Thursday, January 29, 2009

SSPX

Kein Kommentar

Ihr Gott ist das Gewehr

"Aufgemerkt, liebe Kinder! Ich weiß etwas, das ihr nicht wißt!" Abu Talha, der Deutsche

Jetzt drohen also auch schon deutschsprachige Al-Kaidisten im Internet herum. Großartig.

Was mich interessiert: Der Islam ist doch eine Religion, sagt man so. Nicht nur das, er teilt sogar mit den Christen den Glauben an einen Schöpfergott. Warum um alles in der Welt sollte dieser Gott jemandem wohl gesonnen sein, der sich und andere durch ein feiges Terroattentat in den Tod reißt und somit einen Teil der Krone des Werkes seines Schöpfers vernichtet? Kaninchenrücken an Zitronensauce nicht nur verzehren sondern selbst zubereiten, inklusive Nackenschlag und Fell-Abziehen: Geschenkt! Wir sollen uns ja die Erde Untertan machen. Aber glaubt ihr, liebe Kalashnikov-Wedler, daß euer Schöpfer bei der gezielten und auch noch in seinem Namen stattfindenden Auslöschung vernunftbegabter, mobiler, empfindender, körperlicher Substanzen mal nur aufgrund einer gewissen Koran-Auslegung beide Augen zudrückt? Wir Christen haben ja weiß Gott (scherz) genug Mist gebaut, aber ich weiß persönlich von keinem, der sich des Himmelreiches rühmt, weil er Gott in den Plan der Erhaltung seiner Schöpfung gefunkt hat.

Oder liegt das Problem ganz woanders, nämlich im "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst", was unter besonderen Umständen dann einfach eine Verkehrung in "Hasse deinen Nächsten wie dich selbst" erfährt? Wenn ja, könnt ihr euch nicht einfach schön brav untereinander hassen? Wir versuchen hier nämlich grade, eine Welt zu erhalten und lebenswert zu machen. Eine Welt, in der die Menschen ihre Religionszugehörigkeit frei wählen können (röchel) und sich daher im Zweifelsfall und ganz ohne Patronen-Nachdruck auch für Jesus Christus entscheiden können (japs). Jesus Christus, Ihr wißt schon: Das ist der, der von so Zeug wie Liebe und Sanftmut spricht...

Ich wiederhole mich in diesem Fall gerne:
    "Nennt Euch nicht nur "Gotteskrieger" sondern kämpft auch für Gott. Für GOTT, versteht Ihr? Dann könnt Ihr die Knarren und die Komplexe zu Hause lassen, denn dann werdet Ihr nicht nur von hier nach dort herumbefohlen und sammelt unterwegs Ungläubigen-Skalps als Eintritts-Tickets für das 'Paradies', sondern dann werdet Ihr geliebt. Dann seid Ihr wertvoll. Dann seid Ihr einzigartig. Raus aus der grauen Masse Keulen, Machten und Gewehre schwingender Werkzeuge seid Ihr dann und könnt tatsächlich für Gott kämpfen. Und Ihr könnt sogar für ihn sterben, ohne vorher töten zu müssen. Wagt den Schritt, erfahrt die Gnade und das Heil unseres Herrn persönlich, schließt Eure Augen und schaut in die Seinen, und wenn Ihr alleine mit ihm seid, dann spürt, wie er langsam aber unwiderstehlich alles an sich zieht, auch Euch. Und dann hört, was er sagt. Nicht: "Küß mir die Füße". Nicht: "Töte für mich". Nicht: "Knecht". Sondern: "Freund" (Joh 15,15)."

Georg Ratzinger - Ehrendomherr

Schon am 25. Januar wurde im Rahmen einer feierlichen Pontifikalvesper im Dom St. Peter zu Regensburg der Alt-Domkapellmeister Georg Ratzinger als Ehrendomherr installiert. Bischof Gerhard Müller: "Im Namen der ganzen Kirche danken wir Georg Ratzinger dafür, dass er sich so verdienstvoll eingesetzt hat" (für die würdige Zelebration der Liturgie im Dom und für die Regensburger Domspatzen). Und weiter: "Trage das Kreuz des Herrn nicht nur an deiner Brust sondern auch im Herzen." D-oh!

Hier zwei Bilder, die eindrucksvoll untermauern, wie dringend es den Viechern an den Pelz gehen muß:


Nörgel-Kommentare bitte direkt an "PETA" oder "Wir sind Kirche" schicken. Danke!

Zwei Benedikte früher...


... sahen Päpste gar nicht so viel anders aus. Das haben wir natürlich nur dem Papa Ratzinger zu verdanken, der so Zeug wie Camauro und Mozzetta mit Hermelin-Rand wieder aus der Mottenkiste geholt hat.

Der Heilige Vater oben ist Prospero Lambertini, auch und besser bekannt als Papst Benedikt XIV. Ich habe zwei Portraits von ein- und demselben Künstler (Giuseppe Crespi) gefunden, die eine leichte Ähnlichkeit miteinander aufweisen:

Prospero Lambertini als Kardinal

Prospero Lambertini als Papst.

Was hier genau passiert ist, weiß ich auch nicht. Alles ist gleich, nur der Dargestellte ist plötzlich nicht mehr Kardinal, sondern Papst. Weiß irgendwer mehr über die Geschichte dieser beiden Portraits?

Das Düsseldorfer Schloß

Ich bin ja eigentlich nicht so'n Patriotischer. Klar, Düsseldorfs Ehre wird gegen Pack aus Köln oder Neuss immer kräftig verteidigt, aber das ist eher spielerischer Art. Nicht, daß ich meine Geburts-, Kinder-, Jugend-, Twen- und Thirtiesomething-Stadt nicht mag, aber so richtig in Wallung kommt mein Blut eigentlich bei der Erwähnung des Stadtnamens Düsseldorf nur, wenn von einem Hosen-Konzert vor 100.000 Argentinos oder vom Gewinn der Deutschen Fußballmeisterschaft durch die Fortuna die Rede ist. Mea culpa und so...



Jetzt habe ich aber zum ersten Mal im Internet Bilder vom Düsseldorfer Schloß (oder besser: Rest-Schloß, Ganz-Schloß Abb. oben) gefunden. Und das hat mich doch irgendwie berührt. Nicht, daß ich die grau dräuende Ruine irgendwie schick finde. Aber die Vorstellung, daß es in Düsseldorf einst neben der prunkigen Spätbarockperle Benrath und dem auch schon seiner Seitentrakte beraubten Schloß Jägerhof auch ein echtes, solides Stadtschloß gab, hat mich immer wieder fasziniert. Aufklärung hin, Demokratie her: Jede Stadt mit etwas Selbstrespekt sollte ein Schloß haben! Neulich fand ich dann im Internet Bilder der Düsseldorfer Schloßruine im Zustand nach 1872, das Jahr in dem der Bau zum vierten (nach 1492, 1510 und 1795) und letzen Mal brannte.


"...wir saßen vor der marmornen Statue auf dem Schlossplatz – auf der einen Seite liegt das alte, verwüstete Schloss, worin es spukt und nachts eine schwarzseidene Dame ohne Kopf, mit langer, rauschender Schleppe herum wandelt..." [Heinrich Heine, sich an seine Düsseldorfer Kindheit erinnernd]

Schööööön! Grusel steigt die Unterarme hinauf...

Okay, okay...

... Ich kann's nicht lassen.

Ich wollte zwar während der Examen die Finger vom Blog lassen, aber da ich nun sowohl das Seminar als auch die ersten beiden Examen mehr als zufriedenstellend überstanden habe und zudem die nächste Prüfung erst in fünf Tagen stattfindet - weswegen ich mir daher heute einen freien Nachmnittag gönne - mach ich mal ein wenig auf "am römsten herum"...

Es gilt also für die nächsten Stunden - ganz im Sinne des Bildes oben links - die Frage: "Are you ready to rock!"

Friday, January 23, 2009

Nix los...

Okay, es ist leider mal wieder so weit! Was sich während der letzten Tage schon sanft ahnen ließ, wird nun bittere Realität: Examens-Pause auf am römsten!

Ich muß mich durch sieben Prüfungen durchkämpfen und werde dann am 16. Februar in alter Frische wieder loslegen! Bis dahin: Drückt mir die Daumen oder sprecht ein Gebet für mich, je nachdem, aus welcher Ecke Ihr kommt!

Ciao,
Alipius

Wednesday, January 21, 2009

Lawine

Vorgestern hat sich eine eher liberale italienische Tageszeitung über Papst Benedikt XVI lustig gemacht. Seine italienische Facebook-Fanseite Viva il papa Benedetto habe nur 45 Mitglieder. Schlußfolgerung: Die Popularität des Heiligen Vaters ist auf dem absoluten Nullpunkt.

Heute hat diese Fanseite bereits 820 Mitglieder.

Nur Medienschaffende der eher unvernünftigen Sorte können die Popularität eines Papstes an der Mitgliederzahl einer von Dutzenden von Papst-Fanseiten auf Facebook festmachen wollen. Und nur Katholiken können ihnen Recht geben. Aber auch ich konnte nicht widerstehen. Jawoll. Papst Benedikt XVI lebe hoch!

Immerhin schön zu wissen, daß die Internet-Katholiken so schnell und zahlreich reagieren, wenn es gilt, einer Redaktion dabei behilflich zu sein, sich an ihren eigenen Worten zu verschlucken.

Ein interessanter Artikel...

... aus dem "Kleinen Blatt" (Wien) vom Oktober 1938:


Das beantwortet natürlich längst nicht alle Fragen und exkulpiert nicht jedes individuelle Fehlverhalten. Aber es wirft ein gewisses Licht auf die stets universell angelegten "Nazi-Papst"- und "Antisemiten-Kirche"-Mantras der üblichen Verdächtigen.

Tuesday, January 20, 2009

Einheit

Am Sonntag begann die Weltgebetsoktav für die Einheit der Kirche. Sie dauert, da es ja eine Oktav ist, bis zum kommenden Sonntag. Jeder Leser dieses Blogs ist herzlich dazu aufgefordert, mit mindestens einer intensiven Gebetseinheit und der entsprechenden Intention seinen und ihren Beitrag zu leisten. Denn, wie der Heilige Vater es am Sonntag während des Angelus formulierte:
    "Wir wollen den Herrn mit all unseren Kräften darum bitten, daß er uns hilft, die Trennungen zu überwinden, und uns die Einheit der Kirche schenkt als Zeugnis vor der Welt, damit sie glauben kann an Jesus Christus, als den Herrn der einen Kirche. So können wir mithelfen, Seine Gerechtigkeit und Seinen Frieden in der Welt zu verbreiten."
Ach ja: Am Angelicum kursiert eine schöne Version des englischen Wortes "E-cu-me-nism", nämlich "You-come-home-ism". Grins!

Die glücklichsten Ministranten

Erzbischof Mario Zanin, Apostolischer Legat in China von 1934 bis 1946, mit fünf Ober-Grinsebacken. Definitiv ein Fall für mein Buch der Rekorde.

Das tut ja schon nur bein Hinsehen weh!

"Einmal Curry-Combi mit Pommes Schranke. Zum Mitnehmen. Ohne Verpackung."

Sunday, January 18, 2009

Albern

Das im Internet ALLES kommentiert werden können muß, scheint schon geschriebenes Gesetz zu sein. Jetzt explodiert seit langem aber ein zweiter Trend, und den finde ich herzlich übertrieben und überflüssig: Das Bewerten von Kommentaren. Ich habe es zum ersten Mal bei Youtube gesehen, wo neben jedem Kommentar zwei Daumen (einer rauf, einer runter) abgebildet sind, die man - wenn man will - klicken kann, um den Kommentar als "oberknorke" oder "voll nicht drin" einzustufen. Und schnell breitete sich das Phänomen aus. Ich habe es jetzt auch schon in den Kommentaren von Online-Zeitungen gefunden. Ich frage mich nur, was das Ganze soll?

Beispiel: Da stellt jemand z.B. einen Film bei Youtube rein, der eher etwas für Anhänger eines bestimmten Genres ist, sagen wir mal "Equilibrum" oder "Ultraviolet" als nur bedingt taugliche "Matrix"-Babies, die aber von Hardcore-Genrefans trotzdem gerne gesehen werden. Jetzt schreiben alle, die diese Film oberanständig finden in den Kommentaren "Klasse", "Supah" oder "Boah!". Diese Leute sind in der Mehrheit, denn sie haben die Filme (die meistens in diversen 10-Minuten-Schnipseln bei Youtube auftauschen) in der Regel schon einmal gesehen und auch gemocht und wollen durch einen kurzen Kommentar dem Einsteller für das Wiedersehen danken. Die Nichtgutfinder der Filme sind weniger vertreten, weil sie die Streifen - wenn überhaupt- nur einmal bis zum Ende gesehen haben und danach bedient waren. Wenige machen sich die Mühe, extra nach den Filmen zu suchen, den Link zu öffnen und einen Kommentar wie "Mist", "Schrott" oder "gähn" abzugeben. Tun sie es doch, läuft die zweite Runde an: Alle Freunde des Films klicken auf den "runter"-Daumen der Nörgler und - um den Abstand zwischen dem Kulturbanausen und den Kennern schriller aussehen zu lassen - gleich noch auf ein paar "rauf"-Daumen in der Nachbarschaft.

Schön und gut, aber was soll das? Finde ich den Film dann plötzlich trotzdem gut, weil mein Kommentar bei der Meute nicht ankommt? Gehe ich in mich und unterziehe sowohl meinen Filmverstand als auch das zur Debatte stehende Werk einer ernsthaften Untersuchung? Wissen wir nicht schon beim Abgeben eines Kommentares, daß einige Leute ihn mögen werden, andere nicht? Wissen wir nicht schon beim Hineinstellen von wasauchimmer ins Internet, daß einige Leute sich freuen, andere sich ärgern werden? Ist dieses Kommentare-Bewerten eine Art "Luftablassen", wenn man sich über einen Kommentar ärgert oder auch freut? Und wenn ja, wo bitte kann ich meine Bewertung der Bewertung eines Kommentares abgeben? Denn diese Bewertungen könnten ja schließlich manchmal auch ärgerlich sein.

Ist eigentlich alles halb so schlimm und auch nur halb ernst gemeint. Vor dem Hintergrund der steigenden Zahl der Internetanschlüsse, der in Kommentarspalten quasi wie in einem Lehrbuch zur Problematik einsehbaren Verschlichtung der Gemüter, Verwilderung der Sprache und Verrohung der Sitten und dem sich immer deutlicher abzeichnenden Abschied von einer objektiven Wahrheit frage ich mich schon hin und wieder, wann die ersten Leute wohl anfangen werden, "stimme zu" und "stimme nicht zu" mit "wahr" oder "falsch" zu verwechseln.

Saturday, January 17, 2009

FAR OUT!

"FAR OUT!"

"Hallo Leute, ich bin's wieder! Hier neben mir steht mein Kumpel Pain!"

"Jawoll! Und das hier ist immer noch die Oberfummeltriene Splatter!"

"Und wir haben heute natürlich auch wieder einen neuen Trend für Euch, diesmal aus Fronkraisch!"

"Extreme-Amtrachts-Verweigering!"

"Terror!"


Philippe Ballot, der künftige Erzbischof von Chambery, demnach katholischer Priester, wie sich unschwer erkennen läßt.

Dieses Blog braucht mehr Pelz

Und von lächelnden Päpsten kann man eh nicht genug kriegen...



Zwei Wünsche auf einmal. Nicht ganz so doll wie ein Überraschungsei, dennoch: Danke, Benedetto!

Wir können warten

Was mag wohl in den Köpfen der Leute vorgegangen sein, die im Mittelalter am Bau einer der gigantischen, wunderschönen, gotischen Kathedralen in Frankreich beteiligt waren?

Von der Grundsteinlegung bis zur Weihe vergingen nicht selten Generationen. Da wußte jeder der anfangs Beteiligten, daß er die Vollendung nicht mehr erleben kann. Der Architekt, der Steinmetz, der Schnitzer, der Glaser, ja, selbst das Domkapitel und der hochmächtige Herr Bischof wußten, daß sie nur etwas anstoßen, daß sie in der Tat nur den "Grundstein legen".

Warum dann überhaupt anfangen?

Weil es nicht um den Architekten, nicht um den Steinmetz, nicht um den Glaser, ja, nicht einmal um das Domkapitel und den hochmächtigen Herrn Bischof ging. Es ging um Gott. Es ging um Glaube, Anbetung, Verehrung, Geheimnis. Es ging um eine anhaltende Form, um eine - aus menschlicher Sicht - halbwegs würdige Antwort auf den unwiderstehlichsten und drängendsten aller Rufe. Es ging um ein Guckloch ins himmlische Jerusalem, um die Messerspitze der Andeutung einer Ahnung, was uns einst erwartet. Es ging um die größtmögliche, die manchmnal unmögliche gemeinsame Anstrengung im Hinblick auf das gemeinsame Ziel. Wie in einer guten Ehe durfte man sich auch beim Bau einer Kathedrale nicht durch die läppischen Nebengeräusche menschlicher Unzulänglichkeiten vom Weg abbringen lassen, sondern mußte, Einer mit dem Anderen, den Blick auf Gott gerichtet haben, um, Einer mit dem Anderen, nicht zu vergessen, warum man im Schweiße seines Angesichts (die Arbeiter) oder unter ständig sich ausdünnendem Nervenkostüm (Architekten und Bischöfe) sich auf das Unternehmen eingelassen hat.

Revolutionäre können nicht warten. Sie müssen die Früchte ihres Wirkens zu Lebzeiten ernten. Sie schauen nicht in die Ewigkeit und auf Gott, sondern in das Hier und Jetzt und auf den Menschen und nicht zuletzt auf sich selbst. Nicht, daß die Revolutionen die Menschheit nicht vorwärts gebracht haben. Aber sie konzentrieren sich - wie Häresien in der katholischen Kirche - stets nur auf einige Realitäten und blenden andere aus. Denn die "Anderen" sind die, die dazu tendieren könnten, nicht mit am selben Strang zu ziehen. Daher die Hektik und - nicht selten - Brutalität mit der Revolutionen auf das Bestehende eindreschen, wovon grade Frankreich natürlich ein Lied singen kann, welches Strophen von 1789 bis 1905 hat und welches seinen Kehrvers in die Fundamente unzähliger der Kathedralen dieses Landes gemeißelt hat.

Manchmal wurde nur ein wenig an den Statuen und den Bischofsgräbern herumgehackt. Manchmal wurden nur die Sakristeien ausgeräumt. Manchmal kam's auch äger. Die Kathedrale von Arras, gerühmt als einer der schönsten gotischen Bauten Frankreichs, wurde gänzlich abgerissen. Der Beschluß, die Kathedrale von Chartes zu sprengen, war schon gefällt. Die Sprengung fand dann doch nicht statt. Grund: Zuviel Geröll in den Straßen. Revolutionäre haben nichts gegen üble oder unangenehme Früchte, solange sie nicht zu ihren Lebzeiten zu ernten sind. Wenigstens hat das einem der beeindruckendsten Gotteshäuser vorläufig erstmal das Leben gerettet.

Wir können warten und dennoch tätig sein. Den Lohn gibt's ohnehin erst viel, viel später...

Thursday, January 15, 2009

Weil ich grade etwas unter Studiendruck stehe...

... ist es auf "am römsten" etwas ruhiger.

Zur allgemeinen Erbauung poste ich einfach mal einen Artikel aus der "Pastoralen Konstitution GAUDIUM ET SPES über die Kirche in der Welt von heute." (Nicht mehr ganz von heute, denn das Ding ist immerhin auch schon wieder 43 Jahre alt...)
    "Nun scheinen viele unserer Zeitgenossen zu befürchten, daß durch eine engere Verbindung des menschlichen Schaffens mit der Religion die Autonomie des Menschen, der Gesellschaften und der Wissenschaften bedroht werde.

    Wenn wir unter Autonomie der irdischen Wirklichkeiten verstehen, daß die geschaffenen Dinge und auch die Gesellschaften ihre eigenen Gesetze und Werte haben, die der Mensch schrittweise erkennen, gebrauchen und gestalten muß, dann ist es durchaus berechtigt, diese Autonomie zu fordern. Das ist nicht nur eine Forderung der Menschen unserer Zeit, sondern entspricht auch dem Willen des Schöpfers.

    Durch ihr Geschaffensein selber nämlich haben alle Einzelwirklichkeiten ihren festen Eigenstand, ihre eigene Wahrheit, ihre eigene Gutheit sowie ihre Eigengesetzlichkeit und ihre eigenen Ordnungen, die der Mensch unter Anerkennung der den einzelnen Wissenschaften und Techniken eigenen Methode achten muß.

    Vorausgesetzt, daß die methodische Forschung in allen Wissensbereichen in einer wirklich wissenschaftlichen Weise und gemäß den Normen der Sittlichkeit vorgeht, wird sie niemals in einen echten Konflikt mit dem Glauben kommen, weil die Wirklichkeiten des profanen Bereichs und die des Glaubens in demselben Gott ihren Ursprung haben.

    Ja wer bescheiden und ausdauernd die Geheimnisse der Wirklichkeit zu erforschen versucht, wird, auch wenn er sich dessen nicht bewußt ist, von dem Gott an der Hand geführt, der alle Wirklichkeit trägt und sie in sein Eigensein einsetzt.

    Deshalb sind gewisse Geisteshaltungen, die einst auch unter Christen wegen eines unzulänglichen Verständnisses für die legitime Autonomie der Wissenschaft vorkamen, zu bedauern. Durch die dadurch entfachten Streitigkeiten und Auseinandersetzungen schufen sie in der Mentalität vieler die Überzeugung von einem Widerspruch zwischen Glauben und Wissenschaft.

    Wird aber mit den Worten "Autonomie der zeitlichen Dinge" gemeint, daß die geschaffenen Dinge nicht von Gott abhängen und der Mensch sie ohne Bezug auf den Schöpfer gebrauchen könne, so spürt jeder, der Gott anerkennt, wie falsch eine solche Auffassung ist.

    Denn das Geschöpf sinkt ohne den Schöpfer ins Nichts.

    Zudem haben alle Glaubenden, gleich, welcher Religion sie zugehören, die Stimme und Bekundung Gottes immer durch die Sprache der Geschöpfe vernommen.

    Überdies wird das Geschöpf selbst durch das Vergessen Gottes unverständlich."


    [Gaudium et Spes, Artikel 35]

Tuesday, January 13, 2009

Schon gesehen?

Ich habe mir gestern "Juno" reingezogen. Das ist der neue Film von "Thank you for Smoking"-Regisseur Jason Reitman. Ich war ein wenig vorsichtig, weil es da so einen verdächtigen Hype gab. Jedoch: Der Hype war ziemlich berechtigt. Gemessen an dem, was sich sonst so "Coming of Age Story" oder auch "Teenager-Komödie" nennt, ist Juno schon ein Klassefilm.

Ellen "Kitty Pride" Page spielt die 16-jährige Titelheldin, die nach einer Episode mit ihrem besten Schulfreud auf einmal schwanger ist. Hier gibt es gleich eine Überraschung zu Beginn des Filmes: Juno geht zu "Women now", um eine Abtreibung durchzuführen und trifft vor der Klinik auf eine einsame transparentschwingende Schulfreundin von fernöstlicher Herkunft, die kundtut, daß "All babies want to get borned".

'Okay' dachte ich. 'Der obligatorische Seitenhieb auf die Lebensschützer...' Dann betritt Juno den Laden und hier lernt man dann in der Begegnung mit der gelangweilten, verpiercten Sprechstundenhilfe hinter der Theke, ws ein Seitenhieb wirklich ist...

Jedenfalls stürmt Juno dann irgendwann aus dem Gebäude und entscheidet sich für das Baby, allerdings mit dem Vorsatz, es zur Adoption freizugeben. Die erwählten Adoptiveltern sind ein von Jennifer Garner und Jason Bateman gespieltes Yuppi-Pärchen.

Der Film gefällt mir natürlich erst einmal wegen seiner Flapsigkeit und wegen der x Millionen Referenzen zur Popkultur. Zudem ist der Soundtrack klasse und die Darsteller überzeugen wirklich. Allen voran Ellen Page, die Juno mit einer beeindruckenden Selbstverständlichkeit spielt. Hinzu kommt ihr geekiger Freund und Vater des Kindes, Bleeker, gespielt von einem tapsig-kumpelhaften Michael Cera. Oberfein ist die Leistung von J.K. Simons, der als Junos Daddy viel Verständnis mitbringt und immer eine schön große Klappe hat.

Grade, wenn der Film Gefahr läuft, an seiner Coolness zu ersticken, wird dann noch ein Klafter Problematik darufgelegt, der aber nur halb-gekünstelt wirkt und dazu beiträgt, daß die Charaktere ein wenig tiefer interagieren und einige Knoten gelöst werden können.

Juno hebt die Filmwelt sicherlich nicht aus den Angeln, ist aber anderen Teenie-Streifen um Meilen voraus und weist mit Ellen Page eine echte Hoffnung für die Zukunft auf.

Ihr solltet den Film unbedingt im Original sehen. Ich kann mir gut vorstellen, daß die Synchronisation einiges vom Schwung rausnimmt.

Der Wind, der Wind... (Teil II)

'Gaaaanz langsam einen Fuß vor den anderen, dann klappt's schon...'


Rechts: "Darf ich...?"
Links: "Ich auch...!"
Mitte: "Flossen weg! Beide!"


Rechts: "Wie ich sehe klappt es mit der Diät noch nicht so richtig... * kicher*"
Links: "Wenn du in fünf Minuten in Frascati aufschlägst, wird dir das Lachen vergehen, Fliegengewicht!"


"Nur die Würde behalten... Nichts anmerken lassen..."


Teil I gibt's hier.

Sunday, January 11, 2009

"Guten Tag...


... ich würd' den Papst gern mal aus der Nähe sehen."

Interessant

Kardinal Antonio Cañizares Llovera, neuer Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung:
    "Was bedeutet es, die Kommunion in den Mund zu empfangen? Was bedeutet es, vor dem Allerheiligsten Sakrament zu knien? Was bedeutet es, während der Wandlung in der Messe zu knien? Es bedeutet Anbetung, es bedeutet, die wirkliche Gegenwart Jesu Christi in der Eucharistie anzuerkennen. Es bedeutet Respekt und eine Haltung des Glaubens eines Menschen, der sich vor Gott niederwirft, weil er weiß, dass alles von Ihm kommt, und wir fühlen uns sprachlos, bestürzt vor der Herrlichkeit Gottes, seiner Güte und seiner Barmherzigkeit. Deshalb ist es nicht dasselbe, die Hand hinzuhalten und die Kommunion irgendwie zu empfangen, wie es in respektvoller Weise zu tun. Es ist nicht dasselbe, die Kommunion stehend oder kniend zu empfangen, weil all diese Zeichen auf eine tiefe Bedeutung hinweisen. Wohin wir gelangen müssen ist diese tiefe Haltung des Menschen, der sich selbst vor Gott niederwirft, und das ist es, was der Papst will.“
Das Statement ist schon einen Monat alt, aber ich habe es heute zum ersten Mal gelesen (Bei Father Z. in englischer Sprache). Ich war zu faul, selbst zu übersetzen und habe im Internet gesucht. Diese Suche hat mich über zwei Foren geführt, in denen dieses Statement diskutiert wurde. Es gab in beiden Fällen Gegner und Befürworter. Die Gegner sprachen von "Rückschritt". Das verstehe ich nicht ganz.

Können das Einnehmen einer äußeren Haltung des Repsektes und das Niederwerfen vor Gott ein Rückschritt sein?

Perfektes Timing!


Leserin Rafaela hat einen Link zu diesem Bild geschickt, welches eine schöne Antwort auf den "Atheisten-Bus" ist. Ich hatte auch schon überlegt, was man denn so als Gegen-Bus auf die Reise schicken könnte. Schade, daß es sich bei dem Photo nur um eine Montage handelt. Vielleicht sollten die Bischofskonferenzen mal in die Taschen greifen...

Der erste Spaziergang...

... des neuen Jahres führte mich natürlich nach Trastevere. Heute ist - nach drei bis vier eher grau-feuchten Tagen - massiver Sonnenschein angesagt. Da habe ich mir gleich mal die Kamera geschnappt und bis los.


Der Tiber ist wieder auf normalem Stand, aber in den Bäumen hängt noch der Siff des Hochwassers.


In einem der kleinen Becken des Brunnens auf der Piazza vor Santa Maria in Trastevere badeten zwei Tauben recht vergnügt herum. Als ich mit meiner Kamera näher kam, guckten die erst einmal leicht verunsichert und trippelten so ein wenig hin und her, aber irgendwie wurde ich dann wohl doch als Tourist und nicht als Paparazzo eingestuft. Also ging es munter weiter.


Das ist die schöne Kirche Santa Matia in Trastevere.


Und dies ist ein malerisches Tür-/Grünzeug-Ensemble, welches ich bei meinem "Trastevere-Türen Special" wohl übersehen habe.


Eine schrottige Mauer mit leichtem Kerker-Flair.


Typisch Rom: Ein Haus, um ein Stück Antike herumgebaut.


Der Morgen danach...


Scheues Pflänzchen


Unglaublich: Schaut mal auf das überklebte Poster oben rechts: Stiff Little Fingers! Die haben doch tatsächlich Ende Oktober letzten Jahres in Rom gespielt! 31 Jahre nach der Gründung! Ich wußte gar nicht, daß die noch existieren...


Soviel dazu. Euch allen einen schönen Sonntag!

Saturday, January 10, 2009

Deppen

"Probablemente Dios no existe. Deja de preocuparte y goza de la vida." ("Wahrscheinlich gibt es keinen Gott. Hör auf, Dich zu sorgen und genieße das Leben.")

Nachdem diese von Atheisten gesponsorte Bus-Werbung bereits in Großbritannien für Aufregung gesorgt hat, wird sie nun auch in den Großstädten des einst katholischen Spanien bald einige öffentliche Verkehrsmittel zieren.

An dem Spruch ist so vieles falsch. "Wahrscheinlich gibt es keinen Gott"? Klar, wenn es wahrscheinlich ist, dann glaube ich es doch sofort! "Hör auf, Dich zu sorgen..."? Denn der Glaube an Gott ist stets Sorge. Daher bin ich zusammen mit meinen Mitbrüdern und all den Studenten am Angelicum ja auch immer so traurig und verzweifelt. "... und genieße das Leben."? Weil mein Leben, bevor ich erkannte, wer Gott ist und was er bewirkt, wirklich ein reiner Genuß war, und weil jetzt, wo ich an Gott glaube, irgendwie alles so farblos, freudlos und leer ist.

Wer auf diesen Rattenfängermüll reinfällt, ist wirklich selber Schuld (und verdient daher umso mehr unsere Gebete).

Friday, January 09, 2009

Liebe

Gestern las ich in einer Online-Klatschspalte (Ja, mach' ich manchmal auch. Man muß ja auf dem Laufenden bleiben). Da gab es unter anderem einen kurzen Beitrag über nervige Promis, die gefälligst abtreten oder wenigstens ein Jahr Pause machen sollen. Das allein war natürlich schon genug, um mich wieder einmal an der modernen Medienwelt und ihren Automatismen verzweifeln zu lassen. Es kam dann aber noch besser: Irgendeinem Sternchen, welches ich vorher nicht kannte und deren Name ich daher auch schon wieder vergessen habe, wurde geraten, sich doch bitte von ihrem Mann zu trennen, der sei irgendwie nur totes Gewicht und so uncool. Muß man eigentlich nicht groß kommentieren, weswegen ich auch gleich zur Sache komme.

Gott und der Nächte und ich und die Liebe...

Was spielt sich in diesem Spannungsfeld ab? Wen darf ich aus welchen Gründen wie heftig und auf welche Art lieben? Gott zuerst und vor allem anderen? Klar. Doch was tue ich, wenn ich Gott liebe? Ich liebe das Ganze und ich liebe die Liebe, denn Christus ist die Liebe und Gott ist das Ganze, denn ohne ihn ist nichts.

Wenn ich aber das Ganze liebe, dann liebe ich auch die Teile. Und ein Teil davon bin ich. Also darf ich auch mich lieben. Muß ich sogar, denn das Heil meiner Seele muß für mich wichtiger sein, als das Heil andere Seeleln. Mir ist es zum Beispiel nicht gestattet, einen Menschen zu töten, weil ich weiß, daß jemand anders das eigentlich tun will und ich ihn davon abhalten möchte, sich auf diese Art schuldig zu machen.

Was das leibliche Wohl betrifft darf und muß man dagegen schon mal Abstriche machen. Ich kann nicht einen ganzen Truthahn alleine verdrücken, während vor meinem Fenster ein Bettler verhungert. Ich geb dann etwas ab. Vielleicht den halben Truthahn, oder auch den ganzen, wenn der Bettler gleich noch Kumpels mitgebracht hat. Ich werde die Nacht überleben.

Ist das auch Liebe? Ja, ist es. Es ist die Liebe, die den einen großen Trick beherrscht: Achte auf die Wahrheit, die Realität des Anderen. Hier steht an erster Stelle auch gleich die simpelste Wahrheit: Der Andere ist von Gott ebenso geliebt, wie ich. Der Andere ist auch Teil des Ganzen, welches es mir erlaubt, mich zu lieben. Über diesen kleinen Kniff funktioniert die Liebe richtig. Alle anderen Wege führen in die Irre.

Gebe ich einem Bettler etwas, weil Leute mich dabei beobachten und meine Großzügigkeit sehen bzw. mich nicht beim Knausern erwischen sollen, so ist das für den Bettler okay, bringt mich aber nicht weiter. Und ebenso läuft es auch in den Zweierkisten.

Heirate ich, weil ich den knackigen Po meines Schatzis mag und weil ich das, was zwischen uns ist, ebenso schätze wie unsere gemeinsamen Interessen und Aktivitäten, so steht die Verbindung nur kurzfristig unter einem guten Stern. Das, was zwischen Menschen ist, ändert sich ebenso wie ein knuspriges Hinterteil. Nur Gott ist es, der bleibt, wie er ist. Eine Ehe kann daher bedeutend einfacher und besser halten, wenn man als gemeinsames Ziel das größte Ziel wählt: Das eigene Seelenheil und das des Anderen im Hinblick auf Gott, unseren Schöpfer, der in uns beide hineinschaut und der uns beide liebt. Nicht nur das: Diese Einstellung schützt uns auch vor Fehltritten. Wenn ich eine neue Sekretärin bekomme, die bedeutend heißer ist, als das, was daheim auf mich wartet, dann wende ich den Trick an: Ich achte auf ihre Realität, ihre Wahrheit. Sie ist ein junges, hübsches Ding, welches einen fürsorglichen jungen, unverheirateten Mann braucht, keinen älteren Stelzer, mit dem sie vielleicht mal etwas wagt, weil er erfahrener ist und vielleicht sogar Geld hat. Zudem - die andere Realität der anderen Frau - wartet ja daheim jemand auf mich, der mir seit Jahren mehr gegeben hat, als eine kurzfristig erhöhte Herzfrequenz beim Anblick eines flotten Fahrgestells. Das will ich behalten, das will ich weiterhin haben, denn mit dieser Frau habe ich meinen Weg begonnen und gemeinsam haben wir uns vorgearbeitet. Jetzt loslassen bedeutet, daß Beide, sie und ich, eine Stütze, vielleicht gar einen Wegweiser verlieren.

Menno, aber die Sekretärin ist so süß! Und ich habe das Gefühl, als schiele sie auch manchmal ganz verzückt zu mir rüber, wenn ich aus meinem Chefzimmer rauskomme! Was mach ich'n jetzt? Naja, Versuchungen sind in der Regel dazu da, daß man wächst, indem man ihnen widersteht. Das bedeutet nicht, daß man im konkreten Fall die Gefühle abmurksen muß. Man verwandelt einfach den unpurifizierten Trieb in die Liebe zum Nächsten, zum Geschöpf. Komplimente, wenn zielführend, sind durchaus erlaubt. Absichtslos sollten sie sein, es sei denn, die Absicht ist, den Empfänger ein wenig aufzubauen und ihm Kraft zu geben auf der hoffnungsvollen Suche nach einem Partner, der paßt. Auch hier kann man durch freundliche Gespräche ein wenig Hilfe leisten. Und unter Umständen Großes ererichen. Was ist - auf lange Sicht - schöner? Der Seitensprung und alle daraus folgenden Probleme oder das Glück des Anderen?

"Sie soll sich von ihrem Mann trennen, weil er uncool ist": Wer so etwas schreibt und auch nur ansatzweise vermutet, einen legitimen Ratschlag zu geben, der braucht viel Hilfe. Aber auch in diesem Fall kann die Liebe zum Nächsten Wunder wirken...

Thursday, January 08, 2009

Die lustigen Religionen

Irgendwo zwischen Pasolinis hysterisch-verzweifelter Gesäß-, Geschlechtsteil- und Kopulationsfixiertheit und Charlotte Roches sekreteschmatzender Seelenschau haben sich die olympischen Spiele des fleischlichen Tabubruchs in einen simplen Wettlauf um Schlagzeilen und Umsatzzahlen verwandelt. Und spätestens seit den Filmen der Saw- und Hostel-Reihen, welche der in der realen Welt verachteten Folter quasi-pornographischen Status verliehen, ist auch auf dem Blut-, Gewalt- und Eingeweide-Sektor nur noch die krassere Form gefragt und nicht mehr der Inhalt, der nachdenklich stimmt, sich konsumkritisch zeigt oder wenigstens die Gemetzel ins Lächerliche zieht.

Bill Maher könnte mit seinem Film "Religulous" (= religion + ridiculous) nun neue Standards für schleimig-herablassenden Elitär-Atheismus setzen, dem in Zukunft dann (abhängig von den Besucherzahlen) weitere artgleiche Werke folgen. "Religulous" ist eine "Dokumentation", die mit der Technik der "Sabotage-Interviews" arbeitet: Mahers Name wird den Interviewpartnern nicht bekanntgegeben, und die Interviews werden angeblich für eine Dokumentation mit dem Titel "A Spiritual Journey" aufgenommen. Maher zieht also los und holt sich diverse fromme Wundertüten vor die Kamera, vor allem evangelische US-Christen. Aber auch die Mormonen, der Vatikan, das Judentum und (hört, hört) die Moslems kriegen ihr Fett ab. Das Ganze ist als Comedy angelegt, mit witzigen Voiceovers, entsprechender Musik und schneller Schnittechnik. Da "Borat"-Macher Larry Charles Regie führt, kommt der Film auch optisch nett daher und verführt an nicht wenigen Stellen in der Tat zum Schmunzeln.

Der Film hat aber einige Probleme. Da ist erst einmal seine Unehrlichkeit. In den Interviews wird Interesse geheuchelt, doch Maher walzt dann später herablassend und arrogant über die Statements seiner Gesprächspartner hinweg und wirkt dabei (vor allem im plötzlich todernsten "Religion muß sterben, damit die Menschheit leben kann"-Finale) nicht weniger dogmatisch predigerhaft als die Leute, gegen die er angehen will, was schon die zweite Schwäche des Streifens ausmacht. Hinzu kommen das vollkommene Ignorieren aller positiven Effekte der Religionen (vor allem des Christentums (vor allem des Katholizismus)) und die schon bekannte illegitime Argumentation, die auf einem Mißverständnis des Gottesbegriffes beruht. Beispiel: Maher fragt einen christlichen Opi, ob er an den Weihnachtsmann glaubt. Natürlich nicht. Ist ja auch klar, meint Maher, denn wie kann ein einziger Mann im Laufe nur eines Tages Millionen von Geschenken durch Millionen von Schornsteinen liefern. Findet der Opi auch. Selbstverständlich ist es bei einem Mann, der gleichzeitig das Gebets-Gemurmel von einer Milliarde Menschen hört, ganz anders, wirft Maher darauf ein. Wer Gott so denkt, der ist natürlich aus der Atheisten-Ecke auch nur schwer wieder herauszukriegen. Aber er sollte nicht meinen, er liefere mehr als Appelle an niedere Instinkte. Leider muß es auch nicht mehr sein, denn - zurück zu Porno und Gewalt - mehr scheint nicht gewollt.

Wednesday, January 07, 2009

Als Barockliebhaber...

... bin ich gesetzlich verpflichtet, Chronogramme zu mögen.

In diesem Zusammenhang möchte ich heute einen interessanten Herrn vorstellen, der vor Barock aus allen Nähten platzt, obwohl er doch so unbarock dürr ist: Benedikt Knittel hat nicht nur die barockstmöglichen Lebensdaten (1650-1730), er war nicht nur Abt eines Klosters (Schöntal, Baden-Württemberg), er hat nicht nur in einem Anfall quasi-schönbornscher Bauleidenschaft maßgeblich dazu beigetragen, daß dieses Kloster sich heute in barocken Formen präsentiert, nein, er hat tatsächlich auch noch Verse und besonders gerne Chronogramme verfaßt.

Was sind Chronogramme? Es sind Verse, bei denen sich eine Jahreszahl ergibt, wenn man den Zahlenwert der lateinischen Buchstaben addiert. Ein Beispiel: Abt Knittel schrieb eine Zeile über den Tag, an welchem er seine Gelübde ablegte:
    saLVs tVa DeVs sVsCepIt Me
    (Deine Gnade hat mich aufgenommen, Gott)
Nun gilt es, die groß geschriebenen Buchstaben (also die, die im Lateinischen für einen Zahlenwert stehen) zu addieren:
    L (50) + V (5) + V (5) + D (500) + V (5) + V (5) + C (100) + I (1) + M (1000)
Und heraus kommt eine Jahreszahl, nämlich 1671, welches natürlich das Jahr ist, in welchem die Gelübdeablegung erfolgte. So etwas verursacht bei einem Barock- und Spielerei-Nerd wie mir sofort nervöse Begeisterungszuckungen.

Einen bildlichen Nachweis habe ich auch gefunden: Links seht Ihr die Inschrift einer Ehrensäule, die anläßlich des Sabbatjubeljahres von Abt Knittel errichtet wurde und Gott, Maria und dem Schutzengel geweiht ist. Addiert man die groß geschriebenen Buchstaben, ergibt sich das Jahr 1732, in welchem der Abt sowohl sein Jubiläum feierte als auch seine irdische Pilgerschaft beendete. Damit es mit dem Jubeln überhaupt klappte, griff Knittel in die Trickkiste: Er fühlte bereits, daß sein Leben dem Ende zuging und wollte nicht auf sein 50-jähriges Abtsjubiläum (1733) warten. Daher hielt er sich an einen jüdischen Brauch, nach welchem sieben mal sieben Jahre ein Jubeljahr darstellen und konnte so schon 1732 feiern. Naja, 49 Jahre Abtsregentschaft sind ja auch ziemlich astronomisch.

Die Knittelverse sind übrigens nicht nach dem Abt benannt, wenn dieser auch den Begriff gerne auf seine Dichtkunst anwanfte.

Tuesday, January 06, 2009

Ich bin so gespannt!

Amanita-Design, die ich ja auf am römsten schon wegen ihrer kleinen, schönen Point and Click-Spiele "Samorost 1", "Samorost 2" und "The Quest for the Rest" gepriesen habe, machen Fans grade den Mund mit einem kleinen Preview-Video ihres für 2009 angekündigten Spiels "Machinarium" wässrig. "Machinarium" soll volle Spiellänge haben, wird also hoffentlich irgendwo im Myst-Bereich anzusiedeln sein. Das Filmchen ist klasse und macht Lust auf mehr. Schaut's Euch mal an:


Machinarium Preview from Amanita Design on Vimeo.

Erscheinung des Herrn

Das Fest der Erscheinung des Herrn wird in der Katholischen Kirche am häufigsten mit der Anbetung der Weisen in Verbindung gebracht. An diesem Tag werden aber auch die Taufe Jesu im Jordan und sein erstes Wunder während der Hochzeit zu Kana betrachtet. Sowohl die Benedictus-Antiphon der Laudes als auch die Magnificat-Antiphon der Zweiten Vesper weisen darauf hin:
    "Heute wurde die Kirche dem himmlischen Bräutigem vermählt: Im Jordan wusch Christus sie rein von ihren SÜnden. Die Weisen eilen m it GEschenken zur königlichen Hochzeit. Wasser wird in Wein gewandelt und erfreut die Gäste. Halleluja" [Benedictus]

    "Drei Wunder heiligen diesen Tag: Heute führte der Stern die Weisen zum Kind in der Krippe. Heute wurde Wasser zu Wein bei der Hochzeit. Heute wurde Christus im Jordan getauft, uns zum Heil. Halleluja." [Magnificat]
Die Melodie der Magnificat-Antiphon ist eine meiner liebsten im ganzen Jahr. Normalerweise bin ich zum Fest auch noch im Stift, so daß ich bei der gesungenen lateinischen Vesper mitträllern kann. Ich war aber irgendwie überzeugt, daß in diesem Jahr die Vorlesungen schon wieder am 5. Jänner beginnen, daher bin ich schon in Rom...

Für Euch gibt's jetzt noch eine schöne "Epiphanie" von Diego Velázquez:

Monday, January 05, 2009

Frohes neues Jahr!


Ich bin seit gestern wieder in Rom, und jetzt wünsche ich Euch allen erst einmal ein gesegnetes und frohes neues Jahr!

Klosterneuburg war natürlich wunderbar, aber: Kein Schnee! Frechheit! Weihnachten und Neujahr waren aber auch ohne Weiß sehr angenehm, im Kreise der Mitbrüder, mit vielen netten Gästen und viel anständiger Liturgie und Kerzenschein und was alles so dazu gehört.

Ich stecke eigentlich jetzt schon mit anderthalb Beinen in den Examensvorbereitungen. Das zweite Jahr Theologie ist im Vergleich zum ersten wirklich der Ober-Hammer. Gar nicht mal so sehr, was das Verstehen betrifft, sondern eher bzgl der BERGE von Literatur, durch die ich hindurch muß. Hier auf "am römsten" geht's trotzdem erstmal normal weiter. Vielleicht wird es Ende Januar/Anfang Februar wieder etwas dünner. Mal sehen.

Ansonsten gibt's nicht viel zu berichten, weil ich in der Weihnachtspause nicht viel gemacht habe. Entspannung total halt. Ach doch, eine nette Geschichte: Ich hatte einen Vorsorge- und Plaque-weg-Termin bei meinem Zahnarzt. Ich komme rein, setze mich in den gemütlichen Patientenstuhl, die Frau Doktor fährt langsam die Rückenlehne zurück und sagt "Machen Sie mal auf". Ich mache mal auf und - pling - genau in diesem Moment fällt eine alte Amalgam-Füllung raus. Besseres Timing gibt's wohl nicht.