Saturday, May 02, 2009

Der hoffnungsvolle Nachwuchs...

Oh Mann!

Unten auf der Piazza lungert seit knapp einer halben Stunde eine ständig anwachsende Gruppe italienischer Jugendlicher im Alter von ca. 18 Jahren herum.

Ich hab mir das eben mal so für 10 Minuten angeschaut, aber so, daß die Lütten nicht merkten, daß sie beobachtet werden. Wild!

Erstmal haben die keine normale "Draußen"-Stimme, sondern eher sowas wie ein "Stadionsbeschallungs"-Organ. Selbst, wenn der Gesprächsprtner unmittelbar neben denen steht, gröhlen und kreischen die rum, als ginge es um irgendeinen Pokal. Vor allem die Weibsen. Die sehen dann auch noch so...

[Klasse, jetzt kam grad noch ein Jungspund mit seinem einkaufswagengroßen Auto angerollt, Türen und Kofferraum auf, die Anlage auf Spinal-Tab-Einstellung und dann erstmal gepflegt Italopop, klingt wie Eros Fernetbranca, nur jünger, irgendeine Slow-Rock-Schnulze. Die Tussen sind alle voll am mitsterben und am "Ahhh!"- und "Ohhh!"-en, wenn der Refrain startet. Ist offenbar grad die angesagte Feuerzeugschwenk-Hymne.]

...jedenfalls: Die Mädels sehen dann alle auch noch so preiswert aus. Ganz schlimm. Halbnackt, garstigst geschminkt, ständig Zichten im Mund, Köpersprache wie zwei Jahrzehnte Reeperbahn und so. Weiß nicht, vielleicht bin ich ja mittlerweile einfach zu alt. Aber andererseits ist doch ein minimales Maß an Anstand irgendwie zeitlos oder? Die Kerle sind - wie es sich offenbar und naturgemäß für Kerle gehört - eher mit indirekten Balzereien beschäftigt, zeigen, wer am lässigsten aufm Mofa hängen kann, wer beim angedeuteten Spin-Kick das Bein höher kriegt und wer jetzt grundsätzlich hier mal die behaartere Brust hat, capito?

[Super: Da hat aus dem Nebenhaus grad eine Dame runtergeschrien, daß hier jetzt aber mal ganz fix basta ist mit der Mucke, also, daß man sie ja wohl auch leiser stellen könnte, wenn man schon die Beschallung braucht, was die Kids erstmal reflexartig zu Protestgehabe angespornt hat, denn plötzlich wurde es noch lauter. Da hab ich mal meinen Kopf aus dem Fenster gehängt. Gar nix gesagt, nur geschaut. Aber mich soweit rausgelehnt, daß mein Kollar zu sehen war. Und da sieht mich auch gleich einer der Mofahocker, springt von der Maschine, stupst einen Anderen, der an der geöffneten Autotüre steht, an und zeigt verschämt mit dem Daumen auf mich und - schwupp - ist die Musik auf angenehme Lautstärke gestellt. 'Gut so, Padre?' klang es noch schüchtern hoch, was dem Herrn Alipius ein Nicken inkl. mildem Lächeln abrang. Mann, bin ich ein autoritätsmißbrauchender Sack! Aber es herrscht einigermaßen Ruhe, also war's wohl für's Gemeinwohl angebracht.]

Okay, die Musik ist fast weg, aber die Stimmen gehen offenbar nicht leiser. Ich weiß nicht, ob das an der italienischen Sprache liegt, aber wenn die so laut reden, dann klingt das nicht nur... naja, laut, sondern auch irgendwie sehr primitiv, gewöhnlich, ordinär, was auch immer. Oh! Jetzt ist auf einmal fast nix mehr zu hören. Noch mal schauen...

Aha, man koordiniert offenbar die Restmeute: Alles hängt an den Gesprächsprothesen und sendet SMS oder schnattert aufgeregt aber verdächtig leise. Will mal hoffen, daß man sich bald auf einen Treffpunkt einigt und dieser NICHT bei uns unten auf der Piazza liegt.

5 comments:

Raphaela said...

Na, immerhin respektieren die Kids den Kollar noch, was ja wenigstens ein positives Resümee aus der Sache ist. Bravo Alipius!

Der Herr Alipius said...

Ja, genau das hat mich auch echt erstaunt. Aber ich beklag mich natürlich nicht ;-)

Yon said...

Trinkfest und arbeitsscheu, aber der Kirche treu?
Ach, wär die Jugend doch überall so. Laut und "preiswert" sind sie hier ja auch, aber Respekt vor nem Kollar? Ich hab meine Zweifel.

(Hast mir den Abend gerettet. Gut so, Padre.) :)

Anonymous said...

Ick will ooch ne Kalkleiste!

Laurentius Rhenanius said...

Was für eine schöne Geschichte mit einem so guten Ausgang! Wenn Du mein Schmunzeln sehen könntest.. *freu*