Thursday, February 25, 2010

A propos Kardinal Micara...

Ich sitze hier und krame Informationen über die Feierlichkeiten zusammen, die 1948 in Köln anläßlich des 700sten Jahrestages der Grundsteinlegung des Kölner Domes stattfanden. Denn der hier gestern in jungen Jahren im Bild vorgestellte Clemente Micara war 1948 päpstlicher Legat in Köln. Und er eroberte offenbar die immer noch kriegsgeschundene und grau darniederliegende Stadt als rauschend-roter "Barockengel" (so tauften ihn die Kölner) im Sturm. Und der "Barockengel" ist heute noch im kollektiven Kölner Gedächtnis präsent. Nicht nur dies: Auch ich, der alte Düsseldorfer, wußte von dieser Geschichte. Auch Leser maternus wies bereits in einem Kommentar darauf hin und verlinkte zu einigen coolen Photos (weiter unten). Das ist für mich Anlaß genug, das Thema mal für am römsten aufzuarbeiten.

Hier findet Ihr einen SPIEGEL-Artikel von 1948, der - man mag es angesichts des heutigen Zustandes des Blattes kaum glauben - mit diesen drei Zeilen beginnt:
    KIRCHE
    Ein wunderbares Schauspiel
    Das Abendland demonstrierte
Wohlgemerkt, das war 1948, also noch einige Jahre, bevor das Abendland begann, seine Identität einzutauschen gegen dumpfen Spaß an der Rebellion, selbstgebastelten Glauben, Abtreibungen, Gruppensex, Gender Mainstreaming und den heldenhaften Mut, wegen des geringsten Anlasses gegen das kirchliche Lehramt anzustänkern (und dann im Blitzlichtgewitter und Beifallssturm zu sagen "Ja, genau! Seht her! Ich!").

Das Buch Glück, Stadt, Raum in Europa 1945-2000 von Romana Schneider und Rudolf Stegers aus dem Jahr 2002 schildert die Feierlichkeiten. Durch die im Erscheinungsjahr des Buches gegenüber solchen katholischen Muskelspielen wohl obligatorische Flapsig- bis Respektlosigkeit hindurch strahlt trotzdem noch verschämt die farbige Wärme des Augenblicks:
    Heimlicher Mittelpunkt der ganzen Festwoche, um nicht zu sagen der "Star" des "Event", wußte Clemente Kardinal Micara den Massen zu geben, was sie haben wollten. Mit seiner cappa magna - diesem wallenden Purpurgewand, dessen lange Schleppe ein Diener trug - spielte der offenbar glückliche ältere Herr wie ein barocker angelus domini oder wie eine Diva mit ihrer Robe. Und im Vergleich mit den durch die Erfahrung des Weltkrieges verspannten, oft wächsernen, ja steinernen Gesichtern anderer Geistlicher war die Miene des päpstlichen Legaten von beinahe himmlischer Gelöstheit.
Maternus weiß noch zu berichten:
    Eminenz lief die Strecke zwischendurch Kußhändchen-werfend durch die Menge...
Zu schön!

Und hier sind die Bilder:


Ankunft des päpstlichen Legaten. Man beachte den flotten Schlitten im Hintergund.


Begrüßung durch Kardinal Frings.


Und gleich noch einmal. Steht dort hinten rechts Kardinal Faulhaber? Sieht ihm zumindest ähnlich...


Die Prozession...


"Ächz... Ich brauch' ein Bier! Wären wir doch nur in Düsseldorf!"


Barockengel... Es entzieht sich mir nicht gänzlich, wie die Kölner auf diesen Namen kamen.

Die Bilder stammen vom englischen Blog the far sight 2.0, einem katholischen Eyecandy-Prunkgewitter, bei dem Puritaner und WsK-Mitglieder sofort Augenbluten bekommen.

4 comments:

FingO said...

Ich hoffe, du magst mich immer noch, auch wenn ich dabei Augenbluten bekomme.

Ich stamme aus einer Generation, die bei langen Schleppen an Superman denken muß^^

Der Herr Alipius said...

Kein Problem, Phil!

Aber eigentlich müßte dann doch alles im grünen Bereich sein, sieht man auf den Bildern doch gleich mehrere Supermänner in Capes! ;-)

Anonymous said...

"Ächz... Ich brauch' ein Bier! Wären wir doch nur in Düsseldorf!"

Na, da, wo er war, gibt's immerhin Kölsch, oder?

(sorry - kl. Scherz...)

Der Herr Alipius said...

Na, da, wo er war, gibt's immerhin Kölsch, oder?

Eben! Ich sagte doch BIER!

(okay - auch'n kl. Scherz)