Ich bin ein Fan von 30 Rock. Die Emmy- und Grammy- überhäufte Show scheint in Deutschland ein TV-Schattendasein irgendwo auf ZDFneo (Watt datt denn?) zu führen. Dies ist schade, denn 30 Rock gehört mit zum schrillsten und komischsten, was ich seit langem gesehen habe.
Die Serie spielt hinter den Kulissen der fiktiven NBC-Varieté-Sendung The Girlie Show. Produziert wird diese Sendung im General Electric Building (30 Rockefeller Plaza), woher sich der Name 30 Rock ableitet. Das Autorenteam wird von Liz Lemon (Tina Fey) geleitet, einer alleinstehenden Frau Mitte dreißig. Ihr neuer Vorgesetzter, Jack Donaghy (Alec Baldwin), versucht das Programm zu beeinflussen und engagiert unter anderem den extrovertierten Filmstar Tracy Jordan (Tracy Morgan), der zur neuen Hauptfigur der Sendung wird, welche fortan TGS with Tracy Jordan heißt. Das führt zu Reibungen mit dem "Girlie" Jenna Maroney (Jane Krakowski), dem bisherigen Solo-Star der Show. Hintergrundrauschen der Episoden bildet ein völlig durchgeknalltes Autorenteam (hier ist besonders Judah Friedlander als Frank Rossitano hervorzuheben), welches Chefin Liz das Leben regelmäßig mehr als schwer macht.
Das klingt alles ziemlich bieder und normal, aber wie das Ensemble die Stories umsetzt, das ist schon aller Ehren wert. Vor allem Alec Baldwin scheint hier die Rolle seines Lebens gefunden zu haben. Er spielt den konservativen, von Frauen umschwärmten aber doch nur das Unternehmen liebenden Geschätsmann so herrlich politisch unkorrekt, daß ich für 20 Minuten immer wieder vergesse, was für ein ultra-liberaler Hippie Baldwin eigentlich ist. Auch Jane Krakowski, die schon als Elaine eine der cooleren Gestalten bei Ally McBeal war, dreht hier nochmal richtig auf und spielt die rampenlicht-süchtige, ich-bezogene, paranoide Jenna so blond, daß ich mich regelmäßig abkringele.
Besonders schön sind die kleinen, liebevollen Details der Show. So futtert Liz, der Single mit Babywunsch, zum Beispiel für eine gewisse Zeit liebend gerne südamerikanische Cheese-Puffs mit dem Namen Sabor de Soledad (Geschmack der Einsamkeit), was natürlich irgendwie bittersüß ist und einem das Lachen im Hals stecken bleibn läßt. Aber es ist trotzdem großartig gefunden.
Es sei auch noch Jack McBrayer erwähnt, der Kenneth Parcell spielt, einen Schweinefarmer-Sohn aus Georgia, der nun bei NBC Page ist und für die verrückten Stars und deren Autoren streckenweise ziemlich abgefahrene Jobs zu erledigen hat. Kenneth' extremes Charismatiker-Christentum soll ihn wohl schon so ein wenig in die Dubele-Ecke schieben ("In der Schule war mein Lieblingsfach die Wissenschaften, vor allem das Alte Testament"). Allerdings ist Kenneth nicht nur der einzige Charakter in der Serie, der immer gut gelaunt, optimistisch und begeisterungsfähig ist. Er ist auch der Einzige, der immer ohne zu Murren seinen Job tut und bereit ist, für jeden Kollegen durch's Feuer zu gehen. Ich weiß nicht, ob die Macher der Serie das so beabsichtigt haben, aber der Jesus-Freak ist tatsächlich der Charakter mit dem Löwenanteil an "guten" Momenten, in denen er wahre Menschlichkeit demonstriert. Und wie McBrayer das naive Landei spielt, das ist ziemlich genial.
Naja, schade daß 30 Rock in Deutschland nicht den Durchbruch geschafft hat.
3 days ago
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