Wednesday, April 30, 2008

Tu es Petrus...

... heißt auf Kölsch keinesfalls "Mach et, Ratze!", sondern ist Latein und bedeutet "Du bist Petrus".


Diesen 500sten Eintrag auf "am römsten" möchte ich unserem Herrn Jesus Christus, seiner Kirche, deren Haupt er ist, und seinem Stellvertreter, unserem Papst Benedikt XVI, widmen.


"Du bist Petrus. Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was immer du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein." (Mt 16:18-19)


Für die Kirche:
    Herr, besprenge deinen Weinberg
    mit dem milden Regen deiner Gnade,
    damit Hacke und Spaten gut eindringen können;
    mache ihn aufnahmefähig
    und gib deinem unwürdigen Winzer
    die Kraft und das Geschick,
    die Dornen und die Unzahl
    falscher Auffassungen auszureißen,
    welche die Zeit treiben ließ,
    damit dir der Weinberg
    zur rechten Zeit Frucht bringe
    und der Winzer
    den versprochenen Denar erhalte,
    den ewigen Tag.

    (Franz von Sales)

Für den Papst:
    O Jesus, König und Herr der Kirche, in deiner Gegenwart bekräftige ich, gehorsam und fest an der Seite deines Stellvertreters auf Erden, des Papstes, zu stehen und so den treuen und liebevollen Gehorsam nachzuahmen, mit dem du die Sendung erfülltest, die dir der Vater anvertraut hat. Du hast gewünscht, uns in ihm den sicheren und klaren Weg zu zeigen, dem wir inmitten aller Verwirrung, Unrast und Unruhe folgen müssen. Ich glaube fest, dass du uns durch ihn leitest, lehrst und heiligst und dass wir unter seinem Hirtenstab die wahre Kirche – einig, heilig, katholisch und apostolisch – bilden. Gewähre mir die Gnade, seine Lehren wie ein treuer Sohn zu lieben, zu leben und zu verbreiten.

    Wache über sein Leben, erleuchte seinen Verstand, stärke seinen Geist, verteidige ihn gegen alle Verleumdungen und die Bosheit. Bändige die zerstörerischen Winde der Untreue und des Ungehorsams. Gewähre uns, dass deine Kirche um ihn herum einig und standhaft im Glauben und Handeln bleibt und so das Werkzeug deiner Erlösung ist. Amen.

    (Marcial Maciel)

Praktisch...


Gefunden bei Knock Knock.

Herrlich!

Kurz vor der WM in Deutschland im Jahre 2006 wurde dieser "große Fußballpsalm" vom Österreicher Ernst Aigner veröffentlicht. Heute - vor der Partie Deutschland gegen Österreich am 16. Juni - ist dieser Text wieder aktuell. Huldvolle Einstimmung auf das Kicker-Hochamt:
    "Es gibt keinen Gott außer dem Fußball. Das Tor, das meiner Mannschaft zum Siege verhilft, ist das Tor in den Fußballhimmel!" So spricht der Tor in seinem Herzen.

    Allmächtiger, du thronst in Deiner Herrlichkeit über allen Mächten und Gewalten, der sportlichen und der unsportlichen Welt. Auch König Fußball hätte keine Macht, hätte er sie nicht von Dir. Und wäre Dein eingeborener Sohn in jenen Tagen schon fußballspielend auf Erden gewandelt, selbst Kaiser Franz hätte es nicht gewagt, auch nur die Schnürsenkel seiner himmlischen Fußballschuhe zu lösen.

    Wer hat den Rasen und den Ball geschaffen, wer wiegt die Allianz-Arena in seiner Hand wie ein Staubflankerl, wer spannt die Wadenmuskeln Ronaldinhos, wer zirkelt das lederne Rund auf das lockige Haupt von Michael Ballack? Kein Pfiff des Schiedsrichters erschallt ohne dein Wissen, kein Grashalm im Weserstadion ergrünt ohne Deine Zustimmung, und noch ehe der Ball auf dem Elfmeterpunkt liegt, weißt du schon, in welche Ecke Beckham zielen wird.

    Zu groß ist Deine Weisheit für uns, o Herr, als dass wir sie begreifen könnten!
    Schenke uns große Flachbildschirme, heiße Spiele und kühle Getränke, stille unseren Durst nach fröhlichen Sprüchen, erleichternden Flüchen und hitzigen Debatten.

    Bewahre uns vor verständnislosen Chefs, quengelnden Kindern und nörgelnden Frauen, die ja doch nie kapieren werden, was ein Abseits ist. Verschone uns vor eitlen Schwätzern im Fernsehstudio, randalierenden Roadies und Betrügereien aller Art.

    Erfülle unsere Sehnsucht nach spannenden, fröhlichen und friedlichen Spielen und kröne die beste Mannschaft mit dem Weltmeistertitel.

    Und wenn dann das Theater vorüber ist, o Herr, erhöre noch einmal unser Flehen: Schaue gnädig herab auf unser kleines Österreich. Wie lange schon zürnst Du uns und machst uns zum Gespött unter den Fußballvölkern von Kroatien bis zu den fernen Färöer-Inseln am Rande des Erdkreises. Allmächtiger, habe Erbarmen mit unseren Jausenkickern, schicke uns tüchtige Trainer, die nicht nur Sprüche klopfen, beherzte Spieler, die wieder mehr dem Ball als dem Geld nachlaufen, und lasse uns auf die Fürsprache der Heiligsten Gottesmutter von Cordoba den Piefkes wieder einmal zeigen, wo der Wastl den Most holt!

    Amen.
Schön, oder?

Monday, April 28, 2008

Immer der gleiche Ärger!

Kaum hat die Reise begonnen...

San Salvatore in Campo

Stegi hat in einem Kommentar gefragt, welche Kiche auf dem Photo im Juchei-Artikel abgebildet ist. Da es noch andere Romfreunde geben könnte, die eine der etwas obskureren Kirchen der Ewigen Stadt kennenlernen möchten, schreibe ich einfach einen kleinen Eintrag.

Das abgebildete Gotteshaus ist die Kirche San Salvatore in Campo, welche man an der Ostseite der Piazza San Salvatore in Campo findet. Der Bau wurde im 10. Jhdt errichtet und zum ersten mal in einer im Jahre 1186 promulgierten päpstlichen Bulle schriftlich erwähnt. Ursprünglich dachte man, das Wort "Campo" leite sich von einer Wiese oder einem Feld ab, auf welchem die Kirche stand, bevor die Piazza mit einem Pflaster versehen wurde. Heute nimmt man an, daß mit "Campo" der berühmt-berüchtigte Abt Campone oder Campus von Farfa gemeint ist. Denn die Kirche befand sich im Besitz dieses Klosters.

Farfa ist eine der bekanntesten Benediktiner-Abteien Italiens, und die Geschichte dieses Hauses liest sich streckenweise wie ein Drama, welches ein gewisses Verständnis für jeden hingeschluderten, im Kirchen- oder Klostergewerbe angesiedelten, "historischen" Groschenroman weckt.

Der Legende nach von einem Syrer, dem Heiligen Laurentius, gegründet, wurde das Kloster von den Lombarden im späten 6. Jhdt in Asche gelegt und 681 wieder errichtet. Die Lombarden und später die Karolinger entzogen das Kloster Schritt für Schritt dem Einfluß der Bischöfe von Rieti und sicherten dem Haus viele Immunitäten und Privilegien. Gegen Ende des 9. Jhdts galt Farfa, sowohl was die kirchliche Würde als auch den weltlichen Besitz betraf, als wichtigstes Kloster Italiens. Das weckte natürlich Begehren. Die Sarazenen rannten sieben Jahre lang gegen die Abtei an, bis Abt Peter sich endlich entschloß, Mönche und Schatz zu dritteln und in verschiedene Richtungen (Rom, Rieti, Fermo) davonzuschicken. Die Sarazenen hielten das Haus als Stützpunkt, bis es während eines Kampfes mit Christen in Flammen aufging. Unter Abt Ratfred wurde das Kloster in den Jahren 930-936 erneut aufgebaut.

Und jetzt betritt Campus die Bühne. Damals bereits war in Italien der verwerfliche Brauch bekannt, daß hohe Kirchenämter von lokalen Herrschern an Günstlinge vergeben wurden. Campus - Schützling des Lombardenkönigs Hugo - vergiftete zusammen mit seinem Komplizen Hildebradt Abt Ratfred und setzte sich, mit Hugos Einverständnis, selbst die Mitra auf. Hildebrandt wurde entlohnt, indem er die reichsten Tochterklöster von Farfa "überschrieben" bekam. Es geschah, was häufig passiert, wenn zwei ursprünglich verbündete Verbrecher sich langweilen: Campus und Hildebrandt - beides Leute von Adel - standen sich nach weniger als einem Jahr in offenem Krieg gegenüber. Nach wilden Gefechten und diversen Skandälchen (Campus hat angeblich Klosterbesitz an seine Frau veruntreut) wurde endlich Odo von Cluny als Reformer herbeigerufen. Er tat seinen Job und ein heiligmäßiger Mönch namens Dagibert wurde als Abt eingesetzt, starb allerdings schon ein Jahr später an Vergiftung. In Farfa fielen jetzt endgültig alle Schranken und die Mönche erzielten Rekorde in der Extremsportart "Lotterleben". Erst im frühen 11. Jhdt, unter Abt Hugues (998-1010) wurden greifende Reformen durchgeführt und der Geist der Liebe zu Frömmigkeit und Studium neu erweckt. Nach weiterem Auf und Nieder durch die Jahrhunderte, verlor Farfa im 17. und 18. Jahrhundert an Bedeutung und im 19. Jahrhundert durch Revolutionen an Besitz. Heute ist es Nationaldenkmal.

Zurück zur Kirche: Im 16. Jahrhundert wurde San Salvatore in Campo Pfarrkirche. Das alte Gebäude wurde im Jahre 1638 wegen großflächiger Neugestaltung der umliegenden Plätze niedergelegt. Doch bereits 1639 beorderte Francesco Kardinal Barberini einen Neubau. Die Pfarre San Salvatore in Campo wurde von Leo XII aufgehoben. Nach Nutzung durch eine Bruderschaft und einen Missionsorden wurde die Kirche zu Beginn des 20. Jhdts wegen Baufälligkeit geschlossen. Die "Una Voce"-Gesellschaft ließ das Äußere des Baus ab 1968 restaurieren, bevor das Neokatechumenat ihn in den 80'er-Jahren übernahm und den Innenraum etwas anhübschte. Heute nutzen die Kopten das Gebäude. Ich konnte aber nicht herausfinden, seit wann.

Tja, wie Ihr auf den Bildern seht, könnte die Kirche eine Rundumüberholung ganz gut gebrauchen. Seit ungefähr einem Monat findet sich an der Fassade ein ca. 4 Quadratmeter großes Farbmuster, welches darauf hindeuten könnte, das bald mal wenigstens ein Neuanstrich geplant ist. Wir werden sehen.

Euch einstweilen alles Liebe,
Alipius

Sunday, April 27, 2008

Wenn die Abendsonne so schön knallt...



... dann muß man die Samstagabendpizza natürlich auf der Terrasse zu sich nehmen!

Dies sind einige der Herren, mit denen Gabriel, Max und ich seit Oktober zusammenwohnen.


Wir hatten kurz überlegt, ob wir als Vorspeise Lumache con Mascarpone machen sollen, aber dieses eine einsame Viechlein hätte dann wohl doch nicht gereicht. Also ließen wir es in Ruhe und freuten uns über seine akrobatischen Fähigkeiten, hing es doch kopfüber am Türrahmen zur Terrasse.

Ja, ich will!

Evangelium nach Johannes 14,15-21:
    "Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote. Dann will ich den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben. Es ist der Geist der Wahrheit, der in Ewigkeit bei euch bleiben wird. Die Welt kann ihn nicht empfangen, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr jedoch kennt ihn, denn er wird dauernd bei euch sein. Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch. Nur noch kurze Zeit, und die Welt sieht mich nicht mehr. Ihr aber seht mich, weil ich lebe, und auch ihr werdet leben. An jenem Tag werdet ihr erkennen, daß ich in meinem Vater bin, und daß ihr in mir seid und ich in euch. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Wer mich aber liebt, den wird mein Vater lieben, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren."
So lautet das Evangelium vom heutigen Sonntag.

"Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote."

Und dann Matthäus, Kapitel 22,37-38: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Gemüte. Dies ist das größte und erste Gebot. Das zweite ist diesem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst."

Und dann Lukas, Kapitel 10, 36-37:"Wer von den dreien hat wohl als Nächster gehandelt an dem, der unter die Räuber gefallen war?" Jener antwortete: "Der ihm Barmherzigkeit erwiesen hat." Und Jesus sprach zu ihm: "Geh hin und tu desgleichen!"

Uff...

Ich befinde mich mittlerweile in der extremen Vorbereitungsphase. Nein, nicht auf die Examen. Sondern auf den 8. Mai, den Tag, an dem ich das Kapitel des Stiftes Klosterneuburg offiziell darum bitten werde, mir die Ablegung der Ewigen Ordensgelübde zu gestatten. Man sollte Sätze wie den folgenden wohl nicht mit Leichtigkeit und ohne Überlegung aussprechen, aber: Dies wird der bisher wichtigste Tag in meinem Leben. Dies wird der Tag, an dem jeder jedem etwas zeigen kann: Ich kann dem Stift beweisen, daß es mir ernst ist, daß ich mich für den letzten Schritt entscheide und dies mit Freude und Gewißheit tue. Das Stiftskapitel kann mir zeigen, daß es mir Vertrauen schenkt und daß es mich in seiner Mitte haben möchte - bis der Tod uns scheidet.

Im Fernsehen gab es mal einen Mann, der - laut Titel der Serie - eine Familie geheiratet hat. Ich heirate über 40 Mitbrüder. Lieben tu ich sie alle, nicht nur, weil ich zur Liebe verpflichtet bin, sondern weil man, wenn man normal tickt, seine Brüder eben liebt - in guten, wie in schweren Zeiten. Ich hoffe, daß Gott mir auch die Kraft geben wird, stets alle meine Mitbrüder als meine Nächsten zu betrachten und ihnen immer Barmherzigkeit zu erweisen. Nicht, daß ihr denkt ich sei ein Wüterich, der ständig Alles und Jeden antobt. Bei weitem nicht. Aber ich rede hier auch weniger von einer Barmherzigkeit in Wort und Tat, sondern vor allem von einer Barmherzigkeit in den Gedanken. Wie schnell kann ein Vorurteilchen wachsen und zu einem Mentalgeschwür werden, welches keinen klaren Blick auf den Anderen mehr erlaubt. Wie schnell kann ein falsch verstandenes Wort auf fruchtbaren Boden fallen und ein wirres Gestrüpp selbstschmeichlerischen Gekränktseins und moralinsaurer Überlegenheitsgefühle wachsen lassen. Das ist mir zuwider. Das will ich nicht. Das dreht mir den Magen um, wenn ich es bei mir entdecke.

Ich liebe meine Mitbrüder und ich will sie lieben. Ich will sie als meine Nächsten sehen, als diejenigen, denen ich im Default-Modus mit Wohlwollen, Großmut und Barmherzigkeit begegne. Sollte ich eines Tages in einer Gemeinde als Pfarrer tätig sein, dann habe ich diesen Christenmuskel wenigtens gut trainiert und kann mit der unglaublichen Vielfalt an Charaktern, die mir dort begegnen werden, hoffentlich sehr gut umgehen.

Ich freue mich auf den 8. Mai.

Saturday, April 26, 2008

Juchei!

Die Kopten feiern heute Osternacht. Also ist bei uns nebenan mal wieder der Bär am steppen. Das ist die erste koptische Osternacht, die ich miterlebe. Ich weiß also nicht, wie lange das Gebrumme anhält. Macht aber nichts. Ich habe mich mittlerweile an die anfangs etwas fremd klingenden Laute ihrer Liturgie gewöhnt und finde es außerdem gut, wenn in Rom mal jemand anders als die Atheisten oder die Autohupen auf der Straße lärmen.


Friday, April 25, 2008

Pixeltown

'Oink!' ist ein spanischer Weblog, dessen Autor eine selbstgepixelte Stadt erschaffen hat (und noch erschafft, denn es ist wohl ein noch laufendes Projekt). Wenn ihr diesen Link besucht und auf das kleine Stadtbildchen klickt, dann könnt Ihr Euch das Projekt mal anschauen. Die Pixelstadt enthält tausendmilliausend liebevolle Details und einige hübsche Verweise auf die Kino- und Pop-Kultur.

Lionel vs. Teddy

In der Grundschule hatten wir Musikunterricht. Mein erstes Instrument war ein Glockenspiel. Ich beherrschte "Hänschen-Klein", "Fuchs du hast die Gans gestohlen" und natürlich "Alle meine Entchen" ziemlich gut. Mein Daddy ist Jazzfan. Irgendwann lief bei uns zu Hause mal Lionel Hampton. Danach hatte ich dann irgendwie ein gestörtes Verhältnis zu meinem Glockenspiel. Ein paar Jahre später (ich war vielleicht so 13 oder 14) sah ich in einer dieser typischen Samstagabend-Unterhaltungsshows einen Film, in dem Lionel Hampton, Gene Krupa und Chico Hamilton (glaub ich), sich eine Drum-Battle lieferten. Hüstel. Wieso nennen sich all die Lars Ulrichs und Travis Barkers dieser Welt eigentlich Schlagzeuger?

Naja, jedenfalls hat mein alter Herr es geschafft, meine Ohren irgendwie auch ein kleines bißchen für Jazz zu schulen. Klar, ich bin und bleibe eher ein Liebhaber des gepflegten und auch gerne mal obskuren Rock/Pop. Klassik gibt's bei mir nur in der Kar- und Osterwoche und Jazz vielleicht drei- bis viermal im Jahr. Lionel Hampton fand ich aber stets groß und speziell am Vibraphon bewundernswert.

Seit Internet und Youtube kann ich den Meister auch im bewegten Bild sehen. Und irgendein Lionel-Hampton Video auf Youtube hatte dann in der Spalte, die auf Filme ähnlichen Inhalts verweist, einen Link zu einem Teddy Brown Filmchen ("The biggest xylophone player of all times"). "Wer ist denn Teddy Brown?" murmelte ich, während ich auf den Link klickte "Und muß das nicht 'greatest' heißen, statt 'biggest'?" Dann sah ich dieses Einfamilienhaus im Smoking und wußte, was gemeint war. "Haha! 'Biggest'! Der Ärmste ist doch nach dreieinhalb Sekunden schweißgebadet und außer Atem!" Am Ende des 2-Minuten-Videos saß ich nur noch da und dachte ich hätte was Falsches gegessen.

Lionel Hampton hat den Groove im kleinen Finger. Wenn er am Vibraphon rumswingt, dann sieht es so aus, als ob er das Ding nicht spielt, sondern sich damit unterhält und ihm hin und wieder sagt: "Yeah, Baby! So und nicht anders!" Zieht Euch das Video rein (Flying Home, 1957) und Ihr wißt, was ich meine.

Teddy Brown wirkt eher wie ein behäbiger Großindustrieller, der als Hobby nebenher ein wenig musiziert. Er macht auch nicht wirklich Jazz, sondern eher brave Unterhaltungsmucke. Allerdings hat er ein paar Tricks auf Lager, die schon ziemlich wild sind. Laßt Euch von dem beschaulichen Beginn des Videos nicht täuschen. In den letzten dreißig Sekunden wird's zirkusreif. Besondere Aufmerksamkeit ist dem "Einhändig ohne Hinsehen mit Pirouette bei perfekter Beibehaltung des Rhythmus"-Ende zu schenken.

Hier die Videos:

Zuerst Lionel:




Dann Teddy:




Ta-dah!

Thursday, April 24, 2008

Wir sind gekommen...

... um euch zu zeigen, was wahre christliche Liebe ist.


Natürlich dürfen bei einem Papst-Besuch in den USofA die Hardcore-Evangelikalen mit ihrem "Rom ist die Babylonische Hure", "Der Papst ist der Antichrist" oder "Konvertiert oder brennt" Geheule nicht fehlen.

Ich finde die Jungs und Mädels ja einfach nur lustig. Eine meiner Lieblingsnummern dieser Truppe: "Wir hassen Katholiken nicht. Wir lieben sie so sehr, daß wir sie unbedingt aus der Katholischen Kirche raushaben wollen."

Eeeeeew! Da habe ich aber lieber meinen Benedetto, als Eure Liebe!

Heiliger des Tages

Der Heilige Fidelis von Sigmaringen ist wohl eher Wenigen bekannt. Er wurde 1577 als Sohn wohlhabender Eltern in Sigmaringen geboren. Sein Taufname ist Mark, sein Familienname Roy oder Rey. Fidelis ist sein Ordensname, den er annahm, als er 1612 den Kapuzinern beitrat. Gleich nach Beendigung seiner Studien begann er eine rege Tätigkeit als Priester und Beichtvater in und um Feldkirch. Er tat dies mit einigem Erfolg: Viele Calvinisten konvertierten zum alten Glauben und Fidelius wurde nach Graubünden beordert, um auch dort Augen, Ohren und Herzen zu öffnen. Die Calvinisten waren allerdings bereits über sein Wirken informiert und er sah sich vom ersten Tag an Drohungen ausgesetzt. Trotzdem konvertierte auch in Graubünden eine Zahl von Leuten, was die Calvinisten nur noch mehr auf die Palme brachte.

Am 24. April im Jahre 1622 erlitt Fidelis dann den Märtyrertod, auf welchen er sich schon seit einiger Zeit vorbereitet hatte. Fidelis predigte an diesem Tag, beschützt von einigen Habsburg-Soldaten, in einer Kirche in Sévis. Während der Predigt riefen die Calvinisten die Zuhörer zu den Waffen. Einige stellten sich auch tatsächlich den Soldaten entgegen, während die etwas Standhafteren den Prediger überredeten, die Stadt schleunigsts zu verlassen. Fidelis tat dies, kehrte aber später alleine zurück. Auf dem Weg wurde er von 20 Calvinisten gestellt, die ohne Erfolg von ihm verlangten, dem Katholischen Glauben abzuschwören:
    "Ich wurde hergeschickt, euch des Irrtums zu überführen und nicht, um eure Häresie zu umarmen. Die Katholische Religion ist der Glaube aller Zeitalter. Ich fürchte den Tod nicht."
Das war auch besser, denn Sekunden später hatte er einen gespaltenen Schädel und einen perforierten Leib. Zudem wurde ihm das linke Bein abgehackt, als Strafe dafür, daß er so viele Reisen in die Gegend unternommen hatte.

Heiliger Fidelis, bitte für uns.

Wednesday, April 23, 2008

Der Wind und die Lilien

Graf Giovanni Angelo Braschi regierte als Papst Pius VI von 1775 bis 1798 die Katholische Kirche. Mal abgesehen von Pius III, der im Jahre 1503 nur 26 Tage im Amt war und über den daher nicht so viel zu berichten ist, haben alle durch die Zahl Drei teilbaren Pius-Päpste von ihren Gegnern posthum oder schon zu Lebzeiten so ein richtig schönes Rufmordpaket geschnürt bekommen: Pius XII, der judenhassende Nazipapst; Pius IX, die unfehlbare Ultra-Engstirn und eben Pius VI, der eitle und tumbe Verschwender. Was diese drei Päpste ebenfalls gemeinsam haben ist, daß sie - wenn man sich die Zeit und die Kopffreiheit nimmt, sich über ihr Leben ein wenig intensiver zu informieren - in einem bedeutend besseren Licht dastehen, als man blind zu glauben verpflichtet scheint.

Über #XII und #IX will ich hier nicht viele Worte verlieren. Eugenio Pacelli ist mittlerweile ja glaubhaft exkulpiert, bzw. die Initiatoren der Schlammschlacht gegen ihn demaskiert. Und auch bei Giovanni Maria Mastai-Ferretti gibt es eine naheliegende und plausible Lesart, die seine Vita als aufrechten Kampf gegen die Feinde des Glaubens und der Kirche präsentieren, nicht als verkrampftes und engstirniges Festhalten an Dingen, die eigentlich schon seinem Griff entglitten sind.

Das Spotlight ist heute auf Pius VI gerichtet. Ich habe neulich zum ersten Mal sein Wappen gesehen. Es zeigt in der unteren Hälfte drei Lilien, die sich einem kräftigen Wind entgegenstemmen. Das Wappenmotto ist Floret in domo domini (Er blüht im Hause des Herrn).


Nun ist Pius VI aber auch der Papst, der den Gegnern des Papsttums, ja der Katholischen Kirche, zu größten und kühnsten Hoffnungen verhalf.

Im Jahre 1796 fiel Napoleon in die nördlichen Provinzen des Kirchenstaates ein. Im selben Jahr wurde ein Wafffenstillstandsabkommen unterzeichnet, welches den Franzosen Bologna und Ferrara zusprach. Pius VI trat einer Koalition gegen die Französische Republik bei, um diese Städte wiederzugewinnen. Die alliierten Armeen wurden jedoch geschlagen und mit dem Frieden von Tolentino im Jahre 1797 wurde nicht nur der Verlust der nördlichen Provinzen und Avignons bestätigt sondern auch eine gewaltige Kompensation in Gold, Silber und Kunstschätzen an die Franzosen gezahlt. Als am 28. Dezember 1797 in Rom der französische General Duphot während einer Rauferei zwischen Jakobinern und päpstlichen Garden erschossen wurde, hatten die Revolutionäre endlich eine Rechtfertigung für die Einnahme Roms. General Berthier marschierte in Rom ein, und am 15. Februar wurde vor dem Kapitol ein Freiheitsbaum erreichtet. Die Römer wurden an ihre republikanischen Pflichten erinnert und die Herrschaft des Papstes für beendet erklärt. Der Vatikan wurde bis auf die kahlen Wände ausgeräumt, Pius VI wurde aus der Stadt in ein Kloster bei Florenz gebracht und von dort im folgenden Jahr nach Valence in Frankreich deportiert, wo er am 29. August 1799 als Gefangener des Direktoriums starb. In einem englischen Buch aus dem Jahr 1799 habe ich eine wunderbar dramatische Darstellung der Ereignisse gefunden. Ich habe mal eine Passage übersetzt, welche die tonnenschwere Gemütsverfassung der Kardinäle nach dem Untergang der päpstlichen Regierung illustriert:
    "Betrachtet sie [die Kardinäle] nun, wie sie in tiefer Bedrängnis zum Vatikan, dem Zentrum ihres gestürzten Reiches, marschieren. Mit Trauer in den Augen überblicken sie all die Vestibüle und Hallen, von denen sie gewohnt waren, sie von den Ehrerbietungen einer sich verbeugenden Menge gegrüßt zu durchschreiten. Diese Kardinäle, einst so erhaben in ihrer Würde, finden sich plötzlich all der brillanten Äußerlichkeiten entkleidet, die bis zu diesem Zeitpunkt ihren Stolz berauschten. Sie begleiten mit profunden doch erstickten Seufzern die Worte der Schrift, die sie bisher nur auf den Lippen führten und deren Wahrheit sie nun - viel zu spät - erkennen: 'vanitas vanitatum, et omnia vanitas'.

    Die Herrlichkeit, der Einfluß, die Macht und der Glanz, mit dem sie die Einfachen blendeten und von dem sie selbst geblendet wurden: Alles ist erloschen. Diese Rivalen szeptertragender Monarchen werden sich fortan dreifach glücklich schätzen, wenn sie sich in einer gemeinen Masse verlieren können, um ihre Niedrigkein in einen Schild zu verwandeln, durch welchen sie sich vor den Anfeindungen derer schützen können, die wegen ihrer Erniedrigung triumphieren. Mit melancholischer Stimme erklären sie den absoluten Verzicht auf die zeitliche Herrschaft. Doch sie haben zu diesem Zeitpunkt nicht einmal die Periode ihrer Kalamitäten erreicht. Zuerst - bevor sie sich aus einer Stadt zurückziehen, in der sie nichts mehr zu erwarten haben als Demütigung und Verfolgung - gestattet man ihnen beim Verkauf ihrer Besitztümer zugegen zu sein. Und bald darauf sammeln sich die Sturmwolken: Die neue Regierung ist organisiert und löscht erfolgreich alle Überreste des Alten aus. Der Augenblick extremer Vergeltung ist nun gekommen und nur die Ältesten und Kranksten dürfen auf Milde hoffen...

    Nachdem der größte Teil von ihnen Beleidigung, Gefängnis und materiellen Ruin erlitten hat, eilen sie, um fern von Rom ein Asyl zu finden, in welchem sie den einzigen Segen genießen können, nach dem sie jetzt noch streben: Ruhe.
Schauder! Sic transit gloria mundi...

Die Feinde der Kirche tanzten in diesen Tagen auf den Tischen. Napoleon hatte im Falle des Todes Pius VI eine Papstwahl untersagt. Somit wurde schon offen vom Ende des Papsttums geträumt. Aber die Kirche schreibt natürlich ihre eigenen Gesetze. Pius VI hatte schon im November 1798 in der amtlichen Verordnung Quum Nos, superiori anno festgesetzt, daß, sollte er in Gefangenschaft sterben, die nächste Papstwahl an dem Ort stattzufinden hat, an welchem sich die meisten Kardinäle aufhalten. Dies war Venedig, wo nach langem hin und her am 14. März 1800 Gregorio Barnaba Cardinal Chiarimonti zum Papst gewählt wurde. Er nahm den Namen Pius VII an.

Für die Lilien des "Papa Braschi" war der Sturm zu stark. Die Kirche selbst ging aus der Katastrophe gestärkt hervor, wie ihre Erneuerung und Wiederbelebung im 19. Jahrhundert zeigt.

Monday, April 21, 2008

Sunday, April 20, 2008

"Auf geht's!"


Papst Benedikt XVI und Erzbischof Pietro Sambi, Apostolischer Nuntius in den USA

Fade Religionshetze

Erhobene Zeigefinger und humanistisches Mahnen noch und nöcher sprudeln einem aus dem Kinderbuch »Wo bitte geht's zu Gott? fragte das kleine Ferkel« von Michael Schmidt-Salomon und Helge Nyncke entgegen. "Haßerfüllte" Vertreter der drei großen monotheistischen Religionen sorgen dafür, daß das kleine Ferkel und sein Igelkumpel am Ende so gar keinen Bock auf Gott mehr haben.

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend beantragte die Indizierung des Kinderbuchs als jugendgefährdende Schrift (Antisemitismus-Vorwurf, versteht sich). Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien wollte diesem Antrag jedoch bei der Verhandlung am 06. März 2008 nicht folgen. Itzo jubiliert die "Rettet das kleine Ferkel"-Webseite: Anschlag auf Meinungsfreiheit gescheitert! Ich freue mich auch über die Nicht-Zensur, denn das Buch ist ziemlich grottig. Meine Nichte wäre dazu in der Lage, es als ideologische Kampfschrift zu entlarven, die der gepfefferten Sonntagspredigt eines erzkonservativen Pfaffen in nichts nachsteht.

Zum Buch selbst: Ein Rabbi, ein Mufti und ein Vertreter des Christentums (ebenso überraschend wie originell: Ein fetter katholischer Bischof) stehen den neugierig-naiven Fragen der beiden Kleinen so richtig hilflos gegenüber. Dies aber nur, weil der Autor natürlich am Ruder sitzt und es so ausschauen läßt, als sei jede Frage des Schweinchens ein Hieb, der das clevere aber leider ganz und gar erfundene Konstrukt der Religionen in sich zusammenbrechen läßt. Schmidt-Salomon ist einer dieser schicken, neuen, militanten Atheisten und daher muß sein Buch den drei Dawkinschen Gesetzen folgen:
    1.) Die Nicht-Existenz Gottes ist - wenn auch nicht bewiesen - so doch Realität.

    2.) Plakatives Polemisieren ist Grundvoraussetzung für erfolgreiches Missionieren. Es ist so auf den Putz zu hauen, daß unser Standpunkt bereits als abgemacht und abgesegnet gilt, damit Zweifler, die es wagen könnten, die richtigen Antworten zu geben oder gar die richtigen Fragen zu stellen, umgehend der Begriffsstutzigkeit bezichtigt werden können.

    3.) Wissenlücken sind entweder durch klebrige Gefühlsduselei oder infantile Albernheiten zu übertünchen.
Sorry, Leute, aber hier werden nicht Christentum, Judentum und Islam schon für Grundschüler verständlich als Wahnsysteme entlarvt, wie es in einer Lobhudelei des hpd ("Humanistischer Pressedienst"!) heißt. Hier wird aus Profit- und Publicity-Gier einfach nur blöde auf den Kleinen und Kleinsten herumgetrampelt. Denn das Buch tut genau das, was es bei den Religionen anklagt: Es verschüchtert die Lütten, macht ihnen wahrscheinich sogar Angst.

Das Problem hat Schmidt-Salomon im Vorwort zu seinem Buch "Die Kirche im Kopf" selbst hübsch zusammengefaßt:
    "Wir sind der festen Überzeugung, dass alle Menschen gleichberechtigt und frei sein sollten in ihrem Streben, ihre Vorstellungen vom gutem Leben im Diesseits zu realisieren."
... und wir werden so lange auf ihrem Glauben herumkloppen, an ihren Riten zerren und an ihrem Gott rütteln, bis sie endlich genau das sind, was WIR uns unter gleichberechtigt und frei vorstellen.

Es ist irgendwie so erheiternd und doch so traurig.

The NAC

Das "North American College", oder "The NAC", oder auch einfach "The Hill" (denn es steht auf dem Gianicolo) ist angeblich die größte nicht-militärische Wohngemeinschaft von US-Amerikanern außerhalb der USofA. Könnte schon sein. Das erste NAC, die "Casa Santa Maria", wurde im Jahre 1859 vom seligen Papst Pius IX gegründet. Die Casa steht in der Nähe der Fontana die Trevi und beherbergt heute amerikanische Priester, die weiterführende Studien verfolgen. Das neue NAC wurde 1952 von Papst Pius XII eingeweiht. Es ist ein Riesenbau, in dem 200 Seminaristen plus Stab Platz finden.

Wenn ich mir die Nacker (so nennt man die Studenten aus dem North American College in Rom) so ansehe, keimt in mir ziemliche Hoffnung für die Kirche in den USA auf. Es gibt dort zwar - wie überall - nicht so viele Berufungen wie man sich wünschte, aber diejenigen, die den Weg dann einschlagen, scheinen die Sache durch die Bank ziemlich Ernst zu nehmen und machen einen recht vernünftigen Eindruck.

Ich studiere mit einigen Nackern und habe mich mit ein paar der Jungs schon ganz gut angefreundet, so daß ich hin und wieder mal auf den Hügel zum Essen eingeladen werde. Heute war ich mit Gabriel dort zur Messe mit anschließendem Sonntagsbrunch. Hier ein paar Photos:


Gestatten (von links): Pat, Diakon bei der Gesellschaft Mariens, ebenfalls als Gast im NAC; Josh, der uns dieses Mal eingeladen hat; weiß nicht (bzw. Namen vergessen); Sergio (glaub' ich - schreckliches Namensgedächtnis) und Gabriel.


Diesen spektakulissimo Ausblick kann man von der Dachterrasse des NAC genießen. Heute war die Sicht so klar, daß man in der Ferne gar ein paar schneebedeckte Gipfel sehen konnte! In Rom bricht übrigens grade massiv der Frühling aus: Strahlende Sonne und heftig anziehende Temperaturen.


Der Petersdom liegt in nächster Nähe.


Von links: Gabriel, Petersdomkuppel, Alipius und Pat, der nach dem Photo halbblind durch die Gegend tapste und meinte: "Ich glaub' ich kauf mir besser auch mal 'ne Sonnenbrille!"

Saturday, April 19, 2008

Los Wochos

Scheint, als habe irgendeine zentrale Institution für Moderne Kunst die Wochen der Selbstzerstörung ausgerufen:

Erst Artsy-Shvartsy mit ihrer Splatter-Performance, jetzt (Dank an einen anonymen Kommentator für den Hinweis) Gregor Schneider mit "öffentlicher sterben". Der "weltweit geachtete" Künstler will einen Menschen im Rahmen einer Ausstellung auf natürliche Weise sterben lassen.

Jugendkult, Verdrängung des Todes und Extrem-Lifting hin oder her: Das ist eine Geschichte, die an Dekadenz (um nicht zu sagen: Degeneriertheit, was aber nur ein synonym für "Entartung" ist und daher genau die falschen Leute zum richtigen Thema auf die Bäume bringt) nicht leicht zu überbieten ist. Schneider selbst sagte in einem Interview mit dem Fachblatt "Art Newspaper", er "möchte die Schönheit des Todes zeigen".

Der Geier weiß, was man sich unter dem Projekt vorzustellen hat. Leute bezahlen Eintritt, um einen Menschen sterben zu sehen? Irgendein armer Kerl nimmt die Gelegenheit wahr, um wenigstens als Berühmtheit zu sterben? Und drumherum steht die kunstkennende Meute mit Champagnerflöten und schwärmt, wie heutig, homogen, hochherrlich, haptisch und heilig das alles ist?

Naja, bleibt die Hoffnung, daß die Heilige Inquisition in den Reihen der liberalen Kunstschaffenden und Intellektuellen bald posthum völlig exkulpiert ist. Schließlich haben die Jungs schon vor Jahrhunderten erkannt, daß nichts so sehr "Kunstwerk" sagt, wie ein malerisches, dramatisches, alle Sinne bedienendes Autodafé.

Ein Doppel-Glück- und Segenswunsch...


... an Papst Benedikt XVI:

Am 16. April feierte er seinen 81sten Geburtstag und heute ist der dritte Jahrestag seiner Wahl.

Ad multos annos!

Der Krankheitsverlauf im Weiteren

Re: Abtreibungskunst

Yale enttarnt die in Namen der Kunst abgetriebenen Babies als Ente. Universitäts-Sprecherin Helaine Klasky: "Das gesamte Projekt ist ein Kunstwerk, eine kreative Fiktion, entwickelt um auf die Zweideutigkeit von Form und Funktion des weiblichen Körpers aufmerksam zu machen."

Shvarts' Thesis-Beraterin und Fem-Art-Künstlerin Pia Lindman war für einen Kommentar erst einmal lieber nicht zu haben und löschte vorsichtshalber ein Youtube-Video, auf welchem Shvarts für Lindmans Redefreiheits-Projekt The Soapbbox Event von "Konditionierung", "Scheiß-Institutionen" und "patriarchalischer Heteronormative" (Stick it to the man, Sis!) erzählt.

Shvarts selbst scheint sich über die Natur des Projektes noch nicht so ganz im Klaren zu sein: Einerseits bestand sie darauf, die Geschichte sei durchaus ernst (und hatte offenbar für einige Reporter sogar Videotapes parat, die dies bewiesen), andererseits leitete sie die künstliche Fehlgeburt stets am Ende ihres Zyklus ein und sagt, sie wisse nicht, ob sie überhaupt je schwanger war oder nicht: "Niemand kann mit einhunderprozentiger Sicherheit sagen, ob irgendetwas in dem (Kunst)Werk geschah oder nicht geschah, denn es liegt in der Natur dieses Werkes, nicht aus Sicherheiten zu bestehen." Noch schöner als moderne Kunst ist moderne Kunstrechtfertigung.

Die Kommentatoren-Welt steht ebenfalls in hellen Flammen. Der Löwenanteil der Leute ist geschockt und angewidert, freut sich aber auch über die Demaskierung moderner "Kunst". In einem Forum machte jemand den Vorschlag, doch mal ein Glas mit Urin zu füllen, ein Photo von Martin Luther King hineinzutun, das Ganze als Kunst zu verkaufen, sich genüßlich zurückzulehnen und auf die Reaktionen im Lager der Liberalen zu warten.

Natürlich gibt es auch Befürworter. Das "Yale's Womens Center" zu der Geschichte: "Wir stehen fest hinter der Tatsache, daß der Körper einer Frau ihr gehört. Sei es in Fragen des Reproduktionrechts oder des künsstlerischen Ausdrucks, Aliza's Körper ist ein Instrument, über welches sie volle Verfügungsfreiheit haben sollte." Uähh! 'Instrument'! Mir läuft's kalt den Rücken herunter.

Die Stimmen, die das Projekt bejahen, sprechen stets von "angeblicher" Moral und Ethik, wenn "religiöse Heuchler" sich über Shvarts aufregen. Denn natürlich ist das Recht auf Leben an Religion gebunden, nicht an den gesunden Menschenverstand und die Natur.

Unterm Strich sehe ich momentan eine Universität, die ihren Namen zu retten versucht, eine verzogene Göre, die ums Verrecken in die Öffentlichkeit will, eine Horde entsetzter Internet-Zeitzeugen, die sich fragt, wie unsere Gesellschaft im allgemeinen und die Kunstwelt im besonderen eigentlich so tief sinken konnte und ein paar moderne Künstler, die mit Phrasen aus dem Satzbaukasten ein Phämomen entschärfen und domestizieren wollen, welches der gesamten Industrie Schaden zufügen kann: "Aber sie ist eine Künstlerin und hat das Recht, sich durch Performance-Kunst auszudrücken". Nein. Sie nennt sich "Künstlerin" und hat die Pflicht, dafür einen Nachweis zu erbringen, der nicht durch 50 Seiten erklärenden Begleittext erhellt werden muß und der nicht den Großteil der Betrachter zu den Toiletten eilen läßt.

Aliza, Du willst eine Debatte? Dann laß uns doch mal von Narzißmus und Selbst-Promotion reden und davon, daß man als Feministin nicht automatisch auch für Abtreibung ist (und vice versa).

Friday, April 18, 2008

WOW!

Britland sucht den Superstar: Auch auf der Insel läuft die Maschine längst wie geschmiert. Und auch in diesem Jahr wird sich ein Bub oder ein Mädel seine 15 Monate Ruhm erträllern, um danach im Orcus zu verschwinden.

Dieser schüchterne Kerl bietet sicherlich alles andere als Durchschnittsware, und sei es nur, weil er demonstriert, daß es selbst in England noch Fetzen katholischer Kultur gibt:



Zwei erhobene Daumen für Andrew Johnston und sein "Pie Jesu"!

Thursday, April 17, 2008

Die schönste Champagner-Reklame

Aus dem Jahre 1939 für Champagne de Venoge



Gefunden auf "Les Maisons de Champagne et leurs Grandes Marques"

Total normal

Die Amerikanerin Aliza Shvarts (links) ließ sich über einen Zeitraum von 9 Monaten "so oft wie möglich" durch donogene Insemination künstlich befruchten, nahm dann Abtreibungsdrogen und ließ die Videokamera mitlaufen, während sie in ihrer Badewanne Fehlgeburten produzierte.

Wo diese Frau heute zu finden ist? Im Gefängnis? In der Nervenheilanstalt? Nope. Wer die Geschichte bis hierhin schon abartig findet, sollte besser nicht weiterlesen.

Aliza Shvarts ist Studentin. Kunststudentin. In Yale. Und was ich eingangs beschrieben habe ist ihr neues Projekt, welches ab kommendem Dienstag folgendermaßen präsentiert werden soll: In einem Raum hängt ein großer Würfel. Um diesen Würfel sind Schichten von Folie gewickelt. Zwischen den Schichten wird das Blut der Fehlgeburten aufbewahrt, gemischt mit Vaseline, damit es nicht austrocknet. Auf vier Seiten des Würfels werden Videos von den Fehlgeburten projiziert.

Ziel der Ausstellung ist es, "Konversationen anzuregen und die Debatte über die Beziehung zwischen der Kunst und dem menschlichen Körper neu zu zünden". Das Projekt, so Shvarts, wird nicht nur für den Schock-Wert gestartet. "Sicher, einige Leute werden Probleme mit der Message haben und nicht damit einverstanden sein, aber es nicht die Intention, Menschen zu skandalisieren".

Ich hoffe, daß es sich bei dieser Geschichte, die seit heute im Online-Magazin der Universität "Yale Daily News" zu lesen ist, um einen finsteren Scherz handelt. Wenn nicht, dann weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll und enthalte mich daher auch erst einmal jeglichen Kommentars.

Wednesday, April 16, 2008

We are not amused!

In Österreich haben die Fernsehsender schon mal damit begonnen, um die Gunst der WM-Zuschauer zu rangeln. Karten sind rar, also wird es eine Menge Leute geben, die die Spiele im TV verfolgen wollen.

In Wien sah ich dann neulich ein richtig schön fieses Plakat eines Senders (War glaub' ich sogar der ORF, aber ich weiß es nicht mehr genau). Abgebildet war ein leicht frustierter England-Fan, ungefähr so:

Darunter stand:

Machen Sie's wie England: Bleiben Sie daheim!

Herzlichen Glückwunsch!

Papst Benedikt XVI wird heute 81 Jahre alt. Gefeiert wird nicht daheim im Vatikan, sondern im Weißen Haus, in dem und um das sich Presseberichten zufolge 9000 Gäste versammelt haben. Quite a bash, if I might say so.

Ich bete für die Gesundheit des Heiligen Vaters und dafür, daß er (und seine Geisteskraft) uns noch mindestens 10 Jahre erhalten bleiben.

Die zartfühlendsten Glückwünsche kamen schon am vergangenen Freitag: Yunis al-Astal, gleichzeitig Mitglied der Hamas und des palästinensischen Parlaments, hatte folgendes zu sagen:
    'Sehr bald, mit Allah's Wille, wird Rom erobert werden, so wie Konstantinopel erobert wurde, wie es prophezeit wurde von unserem Propheten Mohammed. Heute ist Rom die Hauptstadt der Katholiken, die Hauptstadt der Kreuzzügler, die ihre Feindseligkeit dem Islam gegenüber erklärt haben, und die die Brüder der Affen und Schweine in Palästina plaziert haben, um den Islam davon abzuhalten, wieder zu erwachen. Diese Hauptstadt wird ein Vorposten der Islamischen Eroberung sein, welche durch Europa in seiner Gesamtheit verbreitet wird, und sich dann den zwei Amerikas zuwenden wird und selbst Ost-Europa. Ich glaube, daß unsere Kinder und Enkelkinder unseren Jihad und unsere Opfer erben werden, und mit Allah's Wille, werden die Kommandeure der Eroberung unter ihnen sein. Heute bereiten wir ihre Seelen auf diese guten Zeiten vor, durch Moscheen, durch Koranbücher, durch die Geschichte des Propheten, seiner Freunde und der großen Anführer präparieren wir sie für die Mission die Menschheit zu retten vor dem Höllenfeuer an dessen Rande sie steht...'
Ich bin so verwundert, wie Ihr es seid. Meine Lieblingsstelle sind die 'Kreuzzügler, die ihre Feindseligkeit gegenüber dem Islam erklärt haben'. Mit 'Feindseligkeit' meint er wahrscheinlich die Moscheen, die überall in Kreuzzüglerländern (auch in Rom) aus dem Boden schießen. Oder meint er vielleicht die Bezirke in europäischen Großstädten, in welche man sich als Nicht-Moslem besser gar nicht mehr hineinwagt? Oder die Koranschulen? Oder die Befreiung islamischer Sexualtäter von psychologischer Behandlung aufgrund ihres Glaubens? Oder den Vorschlag des Erzbischofs von Canterbury, in England bestimmte Aspekte der Schariah zuzulassen? Was auch immer es ist, ich klopfe mir schuldbewußt an die Brust und wünsche mir, die Christen in Europa wären dem Islam gegenüber so tolerant, wie es die Moslems in den von ihnen dominierten Ländern den Christen gegenüber sind.

Al-Astal hat leicht reden. Er sitzt ja sicher in Palästina und muß die eventuellen Folgen seines Geschwätzes nicht am eigenen Leib erfahren. Das überläßt er dann lieber seinen Glaubensgenossen, denen womöglich in Europa bald ein anderer Wind um die Ohren wehen wird.

Wer glaubt eigentlich noch die Sprüche von der "radikalen Minderheit"? In London stehen grade 8 junge Moslems vor Gericht, die planten - als Martyrium im Namen Allahs - gleichzeitig sieben aus London startende Passagierjets im Flug in die Luft zu sprengen. Die waren bis zum Zeitpunkt der Festnahme natürlich auch nur "gemäßigt".

Naja, immerhin gibt es für die, die es wahrnehmen wollen, hier einen weiteren tiefen Einblick in das, was der Islam uns zu bieten hat.

Ich bin froh und dankbar, daß ich in Lebens-, Glaubens- und Gottesfragen dem Papst zuhören darf und in Christus einen Gott habe, dessen Liebe und Gnade ich in einer persönlichen Beziehung erfahren kann.

Tuesday, April 15, 2008

Der Heilige Vater in den USofA

Aus einen Artikel der L.A-Times (Übersetzung meine):
    Dana M. Perino, Presse-Sekretärin des Weißen Hauses, verteidigte den 'religiösen Touch' der Empfangszeremonien für Papst Benedikt XVI, in deren Verlauf das 'Vater Unser' gesungen wurde: ' Viele Menschen in Amerika und in der Welt sagen dieses Gebet um den Tag zu starten. Also denken wir, daß es vollkommen angebracht ist'.
'Verteidigte' den 'religiösen Touch'? Zwei Möglichkeiten: Entweder gibt es tatsächlich Leute, die so bekloppt sind, sich darüber aufzuregen, daß beim Empfang des Papstes ein bißchen Religion ins Spiel kommt. Oder jetzt schwächeln auch schon in den USA die Christen so sehr, daß sie sich lieber vorab entschuldigen, als daß sie sich später etwas anhören.

Naja, Papa Benedetto hat sicherlich haufenweise Mullbinden und Jod im Gepäck, um die immer noch aus allen Wunden blutende Post-Pädophilie-Kirche Amerikas ein wenig zu verarzten. Hoffentlich gibt er auch abseits des Protokolls einigen der selbstgefälligen Kirchenbonzen mal ordentlich was hinter die Ohren.

Die Protest-Gruppen und die säkularisierten und größtenteils superliberalen Massenmedien in den USA haben die Socken auch schon scharf gemacht, aber sie werden möglicherweise eine kleine Enttäuschung erleben. Von dieser Seite gibt es die gute, alte Forderung nach mehr Cafeteria-Katholizismus (Zeig mir mal, was auf dem Menu steht, ich such mir dann aus, was mir paßt):
    "Hmm... Okay, einmal die Frauenordination mit verheirateten Priestern und einer Portion Gay-Worshipping, aber ohne Eucharistische Anbetung und Gebet für Berufungen. Und das Magisterium bitte auf einem Extra-Teller."
Der Heilige Vater hat allerdings eine Kirche zu heilen, daher wird er wenig Zeit, Lust und Geduld für diejenigen haben, die sie nur noch weiter spalten wollen.

Monday, April 14, 2008

Ein Oscar für das Stift

Das der Regisseur des oskar-prämierten Films "Die Fälscher" aus Österreich stammt, hatte ich schon mitbekommen. Daß er Klosterneuburger ist, war mir bisher neu. Stefan Ruzowitzkys bekam mittlerweile nicht nur den Ehrenring der Stadt überreicht, sondern hat auch mit dem Stift ein Win-Win-Abkommen geschlossen: Heute erfuhr ich, daß der Oscar bis Ende Juni im Marmorsaal des Stiftes zu sehen ist, dies im Rahmen einer Ausstellung, welche die historischen Hintergründe des Filmes beleuchtet. Das Stift bedankt sich für das Plus an Besuchern, indem es den Reinerlös der Ausstellung für die Sanierung des jüdischen Friedhofes in Klosterneuburg spendet, gemäß dem Wunsch des Regisseurs, der angab, nicht nur geehrt werden zu wollen, sondern auch zu hoffen, daß er etwas Bleibendes schaffen kann.

Sunday, April 13, 2008

"Kardinälchen"...

... oder auch "gekochte Krebse" wurden die Alumnen des Deutsch-Ungarischen Kollegs in Rom scherzhaft genannt, als sie noch ihre roten Talare trugen.



Das Deutsche Priester-Kolleg in Rom wurde 1552 von Papst Julius III gegründet, zum Studium für künftige Diözesan-Priester "aus den im Glauben gefährdeten Gebieten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation". Das Kolleg wurde 1580 mit dem Collegium Hungaricum zum "Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum de Urbe“ – Päpstliches Deutsch-Ungarisches Kolleg in Rom - vereinigt.

Bei Studenten-Raufereien waren die "Kardinälchen" immer im Nachteil, da sie schon aus großer Entfernung aufgrund der roten Talare gut zu erkennen waren und deher in der Regel die Ersten waren, die an den Ohren zu ihren Rektoren geführt wurden.

Heute ist das Kolleg kirchliche Ausbildungs- und Begegnungsstätte von Theologiestudenten und Priestern aus den Ländern des östlichen und westlichen Mitteleuropa.

Saturday, April 12, 2008

Worte des Ewigen Lebens

Evangelium nach Johannes 6,60-69:
    Viele seiner Jünger, die ihm zuhörten, sagten: Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören?

    Jesus erkannte, daß seine Jünger darüber murrten, und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß? Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn hinaufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war? Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben.

    Jesus wußte nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde. Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist.

    Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher.

    Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen?

    Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.
Zu meinen Lieblingsstellen in den Evangelien gehören die Petrus-Auftritte. Der Menschenfischer, der nie so recht das Maß zu finden scheint und bein genauren Hinsehen die Extreme doch erst dann wählt, wenn sie ein "Mehr" an Jesus versprechen ("Dann, Herr, nicht nur die Füße, sondern auch die Hände und das Haupt"). Der Fels, der Christus dreimal die Liebe zusagt und ihn dreimal verleugnet. Der Apostelfürst, der aus Eifer den Heiland nicht seinen Weg gehen lassen will und sich dafür gar ein "Weiche von mir, Satan!" einfängt. Ihr seht, Papstkritik ist so alt wie das Papsttum ☺. Und sie kam schon aus bedeutenderem Munde als das moderne Durchschnittsgejammere.

Im heutigen Evangelium begegnen wir Petrus, dem Durchblicker. Wie schon bei Matthäus in der Gegend von Cäsarea Philippi ("Du bist Christus, der Sohn des Lebendigen Gottes") weiß Petrus auch im Johannes-Evangelium, was Sache ist: "Du hast Worte des ewigen Lebens. Du bist der Heilige Gottes".

Christus wußte , was er tat, als er sein Vermächtnis in Menschenhand gab. Und es ist natürlich kein Zufall, daß derjenige, der ihn so innig liebte und ihn doch so schmählich verleugnete Ihn als Sohn des Lebendigen Gottes identifiziert, der Worte des ewigen Lebens hat. In Petrus finden wir, was die Kirche ist. Sie, der mystische Leib unseres Herrn und die Gemeinschaft aller Gläubigen, liebt Christus. Und dennoch kann sie es nicht in Perfektion tun, denn wenn auch die Kirche als Kirche unantastbar und heilig ist, so ist sie in ihren Gliedern doch sündhaft und menschlich. Und dennoch sagte Christus zu Simon: "Tu es Petrus!".

Und ich denke es jedes Mal staunend, wenn ich Benedikt XVI sehe: 'Tu es Petrus! Auch zweitausend Jahre später noch!'

Thursday, April 10, 2008

Aus dem "Daily Record" vom 8. April

[Übersetzung meine]
    Eine Nonne rettete einen brennenden Mann, indem sie sich auf ihn warf und die Flammen mit ihrem Habit erstickte. Die tapfere Schwester Donatella Ciucciumei, 51, sah, wie ein älterer Herr sich auf einer Straße in San Severino Marche mit Petroleum übergoß. Sie rannte auf den 71-jährigen zu, als er ein brennendes Streichholz an seinen Körper hielt. Als er von den Flammen verschluckt wurde, warf sie sich auf ihn, breitete ihren Habit aus und erstickte die Flammen. Die Nonne ist unverletzt. Der Mann erholt sich von Verbrennungen zweiten Grades. Schwester Donatella besucht ihn nun regelmäßig und bietet Rat und Hilfe. Die Polizei sagt, der Mann sei deprimiert gewesen, weil seine Frau ihn verlassen habe.
Was sagt uns dies? Die gute Schwester Donatella ist wahrscheinlich ein eher traditionsbewußtes Exemplar, denn mit einem modernen Nonnen-Habit hätte sie wohl kaum eine Kerze auslöschen können. Zudem hätte beim Rettungsversuch das in Flammen aufgehende Polyester Nonne und Mann zu einem bizarren Haufen verschmolzen.

Liebe Schwestern: Immer genügend unkünstliche Faser am Leib tragen! Potenzielle Brandopfer danken es Euch!

Wednesday, April 09, 2008

Hab' ich mir zu Ostern geschenkt

Mainstream war das dritte Album, daß Lloyd Cole and the Commotions aufnamhen. Es war auch der letzte Longplayer, den der Meister mit seiner Band aufnahm, bevor er Solo-Pfade einschlug. Das Debut-Album der Commotions ist wahrscheinlich das bei Kritikern Beliebtere. Ich stelle hier trotzdem das 87'er-Werk Mainstream vor, weil es stellenweise Populärmusik in Perfektion bietet.

Der Opener My Bag klingt zuerst so gar nicht nach Lloyd Cole. Der Gesang kommt beinahe rappig daher, die Gitarren in der Strophe werden durch ein langes Attack in den Song förmlich hineingesaugt, während im Hintergrund eine semi-funkige Basslinie mit monotonem "Bumm-Klatsch"-Schlagzeug den Rhytmus liefert. Im Chorus wird's etwas poppiger und es tauchen schubiduende Background-Vocals auf. Der zweite Track From the Hip startet als sanfter Pop mit sphärischen Keyboards und knappem Saitengezupfe, bevor er einen schönen Mitsing-Chorus mündet. 29 läßt zum ersten Mal so richtig aufhorchen. Zur Lap-Steel-Guitar und rhytmischen Keyboardeffekten grübelt Lloyd über das Älterwerden nach. Der Refrain ist klassischer Slow-Rock mit Piano und allem, aber sehr fein umgesetzt und mit hohem Wiedererkennungswert. Besonders stark ist auf diesem Song das kurze Gitarrensolo, welches ein zarter Dialog zwischen Akkustik und Steel ist. Der Titelsong Mainstream ist ebenfalls ein ruhiges Stück mit Bongos, Akkustikklampfe, Harmonika-Keyboards und pulvertrockenem Anti-Yuppie-Humor a la "Fifteen years a big shot in a one-horse-town, riding the elevator shafts with your hip flask and your sun-bed tan". Am Ende wird der Song leicht aufgedreht und kurz episch ausgewalzt. Mit Jennifer she said folgt dann ein im Grunde perfekter Popsong, der von der ersten kurzen Gitarren-Strophe über den Mitsing- und Mitswing-Chorus bis zum sich für immer und ewig in die Gehörgänge grabenden "Bap-badah-dadadah" am Ende einer gnadenlos unspektakulären Pop-Logik folgt und trotzdem nicht nur groß ist, sondern uns auch einen der Gründe dafür liefert, warum einige unserer besten und lebenslangen Freunde drei Minuten lang sind. Track Nummer sechs, Mister Malcontent, startet mit wunderbarem, arpeggio-artigem Keyboard-Geblubber und Rockorgel, weitet sich dann mit umpfigem Bass und stampfenden Drums zu einem schicken Ohrwurm und endet in einer fetten, fast zweiminütigen Gitarrenschlacht, die irgendwie an Simple Minds während ihrer "Zwischen Indie-Rock und Stadium-Pop"-Phase erinnert. Dann wird's noch eine Nummer größer: Der Sean Penn Blues bringt neben brüllend komischen Lyrics ("Mr. Madonna kicks some beat poetry" oder "Fat hacks New York Times food columnists want to review my soup") ultraflotten Gitarrenpop mit einer astreinen Hookline in der Bridge und einer Harmonika, die den Chorus - besonders im Instrumental-Outro - von "nicht übel" gleich mal auf "Hall of Fame" liftet. Superhit! Auf Big Snake wird dann zwei Gänge zurückgeschaltet. Zu einer herrlich abgemumpften Trompete, klasse abgemischten Gitarren, xylophonesquen Keyboards und spärlichen Drums wird eine richtig starke Atmosphäre aufgebaut. Warmer Sommerregen, Hafenbeleuchtung, Schatten von Handelsschiffen, Rauch und Parfüm werden nicht nur besungen, sondern beinahe zum Leben erweckt. Hey Rusty, der vorletzte Track, zeigt uns Lloyd Cole noch einmal von seiner britpopigsten Seite. Der glasklar und kantenlos produzierte Song baut sich in den Strophen gut auf und nimmt den Hörer dann im Refrain mit einer unschuldigen Harmoniefolge und schönem Perkussionsgerumpel im Hintergrund für sich ein. These Days ist eine Art Gutenachtlied, was ja beim letzten Stück einer Platte kein Nachteil sein muß. In ihre Einzelteile zerlegte Zupf-Akkorde, eine schöne Synthie-Melodie und ruhige Vocals laden zum sanften Schlummer ein.

Lloyd Cole and the Commotions, Mainstream = 80er-Pop vom Allerallerfeinsten!

Die Neuen!

Jetzt gibt's also seit einem Monat einen Katalog von "Sieben Neuen Todsünden". Sollte man zumindest denken, wenn man sieht, wie die internationale Presse und die Internet-Foren und -Blogs auf das Interview von Bischof Girotti, Kopf der Apostolischen Pönitentiarie, im Osservatore Romano reagieren.

Daß es keine neuen, vom Vatikan offiziell veröffentlicheten, sieben neuen Todsünden gibt wird schon dann ersichtlich, wenn man sich die verschiedenen im Internet und in Zeitschriften auftauchenden Listen anschaut. Da ist mal von "Prostitution", mal von "Abtreibung" die Rede. Das "Erzeugen von Armut durch Ansammlung von übermäßigen Reichtum" ist mal eine Sünde, mal ist es in zwei aufgeteilt. "Moralisch fragwürdige Experimente" ist ein Punkt, den ich bisher nur in einer englischen Übersetzung fand, in welcher dafür der "Kindesmißbrauch" fehlte. Mal ist der "Gebrauch von Drogen" eine Todsünde, mal der "Mißbrauch von Drogen" etc...

Bischof Girotti hat in dem Interview nicht jeden Punkt erschöpfend erklärt, so daß nun natürlich die üblichen Verdächtigen Gewehr bei Fuß stehen und dem Vatikan vorwerfen, er fände den Hunger in der Welt ganz spitzenmäßg, da er sich gegen "Genmanipulation" ausspricht. Das ist Kirchenkritik auf dem Level von "Pius der Zwölfte war Antisemit, weil der Vatikan nur 500.000 Juden half und nicht allen". Und genau deswegen ist es so gefährlich. Denn den nur zur Hälfte gebildeten aber zur Gänze in die bunte Welt der Sünden eingetauchten Individuen der Neuzeit ist jede Fehlinformation oder Halbwahrheit oder blanke Lüge über die Kirche recht, so lange sie nach politisch korrekter Moralkeule klingt und deswegen kein genaueres Hinschauen oder Nachdenken erfordert.

Da hat der gute Bischof der Kirche keinen großen Dienst erwiesen. Lieber hätte er einfach noch mal auf die seit dem 6. Jahrhundert bestehenden sieben Todsünden hinweisen sollen. Denn Hochmut, Geiz, Neid, Zorn, Wollust, Völlerei und Faulheit haben weder ihren Reiz noch ihre Gefährlichkeit verloren.

Monday, April 07, 2008

Raus aus dem Museum...

... und dran an den Heiligen Vater!

Papst Benedikt XVI hat in dieser Osteroktav die weiße Mozzetta getragen, welche zuletzt an Paul VI gesichtet wurde!

Sorry wegen der Watermarks, aber ich habe kein anderes Bild gefunden.

Ein ganz besonderer Ritus...

... wird jährlich am Mittwoch der Karwoche in Quito gefeiert: An diesem Tag zelebrieren der Erzbischof und die Kanoniker der Kathedrale dieser Stadt die "arrastre de caudas", was soviel heißt wie "Hinterherschleifen der Schleppen" oder so. Es ist ein sehr alter Ritus, der aus dem Römischen Reich stammt. Im Kampf gefallene römische Soldaten wurden mit einer großen schwarzen Flagge bedeckt. Diese wurde dann an den Überlebenden vorbeigetragen, damit das Mojo des Verstorbenen sich auf die Kämpfer überträgt.

Die Kirche hat dies in einen Ritus transformiert, in welchem die vom Erzbischof getragene, riesige schwarze Flagge den Tod symbolisiert. Der Aberglaube besagte dann auch, daß man in den kommenden zwölf Monaten sterben wird, wenn einen die Flagge berührt. Das Besondere an dieser Zeremonie sind die langen schwarzen Schleppen, die die Kanoniker auf dem Weg zum Chor hinter sich herschleifen und die so auch dem Ritus den Namen geben. Im Chor legen die Herren sich dann auf dem Boden und der Erzbischof schwenkt die Flagge, als Erinnerung daran, daß Christus für uns am Kreuz starb.

Wer das Ganze im bewegten Bild sehen möchte, der kann diesem Link zu einer spanischsprachigen Seite folgen und sich ein Filmchen anschauen.



Sowas kriegen halt nur wir Katholen hin, oder?

Wieder in Rom!

Liebe Leser!

Das Fest und die Oktav sind zwar vorbei, aber wir befinden uns ja immer noch in der Osterzeit, daher ein verspätetes aber herzliches "Frohe Ostern!" und "Christus ist auferstanden!"


Warum melde ich mich eine Woche später als geplant? Der Zahn mußte raus - und zwar mit allem. Ich wachte am Morgen des Weißen Sonntags auf, sah in den Spiegel und dachte "Boah! Bin ich fett geworden!" Dann sah ich, daß nur eine Wange hamsterdick war und wußte Bescheid. Die Zahnärztin hat dann beim Panik-Termin am Montagmorgen die Krone abgebrochen und meinte "Och, da ist ja Karies drunter! Kein Wunder, daß das weh tut!" Und weg war der Zahn. Ich habe also noch eine Woche Wundheilungsurlaub im Stift verbracht und bin gestern spät wieder in Rom eingetroffen.

Klosterneubrug war natürlich wie immer ganz großartig. Wir hatten nette Ostergäste und noch nettere Osterliturgie. Am schönsten war natürlich das Wiedersehen mit meinen Mitbrüdern und dem Stift. Jetzt werde ich in den nächsten vier Wochen versuchen, mich hier in Rom anständig auf den 8. Mai vorzubereiten. Denn dann bin ich wieder im Stift und es wird über meine ewige Profess abgestimmt. Das ist quasi so, als fragt Ihr Eure(n) Zukünftige(n): "Willst Du mich heiraten?" Dem Hernn Alipius wohlgesinnte Leser dürfen also gerne am Morgen des 8. Mai mal die Hände falten. Vergelt's Gott!