... wenn ich von Kindesmißbrauch durch katholische Priester höre oder lese (und auf fortes fide wurde ein ähnlicher Gedanke bereits angesprochen):
Abgesehen von dem Raubbau an den Kinderseelen und dem Schaden für den Ruf der Kirche und der Priester, stimmt mich dies furchtbar traurig: Ich mag Kinder! Ich mag Kinder vom Babyalter bis zum Rüpelalter. Kinder sind witzig, neugierig, niedlich, begeisterungsfähig, originell, frech, kumpelhaft. Man kann mit ihnen so schön normal, unverstellt und unverkrampft sein. Man kann vernünfig mit ihnen reden und wenn man es geschickt anstellt, dann merken sie, auch ohne daß man es ihnen sagt, wenn sie versuchen, zu sehr wie ein Erwachsener und zu wenig wie ein Kind zu sein. Kinder zeigen einem die Grenzen auf, wenn sie es übertreiben, denn man muß und wird sich immer wieder daran erinnern, daß man selbst einmal ein Kind war und auch ganz schön nerven konnte. Ich komme mit Kindern gut zurecht und Kinder kommen mit mir gut zurecht. Ich freue mich jetzt schon auf jede Arbeit mit Kindern, welche mein künftiges pastorales Gewusel umfaßt.
Aber: Wenn ich jetzt diese (bei Stanislaus gefundene) Karikatur aus der Süddeutschen sehe...
... oder mir Geschichten von befreundeten US-Priestern anhöre, die 2003 im Auto mit offenem Fenster durch eine Stadt fahren und dann von einer Frau, die neben ihnen an der Ampel zu stehen kommt, angebrüllt werden: "Laß Deine Scheiß-Hände von unseren Kindern!", dann finde ich das zutiefst frustrierend.
Den Frauen und Männer, die etwas hysterisch reagieren, mache ich weniger einen Vorwurf. Klar ist es dumm anzunehmen, daß jeder katholische Priester ein Kinderschänder ist. Es ist ja schon dumm, zu glauben, die Mehrheit sei es. Aber diese Frau war wahrscheinlich selbst Mutter und ein wenig in Panik. Wenn sie nur eine chronische Kirchenhasserin war, die eine prima Gelegenheit zu moralischer Entflammung ergriff, dann wäre ihr auch ohne Kindesmißbrauch früher oder später etwas eingefallen. Geschenkt.
Wenn aber dann eine große deutsche Tageszeitung mal eben Sippenhaft appliziert und zum munteren Halali auf Soutanenträger bläst, dann ist das nichts weiter als Vergiftung. Ich werde künftig genug Probleme haben. Ich kann Jungen oder Mädels stundenlang auf dem Rücken tragen, kann ihnen tröstend über den Kopf streichen oder ihnen anspornend einen Klaps auf's Gesäß gebenkenn, ohne daß es jemals zu einer anderen Perversität kommen könnte, als zu der, die der geneigte Zuschauer dann vielleicht in seinem Hirn spinnen will.
Natürlich steht der Katholische Klerus besonders unter der Lupe. Erstens ist die Kirche nun mal intensiver mit moralischen Fragen beschäftig und jeder ihrer Priester fällt daher - zurecht - für die Öffentlichkeit tiefer. Zweitens ist Kolleg- oder Seminar- oder Vatikan-Schmuddel natürlich auch viel interessanter, weil aus einer Welt stammend, von der man eigentlich ja ohnehin nichts weiß und die daher einerseits so eklig elitär scheint, aber andererseits auch so schön mysteriös und irgendwie verrucht, daß man da hinter den geschlossenen Türen ohnehin ALLES vermutet. Wenn dann noch eine große deutsche Tageszeitung der gleichen Meinung zu sein scheint, dann ist man dazu auch irgendwie abgesichert.
Und dann soll der Herr Alipius in ein paar Jahren hingehen und sich den Lütten gegenüber ganz normal verhalten, sich mit Herz und Seele auf sie einlassen, sie für den Glauben begeistern und sie zu strammen, kleinen Katholiken heranziehen. Ja, klar. Wahrscheinlich gibt es dann schon in jeder Pfarre eine(n) Vertreter(in) von "Priest Watch", der/die einen erst an der Schwelle des Schlafzimmers wieder aus den Augen läßt.
Schönen Dank, ihr kinderschändenden Säcke!
1 week ago
9 comments:
Wenn sie mich verfolgt haben, so werden sie auch euch verfolgen, lautet das passende Herrenwort dazu.
In der Tat hat deine, eure aktuelle Situation als Priester ganz konkret und dezidiert etwas mit der Nachfolge zu tun. Die Dinge, die man Jesus vorgeworfen hat, waren von einer himmelschreienden Ungerechtigkeit.
Christen wurden immer unter den übelsten Verdächtigungen verfolgt und getötet. (Ebenso wie natürlich auch die Juden. Darum geht es mir im Moment aber nicht.)
Das einzige Gegenmittel, das ich mir vorstellen kann, ist Liebe, Heiligkeit, Lauterkeit und Opferbereitschaft besonders von euch Guten! (Die schlechten kehren sich eh nicht drum). Das sind die Waffen, die ihr entgegensetzen müsst.
Und das soll jetzt nicht heißen, dass ich dein Entsetzen und deine Wut nicht teile. Im Gegenteil. Es ist ungeheuerlich, was diese ...Typen ... alles anrichten, zunächst natürlich an den Opfern selbst, was ja eigentlich für einmal Hölle ohne Rückfahrkarte ausreichen könnte, aber auch an der heiligen Kirche und den Gläubigen, die sich enttäuscht abwenden und vielleicht für immer verloren gehen.
Christsein ist immer sehr schwierig, finde ich. Denn auch in diesem Fall hilft nunmal nur deine Vergebung aus der Hassfalle.
Das schließt die gefallenen Priester ebenso ein, wie die Menschen, die dir jetzt ungerecht und hasserfüllt gegenübertreten. Hoffentlich hast du mehr positive und ermutigende Erfahrungen als die von der anderen Sorte. Und lass dich nicht überwältigen und besetzen von diesen Geschichten (was nicht heißt, du sollst dich dazu nicht äußern), sonst überlässt du einem anderen den Sieg, der sich eh schon die Hände reibt.
Danke für Deine Gedanken!
Also um ehrlich zu sein, mache ich eigentlich bisher fast nur gute Erfahrungen mit den Menschen (obwohl - oder vielleicht auch WEIL - ich eigentlich immer als Kleriker zu erkennen bin).
Was die Schurken betrifft, die sich an Kindern vergreifen: Ich hasse sie gar nicht. Sie tun mir eher sehr Leid, weil sie dazu getrieben werden, so arge Sachen zu machen und dabei ihr Verstand so außer Gefecht gesetzt wird.
Ich denke übrigens auch, daß ich persönlich eine ziemlich dicke Haut habe. Es ist sehr schwer, mich zu beleidigen. Klar, ich bin kampflustig und habe 'ne große Klappe, aber es geschieht in der Regel eher, daß die Leute sich selbst beleidigen (weil sie ihren Verstand nicht benutzen), als daß sie mich treffen. Also z.B. dieser Knilch, der damals vor dem Pantheon nach mir gespuckt hat: Ich war damals nicht beleidigt, aber ich bin so ein wenig für ihn rot geworden. Allerdings fühle ich mich oft zum Verteidiger der Kirche und der Priester berufen, wenn die Leute so darüber herziehen. Das kann ich irgendwie nicht ab.
Yo, und meine Lieblingsrubrik ist ja eh Alipius militans. Aber eben klang so viel Verzweiflung für mich durch, dass ich dachte, ich muss mal die frömmste Stichkarte auspacken, die ich zur Verfügung habe :-)
"... frömmste Sitchkarte..." :-D
Apropos "unter den Soutanen"... mich würde einmal eine Statistik interessieren, wieviele von diesen "kinderschändenden Säcken" wie oft (wenn überhaupt) wenigstens im Kollar anzutreffen sind, geschweige denn in besagter Soutane. Ich vermute, wohl eher selten.
Lieber Alipius,
mir kommen da so manche Ideen zu deinem Blogeintrag.
Kindesmissbrauch ist schrecklich und für die Betroffenen enorm schwer zu verarbeiten.
Die Betroffenen haben nicht selten Schuldgefühle, da sie glauben, das sie dem Täter / der Täterin Anlass gegeben hätten. Nach der Therapie kann auch so was wie Hass gegen den die Täter entstehen. Ich verstehe das.
Nach einer Statistik (aus dem Gedächtnis)wird jedes 4. Mädchen und jeder 7. Junge sex. missbraucht. Häufiger kommen die Täter aus dem nahen Umfeld, Familie, Nachbarschaft, Freunde, und leider auch schon mal aus dem Umfeld der Kirche.
Auch Frauen sind Täterinnen, aber eher selten.
Da ich im päd. Bereich arbeite und wir auch männliche Mitarbeiter beschäftigen, haben wir ein sexualpädagogisches Konzept erstellet. Das gibt Verhaltensregeln vor, die Verhaltensregeln vorgibt. Sicherlich nicht bis ins letzte, aber es gibt Orientierung und Sicherheit für das päd. Personal aber auch für die Eltern.
Das kann helfen sich vor Anschuldigungen zu fürchten.
Was die Priester angeht…
Es gibt ja immer weniger Priester und ebenso immer weniger Kirchgänger. Insofern würde ich mal davon ausgehen, das die Täter eher in einem anderen Umfeld zu suchen sind.
Es wäre interessant alleine aufgrund der bekannten Zahlen mal eine Statistik zu erstellen.
Leider geht es ja bei diesen Artikeln nur um die Medienwirksamkeit und da lässt sich ein Kleriker eben doch besser verkaufen als der Onkel aus der Familie.
Tost habe ich leider keinen weil ich das Thema schon x-Mal hatte. Diese Vorfälle gibt es immer wieder, bei den Fällen die ich kenne waren es Familienmitglieder und Freunde.
Alipius schrieb: "Also um ehrlich zu sein, mache ich eigentlich bisher fast nur gute Erfahrungen mit den Menschen (obwohl - oder vielleicht auch WEIL - ich eigentlich immer als Kleriker zu erkennen bin)."
Warte erst mal das "Real Life" jenseits eines Studentendaseins als Kleriker in Rom ab.
Du kommst doch nach Österreich, oder?
@ stegi: Es ist schon so, daß ich mit "Erfahrungen" auch die meinte, die ich in unseren Stiftspfarren in Österreich mit ganz "normalen" Pfarrkindern gemacht habe.
@Alipius
Sei froh, dass du nicht nach Turin kommst... dort soll es ja heftig zugehen mit den Satanisten.
Also ich wollte noch sagen, dass sexueller Missbrauch das gesamte Leben eines Menschen zerstören kann - besonders dann, wenn dieser Missbrauch in der Kinder- und Jugendzeit geschehen ist. Ich möchte hier nicht die ganzen Folgeschäden aufzählen, die ein Mensch oftmals lebenslänglich erleiden muss. Viele betroffene Erwachsene, die an diesen Folgeschäden leiden, können sich kaum mehr an den Missbrauch erinnern und gehen lange durch alle möglichen psychischen Fachbereiche hindurch, bis sie endlich einmal erfahren, WAS da mit ihnen passiert ist und welche Therapie nützlich sein könnte. Da reicht es auch gar nicht mehr aus, dem Täter zu verzeihen. Vergebung ist sicher seeeehr wichtig, allein schon für das ewige Leben! Aber - psychisch gesehen ist die Vergebung eben nur der Anfang eines Heilungsprozesses, der nicht selten im irdischen Leben gar nicht beendet werden kann.
Man muss sich das einmal vorstellen.
Und man muss sich auch einmal vorstellen, wie viele Kinder heute schon an diese Folgeschäden leiden. Denn es gibt nicht nur diesen körperlichen sexuellen Missbrauch, sondern auch den seelischen Missbrauch und die Verwahrlosung durch das Abschieben der Kinder unter 3 Jahre. Beides hat in etwa die gleichen Folgen und beeinträchtigt die Entwicklung der Kinder.
Die ganze Gesellschaft ist daran krank. Promiskuität und eine Störung in der Geschlechteridentität gehört u.a. zu den Störungen, die misshandelte Kinder davontragen können. Der Punkt ist der, dass unsere feinen Familienpolitiker genau diese Störungen im Zuge der Gleichstellungs- und Genderideologie fördern.
Heuchler sind diese Politiker und Eltern, wenn sie gleichzeitig mit dem Finger auf Kinderschänder zeigen, aber selber am seelischen Missbrauch aktiv mitwirken.
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