Nach meiner gestrigen Ankündigung, das Bloggen im Juni an den Nagel hängen zu wollen, werden nun Protestrufe laut. Das ist einerseits sehr schön und ich danke auch mal gleich vorab allen lieben Lesern, die sich ganz entschieden für einen auch in Zukunft bloggenden Alipius aussprechen. Andererseits ist es ein wenig peinlich, weil mir plötzlich klar wird, daß das alles irgendwie so nach "Fishing for Compliments" aussieht. Das sollte es nun wirklich nicht sein.
Für relativ neue Leser kurz eine Zusammenfassung: Als ich am römsten im November 2005 begann, sollte es in erster Linie eine Möglichkeit sein, meine Verwandten und Bekannten in Deutschland über meine Aktivitäten in Rom auf dem Laufenden zu halten. Mir war damals klar, daß mit dem Studium auch das Blog enden würde. Mir war damals nicht klar, daß man als Blogger natürlich einen größeren Leserkreis als vermutet einheimsen kann, Teil einer... naja... Bewegung werden kann und sich einen virtuellen Kreis von Gleichgesinnten bis Freunden zulegen kann.
Ich hielt immer wacker an meinem Vorhaben fest, das Bloggen aufzugeben, wenn das Studium endet. Ich merkte dann aber auch, daß es gar nicht so einfach sein wird, von heute auf morgen plötzlich gar nichts mehr in diese Richtung zu unternehmen.
Für mich ist ein Blog auch ein wenig Verpflichtung. Daß heißt für mich persönlich, daß ich in Nicht-Urlaubs- oder Festzeiten wenigstens einmal täglich etwas posten sollte, nicht aus Angst, daß mir die Leser davonlaufen, sondern als kleine Gegenleistung für die Tatsache, daß eben täglich eine nicht geringe Zahl von Leuten auf am römsten aufkreuzt und sich wahrscheinlich über ein kleines Lebenszeichen freut. Und ich sah damals nicht, wie ich diese Regelmäßigkeit aufrecht erhalten kann, wenn ich einmal geweiht bin.
Jetzt ist es aber so, daß es ja da draußen bergeweise Blogs gibt, auf denen mal für einen Tag bis zwei Wochen oder länger Sendepause herrscht. Und angesichts der wirklich lieben und überzeugend klingenden Protestrufe ist es vielleicht tatsächlich so, daß ich es mir leisten könnte, ein Blog zu führen, auf dem auch nur zwei- bis dreimal pro Woche etwas passiert.
Sprich: Ich gerate momentan ein wenig ins Schwanken und stelle im Geiste eine Liste zusammen mit dem Titel: Das Für und Wider des Weiterbloggens.
Für:
- Das Ventil für kreativen Überdruck. Kleine Serien wie Schwester Robusta, die 80er-Schlachten mit Elsa, die Plattenkritiken und natürlich auch die simulierten Ohnmachtsanfälle bei liturgischem Mißbrauch und Ausrastern auf der linkskatholischen Seite tun mir auf verschiedenen Ebenen wirklich gut.
- Ich schreibe einfach grundsätzlich gerne
- Ich tausche mich auch gerne mit anderen Leuten aus.
- Die Leute kommen nicht einfach bei mir vorbei, zucken mit der Schulter und gehen wieder, sondern es gibt Reaktionen, die von hymnischem Jubel bis hin zu ultra-schräger Anmache reichen. Daß heißt, es tut sich was auf am römsten und das finde ich interessant, gestattet es mir doch, einen Einblick in "die Welt da draußen" zu bekommen, der mir Geschmacksrichtungen außerhalb des von den Massenmedien angebotenen Spektrums anbietet.
- Last but not least (und einige Kommentatoren wiesen ja auch schon darauf hin): Ich habe ja jetzt von höchster Stelle die Ermunterung zum Weitermachen erhalten.
- Zu diesem Zeitpunkt weiß ich einfach noch nicht, ob ich die Zeit aufbringen kann.
- Es wird hin und wieder vermutet, daß das Bloggen automatisch zu unchristlichen Gedanken und Worten verleitet. Ich habe allerdings so oder so 'ne große Klappe und reagiere grundsätzlich allergisch auf Bullsh*t und Vernunftresistenz, also kämen die unchristlichen Gedanken wohl mit oder ohne Bloggen. Ich habe manchmal das Gefühl, daß das Bloggen mir eigentlich sogar ein wenig hilft, weil ich Ärger nicht in mich hineinfresse, sondern mal kurz mit der Faust auf den Tisch haue und gut ist. Klar, das schreckt hier und dort ab, aber wenn man den Gesamt-Alipius nimmt, so bleibt, glaube (bzw. hoffe) ich, doch etwas mehr als ein verbissener, humorloser Wüterich.
Es wird aber auf jeden Fall im Sommer eine Blog-Pause geben. Nach dem Studium fahre ich nach Düsseldorf, die Familie besuchen, dann geht's auf Exerzitien und dann gibt's wieder einen Drei-Tage-Urlaub in Bamberg. Wahrscheinlich werde ich da schon wieder so mit wunderbaren Eindrücken und überwältigenden Gefühlen vollgepumpt, daß ich es rauslassen muß, so daß voraussichtlich ein paar Bamberg-Postings Mitte Juli das würdige Ende für am römsten bilden werden. Das Blog bleibt dann online, und wenn ich mich tatsächlich dazu entschließen sollte, weiterzumachen, so wird ca. Oktober/November auf am römsten der Link zum neuen Blog erscheinen.
Okay, das ist es, was ich anzubieten habe. Vielleicht wird ja etwas draus!
14 comments:
*hoff*freu*zitter*fürcht*hoff*träum*
;-)
also wir sehen uns dann auf deinen neuen Blog im Oktober/November
:-)
chichichi
Eigentlich ist dein zweites con ja wieder in ein pro gewandelt, von daher....wenns die Zeit zuläßt...ich merke das aber auch selbst, irgendwo muss man ja die aufgestaute Wut und Enttäuschung rauslassen....
Während der Exerzitien kannst Du ja in Dich gehen und erkennen, daß es vollständig unmöglich ist, hier einfach zu verschwinden.
Ich finde nicht, daß es eine tägliche Blogpflicht gibt. Wenn man keine Zeit, keine Lust oder keine Idee hat, läßt man es halt mit dem Bloggen.
Ich fände es, trotz meiner in einigen Teilen ganz anderen Auffassungen, bedauerlich, des Alipii Meinungen, Maulereien, Jubelschreie und Bilder zu missen.
ich würde diesen blog vermissen! einerseits die humorvolle art, die 80e-archäologie ;-), vor allem aber die einprägsame art, gegen den ganzen bu****it da draußen zu argumentieren - und der begegnet einem zeugnis ablegenden katholiken ja recht häufig...
gruß aus hamburg!
Danke Claudia, Danke Christian!
von der Quantität kann man ja durchaus Abstriche machen, wenn die Qualität so bleibt. Dass du weniger Zeit haben wirst ist klar, aber es wäre ein schaden für die katholische (und sonstige) Bloggerwelt! Deshalb: Mut zum Weiterbloggen, auch wenn sich die Frequenz verringert!
Und: Ein Blog taugt auch gut zum Abreagieren bei Ärger. Oder wie willst Du in Zukunft all die Sachen verarbeiten, die dich alipius militans-Artikel schreiben lassen ... ;-)
Ja, so etwa in die Richtung hatte ich ja auch schon gedacht. Ein klein wenig rumtoben hilft hin und wieder schon ;-)
Also, was die Häufigkeit der Updates betrifft: Auch ein nur wöchentliches Update wäre mir (und sicher auch vielen anderen) tausendmal lieber als gar kein Am Römsten mehr! Es ist ja schließlich so, daß erstens jeder weiß, daß Du im richtigen Leben genug zu tun hast, und zweitens auch wir nicht den ganzen Tag nur unsere Lieblingsblogs schmökern können, sondern zwischendurch auch einmal etwas arbeiten müssen. Aber so intelligent, prägnant, und pfiffig wie Du schreiben nicht viele, weder im Web noch sonstwo, und da wäre es wirklich ein herber Verlust, wenn die Sendepause zu Sendeschluß würde.
Womit ich jetzt wohl nichts gesagt habe, was nicht eh schon sinngemäß weiter oben in den Comments steht... aber einmal öfter hören schadet Dir in dieser Sache sicher nicht! :)
Hmm...
So betrachtet (wie von Dir, kalliope und curioustraveller) ist es natürlich eine Sache mit Hand und Fuß: Einfach ohne schlechtes Gewissen und im Vertrauen auf die Hardcore-Fans die Posting-Frequenz runterschrauben und dafür versuchen, die Qualität stabil zu halten...
Du hast's erfaßt! :)
Lieber Alipius,
Ganz herzlichen Dank für diesen herzerfrischenden und gescheiten Blog! Wir freuen uns auf jeden weiteren Eintrag!
Herzliche Grüße nach Rom
Burkard
Lieber Burkard!
Den Dank und die Grüße sende ich gerne zurück!
Post a Comment