Tuesday, February 02, 2010

Ehrlichkeit

Klaus Mertes, Direktor des Canisius-Kolleg in Berlin:
    "Die Kirche leidet an Homophobie. Homosexualität wird verschwiegen. Kleriker mit dieser Neigung sind unsicher, ob sie bei einem ehrlichen Umgang mit ihrer Sexualität noch akzeptiert werden."
Bei Elsa läuft bereits eine heiße Debatte zum Thema.

[Update: Auch scipio hat sich des Themas angenommen und schließt - nach Verwendung eines wunderbaren Zitat's - mit der Treue!]

Ich komme mal aus einer anderen Richtung und frage, was ein ehrlicher Umgang mit der Sexualität für schwule Kleriker bedeutet? Sollte es nicht in erster Linie die Art von Umgang sein, die man auch als Hetero-Kleriker pflegt, nämlich Ehrlichkeit in Bezug auf das Gelübde der sexuellen Enthaltsamkeit? Und macht es dann einen so dicken Unterschied, ob nun homo oder hetero emfpunden wird? Gibt es vielleicht irgendwelche (seriösen) Studien, die belegen, daß homosexuelle Männer grundsätzlich ihre Triebe schlechter im Griff haben als heterosexuelle Männer? Oder daß homosexuelle Priester schneller "schwach" werden als heterosexuelle?

Reicht es nicht, wenn die Priester so ehrlich sind, wie ihre Kirche, die nach wie vor erklärt, daß Homosexualität den Geschlechtsakt letztlich nicht zu seinem Ende führt (Zeugung und Erziehung von Nachwuchs), an dieser Lehre auch festhält und sich für die daraus gezogenen Schlüsse natürlich jede Menge Backpfeiffen einholt? Sollte nicht jeder Mann - egal ob schwul oder hetero - der sich zum Priesteramt berufen fühlt, sich ständig und ehrlich prüfen, ob er es bis zur Weihe wagen soll, oder ob es da nicht doch Dinge im Leben gibt, die ihm über kurz oder lang wichtiger werden können, als das, was zu tun er sich anschickt?

Sind nicht die ersten und höchsten Beziehungen der Ehrlichkeit des Priesters die Ehrlichkeit gegenüber Gott und die Ehrlichkeit gegenüber sich selbst? Ist es nicht so, daß die Kirche nur deswegen überhaupt in die Schlagzeilen gerät, weil diese Ehrlichkeit mißachtet wird, egal ob von homosexuellen oder heterosexuellen Männern?

Und lautet die Antwort darauf: "Daher weg mit dem Zölibat!"? Oder: "Daher her mit ehrlichen Priestern!"?

2 comments:

Anonyma said...

Eine dringende Bitte:
Homosexualtät und Pädophilie haben NICHTS miteinander zu tun. Wenn sich ein Priester an einem Jungen vergreift, dann ist er Pädophil, und nicht schwul.
Das ist deshalb wichtig, weil das Argument Homosexualität gleich Pädophilie von Schwulenhassern gerne verwendet wird, um eine - wie ich meine - gefährliche Stimmung zu schaffen.
Erwachsene Priester, die sexuellen Umgang mit erwachsenen Menschen pflegen, fehlen sicherlich in einigen Aspekten, sich selbst gegenüber, Gott und der Kirche, aber das ist doch kein Vergleich mit einem Priester, der sich an Kindern vergreift?!
Ein gesunder Mensch - egal ob Priester oder Laie - fühlt sich zu Erwachsenen hingezogen, und greift in "Ermangelung" derer sicherlich nicht auf Kinder zurück.

Der Herr Alipius said...

Das war mir schon klar. Ich habe von genügend Fällen gehört, in denen verheiretate heterosexuelle Männer sich plötzlich an Buben vergriffen.

Deswegen habe ich ja auch in diesem Text absichtlich diesen Zusammenhang nicht hergetellt, sondern bin nur auf das von Merten Gesagte eingegangen. Dies tat ich natürlich auch, um zu demonstrieren, daß Merten einfach vorschnell vom Kindesmißbrauch zur kirchlichen "Homophobie" gesprungen ist und daß Leute, die Stimmung gegen Schwule machen wollen, dies prima instrumentalisieren können, im Sinne des von Dir bereits gebrachten Beispiels "Homosexualität = Pädophilie".

Und es ist klar: In der "Rangfolge" der Verfehlungen liegt Kindesmißbrauch natürlich IMMER vor einem Schwach-Werden gegenüber einem erwachsenen Menschen, völlig richtig.

Die ganze Diskussion scheint mir etwas unglücklich, da sie sehr schnell zu irrationalen Anschuldigungen und emotional aufgeladenen Debatten führen kann, in denen das Wesentliche hin und wieder unter den Tisch fällt: Ein pharisäerhaftes Hinabschauen auf Schwule seitens der Kirche ist unangebracht, ebenso wie es sich - meiner Meinung nach - für die Kirche geziemt, die Gesellschaft an das Naturgesetz und die göttliche Ordnung zu erinnern. Daß letzteres in der heutigen Zeit oft schwer kommunizierbar ist, bedeutet nicht, daß es inhärent falsch ist. Daher wehrt sich die Kirche auch zurecht gegen eine nicht statthafte Vereinnahmung durch Schwule, sei es nun, daß diese die Kirche zu ihren Gunsten verändern wollen, oder daß sie die Kirche zu ihren Gunsten in der Öffentlichkeit instrumentalisieren wollen.