- Für den Jesuiten-Theologen Francisco Suares gab es zwei Möglichkeiten, schismatisch zu sein: Wenn man sich vom Papst trennt, oder wenn der Papst sich von der Kirche trennt. Benedikt XVI sollte in seinen Ansichten sehr vorsichtig sein, denn sie stehen dem Konzil entgegen. Er hat die mittelalterliche Tridentinische Messe wieder zugelassen. Er übernahm Gewänder von Leo X, dem Papst, der die Gelegenheit versäumte, die Geschichte mit Martin Luther zu retten. Im vergangenen Jahr berief er als neuen Präfekten der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung Antonio Cañizares, der in der cappa magna herumläuft. Man glaubt, man sei bei Napoleons Krönung dabei. Selbst die Königin von England tut so etwas nicht mehr. Der Papst macht sich zum Komplizen einer Korruption des Sakralen in der Form einer klerikalen Aristokratie, die ihre Taten hinter barocken Roben versteckt. Bezüglich des Konzils verteidigt der Papst seine Hermeneutik der Kontinuität gegenüber einer Hermeneutik des Bruches. Aber es ist eine Lüge, zu behaupten, wir betrachteten das Konzil als einen Bruch. Es war Veränderung, Reform. Der Papst wendet diese Hermeneutik der Kontinuität nur auf das Konzil an, um es gemäß seiner Vision einer Rückkehr in die Vergangenheit umzuinterpretieren. Aber das werden wir nicht akzeptieren! Man kann nicht gegen das Konzil angehen!
Erstmal die Dreistigkeit, als Professor Hans Küng dem Papst zu raten, er solle "vorsichtig sein".
Dann die "mittelalterliche tridentischnische Messe". Wenn das Mittelalter tatsächlich bis in die Sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts andauerte, dann dürfte ja auch folglich eine Rückkehr in dasselbe nicht sonderlich schmerzhaft sein.
Der Zusammenhang zwischen den Gewändern Leos X und dessen "versäumter Gelegenheit" muß so offensichtlich sein, daß er mir - Wald vor Bäumen und so - entgeht.
Dem armen Antonio Canizares (welcher übrigens immer noch ein Kardinal der Kirche ist, lieber Professor Hans Küng) wird man es einst noch auf den Grabstein meißeln, daß er EINMAL eine Cappa Magna trug. Daß somit die Cappa auf der Seite von Professor Küng und seinen diversen Fanclubs eine größere Wichtigkeit erlangt, als bei denen, die sich über ihr sporadisches Auftauchen an diversen Punkten der altliturgischen Welt freuen, ist bezeichnend. Denn somit wird deutlich, daß die Cappa keineswegs zur ungeziemenden Erhöhung des Zelebranten und zur Aushöhlung des Spirituellen beiträgt, sondern auf schon beinahe verzweifelte Weise von Konzilsbefürwortern als Waffe und vermeintliches Totschlagargument instrumentalisiert wird, was dann natürlich zur Frage führt, wo denn eigentlich die vernunftgesteuerten und theologischen Argumente dieser Rasselbande stecken.
Ein besonderes Zuckerl ist natürlich der Satz: "Der Papst macht sich zum Komplizen einer Korruption des Sakralen in der Form einer klerikalen Aristokratie, die ihre Taten hinter barocken Roben versteckt". Abgesehen von der wirklich peinlichen Wortwahl, mit der der Heilige Vater hier desavouiert werden soll, drängt sich schon die Frage auf, was denn hier realer ist: Irgendwelche vermeintlichen, nicht näher definierten Taten einer klerikalen Aristokratie, die unter Barockgewändern versteckt werden sollen, ober ein Küngscher Phantasieüberschuß, der an Paranoia grenzende Aussagen hervorruft.
Schön, vielleicht hat man damals das Konzil nicht als einen Bruch betrachtet. Aber wenn man von den Früchten auf die Saat rückschließt, muß man als Mensch, der mit offenen Augen durch die Kirche geht, konstatieren, daß zumindest das Potential für Brüche schon zu Konzilszeiten in die Mischung mit heineingerührt wurde. Ich unterstelle hier weder bösen Willen noch Mangel an Vorsicht, noch behaupte ich, die Entwicklung, so wie sie sich vom Abschluß der letzten Sessio bis hinein in die jüngste Vergangenheit präsentiert, sei vorauszusehen gewesen. Dennoch bleibt ein etwas schaler Beigeschmack. Und das sage ich als Unterstützer und Befürworter aller Konzile und der gesamtkirchlichen Tradition.
Man kann nicht gegen das Konzil angehen? Hier verweise ich einfach mal auf die Aussagen des Bischofs von Basel, Kurt Koch, vom letzten Jahr. Es scheint so, daß es überhaupt kein Problem ist, gegen das Konzil anzugehen. Es kommt offenbar nur darauf an, wer wie dagegen angeht.
Ich bin einigermaßen enttäuscht, aber nur begrenzt verwundert.
11 comments:
Ist schon wirklich ein hartes Fastenopfer, soviel Dummheit zu ertragen.
Benedikt als papa haereticus?
Wieso spielen eigentlich immer alle pünktlich zur Fastenzeit verrückt?
Küng liest wohl selten Zeitung. Solange ist es ja noch nicht her, dass die Queen die Parlamentsaison eröffnet hat. Da hätte er sehen können, dass sie sehr wohl noch so auftritt:
http://www.rp-online.de/politik/ausland/Queen-Elizabeth-eroeffnet-britische-Parlamentsperiode_bid_39920.html
"Korruption des Sakralen"? Als ob in Küng Kongs krudem Konzilskosmos noch irgendwas Sakrales überlebt hätte ...
Entschuldigung, aber weiß der eigentlich noch was er sagt? Wieso hört dem noch jemand zu?
Täusche ich mich, oder lese ich aus dem Küngschen Gefasel eine gewisse Angst davor heraus, irgendwann ganz hinten an stehen zu müssen? Irgendwann wird er sich das Jacketfutter raustrennen, es über seinen faltigen Hintern hängen und sagen: ätsch, nun hab ich auch ne Cappa magna!
Das scheint für unsere in die Jahre gekommenen Theologen des liberalen Lagers ja wirklich ein Alptraum zu sein. Auch Prof. em. Pottmeyer aus Bochum hatte bei einer Veranstaltung der Wolfsburg am Essener Dom vor ein paar Wochen augenscheinlich kein größeres Problem als die pösen pösen Kurienprälaten, die sich erdreisten (ohne die Herren Professoren vorher um Erlaubnis zu bitten) hin und wieder mal die Cappa Magna tragen. Herr Prof. Pottmeyer echauffierte sich über die sieben (sic!) Meter lange Schleppe der Cappa! Sowas aber auch... Über den katastrophalen Zustand der staatlichen Universitätstheologie, die allseits beliebte ruinöse "Pfarrliturgie" hatte er nicht zu klagen. Der Man weiss, wo man Prioritäten setzen muss!
Was soll ich dazu sagen?
Ich fange bei dem an, was mir in dem ganzen Gesabbel von Küng noch am nächsten ist, die Queen!
Wer schenkt Hansi die entsprechende TV-Anlage, damit er sich live die Parlamentseröffnung ansehen kann?
Er ist ein alter Mann und muß bestimmt einiges an Tabletten und Kapseln nehmen.
Er sollte sich von seinem Hausarzt noch einmal neu einstellen lassen!
Der Mann ist suspendierter, frustrierter Professor und- kaum zu glauben- geweihter Priester Gottes.
Ein alter Mann dazu, der allerdings mit seinem Schrott Millionen verdiente.
Aber das Mittelalter (!!) zeitlich bis in die 1570er Jahre hin zu Pius IV. währen zu lassen- und das als promovierter Theologe- unfassbar.
Da lacht ihn doch jeder halbgebildete Gymnasiast aus.
An Stegi:
Ich bezeichne mich jetzt mal als halbgebildeten Gymnasiasten und vertrete die Meinung, dass man das pauschal nicht sagen kann, wann das Mittelalter aufhört und wann die Neuzeit anfängt. Feste Epochengrenzen gibt es nicht. Zumal heute manche Menschen immer noch im Mittelalter oder der Steinzeit leben, und damit meine ich nicht irgendwelche Naturvölker ;)
Nun- das ist wohl als allgemeingültig anzusehen, dass mit dem Einsetzen der Renaissance im 15. Jh. eine radikale und rasante kulturelle Neuentwicklung eingesetzt hat, die das Ansetzen einer neuen Epoche rechtfertigt, ja fast fordert. Natürlich ist das ein dynamischer Prozess.
Aber es wird wohl keinen Historiker geben, der das 16.Jh. als Mittelalter bezeichnen würde. Weil es einfach nicht stimmt.
Schlimm ist, dass Küng den Begriff "Mittelalter" missbraucht und die falschen Assoziationen, die damit einhergehen, auf die Kirche überträgt.
Dass das Mittelalter "finster" war, ist ja ein Ammenmärchen.
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