... der sogenannten "Neuen Deutschen Welle"
Ich glaube, der erste amtliche NDW-Song, den ich in meinem Leben hörte, war Berlin von Ideal. Und zwar hatte ich in der Schule einen Kumpel, der hatte einen älteren Bruder, und der hatte immer das ganze heiße neue Zeugs auf Walkman mit dabei.
Ich muß dazusagen, daß ich mich in dieser Zeit grade erst von ABBA entwöhnte. Es muß Mitte/Ende 1981 gewesen sein. Ideals erste LP war schon draußen, aber "Speak and Spell" von Depeche Mode war in Deutschland noch nicht erschienen, das weiß ich noch. Naja, jedenfalls setzte mein Kumpel mir die Hörer auf, meinte nur "Zieh' dir das rein!" und drückte PLAY. Mir sind fast die Ohren weggeflogen. Ich dachte irgendwie so etwas wie 'Boah! Mucke aus Deutschland, die gut ist? Die abgeht wie Schmitz' Katze? Für die man sich nicht schämen muß?'
Wenige Wochen später waren nicht nur Ideal bei uns allen ganz groß angesagt, sondern auch andere Deutsche Acts. Rheingold und Der Plan fallen mir spontan ein, an denen für uns als Düsseldorfer ja eh kein Weg vorbeiging. Die eigentlich viel älteren DAF und Fehlfarben wurden plötzlich auch gehört. Extrabreit war dabei. Ein paar ganz Coole zogen sich Krupps oder Einstürzende Neubauten rein.
Wir waren jung, wir waren wild und wir waren stolz auf unsere Mucke, weil wir tatsächlich jedes Wort mitsingen konnten und nicht zu englischen Texten rumnuschelten. Es war unsre Musik und wehe demjenigen, der sie uns madig machen wollte. Doch madig wurde es schnell, als unter dem Label NDW von profitwitternden Plattenfirmen plötzlich ein One-Hit-Wonder nach dem anderen ins Rennen um die vorderen Chartplätze geschickt wurde.
Als Fräulein Menke, Ixi, KIZ und wie sie alle hießen auftauchten und selbst unsre Lehrer bei bestimmten Songs mitsingen konnten, da fanden wir das plötzilch gar nicht mehr so witzig und folgten der Szene mit eher gemischten Gefühlen.
Immerhin blieben wir alle noch lange genug am Ball, um 1982 das zweite Ideal-Album Der Ernst des Lebens bejubeln zu können. Das war so ungefähr der Höhepunkt der Bewegung. Danach ging's bergab und NDW wurde ziemlich flott zum Un-Wort.
Jetzt sah ich grade auf Youtube eine Live-Version von Eiszeit. Woah! Erstmal: Zeitreise! Und dann: Wie groß waren die denn!? Eiszeit war einer der ersten Songs - wenn nicht der Erste - bei denen ich damals als 13,5-jähriger Pimpf und totaler Musik-Nicht-Fachmann nur aufgrund der Drums völlig ausgerastet bin. Die kurzen Breaks und auch der Wieder-Einstiegs-Break nach dem Chorus und nicht zuletzt die Hi-Hat haben mich fix und alle gemacht vor Vergnügen. Ich kenne heute noch (ohne bei Wiki nachzuschauen) den Namen des Drummers: Hansi Behrendt.
Ja, jetzt saß ich da und starrte auf die Eiszeit und dachte mir, daß das damals schon eine große Zeit war, und daß es damals auch einige oberanständige Bands gab. Man verzeihe mir altem Sack die rückblickende Wehmut, aber für mich gab's nach den Urschrei der NDW Musik in dieser Vielfalt und Güte aus deutschen Landen eigentlich nichts Vergleichbares mehr.
Genug gequasselt. Hier sind Ideal mit Eiszeit. Aufdrehen und genießen. Laßt Euch von den ersten 20 Sekunden nicht irritieren. Da hat der Uploader irgendsoein Zeugs vorgeschnitten.
1 week ago
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