: "Die Macht war im Tuch!"
Wer sich von dieser Macht selbst überzeugen will, der hat nun zum ersten Mal seit dem Jahr 2000 Gelegenheit, dies zu tun: Das Turiner Grabtuch wird vom 10. April bis zum 26. Mai in der Kathedrale von Turin wieder zu sehen sein.
2 days ago
No comments:
Post a Comment