Tuesday, May 04, 2010

Oh, Himmel...!

Luxuriöser Umbau für den Bischof
    Altötting - Das Pontifikalamt, mit dem der Passauer Bischof Wilhelm Schraml, 74, am Samstag das Wallfahrtsjahr in Altötting eröffnet hat, ist von Vorwürfen gegen den kirchlichen Würdenträger getrübt worden. Der Bischof gerät nach Informationen des Spiegel in die Kritik, weil er seinen Alterswohnsitz für viel Geld renovieren lässt. Für 500000 Euro baue das Bistum in dem oberbayerischen Wallfahrtsort Altötting derzeit ein Palais um - ganz in der Nähe der von Pilgern verehrten Schwarzen Madonna. 280 Quadratmeter seien für die bischöfliche Wohnung vorgesehen, hieß es. Außerdem solle es einen Gästebereich und ein Apartment für die Haushälterin geben. Im Palais befindet sich auch ein Pilgermuseum von Papst Benedikt XVI., das Schraml für 3,3 Millionen Euro habe herrichten lassen. In einem Brief an den Papst und das Ordinariat in Passau fordert die neugegründete Gruppe "Besorgte Christen" den Rückzug des Bischofs vom Amt. Die Vereinigung wirft Schraml auch vor, die Mitarbeit der Laien zu missachten und selbstherrliche Personalentscheidungen zu treffen.
Der Bischof ist 74 Jahre alt. Die "Besorgten Christen" werden vielleicht so lange noch warten können. Oder ist der Stolz selbst da zu groß, wenn es gilt, ein reifes Urteil zu fällen, in welchem man zwischen Größenwahn und Selbstverherrlichung eines Bischofs und Renovierungsarbeiten an einem historischen Gebäude zu unterscheiden hat?

Die Dözese dazu:
    Die Diözese stellte klar, dass die halbe Million nicht allein für Schramls Wohnung, sondern für die Renovierung der gesamten Etage fällig werde. Insgesamt stünden dort 600 Quadratmeter zur Verfügung, 280 für die Wohnung des Bischofs, der Rest für Haushälterin, Gäste und die Altöttinger Administration. Ein Sprecher begründete die Summe mit dem Denkmalschutz, der eine aufwändige Generalsanierung erfordere. Kosten von 833 Euro pro Quadratmeter seien gemessen daran vertretbar. Dass die Wohnung so groß ausfällt, liegt nach Darstellung des Bistums am Schnitt der historischen Räume.
Ach ja: Mißbrauch ("Prügelorgien und Psychoterror" sowie "sexuellen Mißbrauch") gab's natürlich auch, und zwar im 1983 geschlossenen Knabenseminar St. Maximilian.

4 comments:

Stanislaus said...

Bischof Schraml hatte bereits seinen Amtsverzicht eingereicht, der jedoch von Papst Benedikt abgelehnt wurde.

Der aktuelle Spiegel hat überdies ebenfalls das Thema aufgegriffen.

Und überhaupt: Ich dachte, Du mußt arbeiten?!?

Olifant said...

Das Pontifikalamt wurde getrübt?
Die Sonne hat sich zwar nicht immer sehen lassen, aber ansonsten war es eine wunderschöne Messe!

Anonymous said...

Ganz klasse finde ich, daß die so sozial Besorgten die Tatsache, daß eine Haushälterin eine Wohnung braucht, übergehen. Wäre den Kritikastern ein Dienstbotenzimmer lieber für die fleißige Dame?

Daß die Wohnung des Erzbischofs so riesig ist, hat mich auch zunächst befremdet. Aber die Begründung der Diözese leuchtet mir ein, weil ich schon ein paarmal in barocken Gebäuden war.

Natürlich gibt es günstigere Wohnungen in Altötting - und ich finde ein Überlegen hierzu durchaus sinnvoll. Andererseits sind historische Bauten, die ausschließlich museal genutzt werden, im Unterhalt teurer als solche, die auch bewohnt werden.

Wenn z.B. in Berlin einige Gebäude der Pfaueninsel (Fährhaus, Meierei, Kastellanshaus) nicht bewohnt wären und von ihren Bewohnern in Ordnung gehalten, so müßten sie, um erhalten zu bleiben, auf Kosten des Denkmalamtes beheizt und gereinigt werden. Durch bezahlbare Eintrittsgelder wäre das nicht finanzierbar.

Daß barocke Gebäude, obwohl ihre Bausubstanz i.A. besser ist als die von Bauten der 70er Jahre, auch gelegentlich renoviert werden sollten, dürfte ebenfalls bekannt sein. Daß hierbei die Denkmalämter mit äußerst knappen Ressourcen umgehen müssen und ganz bestimmt rechnen, ebenfalls. Aber daraus lassen sich nicht so fetzige Artikel stricken.

Der Herr Alipius said...

@ Stanislaus: Bin fäddich!

@ Olifant: Hä-häh!

@ Claudia: Treffende Analyse!