Wednesday, February 03, 2010

Englands Atheisten machen mobil

Via kath.net:
    Atheisten in Großbritannien planen Protest gegen Papstbesuch

    Der Anlass: Benedikt XVI. hat ein geplantes britisches Gleichstellungsgesetz als Verstoß gegen das Naturrecht kritisiert.

    London (kath.net/KNA) Atheisten in Großbritannien haben zu Protesten gegen den geplanten Papstbesuch im September aufgerufen. Anlass ist die Kritik von Benedikt XVI. an einem geplanten britischen Gleichstellungsgesetz, in dem das Kirchenoberhaupt einen Verstoß gegen das Naturrecht sieht. Für einen Widerspruch will die Nationale Säkularistengesellschaft (NSS) laut britischen Medienberichten vom Dienstag unter anderem Lobby-Gruppen für Homosexuelle, kirchliche Missbrauchsopfer, Feministen und Abtreibungsbefürworter mobilisieren.

    NSS-Präsident Terry Sanderson beklagte den Berichten zufolge, dass britische Steuerzahler 20 Millionen Pfund (23 Millionen Euro) für einen Besuch zahlen sollten, bei dem der Papst «Diskriminierung fördern» werde. Der Erzbischof von Westminster, Vincent Nichols, verteidigte hingegen im Radiosender BBC das Recht das Papstes, seine «begründete Meinung» zu äußern.
Daß Atheisten gegen einen Papst-Besuch protestieren wollen, halte ich nicht unbedingt für unnormal oder verwerflich. Die Liste der Lobby-Gruppen liest sich allerdings ein wenig seltsam. Mit kirchlichen Mißbrauchsopfern sind sicherlich die Opfer von sich an Kindern vergehenden Priestern gemeint und nicht Mißbrauchsopfer, die der Kirche angehören. Daß diese mit der Art und Weise, wie die Kirche dieses Thema über lange Zeit hinweg behandelt hat, nicht zufrieden sind, ist klar. Daß sie daher protestierend wenn schon nicht beim Papst vorstellig werden, so doch wenigstens während des Papst-Besuches auf ihre Situation aufmerksam machen wollen, leuchtet auch ein. Aber warum glauben Atheisten, daß diese Opfer sich automatisch unter dem Sammelbegriff "Atheist" wiederfinden wollen (ein Frage, die sich auch bei den anderen aufgezählten Lobbygruppen stellt)?

Ist hier der unterstellte Gedankengang tatsächlich "Wenn die Kirche dies und jenes nicht erlaubt und dies und jenes nicht verhindert, dann gibt es keinen Gott?" Dann sind wir ja wieder beim alten Spielchen, wo man ebensogut sagen kann "Wenn die Kirche dies und jenes tut, dann gibt es einen Gott!" So ziemlich jedermann/frau dürfte erkennen, daß dies Humbug ist.

[Hier ließe sich natürlich auch ein Gedankenspiel machen: Wenn diese angeblichen Atheisten tatsächlich so funktionieren, dann scheint es ihnen ja eher um die Kirche als um Gott zu gehen. Die sich aufdrängende Frage: Machen diese Leute vielleicht von der uns von Gott geschenkten Fähigkeit, ihn zu erkennen, zuviel Gebrauch und sind daher eigentlich gar nicht so sehr von seiner Nicht-Existenz überzeugt sondern eher von ihrer eigenen Sündhaftigkeit, gegen die aktiv anzugehen ihnen aber der Mut oder der Glaube fehlt, weswegen sie dann lieber projizieren und sich die Rosinen aus dem Kuchen der (vermeintlichen) Kirchenskandale rauspicken um ihr Gewissen mit der guten, alten "Die Kirche ist aber so böse"-Nummer zu beruhigen?]

Natürlich sind die Menschen in der heutigen säkularisierten, alles relativierenden Welt leicht dazu zu verleiten, beim Atheisten-Protest mitzumachen. Mit geschickt gestreutem, antikirchlichen Code ("Diskriminierung fördern") wir die Fährte zur Atheisten Show-Bühne gelegt, und nicht Wenige werden angesichts der lauernden Öffentlichkeit und Medienpräsenz gerne mitwirken. Dieses Ködern, dieses Instrumentalisieren ist schäbig, aber es wird wirken. Der Papst kann nur - wie Erzbischof Nichols sagt - seine aus päpstlicher Sicht begründete Meinung dagegensetzen. Eine begründete Meinung allerdings riecht sehr nach Argumenten und Ratio und ist daher in einer Welt, in der Emotionen Trumpf sind, irgendwie unfair (Sagte ich bereits an anderer Stelle schon einmal. Werde ich künftig wahrscheinlich auch noch öfters sagen müssen).

Wenn man auch davon ausgehen darf, daß sich die Protestierenden in England nicht auf ein so niedriges Niveau wie "Ein Papamobil für die Themse" herablassen werden, so ist doch Vorsicht geboten: Einerseits werden die Atheisten mit ihren "Lobby-Gruppen" in den Monaten bis zum Papstbesuch sich nicht scheuen, sekündlich das Wort "Diskriminierung" in den Mund zu nehmen. Andererseits droht in England Christen, die im öffentlichen Dienst tätig sind, mittlerweile schon Entlassung, wenn sie einen Kreuzanhänger tragen.

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