Sunday, March 28, 2010

Wo ist der Glaube?

Urlaub im Stift ist immer eine gute Gelegenheit, mal Internet und Massenmedien so weit es eben geht zu ignorieren. Einer der Nachteile an der momentanen Situation ist ja unter anderem, daß man vor lauter Reagieren eigentlich überhaupt nicht mehr dazu kommt, mal anständig nachzudenken. Ich habe mir gestern und heute mal die Situation abseits vom Getöse angeschaut.

Und es scheint mir, daß die Krise, in welcher die Kirche sich momentan befindet, zum großen Teil eine Krise des Glaubens ist.

Ich will diesbezüglich nicht viele Worte verlieren über Priester, die sich an Kindern vergriffen oder sie - selbst für die bis 1970/1980 herrschenden Verhältnisse - über das "normale" Maß hinaus körperlich gezüchtigt haben. Das ist iggitig, und da gibt's kein Vertun. Auch auf die Häupter der Bischöfe und Ordensoberen, die auf diese Ereignisse zu zaghaft und mit Furcht reagiert haben, soll hier und jetzt keine Asche regnen. Die Quittung dafür ist eh schon in der Post und die Kirche wird lange daran zu knabbern haben. Auch die teilweise hemmungslos überzogenen Reaktionen, die dramatisch verfälschten Informationen und die von offener Häme oder simplem Unwissen geprägten Kommentare von Seiten der Medien, der Politik und gewisser Verbände mit ganz bestimmten, ganz eigenen Interessen will ich hier nicht wieder durchkauen. Worum ich mich ebenfalls hier und jetzt nicht kümmere, das sind all die Leute, die aus einer anti-römischen, anti-katholischen, anti-christlichen oder atheistischen Ecke kommen und jetzt schabengleich ihr Süppchen mit dem neuen Moralin würzen (Jetzt zugreifen! Nur für kurze Zeit mit 25% mehr Mißbrauch des Mißbrauchs!): "Guck mal wie böse die Römlinge oder Katholiken oder Christen oder Religiösen sind! Bei uns ist's vieeeel menschlicher!"

Was mich momentan tatsächlich beschäftigt, ist die Kirche. Ich rede hier nicht von einem kaltherzigen Papst und einer machthungrigen Kurie. Ich rede nicht von einer todgeweihten und korrupten Institution. Ich rede nicht von einer Pädophilen-Mafia in Soutane. Ich rede nicht von einer Riege von Spaßbremsen, die jedermann jedes noch so kleine Vergnügen mißgönnt und selbst an diesen Anforderungen zerbricht. Kurz: Ich rede nicht von dem, was einige Stimmen uns als Kirche verkaufen wollen.

Ich rede von all den anderen Menschen, welche die Kirche bilden. Ich rede von Schwestern aus Afrika, die mich mit Tränen in den Augen fragen, ob das, was sie über Deutschland in den Zeitungen lesen, wirklich stimmt und mir im gleichen Atemzug ihre Gebete versprechen. Ich rede von Laien, die kleine Gebetszettelchen in Kirchen zurücklassen, aus denen einerseits tiefe Verzweiflung und andererseits auch große Treue spricht. Ich rede von Professoren, die ich zum ersten Mal rat- und sprachlos erlebe. Ich rede von Mitstudenten, die sich auf die ganze Geschichte nicht den geringsten Reim machen können, weil das, was sie nun lesen und hören, für sie nicht das ist, was sie unter "Priester" verstehen, nicht das, was sie als Priester sein wollen. Ich rede von Männern, die nicht mehr weit von ihrer Diakonatsweihe entfernt sind und sich fragen, ob der Herrgott aufgrund eines unerklärlichen Ratschlusses die Kirche in weiten Teilen seiner Erde nun wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen lassen will, wenn sie grade erst ein Bein am Altar haben. Ich rede von den Otto-Normal-Katholiken, die sich momentan irgendwie vorkommen, wie unter einem Mikroskop bei sehr hellem Licht. Ich rede von den Leuten, die wissen, daß die Kirche nicht das ist, was nun momentan durch die Medien geistert. Ich rede von den Gläubigen die trotzdem - oder vielleicht auch grade deswegen - heute während der Palmsonntagsliturgie die Stiftsbasilika füllten und mir oft unsicher aber aufmunternd zulächelten, wenn mein Blick beim Ein- und Auszug unstet hin- und herschweifte. Ich rede von Katholiken, die auf ihre Kirche, auf ihre Priester und auf ihren Papst blicken und verstehen, daß nun ein Minimum an Selbstgerechtigkeit und Manövrieren, dafür aber ein Höchstmaß an gutem Willen und unzählige Gebete gefragt sind. Kurz: Ich rede von all jenen, die - im Gegensatz zu manch Anderen - mit Recht von sich sagen dürfen: "Wir sind Kirche!"

Und das bringt mich zu den Leuten, die nun glauben, der Kirche den Rücken kehren zu müssen. Das bringt mich zur Krise des Glaubens. Wer während der ganzen vergangenen Jahre und Jahrzehnte nur deswegen Katholik war, weil ihm oder ihr irgendwie noch der entscheidende Anlaß fehlte, der Kirche "Lebewohl" (noch nicht mal, es klingt ja meistens eher wie ein Götz-Zitat, wenn man ehrlich ist) zu sagen, der hat von unserem Glauben nichts verstanden. Wer nicht einmal die nötige Distanz und Geduld aufbringt, um in sich nach dem Potential zur Vergebung zu forschen, der hat nie verstanden, was auf Golgota geschah. Wer müde abwinkend den Rücken kehrt, wo sich hilfesuchend Hände emporrecken, der ist erstens nicht besser als die Bischöfe, denen er "Wegschauen" vorwirft und hat zweitens während der Bergpredigt eine lange Pinkelpause eingelegt. Wer wegen seines Zornes auf "Kirchenfunktionäre" seine Mit-Katholiken alleine lässt, der gibt damit zu verstehen, daß die nun bangenden und betenden Laien nichts zählen, und der macht sich folglich der finstersten Art des Klerikalismus schuldig. Wer der Kirche unseres Herrn Jesus Christus in Zeiten der Not Gebet und sowohl hör- als auch sichtbare Unterstützung verweigert, der stärkt das Lager der Wölfe, die sich bereits ausmalen, was sie mit den versprengten Schäfchen so anstellen werden. Wer jetzt zum mystischen Leib unseres Herrn sagt "Ich kenne dich nicht!", der hat immerhin schon mal in den Wald hineingerufen.

Wer jetzt seine Hände in Unschuld wäscht, wenn eigentlich jeder mit anzupacken hat, um den Laden wieder rein zu kriegen, der kann auch gleich den nächsten Schritt machen und Christus wieder ans Kreuz nageln.

Saturday, March 27, 2010

Ein kurzes Hallo!

Ich bin gestern spät im Stift angekommen. Ich habe dann heute Morgen gleich gemerkt, wie gut mir die nächsten Tage der Ruhe tun werden; ein wenig weiter weg vom Getobe der Welt.

Die Vorbereitungen für die Karwoche und die Ostertage laufen schon. Wir hatten gleich heute nach dem Frühstück eine Probe mit der Schola, die ganz gut verlaufen ist. Wir haben in den letzten Jahren viele Novizen bekommen, denen der Choral ein Anliegen ist. Das merkt man nun, da wir auf einem viel bessern Niveau singen als noch zu der Zeit, wo ich eintrat. Es tut sich was!



Einen kleinen Bild-Gruß schicke ich auch mit: Ein paar Gegenlicht-Kätzchen!

Friday, March 26, 2010

Bevor ich losfliege...

... noch ein Dank!

Seit einem Monat hat sich der Besucherdurchschnitt bei 600 pro Tag eingependelt. Weiß auch nicht, was hier plötzlich los ist. Aber ich sage Euch treuen Lesern ein herzliches und liebes "Danke schön!"

So, ich bin jetzt weg. Wie gesagt: Schaut ruhig mal über die Tage rein. Durchaus möglich, daß sich etwas tut!

Einstweilen alles Gute!

Zählt halt selbst Eins und Eins zusammen...

... oder auch: "Wir wollen ja mal hier nicht die Prioritäten vergessen!"



Aktueller Screenshot der Google-News Top-Stories

Auch dies sei gesagt:

Mir tut es für all jene Journalisten wirklich und ehrlich leid, die sich noch von Tatsachen irritieren lassen und wenigstens versuchen, ihrem Stand Ehre zu machen.

Aber da der Urlaub ja noch nicht begonnen hat...

... schnell noch eine Watsche für die TIMES

Die Überschrift des verlinkten Artikels lautet: "Papst Benedikt XVI wußte, daß Kinderschänder wieder arbeiten durfte"

Es geht um den Fall aus München aus den 80ern und somit um die momentan heiligsten Schriften der Papst- und Katholiken-Hasser.

Jedoch heißt es im gleichen Artikel:
    "Es bleibt unklar, ob der Papst im Entscheidungsfindungsprozeß eine Rolle spielte oder ob er die an ihn gerichtete Notiz [welche von dem Transfer des Priesters berichtete] überhaupt gelesen hat."
Also: Trotz Unklarheit "wußte" der Papst natürlich mal wieder alles.

Schön ist auch der Hinweis darauf, daß der damals therapierende Psychologe - trotz gegenteiliger Aussagen der Erzdiözese - schlicht abstreitet, den Priester als wieder einsatzfähig entlassen zu haben. Benedikt XVI wurde nicht nur von Mitarbeitern entlastet; der damalige Generalvikar übernahm auch sofort die ganze Verantwortung für die Geschichte. Da graben die Geier aber unermüdlich und versuchen weiterhin, plausible Vorwürfe zu konstruieren. Der Psychologe sagt "Nö!": Paßt schon! Der Generalvikar übernimmt die Verantwortung: Reicht noch lange nicht!

Und damit man sich keiner Illusionen bzgl der Konsumenten solcher Nachrichten hingibt, hier nur der erste der unter dem Artikel auftauchenden Kommentare:
    "Papst Benedikt muß sich auch bei anderen christlichen Denominationen entschuldigen ... für den Schaden, den die Katholische Kirche angerichtet hat."
Will noch jemand mir erklären, daß Dummheit in Zusammenhang mit Frustration über die eigene Sündhaftigkeit und das daraus erwachsende schlechte Gewissen nicht zumindest eine hochinteressante Kombination sind, die im Extremfall zu hübschen Nebenerscheinungen wie... sagen wir mal... Kirchenschändungen führen kann?

Urlaub!

Gleich geht's ab nach Klosterneuburg!

Karwoche und Osterfeierlichkeiten im Stift sind für mich immer einer der absoluten Höhepunkte des Jahres. Und das Timing ist auch ziemlich gut. Die vorlesungsfreie Zeit zu Ostern kommt immer genau dann, wenn man nach den Februar-Examen und dem Beginn des Sommersemesters so langsam aber sicher mal eine Pause braucht.

Ich nehe die Kamera mit nach Kloburg und hoffe, daß ich Euch ein paar schnieke Photos und auch den ein oder anderen Text spendieren kann.

Ich werde mir ein wenig Ruhe gönnen. Das heißt,...
  • ... die ausgewogen berichtenden Medien (UNBEDINGT diesen Artikel bei Elsa und diesen Kommentar von Josef Bordat (ebenfalls bei Elsa) lesen!) können mich mit ihren hysterisch-verzweifelten Versuchen, endlich auch dem Heiligen Vater etwas anzuhängen, für zwei Wochen erstmal gernhaben.

  • ... Leute, die selbst als protestantische Religionspsychologin so bipolar denken, daß sie Glauben, ein Lob des "heroischen Beitrages" der irischen Katholiken durch den Papst sei automatisch ein Herunterspielen der Mißbrauchsfälle, interessieren auch nicht.

  • ... aus den Grüften irgendwelcher Kirchenkritiker-Legenden erschallenden Litaneien lassen mich ebenfalls kalt.

  • ... linkskatholisches WsK-Geschwätz über "Zölibat" und "Strukturen" und "verbotene Dinge tun..." werde ich als die Satire, die es ist, zu nehmen versuchen.
Alles in allem also zwei entspannte Wochen. Sorry, liebe Blogoezese! Ihr müßt jetzt zumindest den Alipius militans-Teil meiner Arbeitslast mittragen! Oder vielleicht macht Ihr ja auch einfach Oster-Pause...

Auch so etwas gibt's...

Gerade in unserer Kirche muss es auch einen Weg des Verzeihens geben
    In der Diözese Graz-Seckau möchte die Pfarre Deutschlandsberg den suspendierten Priester zurück wie der ORF berichtet. Der einstweilen suspendierte Pfarrer hatte vor zwölf Jahren wegen einer sexuellen Handlung mit einem 17-Jährigen eine Strafe verbüßt - die Schuld sei damit getilgt, so der Vorsitzende des Deutschlandsberger Gemeinderates, Ernest Theußl, daher könne man dem Pfarrer heute nichts mehr vorwerfen. Wörtlich meint Theußl: "Wir haben das von Anfang an gewusst."Darin haben wir bekräftigt, dass wir von Anfang an informiert waren über die Geschichte, dass wir mit ihm einen guten Weg gegangen sind und den weitergehen wollen und dass wir der Meinung sind, dass es gerade in unserer Kirche in so einem Fall, wo es ja nicht um Gewaltanwendung gegangen ist, auch einen Weg des Verzeihens geben muss." Der Pfarrer wurde vor einigen Tagen gemeinsam mit zwei anderen Pfarrern suspendiert.

Thursday, March 25, 2010

Wow!

Diese Nachricht habe ich heute zum ersten Mal gelesen:

Am 12. Februar sagte der Präsident von Haiti die jährlichen Mardi-Gras-Feierlichkeiten ab und rief sein Land zu drei Tagen Gebet und Fasten auf. Über eine Million Menschen kamen zum Gebet zusammen und riefen Gottes Segen auf ihre Nation herab. An jedem der drei Tage versammelten sich in der Hauptstadt zwischen 6 Uhr morgens und 6 Uhr abends mehr Leute "als man überblicken konnte". Die Kirchen waren voll, der Verkehr ruhte, Geschäfte hatten geschlossen, die Märkte waren menschenleer. Auch in den ländlichen Gegenden sollen sich vergleichbare Szenen selbst in Dörfern abgespielt haben.

Hattet Ihr etwas davon gehört? Wenn nicht: Was ist Eure schönste Theorie für das Unterschlagen dieser Nachrichten durch die Medien?

Es gibt Momente...

... da könnte man meinen, daß Muslime überhaput keinen Sinn für Humor haben.

Dies hier ist kein solcher Moment:


Und dann auch noch während des Gebets! Man lernt nie aus...

[HT: Creative Minority Report]

Wundert sich noch jemand?

Schaut Euch mal den folgenden tele.ring-Werbespot an und achtet auf die Botschaft die sehr ungeschminkt vermittelt wird:



Jetzt las ich in einem Forum ganz entrüstete Kommentare von Leuten, die diesen Spot sahen und sehr, sehr, sehr betroffen waren.

Warum waren sie betroffen?

Weil im Werbespot Pelze getragen werden!!!

Die "Sittlichkeitprozeß"-Routine...

... scheint nicht nur in der Theorie zu funktionieren:

Stanislaus hat eine ganze Liste von Kirchenschändungen zusammengetragen, welche sich in den letzten Tagen ereigneten. Die Berichte sind nur schwer erträglich.

"Einen Zusammenhang mit den Diskussionen über die Missbrauchsfälle in katholischen Einrichtungen sehen die Ermittler nicht, eher dürfte purer Vandalismus als Ursache zu suchen sein." heißt es seitens der Polizei.

Bin mal gespannt, wie jetzt all jene darauf reagieren, die sonst nicht schnell genug mit Mahnwachen, Kerzen und beschwichtigenden Reden zur Stelle sein können, wenn irgendwo irgendwer in der Nähe eines Kultbaus einer anderen Religion zu laut furzt.

[Meinen gestrigen Eintrag korrigierend: Auch, wenn nicht mehr NS draufsteht, ist der Mob dennoch gerne hilfreich zur Stelle]

Unglaublich!

Matthew Archbold, Bruder des in diesem Monat hier schon zweimal vorgestellen Patrick Archbold, schreibt auch für den National Catholic Register.

Er durchlebte dieser Tage folgende Gruselgeschichte [Übersetzt und frei zusammengefaßt]:
    Matthew ging mit seinen fünf Kindern (2 bis 10 Jahre) ins Kino.

    Irgendwann kam dann die obligatorische Frage: "Sind das alles ihre?"

    "Ja." bestätigte Matthew.

    "Echt jetzt?" hakte der Unbekannte nach. "Haben Sie schon mal was von Überbevölkerung gehört, Mann?"

    Matthew blieb ruhig, da er schließlich seine Kinder dabei hatte und ihnen kein übles Vorbild sein wollte. Also ging er einfach weiter.

    Doch da schob der Ticketverkäufer nach: "Sie wissen, wodurch die verursacht wird, oder?"

    Diese Frage, in Anwesenheit der Kinder, schockierte den Vater so sehr, daß er keinen gelungenen, geistreichen Return plazierte, sondern nur sagte: "Noch ein Wort von ihnen im Beisein meiner Kinder und ich lasse den Manager kommen. Kapiert, Mr. Happy?"

    Der Ticketverkäufer entdeckte darauf irgendetwas unheimlich Interessantes irgendwo auf dem Fußboden.
Mal ehrlich: Ist das zu glauben? Was wollen die beiden Nörgelnasen dem fünffachen Vater sagen? "Ja! Unsere Frauen haben abgetrieben! Und ihre hätte es besser auch getan!" So etwas vielleicht?

Das Traurige ist, daß diese Buben und Mädchen später vielleicht einmal als Ärzte, Krankenschwestern oder Pfleger diesen beiden Nachwuchsverweigerern in Krankenhäusern und Altenheimen die Popos abwischen und den Brei durch die halbgeöffneten Münder schieben und sich mit Sicherheit nicht denken werden 'Alter! Hättest du dir nicht einfach die Kugel geben können, anstatt mir jetzt hier Arbeit zu machen?'

Eine wunderbare und fürchterliche Geschichte...

... gibt es im SPIEGEL zu lesen:
    Susanne B. erfuhr im sechsten Monat ihrer Schwangerschaft, dass ihr Kind mit Down-Syndrom geboren werden würde. Sie entschied sich für eine Spätabtreibung - doch der Junge überlebte. Simone G. und ihre Familie nahmen Tim auf.
Ja, Abtreibung ist falsch und schrecklich. Aber, bitte, hütet Euch davor, Susanne B. zu verurteilen, bevor Ihr die Geschichte gelesen habt. Denn während ihr behinderter Sohn sich von Operation zu Operation ins Leben kämpfte und jetzt - mit 12 Jahren - wohl gesund zu sein scheint, verlor sie selbst unter Schuldgefühlen und Erinnerungen nach und nach die Kraft zu leben. Sie starb mit nur 41 Jahren und läßt ihren Ehemann und ein Kind zurück.

[HT an Abi Mues, der mich auf die Geschichte aufmerksam machte]

Verkündigung des Herrn

"Sieh, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort."


Eine Bezeichnung Mariens aus der Lauretanischen Litanei lautet "Spiegel der Gerechtigkeit".

Wovon auch immer ein Spiegel der Spiegel ist, ist das, was dieser Spiegel dieser Person oder Sache "zeigt". Der Spiegel des Alipius ist das, was mich mir selbst zeigt. Wenn Maria der "Spiegel der Gerechtigkeit" ist, bedeutet dies, daß Maria der Gerechtigkeit zeigt, wie sie, die Gerechtigkeit "aussieht".

Die Gabe des Heiligen Geistes, die der Heilige Thomas von Aquinas mit Gerechtigkeit verbindet, ist Frömmigkeit (pietas). Während die Tugend der Frömmigkeit in Verbindung mit Gerechtigkeit darauf abzielt, dem Anderen zu geben, worauf er einen Anspruch hat (z.B. haben unsere Eltern Anspruch auf unsere Liebe), ist die Gabe der Frömmigkeit das, womit wir unter Eingebung des Heiligen Geistes Gott dem Vater Anbetung und Ehre zukommen lassen.

Marias Liebe zu Gott gibt ihr die Kraft, ihre Schuldigkeit zu tun und ihm Ehererbietung zu erweisen. Dies in solchem Maße, daß sie ihr "Mir geschehe nach deinem Wort" bedingungslos vom Grunde ihres Herzens spricht, selbst, wenn noch leise Zweifel bzgl gewisser Technikalitäten bestehen ("Wie sollte das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?"). Maria wird so zum Spiegel der Gerechtigkeit, denn sie gibt Gott in Fülle, worauf dieser ein Anrecht hat. Maria legt so auch den Standard für die mit der Gerechtigkeit assoziierte Gabe, der Frömmigkeit, fest. Seit Marias "fiat mihi" kennt die Gerechtigkeit ihr eigenes Gesicht, wenn ich es so ausdrücken darf. Wenn ich in einen Spiegel schaue, weiß ich, wie lang meine Nase ist. Wenn die Gerechtigkeit auf Maria schaut, weiß sie, in welchem Maße die Gabe der Frömmigkeit mit ihr, der Gerechtigkeit, verbunden ist.

Für uns bedeutet dies, daß auch wir wissen können, was Gerechtigkeit ist, da wir auf Maria als Vorbild schauen. Wir wissen, zu welchen Höhen die Gabe der Frömmigkeit uns emporheben kann. Und auch, wenn wir niemals diese Höhen erreichen werden, so können wir dennoch mit gutem Willen danach streben. Denn auch wir besitzen die Gaben des Heiligen Geistes. Um bei dem Bild zu bleiben: Auch wir können Spiegel der Gerechtigkeit werden. Das Glas unseres Spiegels mag beschmutzt oder gesprungen sein, aber dies bedeutet nicht, daß wir Gott nicht die Ehre erweisen können, auf die er ein Anrecht hat. Es bedeutet nicht, daß unser schmutziges und gebrochenes Glas gar nichts reflektieren kann.

Und noch etwas: Wir sind nun nicht mehr in der Lage, die Gerechtigkeit zum Narren zu halten. Jetzt, wo die Gerechtigkeit sich selbst in Maria gesehen hat und somit weiß, wie sie wirklich ausschaut, wird sie sofort ihr verzerrtes oder verdunkeltes Gesicht erblicken, wenn sie auf uns schaut. Für uns ist es somit besser, unvollkommen aber ehrlich zu sein und nach unseren besten Fähigkeiten Gott und auch den Mitmenschen das zukommen zu lassen, was Ihm und ihnen gebührt, als vorschnell und selbstgerecht anzunehmen, wir hätten irgendeine Stufe der Gerechtigkeit bereits erreicht.


Hier noch ein Link zu einem Eintrag vom Vorjahr mit viel Bildmaterial.

Wednesday, March 24, 2010

Auch, wenn nicht mehr "NS" draufsteht...

... ist trotzdem noch "Kampagne" drin!

Habe grade diesen Kommentar von Andreas Püttmann zu Zölibat und Zander gelesen. Vor dem Hintergrund von Aussagen wie...
    Dass Kriminalstatistiker den Täteranteil katholischer Geistlicher bei etwa einem Promille sehen, interessiert nicht in der monomanischen Massenaufgeregtheit von „uns allen“, die „nur ein Thema“ umtreibt. Hauptsache, „wir“ sind uns einig, wer die Schuldigen sind und wieso sie schuldig werden mussten: Der Zölibat gebiert eben Kinderschänder.
... kehrte ich dann nochmals zur Bischof-Müller-Frage zurück.

Natürlich war der vermeintliche NS-Vergleich für "uns alle" ein gefundenes Fressen, gestattet er doch, die Aufmerksamkeit genau zu dem Zeitpunkt von Thema wegzulenken, an welchem vielleicht die ersten Leute beginnen könnten, Verdacht zu schöpfen, was den Umgang der Medien mit der Kirche und den Priestern betrifft.

Man muß als Kirchenvertreter schwer geschädigt sein, wenn man bzgl des Kindesmißbrauchs nur eines im Sinn hat: Alle Schuld von den Priestern und den etwas schnarchnasigen Bischöfen fernzuhalten.

Man ist nicht weniger geschädigt, wenn man glaubt, ein vermeintlicher NS-Vergleich macht die mit ihm transportierte Aussage automatisch ungültig.

Wenn gewisse Leute es schaffen, den Hirtenbrief des Papstes schon vor seinem Erscheinen zu verdammen; wenn die Stimmung so gelenkt wird, daß trotz anderslautender Zahlen die Mehrheit einen Kinderschänder automatisch mit der Kirche in Verbindung bringt; wenn die Medien es nicht nur fertigbringen, dem Mob auf der Straße Aussagen wie "an die Wand" und "Rübe ab" zu entlocken, sondern dann diese Aussagen auch noch senden; wenn wir mittlerweile so weit sind, daß Priester auf offener Straße angespuckt werden, dann kann ich über Leute, die meinen, es findet keine (vornehm ausgedrückt) Kampagne gegen die Kirche statt, nur den Kopf schütteln.

Es genügt eine uninformierte Mehrheit, um den heilsamen Stachel, welchen die Kirche für das moralisch welke Fleisch der Gesellschaft darstellt, als Giftspritze auszulegen. Der antikirchliche Rent-a-Mob weiß es in der Regel einfach nicht besser. Natürlich könnte man von "aufgeklärten" Menschen des 21. Jahrhunderts verlangen, daß sie mal die Hintern von der Couch kriegen und sich darüber informieren, was wirklich Sache ist. Ich vermute aber mal, daß selbst dort, wo das Hirn schon in die Schuhe tropft, noch ein Rest von Intuition vorhanden ist, welche einem sagt: "Wenn Kirche gut, dann ich Sünder!" Da hört man natürlich lieber weiterhin auf die Einflüsterer, die aus der Ecke kommen, wo man noch so richtig was zu verlieren hat, wenn die Botschaft der Kirche wieder ernster genommen wird. Es ist der ewig alte Teufelskreis...

Meine schönsten Madonnen mit Kind

Ein Motiv, welches über Jahrhunderte hinweg die Künstler immer wieder zu wunderbaren Leistungen anspornte, ist die Madonna mit dem Kind. Wie viele solcher Gemälde es gibt, kann wahrscheinlich niemand sagen. Daß viele dieser Gemälde zum vorzüglichsten gehören, was die Kunst herzugeben hat, steht zumindest für mich fest.

Daher spendiere ich hier meine liebsten "Madonna mit Kind"-Gemälde.


Pierre Mignard: Die Madonna mit den Trauben und einem schon nicht mehr ganz so kleinen, aber vorwitzig-neugierigen Knaben


Giovanni Battista Tiepolo: Madonna, Kind und Piepmatz! Klar, daß ich dieses Bild mag!


Sandro Botticelli: Nicht nur, aber auch, weil ich Rosen liebe


Rafael: Lehrstunde in Lässigkeit. Wie der Jesusknabe den ihm vom Johannes hingehaltenen Vogel streichelt ist einfach zu schön


Bartolome Esteban Murillo: Lebendiges Motiv und gekonntes Hell-Dunkel-Spiel


Giovanni Battista Salvi Sassoferrato: Weniger lebhaftes Motiv aber dafür eines der Schönsten. Dieser Frieden, diese Ruhe...


Lukas Cranach d.Ä.: Toller Hintergrund und die Gestik des Jesus-Knaben ist einfach zum Schmelzen.


Francisco de Zurbara: Noch einmal zusammen mit Johannes dem Täufer. Irre Komposition!


Filippo Lippi: Und noch eine wunderbare "Mami!"-Geste


Artemisia Gentileschi: Eine Künstlerin sollte auch nicht fehlen. Gentileschi, das Frühbarock-Genie, macht hier die Zärtlichkeit bis in die Haarspitzen spürbar.

Noch'n Problem...

Die Gesellschaft hat es sich angewöhnt, moralische Fragen problematisch ("Es ist möglicherweise gut und richtig, daß...") zu behandeln. Das ist in einem gewissen Rahmen natürlich okay. Bei einer Überbetonung des "Wir können ja über alles mal reden und wenn wir Glück haben, hat jeder Recht" erreicht man aber früher oder später den Punkt, wo mehr zur Debatte steht, als geziemend erscheint. Hier drängt sich natürlich in erster Linie wieder mal die gute, alte Sexualität auf, aber ich denke auch an Fragen wie Drogenmißbrauch, Lebensschutz von der Empfängnis bis aufs Totenbett, Eigentum und Geiz und Gier, Geduld bis Liebe gegenüber allen Formen des fremd scheinenden Glaubens, Redens und Handelns, Respekt vor dem eigenen Körper/der eigenen Natur oder auch sogenannte "Kavaliersdelikte".

Die Kirche behandelt moralische Fragen größtenteils assertorisch ("Es ist in der Tat gut und richtig, daß...") oder gar apodiktisch ("Es ist notwendigerweise gut und richtig, daß...").

Hier ist das Kommunikationsproblem zwischen "Welt" und "Kirche" offensichtlich. In einer Zeit, in der das menschliche Leben sowohl in seinem Werden als auch in seinem Welken zur Debatte steht; in einer Zeit, in der persönliche Entfaltungsspielräume nicht mehr nur innerhalb großer (Staat und Kirche) oder kleiner (Partei, Verein) oder kleinster (Familie) Gesellschaften an Grenzen stoßen, sondern diese oft sprengen; in einer Zeit, in der einerseits Permissivität fast fahrlässig gehandhabt wird aber andererseits die wildesten Einschränkungen bzgl. der Redefreiheit grassieren; in einer solchen Zeit kann die Kirche nur als Fremdkörper mit bestenfalls eigenartigen Ansichten empfunden werden.

Leider empfinden auch nicht wenige innerhalb der Kirche extakt dies. Sie nehmen die Beliebtheit wahr, welcher sich diejenigen erfreuen, die einfach gewähren lassen oder zumindest kritisch hinterfragen. Das kritische Hinterfragen als solches stellt nicht das geringste Problem dar (übrigens auch innerhalb der Kirche nicht, solange man nach Aufspüren der Antworten den Anstand besitzt, sich mit dem Magisterium kurzzuschließen, bevor man die Mikrophone und die Kameras sucht). Aber für das kritische Hinterfragen alleine bekommt man noch nicht die Lorbeeren gereicht. Also werden auch innerhalb der Kirche immer wieder mal Stimmen laut, welche die schnelle, einfache, beliebte aber magisteriumsferne Lösung hinausposaunen. Es folgt der Kräuselungseffekt, und wenn der Bischof gerade erst mit der Krümme seines Hirtenstabes den Querschläger eingefangen hat, proklamieren die Schlagzeilen schon das neue goldene Zeitalter des Frauenpriestertums, der Genehmigung der Folter, des freiwilligen Zölibats, der gestatteten Feindschaft gegenüber Immigranten oder Andersgläubigen oder der entschärften Sexualmoral, je nachdem, zu welchem Thema ein Kirchenvertreter sich eben zu weit aus dem Fenster gelehnt hat. Der schwarze Peter landet hier zwangsläufig in der Hand des Bischofs oder des Papstes.

Bleibt die Kirche sich aber geschlossen treu, gibt sie ihre Grundsätze, Lehren, Dogmen kund und erklärt diese als aus dem Glauben heraus einzuhaltende, dann bröselt es an anderer Stelle, nämlich an der, wo Priester die an sie gestellten Forderungen mißachten und sich heftigst versündigen. Die Reaktion lautet dann meist: "Guck mal, die können sich ja noch nicht einmal selbst dran halten! Also ist das doch Kappes!"

Nun diskutiert aber die Kirche eine Frage wie z.B. den Kindesmißbrauch nicht problematisch (im Gegensatz zu... naja, lassen wir das). Kindesmißbrauch oder "gegenseitig einvernehmlicher Sex mit Minderjährigen" ist nicht drin. Punkt. Daß nun Priester sich an Kindern vergingen (wobei es hier ja nicht immer um das Schlimmste geht, sondern machmal nur um eine Watschn, die 40 oder 50 Jahre zurückliegt) kann aber schwerlich bedeuten, daß der eisern gehaltene Widerstand der Kirche gegen die abnormale Neigung, sich an Jüngeren und Jüngsten zu vergreifen, Kappes ist. Das wird auch niemand behaupten (also, niemand, der noch alle Tassen im Schrank hat). Daß Bischöfe zu langsam in die Puschen kamen, als es um rest- und schonungslose Aufklärung dieser Verbrechen ging, ist ein anderes Thema, dessen Konsequenzen wir hoffentlich auch bald spüren werden.

Wenn also nun ein Priester sich in der Öffentlichkeit mit seiner Geliebten oder seinem Geliebten zeigt, dann kann die Öffentlichkeit dies höchstens als ein Zeichen dafür deuten, daß es Männer gibt, die mit den Anforderungen des Priesteramtes überfordert sind. Und so ist es ja in der Tat. Keinesfalls läßt sich daraus aber eine Rechtfertigung ableiten, sämtliche Themen, die in der Gesellschaft eigentlich nur noch in Extremfällen für Schlagzeilen sorgen, nun auch innerhalb der Kirche als Normalität zu betrachten.

Die Kirche definiert sich unter anderem ja grade auch durch ihr "Nicht von dieser Welt"-Sein. Die Kirche ist ja grade aufgrund ihrer manchmal so gnadenlos starrköpfig wirkenden Haltung zu bestimmten Fragen genau der Stachel, den die Welt braucht, um nicht in kompletter moralischer Umnachtung vor sich hinzudämmern. Sicher, der Preis ist hoch, weil die Kirche eine Kirche der Sünder ist und man in ihr alles findet, wovon sie der Welt abrät. Dies aber ist die Welt, die durch kleine Ritzen in die Kirche eindringt. Es ist nicht das wahre Gesicht der Kirche, welches eine Handvoll realitätsferner Greise von der Welt zu verbergen sucht.

Ich lese und höre in den letzten Wochen immer wieder mal, daß es eigentlich schade sei um die Kirche, die jetzt mit den Mißbrauchsskandalen eine so häßliche Fratze zeigt, weil sie eigentlich ja in Fragen der Moral und Ethik doch einen ganzen Haufen interessanter Anregungen zu bieten hat, die man so in der Welt leider nicht mehr findet. Auch dies scheint mir ein seltsamer Schluß zu sein. Klar: Die Kirche muß damit leben, jetzt erst einmal als "Die Kirche" auf der Anklagebank zu sitzen. Diese Art der Differenzierung kann man von den durchschnittlichen Schlagzeilenvertilgern nicht erwarten. Aber wenn Anregungen in Fragen der Moral und Ethik einen Sinn ergiben, dann wird dieser Sinn ja nicht dadurch geschwächt, daß Individuen der Institution, welche diese Anregungen ausspricht, sie ignorieren. Im Gegenteil. Es zeigt doch eigentlich, wie sehr uns das Wasser schon bis zum Halse steht und wie ehrlich und redlich es wäre, diese Anregungen dann nicht spröde von sich zu weisen, sondern sie umso ernster zu nehmen.

Küng-Pong

Elsa rief gestern blogoezesenweit die Aktion "una canzone per Küng" aus. Regeln: Es gilt, ein Lied zu posten, welches Hans Küng würdig. Am schönsten wäre hier natürlich ein 70er-Song, aber auch andere Dekaden sind gültig.

Ich fand nun einen Hit, bei dem (zumindest für mich), der Titel schon alles sagt.

Hier ist Morrissey mit "We hate it when our friends become successful"


Tuesday, March 23, 2010

Heißer Tip für Rom-Fans!

Die Benediktiner-Oblatin Benedetta schreibt in ihrem Forum über Gott und die Welt und den Papst und verwöhnt uns mit vielen, vielen Photos, die sie auf ihren diversen Rom-Reisen machte.

Schaut mal rein!

Lieber Heiliger Vater...

Ich gestehe...

Ich bin ein unverbesserlicher Papist und Römling!


Weil ich leibliche Eltern habe, die mich in meinen Jahren der Schwäche, der Abhängigkeit, der Ungelehrtheit und der Neugierde mit allem versorgten, was ein wachsender Racker benötigt...


... weiß ich, was es bedeutet, einem geistlichen Vater den Vertrauensvorschuß der Liebe und des Gehorsams entgegenzubringen.


Daher bin ich ganz und gar nicht der Meinung, daß Sie, Heiliger Vater, eine "Gefahr für die Kirche" darstellen,...


... daß Sie, Heiliger Vater, unter Realitätsverlust leiden oder...


... daß Sie, Heiliger Vater, schlicht ein Versager sind.


Wer in hohem Alter die Last dieses Amtes trägt und gleichzeitig Mensch bleibt,...


... der hat auch und deswegen als Person meinen Respekt.


Daher distanziere ich mich deutlich und scharf von allen Individuen, die - aufgrund welchen Skandales auch immer - ihre Pflichten als Söhne und Töchter der Kirche vergessen und in unreifer Ablehnung unserem geistlichen Oberhaupt - Ihnen, Heiliger Vater - mindestens die öffentliche Unterstützung, wenn nicht gar das Gebet verweigern.


Ich werd' wieder zum Bub und sage: "Danke, Papi!"


Oder, geziemender ausgedrückt: "Ich hätte es für jeden Ihrer Vorgänger getan, Heiliger Vater, und ich werde es sicherlich auch für Sie tun!"

Gewalt, Gesetz, Gnade

Hier ein Absatz aus einem etwas längeren aber sehr lesenswerten Artikel aus dem Blog von Joseph Bordat:
    Echter Fortschritt in der Moral kann nämlich nur dort entstehen, wo ein Übergang vom reziproken Rechtsprinzip der Vergeltung zum Grundsatz des Wünschenswerten stattfindet. Nicht mehr Gleiches mit Gleichem zu beantworten (nach dem alttestamentlichen ius talionis, also „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“, Dtn 19, 21), sondern zu erkennen, dass die Fortschreibung von moralisch falschem Verhalten nur in der empathischen Haltung dem anderen gegenüber durchbrochen und nur in der Bezugnahme auf das Erwünschte überwunden werden kann, stellt eine neue Form des Umgangs miteinander dar, die alle Möglichkeiten friedlich-kooperativen Zusammenlebens eröffnet. Diese Umgangsform lehrt Jesus Christus, nicht zuletzt in Gestalt der Goldenen Regel („Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, also tuet auch ihr ihnen.“, Mt 7, 12), vor allem aber durch Seine bedingungslose Liebe und Hingabe.
Joseph Bordat hat mir den Artikel bescheiden als den "Versuch einer Antwort" auf meine gestern geäußerte Ratlosigkeit angeboten. Kann ich nur sagen: Extrem gelungener Versuch!

Formal ein Todesröcheln, inhaltlich ein Klischee

Hans Küng, eine Wiener 'Laieninitiative' und schismatische Aussagen
    Hans Küng startet heftige Angriffe auf Papst Benedikt und eine "Wir sind Kirche" nahestehende Laieninitiative beschimpft Papst Benedikt als "unglückseligen Papst" und stellt in schismatischer Manier die Amtsgnade des Papstes infrage

    Der Ethiker Hans Küng hat im Schweizer Fernsehen erneut heftige Angriffe auf Papst Benedikt gestartet und ohne Nachweis behauptet, dass Papst Benedikt selbst die Anweisung erteilt habe, die Anschuldigung von sexuellen Übergriffen geheim zu halten. Keiner wisse soviel wie Benedikt XVI, meint Küng laut einem Bericht der Tageszeitung "Die Welt". "Es gab in der ganzen katholischen Kirche keinen einzigen Mann, der so viel wusste über die Missbrauchsfälle, und zwar ex officio - von seinem Amt her“. Küng, der kein Kirchenrechtler ist, meinte auch: "Alle Missbrauchsfälle sind zentralisiert, damit sie unter höchsten Geheimhaltungsstufe unter der Decke gehalten werden können." Dann forderte der Ex-Theologieprofessor ein "klares Geständnis, das der Papst selbst verantwortlich ist" [Hier kann man erst einmal ein Ei drüberschlagen. Selbst wenn der Papst ALLES gewußt haben sollte (was natürlich Unsinn ist, aber nur mal so, wegen des Arguments) bleibt die Frage offen, warum Küng selbst schwieg? Wenn er weiß, daß der Papst alles wußte, dann wußte er selbst doch auch alles. Das duftet mal wieder schwer nach einem Versuch, sich mit Hilfes eines Mißbrauchs des Mißbrauchs aus dem Sumpf der Bedeutungslosigkeit zu ziehen. Lieber früher klagen, als später schwätzen, Herr Professor!].

    In Wien sorgt erneut die umstrittene "Laieninitiative" mit neuen Forderungen für Aufsehen. Die der Gruppe "Wir sind Kirche" nahestehende Vereinigung fordert am Montag erneut eine "umfassende Reform" der Kirche und rief zum Widerstand durch Ungehorsam auf und warf der Kirche Heuchelei, Verlogenheit und Gleichgültigkeit vor wie die "Wiener Zeitung" berichtet. Sprecher Herbert Kohlmaier behauptete laut dem Medienbericht, dass ein Priester, der heiratet, verjagt werde und einer, der sich an Kindern vergeht, nur versetzt werde. Kohlmaier beschimpft dann Papst Benedikt als einen "unglückseligen Papst" der mit dem Hirtenbrief bewiesen habe, dass "er eine Gefahr für die Kirche" darstelle [Ja, klar. Und dann wundern sie sich, wenn sie plötzlich auf einem Scheiterhaufen stehen! Schätzchen! Du hast doch selbst die Gefahr in der Person des Papstes erkannt!]. Eine Mitarbeiterin des Vereines möchte den Widerstand aufsetzen: "Etwa, indem Frauen verbotene Dinge tun und auch predigen" [Au ja! Komm! Laß uns mal ganz subersiv sein und total verbotene Dinge tun, Du! Komm, noch ein wenig mehr Unsicherheit und Unklarheit unter den Schäfchen säen! Da kann die Kirche doch nur von profitieren! Und wenn nicht, dann waren wenigstens wir für zwei Minuten wichtig!].

    Laut dem Bericht möchte der Jurist Heribert Köck von der "Laieniniative" auch die Amtsgnade des Papstes infrage stellen. "Dadurch, dass er laut Kirche von Gott eingesetzt worden ist und nur dessen Richtspruch unterliegt, gibt es keine Korrekturen", meinte der Jurist und behauptet, dass der Papst Realitätsverlust habe. "Kirche, Kardinäle und Bischöfe sollen gegen den Papst aufstehen", meint Köck [Eine kleine, kostenfreie Unterrichtseinheit für den Herrn Köck: Warum sollten die Kardinäle, die Benedikt XVI gewählt haben, gegen den Paspt aufstehen? Wenn sie ihn wählten, werden sie mit ihm - der fünf Jahre lang so ziemlich das lieferte, was man von ihm erwarten durfte und darüberhinaus mit einigen überraschenden Glanzlichtern aufwartete - jetzt kaum Probleme haben. Wenn sie ihn wählten, wußten sie, was sie bekämen und werden jetzt, da sie es tatsächlich bekommen, kaum darüber trauern. Also vielleicht wollten die Kardinäle ihn ja vor fünf Jahren eigentlich gar nicht wählen? Ja, wer mag dann nur für Benedikt XVI verantwortlich sein, wenn nicht der Heilige Geist? Also entweder Amtsgnade oder zufriedene Kardinäle (in Wirklichkeit natürlich beides). Aber keines von Beiden geht nun mal leider nicht].
Ich trauere mit allen vernunftbegabten Menschen guten Willens. Ich bete für diese Armen habe aber im Moment leider keinen anderen Rat als: "Bitte, geht weg! Kommt wieder, wenn Ihr der Kirche und nicht Euch helfen wollt!"

Eine neue Aufkärung!

Paul hat einen Artikel gefunden, der von der Notwendigkeit einer zweiten Aufklärung spricht. Auch ich habe vor zweieinhalb Jahren schon einmal eher scherzhaft im Zusammenhang mit zwei berühmt-berüchtigten Landkarten über den Reiz einer neuen Aufklärung nachgedacht.

Das Interessante an Paul's Posting ist, daß dort vom 16., 19. und 21. Jahrhunderte gesprochen wird. Das deckt sich (fast) mit einigen Überlegungen, die ich seit langem mit mir herumtrage, und die ich daher jetzt mal zu formulieren versuche.

Es liegt in der Natur des Kindes, gegen die Fesseln der Erziehung rebellieren zu wollen. Man möchte etwas tun. Man hat zwar den milden Verdacht, daß es von den unmittelbaren Autoritäten nicht gutgeheißen wird, tastet sich aber trotzdem mal ein wenig vor. Wenn ein Bub seiner Mutter gegenüber bösartig ist, gibt's eine Strafe. Sagen wir mal drei Tage Stubenarrest. Der Bub hat einen Schritt gewagt weg von den Einschränkungen, denen er sich unterworfen sah. Er hat dafür die Quittung bekommen. Er geht zurück auf Null und probiert es vielleicht ein anderes Mal mit Schuleschwänzen oder Apfelklauen. Ein erwachsenes Kind rebelliert gegen Papa Staat mit überhöhter Geschwindigkeit in verkehrsberuhigten Gebieten, mit Steuerbetrug, oder - wenn es ärger kommt - mit Gewaltverbrechen. Auch hier folgt auf das Erwischtwerden die Strafe.

Diese Kausalität fehlt in der Beziehung des Menschenkindes zu seinem himmlischen Vater. Oft haben Menschen das Gefühl, gegen Gott rebellieren zu wollen oder zu müssen. Und obwohl - im Gegensatz zu kleinen Buben oder Wohngebietsrasern - jeder Einzelne von ihnen immer erwischt wird (ja, Gott sieht tatsächlich alles), bleibt die direkte Strafe aus. Klar, das Gewissen wird belastet, die Seele wird durch die Sünde korrumpiert, aber das schlägt sich nicht als Bestandteil einer Ursache-Wirkung-Kette im Bewußtsein nieder. Eher spornt das obskure Gefühl des "Verschmutztseins" zu weiteren Untaten gegen Gott an, da Kinder selten wissen, sich glaubhaft zu entschuldigen, wenn sie nicht von einer Autorität dazu angehalten werden. Da die Bestrafung scheinbar nicht erfolgt, muß hier der Bub also nicht auf Null zurückgehen, sondern er versucht nach dem ersten erfolgreichen Schritt irgendwann den nächsten, den noch weiter wegführenden.

Schauen wir mal in die Geschichte und die diversen großen Schritte, mit denen der Mensch sich von Gott löste. Der Erste tarnt sich im 16. Jahrhundert noch unter dem Kampfschrei "Weg von Rom!" der Reformatoren. Doch wo man kühn der Kirche Christi den Rücken zuwenden kann und nicht, wie vielleicht von Einigen befürchtet, sich sofort in einem Schwefelbad wiederfindet, dort schwing sich, wenn neue Ketten vermeintlich zu schwer wiegen, die menschliche Hybris schnell zum nächsten Rufe auf: "Weg von Christus!" heißt es 17. und 18. Jahrhundert, in der Zeit der Aufklärung, die zwar noch Gottheiten zuließ, aber Christus mehr oder weniger als einen Heilsanbieter unter Vielen zu betrachten begann. Doch auch hier war das Potential noch nicht ausgereizt. Angetrieben vom Erfolg der unzähligen Revolutionen und der sich ausbreitenden Freiheiten, mußte eine weitere Fessel fallen. So hieß es dann im 19. Jahrhundert bald "Weg von Gott!". Auch dieser Schritt wurde gehorsam befolgt und brachte gar köstliche Früchte der Freiheit und des Aufblühens der Kultur mit sich. Allein: Weltkriege, Diktaturen und von menschlichen Gottgestalten initiierte Schlachtfeste in atemberaubenden Stile konnten den Durst nach Freiheit immer noch nicht stillen.

Was ist also der letzte Schritt, den der Mensch vollziehen kann, um sich vermeintlicher Fesseln zu entledigen, ohne daß durch das Rütteln an eben diesen Fesseln ein knurriger Hund geweckt wird, der einem vielleicht die Lust am Spielchen verdirbt? Es ist der finale Rettungssprung, der eingeleitet wird mit dem stolzen Ruf "Weg vom Menschen!"

Der Mensch selbst wird sich gegenüber gnädig die Augen schließen, während er sich von seiner Natur lossagt. Es begann bereits im letzten Jahrhundert und nimmt heute immer groteskere Formen an.

Es gibt natürlich zwei gewaltige Probleme: Erstens stirbt die Würde des Menschen, da diese untrennbar mit der Natur des Menschen als nach Gottes Bild geschaffen zusammenhängt. Zweitens stürzt man sich in einen Strudel des grenzenlosen Widerspruchs, wenn man für das Individuum das Höchstmaß an Freiheit ausruft, aber zugleich jedes Individuum, welches von seiner Freiheit gebrauch macht, andere Freiheiten als nicht kompatibel mit seinem Wertesystem zu erklären, mundtot zu machen versucht.

Man sagt, daß jedermann zu jeder Zeit frei ist, zu tun, was immer er will, solange es sich für ihn gut anfühlt und solange er Andere nicht in ihrer Entfaltung behindert.

Da eine letzte, nicht menschgemachte moralische Instanz fehlt, kann man es selbst so drehen, daß Wertvorstellungen, die schon Jahrhunderte existierten, bevor bestimmte Freiheiten sich erstmals konkret in Worten präsentierten, tatsächlich als Angriffe auf diese Freiheiten betrachtet werden und nicht die formulierten Freiheiten als Versuch der Einschränkung dieser Werte gelten.

An dieser Stelle kann eine neue Aufklärung in der Tat Wunder wirken. Wenn der Mensch tatsächlich nicht mehr nur seinen Bedürfnissen folgt und sich die Werkzeuge zur Erlangung derselben von Anderen in die Hand drücken läßt, sondern lernt, seinen Verstand zu benutzen und auf der Suche nach Verfahren, die es ihm gestatten seinen eigenen Forderungen treu zu bleiben, bestimmte Trugbilder zu durchleuchten, dann könnten sich für viele Leute ganz neue Wege auftun.

Monday, March 22, 2010

Es passiert immer wieder...


"Auf diese Reisekataloge fall ich nicht nochmal rein! 'Großzügige Poolanlagen unter tropischem Himmel bei entspannter Atmosphäre'? Da lachen ja die Hühner!"

Okay...?

Kann irgendwer bitte mal all dies für mich deuten:

Da hatte ein Professor (Jenkins, Penn State University, USA) ein wenig Langeweile und hat mal rumgeblättert:
    "Zu meiner großen Überraschung erwiesen sich die islamischen Schriften im Koran als wesentlich weniger blutig und gewalttätig als die in der Bibel".
Ich übersetze das nur. Auch der englische Originaltext liest sich so, als gäbe es in der Bibel islamische Schriften, die brutaler seien, als die des Koran. Was gemeint ist, ist mir schon klar, aber Sprach-Hygiene darf man von einem Professor vielleicht trotzdem erwarten. Egal...

Meldet sich Andrew Boston, Herausgeber von "The Legacy of Jihad" und sagt:
    "B*llsh*t! Der Koran preist die Idee des Märtyrertods im Dschihad!"
Gibt Waleed El-Ansary (Lehrer für Islam-Studien an der U von South Carolina) zu bedenken:
    "Der Koran verdammt religiöse Aggression und das Töten von Zivilisten. Dies macht den Unterschied zwischen Dschihad - legaler Kriegsführung mit entsprechenden Regeln für Kampfhandlungen - und "Irjaf" - Terrorismus. Diejenigen, die "Irjaf" praktizieren, kommen in die Hölle."
El-Ansary sagt wir sähen momentan mehr religiöse Gewalt von Muslimen, weil die islamische Welt religiöser ist als der Westen.

[Hier habe ich selbst schon einen Deutungsansatz ausgearbeitet: Die islamische Welt ist religiöser und weist demnach momentan mehr Menschen auf, die durch ihre Handlungen zu verstehen geben, sie seien scharf darauf, in die Hölle zu kommen?!]

Folgt noch das letzte Wort des Schriftforschers Jenkins: Judäo-Christliche Kulturen sollten darob nicht selbstgefällig werden, denn die Bibel enthält auch viel Gewalt.

Während ich hier nichtsahnend in Rom rumsitze...

... arbeitet daheim die Schola brav und gut und stellt sogar hin und wieder mal etwas ins Netz. Hier ein Live-Mitschnitt von einem Choralamt in einer unserer Stiftspfarren:

Graduale: Christus factus est

Feddich!

Das ging ja dann doch einigermaßen fix und problemlos mit dem Wechsel zum neuen Template. Hab zur Feier des Tages gleich mal einen neuen Header gemacht.

Die Link-Listen wiederherzustellen, das hat schon ein wenig gedauert, und ich werde in den nächsten Tagen wohl noch so ein wenig Fine-Tuning vornehmen. Aber das Gröbste ist überstanden.

Ich habe mich auch pflichtbewußt endlich mal bei all den Blogs, die in meiner Liste auftauchen, als "Leser" angemeldet (sofern diese Funktion angeboten wurde).

Okay, für die letzten Monate gibt's also "am römsten" in leicht verändertem Look...

Viel Spaß weiterhin!

Das Chaos regiert!

Ich komm' nicht drumrum: Ich muß am römsten auf das neue blogger-Template umstellen, weil ich endlich eine Tag-Liste brauche und weil ich in der Archiv-Funktion nicht an alle alten Artikel rankomme. Das nervt. Es kann daher heute kurzfristig zu wilden Nebenerscheinungen kommen, und ich bitte hier schon mal um Geduld und Verständnis.

Was halte ich denn davon?

'Ich bin wütend, Gott':
    Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn wird nächste Woche am Mittwoch, den 31. März, gemeinsam mit der umstrittenen Gruppe "Wir sind Kirche" (WSK) im Stephansdom einen Klage- und Bußgottesdienst unter dem Motto "Ich bin wütend, Gott" abhalten. Dabei sollen Opfern von sexueller Gewalt durch Priester die Gelegenheit geboten werden, in Anwesenheit des Kardinals ihr Leiden zu formulieren. Dies kündigte der Vorsitzende österreichischen Gruppe, Hans Peter Hurka, am Sonntag im Gespräch mit der "Presse" an.
Hmmm...

Wenn die WsK'ler ihrer Vorgehensweise treu bleiben, dann werden sie hier erneut ihrem eigenen Anspruch, Kirche zu sein, widersprechen, indem sie akribisch in kirchlichen Wunden rumpokeln, mit denen SIE natürlich GAR NICHTS zu tun haben. Schlimmer noch: Ich sehe die Gefahr, daß es hier erneut zu einem Mißbrauch des Mißbrauchs kommt, weil sich mir - nach einigermaßen intensivem Studium des WkS'schen Zentralorgans "Kirche in" - der Verdacht aufdrängt, daß bei diesen Leuten der Mangel an Pietät aufgewogen wird durch ein Übermaß an Beharrllichkeit bzgl eigener Interessen.

Aber: Ich gestehe natürlich dem guten Kardinal Schönborn durchaus zu, daß er hier eine Möglichkeit sieht, etaws Wind aus den Segeln zu nehmen. Das wäre schön. Fragt sich, ob's klappt...

Sunday, March 21, 2010

Mal wieder 'was...

... auf die Augen:

Dank der Jungs vom Liturgia-Forum ist für Nachschub in der Kategorie "Saucoole Spanische Domherrenoutfits" erstmal reichlich gesorgt!

Heute: Ein historischer Blick nach Toledo (Leider etwas krümelige Qualität):


Tsk, tsk, tsk ...

Bischof Müller hat nicht zurückgekläfft ("Ihr habt aber auch Kinder mißbraucht!"), sondern die NS-Karte gespielt. Das ist doppelt schade. Einmal, weil es halt die doofe, alte NS-Karte war und auch, weil seine Predigt auch (bzw grade) ohne diesen Bezug verständlich gewesen wäre und somit auch die Chance gehabt hätte, verstanden werden zu können.

Doch was jetzt bleibt ist ein nach dem Riechsalz greifender Zentralrat, nach dem Kopf des Bischofs grölende Grüne und ein Blätterwald, dessen Kalkül aufgegangen ist: Wir bombardieren die Öffentlichkeit unentwegt mit größtenteils lückenhaften und voreingenommenen Informationen. Entweder maunzt der Episkopat nur brav zurück und wir werden ihn spielend überbrüllen: WIN! Oder es wird irgendwann einer der Bischöfe sich einen Lapsus leisten und wir kanalisieren die daraufhin fließenden Tränenbäche zu einem hübschen Strom der moralischen Entflammung: WIN!

Die Kirche kann momentan nur durch Taten oder durch ausgesprochen klug gewählte Worte Punkte machen. Lernt es endlich, Jungs!

Splitter, Balken, erster Stein

Interessant ist, daß die Medien jetzt nicht schnell und häufig genug über all das berichten können, was der Papst in seinem Brief an die Katholische Kirche in Irland nicht gesagt hat.

Was bieten sich für Schlüsse? Elsa hat einen Gedankengang bereits auf herrlich überdrehte und dennoch die real existierenden Verhältnisse respektierende Art formuliert.

Und auch ich kann mir die Stimmen ganz gut vorstellen: "Wir warten und fordern. Wir fordern so lange, bis Ratzinger jede einzelne jemals begangene Sünde auf sich genommen und geziemend dafür um Verzeihung gebeten hat. Wir warten, bis jedes Detail jedes Skandales der Geschichte seitens der Kirche bis in die hinterste Ecke gründlich ausgeleuchtet wurde. Wir sind gerne dabei behilflich, die Schuld, welchen Kirche und Papsttum tragen, ausfindig zu machen, sollte der Vatikan irgendwo ins Stocken geraten. Wir warten gedulgig, bis Ratzingers weißer Talar pechschwarz ist und es weder auf der Welt noch in der Zeit eine Sünde gibt, für die er nicht geradestand. Denn dann haben wir nicht nur die Gewißheit (die haben wir ja jetzt eh schon), sondern auch das päpstliche "Okay", daß das Sündigen in Gedanken, Worten und Taten uns nicht betrifft."

So oder ähnlich muß man sich das wohl erklären. Der implizite Aufruf an die neuen "Reinen", die Kirche augenblicklich zu verlassen, dürfe auch auf fruchtbaren Boden fallen. Ich lasse mich liebend gerne eines Besseren belehren, aber ich glaube nicht, daß der durchschnittliche, der eintönigen Medienberieselung ausgesetzte "Katholik" heutzutage noch genügend Einsicht, guten Wilen und vor allem Glauben besitzt, um zu erkennen, daß die Kirche in diesen dunklen Zeiten alles braucht, nur keine selbsternannten Richter, die ihr den Rücken kehren.

Die immer wieder und immer gerne gestellte Frage der "von vielen mündigen Christen getragenen demokratisch-solidarischen Volksunion unabhängig-autonomer Kirchengemeinschaften im deutschen Gebiet" (Danke, Elsa!) lautet: "Was würde Jesus dazu sagen!?"

Für all diejenigen, die vor lauter Engagement für eine "menschenwürdigere, modernere, priesterlosere, frauenfreundlichere, sozialere, liebevollere uswusf Kirche" heute leider keine Zeit hatten, die Heilige Messe zu besuchen und das Evangelium zu hören; hier ist es, was Jesus sagen würde: "Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein."

Zwischen den Zeilen vieler Berichte, die sich mit dem Hirtenbrief beschäftigen, steht fettgedruckt die Anklage, daß der Heilige Vater sich im Grunde einen Scheiß für das Leid der Kinder intressiert. Wer sich deswegen dazu verleiten läßt, dem Papst und der Kirche sein "Ich kenne Euch nicht!" entgegenzuschleudern, der hat immerhin schon mal in den Wald hineingerufen...

Wer sich für die Sünden der Kirche zu fein ist, der ist sich wohl auch für die Erlösung zu fein. Denn wer sich selbst dem Widerspruch unterwirft, so zu tun als ertrage er den Schmutz am Anderen nicht, gleichzeitg aber eben diesen Schmutz in immer groteskerem Ausmaße beschreiben und sehen will, der wird den Schmutz an sich selbst gar nicht erst wahrnehmen.

Saturday, March 20, 2010

Pong!

Gemein! Elsa hat einen schönen Ska-Titel gepingt, nämlich das wirklich tolle Night Boat to Cairo von Madness. Aber: Ich darf nicht einfach mit Ska pongen, sondern soll einen eigenen, abgefahrenen 80er Stil bringen.

Nach längerem Grübeln fiel mir dann endlich der gut, alte, schon ziemlich in die 80er gehörende FUN PUNK ein!

Und da war's dann bis zur auszuwählenden Band nicht weit: Hier sind die hyperaktiven, durchgeknallten Toy Dolls mit Idle Gossip! Viel Spaß!

Ich lach' mich scheckig!

Die völlig unerwartete, total überraschende, niemals für möglich gehaltene Schlagzeile des Tages lautet: Laienbewegung "Wir sind Kirche" geht Hirtenbrief nicht weit genug

Mir zittern hier wirklich die Hände, während ich versuche, den entscheidenden Satz reinzupasten: Da sich das Schreiben nur an die irischen Katholiken wende, entstehe der Eindruck, als sei der Missbrauch von Kindern durch Priester nur ein Problem in Irland.

Zum Glück fehlt mir die Kraft, dies entsprechend zu kommentieren. Ab ins Sauerstoffzelt!

Das ging ja fix!

"Kein Wort zu Deutschland". So titel es heute tagesschau.de. Hier die Lowlights:
    Benedikt XVI. geht mit keinem Wort auf die Situation nach dem Missbrauchsskandal in deutschen kirchlichen Einrichtungen ein [Wohlgemerkt: Es handelt sich um einen Hirtenbrief an die Katholische Kirche in Irland]. In seinem 20-seitigen Schreiben an die Gläubigen in Irland heißt es lediglich einmal, das Problem des Missbrauchs von Kindern sei "weder ein rein irisches noch ein rein kirchliches" ["Lediglich"? Die ganze Welt tut gut daran, sich dies hinter die Ohren zu schreiben und nicht zu vergessen. Die nächsten Apologeten des Kindersex' sind sicherlich nicht weit und sitzen ebenso sicherlich nicht in den Reihen der Katholischen Kirche].

    ...

    Trotzdem ist der Hirtenbrief in Sachen Kindesmissbrauch natürlich als eine Art Grundsatzerklärung des Papstes zu verstehen [Exakt. Anlaß für das Schreiben war Kindesmißbrauch. Natürlich unterscheidet sich die Kirche in Irland von der Kirche in Deutschland. Aber alles, was in diesem Brief über Kindesmißbrauch gesagt wird, läßt sich zumindest auf moralischer Ebene auch auf Deutschland übertragen]. Noch einmal Pater Hagenkord: "Er bezeichnet ganz klar Missbrauch als Sünde und Verbrechen. Er sagt ganz deutlich, dass die staatlichen Behörden mit einzubeziehen sind, dass sie einbezogen werden müssen in die Aufklärung. Er nennt Ross und Reiter beim Namen. Also er ist nicht jemand, der sich hinter irgendwelchen Säulen versteckt - vor allem in den Absätzen, in denen er die einzelnen Gruppen direkt anspricht: die Täter, die Opfer, die Bischöfe. Da ist er sehr deutlich in seiner Sprache." [Ja, finde ich auch]

    Das ist der Papst tatsächlich. Er kündigt in seinem Schreiben übrigens auch an, dass er bereit sei, persönlich mit Missbrauchsopfern zu sprechen [Er sagt auch, daß er dies bereits vielfach tat]. Zudem kündigt er eine Visitation an, also eine vatikanische Untersuchung in irischen Bistümern. Aber andererseits verkündet er keine Strafen für die Täter [Die Praxis zeigt bereits, daß Täter aus dem Priesteramt entlassen werden (USA). Wenn jetzt noch die staatlichen Behörden mit ins Boot geholt werden, und der Papst im Brief sagt "Ihr müsst Euch vor dem allmächtigen Gott und vor den zuständigen Gerichten dafür verantworten", scheint mir die Sache eigentlich klar], fordert vor allem zu Gebeten für die Kirche auf [Und zwar für die ganze Kirche, besonders die ganze Kirche in Irland. Man muß hier aufpassen, nicht Opfer des bipolaren Denkens zu werden, welches heute leider so weit verbreitet ist. Wer schon mit der Prämisse an den Start geht, daß der Papst entweder eh nicht genug sagt oder nur seine good old boys schützen will, der denkt natürlich an eine Mogelpackung oder ein Ablenkungsmanöver, wenn von Gebeten für die Kirche die Rede ist ("Der Papst ist für X, also muß er automatisch gegen Y sein"). Wer nicht nur Teil der Kirche ist, sondern auch ein gewisses Verrtauen nicht nur in das Wirken des Heiligen Geistes sondern auch in die Wirksamkeit des Gebetes setzt, der erkennt sofort, wie essentiell dieser Aufruf zum Gebet ist], spricht vom großen Geschenk des priesterlichen Dienens [zurecht] und von gemeinsamen Anstrengungen, die jetzt unternommen werden müssten [Ja. Alle müssen jetzt ran. Natürlich die Bischöfe und die Priester und die Ordensleute. Aber auch die Laien. Und sogar diejenigen, die der Kirche nicht wohlgesonnen gegenüberstehen. Wer jetzt immer noch nicht gelernt hat, daß die Stunde lange verstrichen ist, in der man durch Mißbrauch des Mißbrauchs noch sein anti-katohlisches oder anti-päpstliches Süppchen kochen kann, der wird zum Stolperstein, zum Ärgernis, zum - im wahren Sinne des Wortes - Skandal für diejenigen, die trotz allem gerne ihre Kirche heilen möchten].

    Konkrete Maßnahmen enthalte der Hirtenbrief "aus deutscher Perspektive wenig, weil er nicht in das innerkirchlich-strukturelle Aufarbeiten eingreift. Er versucht geistliche Impulse zu geben. Es geht um geistliche Aufarbeitung, sozusagen das Auferbauen der Kirche, damit sie weiter nach vorne blicken können" [genau], sagt Pater Hagenkord.

    [Okay, soweit der "Ist"-Status. Jetzt gebt mal schön acht, wie man das sich Bietende nimmt und in die Konjunk-Tiefe zerrt]

    Und das ist vermutlich auch ein Punkt, der Protest bei den Betroffenen auslösen könnte. Denn unabhängig von der wirklich eindeutig klaren Entschuldigung des Papstes entsteht beim Lesen doch das Gefühl, dass sich Benedikt XVI. eher um das ramponierte Image und den Schaden sorgt, der der katholischen Kirche entstanden ist [Beispiele?]. Abgesehen davon klingen einige der päpstlichen Worte verdächtig nach Allgemeinplätzen - wie: "Wirklicher Fortschritt ist gemacht worden, aber es bleibt noch viel zu tun" [simple, wahrheitsgemäße Bestandaufnahme seitens des Papstes]. Auch die Feststellung Benedikts, die Verfahren der Kirche zur Absicherung in solchen Fällen würden in einigen Teilen der Welt als vorbildlich angesehen, dürfte nicht überall auf Zustimmung stoßen [Warum?].

    [Jetzt kommt's: Die folgende Zwischenüberschrift...]

    Blanker Hohn für die Opfer

    [... habe ich mal dringelassen, denn schöner könnte die Voreingenommenheit des Artikels sich kaum entlarven]

    Wirklich für Ärger könnte aber sorgen, dass Benedikt XVI. den sozialen Wandel und die Verweltlichung für die Taten mitverantwortlich macht. Er schreibt nämlich: "In diesem Gesamtkontext müssen wir das verstörende Problem des sexuellen Missbrauchs von Kindern zu verstehen versuchen." In den Ohren der Opfer dürfte dieser Rechtfertigungsversuch wie blanker Hohn klingen und auch der Absatz an katholische Eltern, "die Kirche setze weiter die Maßnahmen der letzten Jahre um, um junge Menschen in Pfarreien und Schulen zu schützen", dürfte diese nicht gerade beruhigen [Was für ein unglaublicher Schmarrn! Der Artikel selbst sagt, der Papst mache sozialen Wandel und Verweltlichung mitverantwortlich, also auch verantworlich, also so, daß es da eine Verweltlichung gibt, liebe Tagesschau, die Verantwortung trägt, ebenso, wie es eine Kirche gibt, die sich bereits mit Schuld überladen hat, wie jedem klar wird, der diesen Brief wirklich gelesen und wenigstens ansatzweise verstanden hat (** Matrosen-Fluch hier selbst denken **)! Ich weiß ja, daß es Leute gibt, die bzgl Kindesmißbrauch im Gegensatz zur Kirche noch einiges zu verlieren haben und die daher hoffen, man möge die richtigen Fragen immer nur der Kirche und nicht der Gesellschaft stellen. Aber einen Hinweis auf simple Fakten als Rechtfertigungsversuch zu betrachten, nachdem über Absätze hinweg der Heilige Vater die Aschekübel über die kirchlichen Häupter entleert hat, ist so ziemlich der Boden des Fasses. Die Aussage der Zwischenüberschrift ist, gemessen an dem, was dann im Artikel tatsächlich geschieht, bestenfalls ein Eye-Catcher, der die Leser davor bewahren soll, den tollen Artikel zu früh zu verlassen. Er könnte aber leider auch dazu dienen, die Leser schon vorher so sehr in moralisch-korrekte Entflammung zu stürzen, daß sie dann gar nicht mehr mitbekommen, wie der Text im Nebel des "hätte, könnte, dürfte" herumgurkt. Peinlich!].

    Das Schreiben sei eigentlich ziemlich desaströs, so ist zu hören [??? - Ich höre ja auch manchmal Stimmen, gebe ich zu. Aber ich schreibe dann keine Artikel darüber]. Vatikaninsider gehen deshalb davon aus, dass die Kritik an Papst und Kirche nach dem Hirtenbrief von Benedikt XVI. eher weiter zunimmt [Haha! "Vatikaninsider". Ich liebe es, wenn die bemüht werden. Immerhin dienen sie ja hier hübsch dazu, dem lesende Volk schon mal einzubläuen, als was der Brief des Papstes keinesfalls betrachtet werden darf. Na, schönen Dank!].

Ganz genau!

Der Bischof von Osnabrück, Franz-Josef Bode in einem offenen Brief an die Gläubigen:
    Ich bin auch sehr besorgt, dass sich ein Raureif an Kälte über unsere Seelsorge mit Kindern und Jugendlichen legen könnte, der ihnen und uns die Freude an unserem Dienst nimmt.

Der Hirtenbrief des Heiligen Vaters an die Katholiken in Irland

Eine "Arbeitsübersetzung" von Radio Vatikan mit einigen winzigen Anmerkungen:


1.) Liebe Schwestern und Brüder, mit großer Sorge schreibe ich euch als Hirt der weltweiten Kirche. Wie Euch haben auch mich die Informationen über den Missbrauch an Kindern und Schutzbefohlenen durch Mitglieder der Kirche Irlands, besonders durch Priester und Ordensleute, sehr beunruhigt. Ich kann die Bestürzung und das Gefühl des Vertrauensbruchs nur teilen, das so viele von euch beim Erfahren dieser sündhaften und kriminellen Taten und der Art der Autoritäten der Kirche, damit umzugehen, erfahren haben.

Wie ihr wisst, habe ich erst kürzlich die irischen Bischöfe zu einem Treffen hier in Rom eingeladen, dass sie über ihren Umgang mit diesen Angelegenheiten in der Vergangenheit berichten und um die Schritte aufzuzeigen, die sie unternommen haben, um auf diese schwerwiegende Situation zu reagieren. Gemeinsam mit höheren Verantwortlichen der römischen Kurie habe ich gehört, was sie, sowohl einzeln als auch als Gruppe, zu der Analyse der begangenen Fehler und der gelernten Lektionen, als auch in der Darstellung der Programme und jetzt geltenden Richtlinien zu sagen hatten. Unsere Diskussionen waren offen und konstruktiv. Ich bin zuversichtlich, dass resultierend aus diesen Gesprächen die Bischöfe nun besser in der Lage sind [Das klingt schon so, als hätte da jemand mit der Faust auf den Tisch gehauen], die Aufgabe zu übernehmen, die vergangenen Ungerechtigkeiten wieder gut zu machen und das weitergehende Thema des Missbrauchs an Minderjährigen in einer Weise anzugehen, die den Anforderungen der Justiz und der Lehre des Evangeliums entspricht [Für die Bischöfe].


2.) Die Schwere der Vergehen und die oftmals unangemessenen Reaktion der kirchlichen Autoritäten in eurem Land erwägend habe ich entschieden, diesen Hirtenbrief zu schreiben, um meine Nähe zu euch auszudrücken und einen Weg der Heilung, der Erneuerung und der Wiedergutmachung vorzuschlagen.

Wie viele in Eurem Land betont haben: es ist wahr, dass das Problem des Missbrauchs von Kindern weder ein rein irisches noch ein rein kirchliches ist. Trotzdem [Gut! Hier wird nicht vor des Nachbarn Türe gekehrt, sondern der Ball in der eigenen Hälfte gehalten] ist Eure Aufgabe nun, das Problem des Missbrauchs aufzuarbeiten, das in der irischen katholischen Gemeinschaft entstanden ist, und dies mit Mut und Bestimmtheit zu tun. Niemand erwartet, dass diese schmerzhafte Situation sich schnell lösen lässt. Wirklicher Fortschritt ist gemacht worden, aber es bleibt noch viel zu tun. Durchhaltevermögen und Gebet sind nötig, mit großem Vertrauen in die heilende Kraft der Gnade Gottes [Für alle Katholiken].

Gleichzeitig muss ich aber auch meine Überzeugung mitteilen, dass die Kirche in Irland, um von dieser tiefen Wunde zu genesen, die schwere Sünde gegen schutzlose Kinder vor Gott und vor anderen offen zugeben muss. Solch eine Anerkennung, begleitet durch ernste Reue für die Verletzung dieser Opfer und ihrer Familien, muss zu einer gemeinsamen Anstrengung führen, um den Schutz von Kindern vor ähnlichen Verbrechen in der Zukunft sicher zu stellen.

Da Ihr nun die Herausforderungen des Augenblicks auf euch nehmt bitte ich euch, "blickt auf den Felsen, aus dem ihr herausgehauen seid" (Jesaja 51:1). Bedenkt den großherzigen und oft heroischen Beitrag, den vergangene Generationen irischer Männer und Frauen für die Kirche und die ganze Menschheit geleistet haben. Lasst Euch das Ansporn sein für eine ehrliche Selbstbetrachtung und ein engagiertes Programm kirchlicher und persönlicher Erneuerung. Ich bete dafür, dass die Kirche in Irland, durch den Beistand der vielen Heiligen und gereinigt durch Reue, die augenblickliche Krise überwindet und erneut ein Zeuge für die Wahrheit und die Güte des allmächtigen Gottes wird, die sich zeigt in seinem Sohn Jesus Christus.


3.) In der Geschichte waren die Katholiken Irlands immer eine starke Kraft für das Gute, in der Heimat und außerhalb. Keltische Mönche wie der heilige Kolumban haben das Evangelium in Westeuropa verbreitet und das Fundament für die mittelalterliche Klosterkultur gelegt. Die Ideale von Heiligkeit, Nächstenliebe und transzendenter Weisheit, geboren aus dem christlichen Glauben, fanden ihren Ausdruck in den Kirchen und Klöstern, in den Schulen, Bibliotheken und Hospitälern, die alle daran mitwirkten, die geistige Identität Europas zu festigen [Schon fast klassisch: Benedikt XVI versäumt es nicht, darauf hinzuweisen, daß der Katholische Glaube und die Katholische Kultur mehr sind, als nur eine Fußnote in der Geschichte Europas]. Diese irischen Missionare haben ihre Stärke aus dem festen Glauben, der starken Leitung [Nochmal Einer für die Bischöfe...] und dem aufrechten Verhalten der Kirche [Nochmal Einer für uns alle] in ihrem Mutterland gewonnen.

Beginnend mit dem 16. Jahrhundert haben die Katholiken in Irland eine lange Zeit der Verfolgung erdulden müssen, während derer sie sich mühten, die Flamme des Glaubens unter gefährlichen und schwierigen Umständen lebendig zu halten. Der Heilige Oliver Plunkett, der Märtyrerbischof von Armagh, ist das berühmteste Beispiel einer ganzen Schar von mutigen Söhnen und Töchtern Irlands, die bereit waren, ihr Leben aus Treue zum Evangelium [!] hinzugeben. Nach der katholischen Emanzipation war die Kirche frei, neu zu wachsen. Familien und zahllose Einzelne, die den Glauben in Zeiten der Prüfung erhalten haben, wurden zum Auslöser für das große Wiederaufleben des irischen Katholizismus im 19. Jahrhundert. Die Kirche bot Bildung, besonders für die Armen, und leistete dadurch ihren Beitrag zur Gesellschaft Irlands. Zu den Früchten des Wachsens der neuen katholischen Schulen gehörte eine Zunahme in Berufungen: Generationen von Missionaren, Schwestern und Brüdern, haben ihr Heimatland verlassen um auf allen Kontinenten zu dienen, besonders in der englischsprachigen Welt. Bemerkenswert waren nicht nur ihre große Zahl, sondern auch die Stärke ihres Glaubens und die Standhaftigkeit ihres pastoralen Engagements. Viele Bistümer, besonders in Afrika, Amerika und Australien, haben von der Präsenz irischer Geistlicher und Ordensleute profitiert, die das Evangelium verkündeten und Pfarreien, Schulen, Universitäten und Krankenhäuser gründeten, die sowohl den Katholiken als auch der gesamten Gesellschaft dienten, mit besonderem Augenmerk auf die Bedürfnisse der Armen.

In fast jeder Familie in Irland gibt es jemanden – einen Sohn oder eine Tochter, einen Onkel oder eine Tante – der sein Leben der Kirche gegeben hat. Irische Familien würdigen und schätzen zu Recht die Ihren, die ihr Leben Christus geweiht haben, die das Geschenk des Glaubens mit anderen Teilen und aus diesem Glauben Taten folgen lassen, in liebendem Dienst an Gott und dem Nächsten [Ausgezeichnet! Die Kirche ist mehr, als die Summe ihrer Mißbrauchsfälle, und ihre Geschichte ist Familiengeschichte. Man kann heute jeden Protestanten fragen, wann zum letzten Male einer seiner Vorfahren katholisch war. Er wird die Antwort vermutlich nicht wissen, aber er wird erkennen, daß es eine Antwort gibt. Umsomehr sollten die Katholiken sich der Geschichte bewußt sein].


4.) In den vergangenen Dekaden hatte die Kirche in Eurem Land jedoch neue und schwere Herausforderungen für den Glauben durch die rasche Transformation und Säkularisierung der irischen Gesellschaft zu bestehen. Der schnelllebige soziale Wandel hat oft genug das traditionelle Festhalten der Menschen an den katholischen Lehren und Werten beeinträchtigt. Viel zu oft wurden die sakramentalen und andächtigen Gebräuche vernachlässigt, die den Glauben erhalten und ihm erlauben, zu wachsen, wie etwa die regelmäßige Beichte, das tägliche Gebet und jährliche Einkehrtage [Man muß für seinen Glauben etwas tun]. Bedeutsam war während dieser Zeit ebenfalls die Tendenz vieler Priester und Ordensleute, Weisen des Denkens und der Einschätzung säkularer Realitäten ohne ausreichenden Bezug zum Evangelium zu übernehmen. Das Programm der Erneuerung, dass das Zweite Vatikanische Konzil vorgelegt hat, wurde häufig falsch gelesen [Noch mal kurz die Hermeneutik der Kontinuität reingebracht...]; im Licht des tiefen sozialen Wandels war es schwer, die richtigen Weisen der Umsetzung zu finden. Es gab im Besonderen die wohlmeinende aber fehlgeleitete Tendenz [... und auf die Konsequenzen ihrer Mißachtung hingewiesen: Nett, aber wirkungslos], Strafen für kanonisch irreguläre Umstände zu vermeiden. In diesem Gesamtkontext müssen wir das verstörende Problem des sexuellen Missbrauchs von Kindern zu verstehen versuchen, das nicht wenig zur Schwächung des Glaubens und dem Verlust des Respekts vor der Kirche und ihre Lehren beigetragen hat.

Nur durch sorgfältige Prüfung der vielen Faktoren, die zum Entstehen der augenblicklichen Krise geführt haben, kann eine klare Diagnose ihrer Gründe unternommen und können wirkungsvolle Abhilfemaßnahmen gefunden werden. Sicherlich können wir zu den entscheidenden Faktoren hinzuzählen [Jetzt Augen auf!]: unangemessene Verfahren zur Feststellung der Eignung von Kandidaten für das Priesteramt und das Ordensleben [Quantität über Qualität]; nicht ausreichende menschliche, moralische, intellektuelle und geistliche Ausbildung in Seminarien und Noviziaten [JEDER künftige Priester, sei er Seminarist oder Novize, braucht einen Spiritual]; eine Tendenz in der Gesellschaft, den Klerus und andere Autoritäten zu favorisieren [gegen Klerikalismus]; und eine fehlgeleitete Sorge für den Ruf der Kirche und die Vermeidung von Skandalen, die zum Versagen in der Anwendung bestehender kanonischer Strafen und im Schutz der Würde jeder Person geführt hat [gegen das Ignorieren einer der zentralen Botschaften unseres Glaubens: Habt keine Angst!]. Es muss dringend gehandelt werden, um diese Faktoren anzugehen, die so tragische Konsequenzen in den Leben von Opfern und ihrer Familien hatten und die das Licht des Evangeliums in einer solchen Weise verdunkelt haben, wie es noch nicht einmal Jahrhunderten der Verfolgung gelungen ist [Irre! Und wahr: Verfolgung schweißt zusammen und macht stark. Ausnutzen einer Position der Stärke und der Sicherheit führt zu den Katastrophen, denen wir uns nun stellen müssen].


5.) Bereits mehrfach seit meiner Wahl auf den Stuhl Petri habe ich Opfer sexuellen Missbrauchs getroffen und ich bin bereit, das auch in Zukunft zu tun. Ich habe mit ihnen zusammen gesessen, habe ihre Geschichten gehört, ihr Leiden wahrgenommen und ich habe mit ihnen und für sie gebetet [Der Papst schaut nicht weg und geht nicht aus dem Weg]. Schon früher in meinem Pontifikat habe ich in meiner Sorge diese Frage anzusprechen, die Bischöfe Irlands aufgefordert, "die Wahrheit dessen, was in der Vergangenheit geschehen ist, festzustellen, jede notwendige Maßnahme zu ergreifen, damit das nie wieder geschehen kann, sicherzustellen, dass die Vorgaben der Justiz voll eingehalten werden und, am wichtigsten, den Opfern und allen von diesen ungeheuerlichen Verbrechen Betroffenen Heilung zu bringen" (Ansprache an die Bischöfe von Irland während des Ad Limina Besuchs, 28. Oktober 2006).

Mit diesem Brief möchte ich euch alle, das Volk Gottes in Irland, ermahnen, die Wunden am Körper Christi zu betrachten. Betrachtet aber auch die manchmal schmerzhaften Heilmittel, die wir brauchen, um diese Wunden zu binden und zu heilen, und ebenfalls die Notwendigkeit der Einheit, der Nächstenliebe und der gegenseitigen Unterstützung in einem langwierigen Prozess der Wiederherstellung und kirchlicher Erneuerung. Ich wende mich nun an euch mit Worten, die von Herzen kommen und ich möchte zu euch einzeln und zu euch allen gemeinsam als Brüder und Schwestern im Herrn sprechen.

6.) An die Opfer des Missbrauchs und ihre Familien:

Ihr habt viel gelitten und ich bedaure das aufrecht. Ich weiß, dass nichts das Erlittene ungeschehen machen kann. Euer Vertrauen wurde verraten und eure Würde wurde verletzt. Viele von Euch mussten erfahren, dass, als Ihr den Mut gefunden habt, über das zu spreche, was euch zugestoßen ist, Euch niemand zugehört hat. Diejenigen von euch, denen das in Wohnheimen und Internaten geschehen ist, müssen gefühlt haben, dass es kein Entkommen gibt aus Eurem Leid. Es ist verständlich, dass es schwer für Euch ist, der Kirche zu vergeben oder sich mit ihr zu versöhnen. Im Namen der Kirche drücke ich offen die Schande und die Reue aus, die wir alle fühlen. Gleichzeitig bitte ich Euch, die Hoffnung nicht aufzugeben. In der Gemeinschaft der Kirche begegnen wir Christus, der selbst ein Opfer von Ungerechtigkeit und Sünde war. Wie ihr trägt er immer noch die Wunden seines eigenen ungerechten Leidens. Er versteht die Tiefe eures Leides und die fortdauernden Auswirkungen auf Euer Leben und Eure eigenen Beziehungen, eingeschlossen Eure Beziehung zur Kirche. Ich weiß, dass es einigen von euch schwer fällt durch die Türen der Kirche zu gehen nach allem, was passiert ist. Aber Christi eigene Wunden, verwandelt durch sein erlösendes Leiden, sind der Weg, durch den die Macht des Bösen gebrochen wird und wir zu Leben und Hoffnung wiedergeboren sind. Ich glaube zutiefst, dass diese heilende Kraft der aufopfernden Liebe Befreiung und die Verheißung eines Neuanfangs bringt – sogar in den dunkelsten und hoffnungslosesten Situationen [Nur, wenn wir auf das Kreuz blicken, können wir unser Leiden verstehen. Nur, wenn wir auf das Kreuz blicken, können wir einerseits um Vergebung bitten und andererseits verzeihen].

Ich spreche zu Euch als Hirte, der sich um das Wohl aller Kinder Gottes sorgt und bitte Euch, zu bedenken, was ich gesagt habe. Ich bete, dass durch die Annäherung an Christus und durch die Teilnahme am Leben seiner Kirche – einer Kirche gereinigt durch Buße und erneuert in Nächstenliebe – Ihr die unermessliche Liebe Christi für jeden von Euch wiederentdecken könnt. Ich bin zuversichtlich, dass Ihr auf diese Weise Versöhnung, tiefe innere Heilung und Frieden finden könnt.


7.) An die Priester und Ordensleute, die Kinder missbraucht haben:

Ihr habt das Vertrauen, das von unschuldigen jungen Menschen und ihren Familien in Euch gesetzt wurde, verraten und Ihr müsst Euch vor dem allmächtigen Gott und vor den zuständigen Gerichten dafür verantworten. Ihr habt die Achtung der Menschen Irlands verspielt und Schande und Unehre auf Eure Mitbrüder gebracht. Die Priester unter Euch haben die Heiligkeit des Weihesakraments verletzt, in dem Christus sich selbst in uns und unseren Handlungen gegenwärtig macht. Gemeinsam mit dem immensen Leid, das Ihr den Opfern angetan habt, wurde die Kirche und die öffentlichen Wahrnehmung des Priestertums und des Ordensleben beschädigt.

Ich mahne Euch, Euer Gewissen zu erforschen, Verantwortung für die begangenen Sünden zu übernehmen und demütig Euer Bedauern auszudrücken. Ehrliche Reue öffnet die Tür zu Gottes Vergebung und die Gnade ehrlicher Besserung. Durch Gebet und Buße für die, denen Ihr Unrecht getan habt, sollt ihr persönlich für Euer Handeln Sühne leisten. Christi erlösendes Opfer hat die Kraft, sogar die größte Sünde zu vergeben und Gutes sogar aus dem schlimmsten Übel wachsen zu lassen. Gleichzeitig ruft uns Gottes Gerechtigkeit dazu auf, Rechenschaft über unsere Taten abzulegen und nichts zu verheimlichen. Erkennt Eure Schuld öffentlich an, unterwerft Euch der Rechtsprechung, aber verzweifelt nicht an der Gnade Gottes. [Erneut: Mit Blick auf Christi Opfer ist für die Priester und Ordensleute, die Kinder mißbraucht haben, Vergebung und Gnade möglich, sofern sie ehrlich Bereuen]


8.) An die Eltern:

Ihr seid zutiefst entsetzt über die furchtbaren Dinge, die an den Orten stattgefunden haben, die eigentlich die sichersten und sorgenfreiesten Orte hätte sein sollen. Es ist heute nicht einfach, ein Zuhause zu bilden und Kinder zu erziehen. Sie verdienen es, sicher aufzuwachsen, geliebt und geschätzt mit einem starken Gefühl ihrer Identität und ihres Wertes. Sie haben das Recht, mit authentischen moralischen Werten erzogen zu werden, zutiefst in der Menschenwürde verankert. Sie haben das Recht, inspiriert zu werden durch die Wahrheit unseres katholischen Glaubens und Weisen des Verhaltens und Handelns zu erlernen, die zu einem gesunden Selbstwert und zu dauerhaftem Glück führen. Diese noble aber auch anspruchsvolle Aufgabe ist zuallererst Euch anvertraut, den Eltern. Ich bitte Euch dringend, Eure Rolle bei der Gewährleistung der besten möglichen Fürsorge für die Kinder sowohl zu Hause als auch in der Gesellschaft zu spielen, während die Kirche ihre Rolle wahrnimmt und weiter die Maßnahmen der letzten Jahre umsetzt um junge Menschen in Pfarreien und Schulen zu schützen. Während Ihr Eure lebenswichtige Verantwortung wahrnehmt möchte ich Euch versichern, dass ich Euch nahe bin und die Unterstützung meiner Gebete anbiete.


9.) An die Kinder und die Jugend Irlands:

Euch möchte ich ganz besonders ermutigen. Eure Erfahrung der Kirche ist sehr unterschiedlich von der Eurer Eltern und Großeltern. Die Welt hat sich sehr geändert seit sie in Eurem Alter waren. Trotzdem sind alle Menschen aller Generationen dazu berufen, denselben Weg durchs Leben zu gehen, gleich unter welchen Umständen. Wir sind alle skandalisiert von den Sünden und dem Versagen von einigen Mitgliedern der Kirche, besonders jener, die eigens dazu ausgesucht waren, jungen Menschen zu dienen und sie anzuleiten. Aber es ist die Kirche, in der Ihr Christus findet, der derselbe ist, gestern, heute und morgen (Hebräerbrief 13:8). Er liebt Euch und er hat sich am Kreuz für Euch hingegeben. Sucht eine persönliche Beziehung zu ihm in der Gemeinschaft der Kirche, denn er wird nie Euer Vertrauen missbrauchen! Er allein kann Eure tiefsten Sehnsüchte erfüllen und Eurem Leben den vollen Sinn geben dadurch, dass er es zum Dienst am Nächsten lenkt. Haltet Eure Augen auf Jesus und seine Güte gerichtet und schützt die Flamme des Glaubens in Eurem Herzen [Worte, die natürlich an jedes Kind und an jeden Jugendlichen der Welt gerichtet sind]. Gemeinsam mit den übrigen Gläubigen in Irland sehe ich in Euch treue Jünger unseres Herrn; bringt den nötigen Enthusiasmus und Idealismus zum Neuaufbau und der Erneuerung Eurer geliebten Kirche [Hier schimmert durchaus ein Anerkennen eines gewissen ruinösen Zustandes durch].


10.) An die Priester und Ordensleute in Irland:

Wir alle leiden als Folge der Sünden unserer Mitbrüder, die das heilige Vertrauen missbraucht haben oder versagt haben, gerecht und verantwortungsvoll mit den Missbrauchsvorwürfen umzugehen. In der Wut und der Empörung, die das alles nicht nur unter den Gläubigen sondern auch unter Euch und in den Ordensgemeinschaften hervorgerufen hat, fühlen sich viele von Euch mutlos oder sogar verlassen. Mir ist ebenfalls bewusst, dass in den Augen vieler Ihr durch die Nähe zu den Tätern einen Makel tragt und als irgendwie verantwortlich für die Verbrechen anderer gesehen werdet. In dieser schmerzlichen Zeit möchte ich Eure Hingabe an das Priestertum und das Apostolat würdigen und Euch einladen, Euren Glauben in Christus zu festigen, Eure Liebe zu seiner Kirche und Euer Vertrauen in die Verheißung des Evangeliums auf Erlösung, Vergebung und innere Erneuerung. Auf diese Weise werdet ihr aufzeigen, dass da, wo die Sünde mächtig wurde, die Gnade übergroß wurde (Römerbrief 5:20).

Ich weiß, dass viele von Euch von der Art und Weise, wie diese Dinge von Euren Oberen behandelt wurden, enttäuscht, verwirrt und verärgert sind. Trotzdem ist es wesentlich, dass Ihr eng mit den Autoritäten kooperiert und helft, dass die Maßnahmen zur Bewältigung der Krise wirklich dem Evangelium gemäß, gerecht und effektiv sind. Vor allem aber bitte ich Euch, immer mehr Männer und Frauen des Gebets zu werden [Es stimmt: Wo die Sünde mächtig wurde, wurde die Gnade übergroß. Aber damit die Sünde übermächtig werden kann, muß erst das Gebet schwach werden], die mutig dem Weg der Bekehrung, Reinigung und Versöhnung gehen. Auf diese Weise wird die Kirche in Irland neues Leben und neue Dynamik aus Eurem Zeugnis für Gottes erlösende Kraft, die in Eurem Leben sichtbar wird, schöpfen.


11.) An meine Mitbrüder im Bischofsamt

Es kann nicht geleugnet werden, dass einige von Euch und von Euren Vorgängern bei der Anwendung der seit langem bestehenden Vorschriften des Kirchenrechts zu sexuellem Missbrauch von Kindern versagt haben. Schwere Fehler sind bei der Behandlung von Vorwürfen gemacht worden. Ich erkenne an, dass es schwer war, die Komplexität und das Ausmaß des Problems zu erkennen, gesicherte Informationen zu erlangen und die richtigen Entscheidungen bei widersprüchlichen Expertenmeinungen zu treffen. Trotzdem [Erneut: Auf Ausreden wird sich hier nicht gestützt] muss zugegeben werden, dass schwerwiegende Fehlurteile getroffen wurden und Fehler in der Leitung vorkamen. Dies alles hat Eure Glaubwürdigkeit und Effektivität untergraben. Ich erkenne Eure Bemühungen an, vergangene Fehler wieder gut zu machen und zu garantieren, dass sie nicht wieder passieren. Abgesehen von der vollständigen Umsetzung der Normen des Kirchenrechts im Umgang mit Fällen von Kindesmissbrauch: kooperiert weiter mit den staatlichen Behörden in ihrem Bereich. Für die Ordensoberen gilt dasselbe. Sie haben ebenfalls an Diskussionen hier in Rom teilgenommen, um einen eindeutigen und klaren Weg zum Umgang in dieser Angelegenheit zu entwickeln. Es ist zwingend erforderlich, dass die Normen der Kirche in Irland zum Schutz von Kindern kontinuierlich überprüft und aktualisiert werden und dass sie vollständig und unabhängig in Übereinstimmung mit dem Kirchenrecht angewandt werden.

Ausschließlich entschiedene Handlungsweisen, umgesetzt in voller Aufrichtigkeit und Transparenz, wird den Respekt und den guten Willen des irischen Volks der Kirche gegenüber, der wir unser Leben geweiht habt, wiedergewinnen. Das muss zuallererst aus Eurer Selbsterforschung, aus innerer Reinigung und geistlicher Erneuerung kommen. Die Menschen Irlands erwarten zu Recht, dass Ihr Menschen Gottes seid, dass Ihr gottgefällig und einfach lebt und täglich die persönliche Bekehrung erstrebt. Für sie – in den Worten des heiligen Augustinus – seid Ihr Bischof; aber gemeinsam mit ihnen seid Ihr berufen, Christus nachzufolgen (Sermon 340, 1). Ich ermahne Euch deswegen, Euren Sinn für die Rechenschaftspflicht vor Gott zu erneuern, in der Solidarität mit Eurem Volk zu wachsen und die pastorale Sorge für alle Mitglieder Eurer Herde zu vertiefen. Besonders fordere ich Euch auf, achtsam zu sein für die geistlichen und moralischen Bedürfnisse jedes einzelnen Eurer Priester. Gebt ihnen durch Euer eigenes Leben ein Beispiel, seit ihnen nahe, hört auf ihre Anliegen, bietet Ermutigung in dieser schwierigen Zeit und nährt die Flamme ihrer Liebe zu Christus und ihr Engagement für den Dienst an ihren Brüdern und Schwestern.

Die Gläubigen sollen ebenfalls ermutigt werden, ihre eigene Rolle im Leben der Kirche zu spielen. Sorgt dafür, dass sie so ausgebildet sind, dass sie eine verständliche und überzeugende Darstellung des Evangeliums in mitten der modernen Gesellschaft geben können (1. Petrusbrief 3:15) und vollständiger mit dem Leben und dem Auftrag der Kirche kooperieren. Dies wird umgekehrt Euch helfen, wieder glaubwürdige Obere und Zeugen der erlösenden Wahrheit Christi zu werden.


12.) An alle Gläubigen Irlands:

Die Erfahrung der Kirche eines jungen Menschen sollte immer aus einer persönlichen und Leben spendenden Begegnung mit Jesus Christus in einer liebenden, nährenden Gemeinschaft Frucht bringen. In dieser Umgebung sollten junge Menschen ermutigt werden, ihre menschliche und geistliche Gestalt voll zu entwickeln, das hohe Ideal der Heiligkeit, der Nächstenliebe und der Wahrheit anzustreben, und von den Reichtümern der kulturellen und religiösen Tradition inspiriert zu sein. In unserer zunehmend säkularisierten Gesellschaft, in der selbst wir Christen es oft schwer finden, über die transzendente Dimension unserer Existenz zu sprechen, müssen wir neue Wege finden, jungen Menschen die Schönheit und den Reichtum der Freundschaft mit Christus in der Gemeinschaft der Kirche nahe zu bringen. Für die Bewältigung der gegenwärtigen Krise sind Maßnahmen, die gerecht mit individuellem Unrecht umgehen, unerlässlich, aber allein für sich sind sie nicht ausreichend: wir brauchen eine neue Vision, um zukünftige Generationen zu inspirieren, das Geschenk unseres gemeinsamen Glaubens zu schätzen [Super!]. Indem Ihr den Weg des Evangeliums geht, durch das Halten der Gebote und dadurch, dass Ihr Euer Leben immer mehr in Übereinstimmung mit dem Leben Jesu Christi bringen, werdet Ihr sicher die tiefe Erneuerung erfahren, die wir in dieser Zeit so dringend brauchen. Ich lade Euch ein, auf diesem Weg beständig zu sein [So einfach, und scheinbar doch so schwierig].


13.) Liebe Brüder und Schwestern in Christus, ich wollte Euch diese Worte der Ermutigung und Unterstützung aus meiner Fürsorge für Euch alle in dieser schmerzvollen Zeit, in der die Zerbrechlichkeit des menschlichen Wesens so deutlich offenbar geworden ist, schreiben. Ich hoffe, dass Ihr sie als Zeichen meiner geistlichen Nähe und meiner Zuversicht in Eure Fähigkeit empfangt, den Herausforderungen der Stunde dadurch zu begegnen, dass Ihr erneuerte Inspiration und Stärke aus Irlands nobler Tradition der Treue zum Evangelium empfangt, Ausdauer im Glauben und Beharrlichkeit im Erstreben von Heiligkeit. In Solidarität mit Euch allen bete ich, dass mit Gottes Gnade die Wunden, die so viele Einzelne und Familien verletzt haben, heilen und dass die Kirche in Irland eine Zeit der Wiedergeburt [Benedikt wagt es sogar, von den Ruinen zum Tod zu wechseln] und der geistlichen Erneuerung erfahre.


14. Ich möchte Euch nun auch einige konkrete Initiativen zum Umgang mit der Situation vorschlagen.

Am Ende meines Treffens mit den irischen Bischöfen habe ich darum gebeten, dass diese Fastenzeit reserviert wird für das Gebet um das Ausgießen der Barmherzigkeit Gottes und der Geistesgaben der Heiligkeit und Stärke über der Kirche in Eurem Land. Ich lade Euch alle ein, die Freitagsbuße für die Dauer eines Jahres bis Ostern 2011 dieser Intention zu widmen. Ich bitte Euch, Euer Fasten, Euer Gebet, Eure Schriftlesung und Eure Werke der Nächstenliebe dem zu widmen, damit Ihr so die Gnade der Heilung und der Erneuerung für die Kirche in Irland erlangt. Ich ermutige Euch, aufs Neue das Sakrament der Versöhnung für Euch zu entdecken und häufiger die verwandelnde Kraft seiner Gnade zu nutzen [Denn - nochmals: Wo kein Gebet ist, da wird die Sünde stark. Wo keie Beichte ist, da wird die Sünde nicht geschwächt].

Besondere Aufmerksamkeit sollte ebenfalls der eucharistischen Anbetung zuteil werden; in jedem Bistum soll es Kirchen oder Kapellen geben, die speziell diesem Zweck gewidmet sind. Ich fordere Pfarreien, Seminarien, Ordenshäuser und Klöster dazu auf, Zeiten eucharistischer Anbetung zu organisieren, so dass sich alle beteiligen können. Durch intensives Gebet vor dem anwesenden Herrn könnt Ihr Wiedergutmachung leisten für die Sünde des Missbrauchs, die so viel Schaden angerichtet hat. Gleichzeitig könnt Ihr so die Gnade neuer Stärke erflehen und einen tieferen Sinn des Auftrags aller Bischöfe, Priester, Ordensleute und Gläubigen.

Ich bin zuversichtlich, dass dieses Unterfangen zu einer Neugeburt der Kirche in Irland führen in der Fülle von Gottes Wahrheit führen wird, denn es ist die Wahrheit, die uns frei macht (Johannesevangelium 8:32).

Darüber hinaus, nachdem ich darüber beraten und gebetet habe, habe ich vor, eine Apostolische Visitation einiger Bistümer Irlands abzuhalten, ebenso von Seminarien und Ordensgemeinschaften. Absprachen für diese Visitation, die der Ortskirche auf ihrem Weg der Erneuerung helfen soll, werden in Absprache mit den zuständigen Büros der römischen Kurie und der irischen Bischofskonferenz getroffen. Die Einzelheiten werden zu gegebener Zeit bekannt gegeben.

Ich schlage ebenfalls eine gemeinsame Mission in ganz Irland für alle Bischöfe, Priester und Ordensleute vor. Es ist meine Hoffnung, dass durch das Nutzen der Expertise erfahrener Prediger und Exerzitienbegleiter von Irland und andernorts und durch das erneute Studium der Dokumente des Konzils [Wer will gleich wieder vor das Konzil zurück...?], der liturgischen Riten von Weihe und Profess und der neueren päpstlichen Lehren, Ihr zu einem tieferen Verständnis für Eure jeweilige Berufung kommt, um so die Wurzeln Eures Glaubens in Jesus Christus wieder zu entdecken und aus dem Quell des lebendigen Wassers zu trinken, den er Euch durch seine Kirche bietet.

In diesem Jahr des Priesters empfehle ich Euch ganz besonders den heiligen Jean-Marie Vianney, der ein reiches Verständnis des Mysteriums des Priestertums hatte. Er schrieb: "der Priester hält den Schlüssel zu den Schätzen des Himmels: er ist es, der die Tür öffnet: er ist der Statthalter des guten Herrn; der Verwalter seiner Güter." Der Pfarrer von Ars verstand sehr gut, wie gesegnet eine Gemeinschaft ist, wenn ihr von einem guten und heiligen Priester gedient wird: "ein guter Hirte, ein Hüter nach Gottes Herzen, ist der größte Schatz, den Gott einer Gemeinde schenken kann und eines der wertvollsten Geschenke göttlicher Gnade." Durch die Fürsprache des heiligen Jean-Marie Vianney möge das Priestertum in Irland neu belebt werden und möge die ganze Kirche in Irland wachsen in Wertschätzung für das große Geschenk des priesterlichen Dienstes.

An dieser Stelle möchte ich denen im voraus danken, die an der Aufgabe der Organisation der Apostolischen Visitation und der Mission beteiligt sind, und genauso den vielen Männern und Frauen in ganz Irland, die schon heute für den Schutz von Kindern im kirchlichen Umfeld arbeiten. Seit der Zeit, als wir begonnen haben, die Schwere und das Ausmaß des Problems zu verstehen, hat die Kirche eine ungemein große Anstrengung in vielen Teilen der Welt geleistet, um sich dem zu stellen und um Abhilfe zu schaffen. Auch wenn keine Anstrengung aufgespart werden sollte, die Verfahren zu verbessern und zu aktualisieren, bin ich doch ermutigt durch die Tatsache, dass die augenblicklichen Verfahren zur Absicherung, die die Kirche eingeführt hat, in einigen Teilen der Welt als vorbildlich für andere Institutionen [!] angesehen werden.


Ich möchte diesen Brief mit einem besonderen Gebet für die Kirche in Irland beenden, das ich Euch mit der besonderen Sorge des Vaters für seine Kinder und der Zuneigung eines Mitchristen sende, der skandalisiert und verletzt ist durch das, was in unserer geliebten Kirche geschehen ist. Wenn Ihr es in Euren Familien, Pfarreien und Gemeinschaften betet, möge die selige Jungfrau Maria jeden von Euch schützen und leiten zu einer engeren Verbindung mit ihrem Sohn, dem Gekreuzigten und Auferstandenen. Mit großer Zuneigung und unentwegter Zuversicht in Gottes Zusage sende ich Euch herzlich meinen apostolischen Segen als eine Zusage von Stärke und Frieden im Herrn.

Aus dem Vatikan, 19. März 2010, am Hochfest des heiligen Josef


Benediktus PP. XVI.Gebet für die Kirche in Irland

Gott unserer Väter,
erneuere uns im Glauben, der unser Leben und unsere Rettung ist,
in der Hoffnung, die uns Vergebung und innere Erneuerung verheißt,
in der Nächstenliebe, die uns reinigt und unsere Herzen öffnet,
dass wir dich lieben und in dir jeden unserer Brüder und Schwestern.

Herr Jesus Christus,
möge die Kirche in Irland ihre uralte Hingabe
an die Bildung für junge Menschen zu Wahrheit und Güte,
Heiligkeit und freizügigem Dienst an der Gesellschaft erneuern.

Heiliger Geist, Tröster, Anwalt und Lenker,
erwecke einen neuen Frühling der Heiligkeit und apostolischen Eifers
für die Kirche in Irland

Mögen unser Leid und unsere Tränen,
unsere ernsten Anstrengungen, vergangene Untaten wieder gut zu machen,
und unsere feste Absicht der Besserung
eine reiche Ernte der Gnade tragen
für die Vertiefung des Glaubens
in unseren Familien, Pfarreien, Schulen und Gemeinschaften,
für den geistlichen Fortschritt der irischen Gesellschaft,
und das Wachsen in Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Freude und Frieden,
in der gesamten Menschheitsfamilie.

Dir, dreieiniger Gott,
vertrauend auf den liebenden Schutz Mariens,
Königin Irlands, unserer Mutter,
und des heiligen Patrick, der heiligen Brigid und aller Heiligen,
vertrauen wir dir uns, unsere Kinder,
und die Nöte der Kirche in Irland an.

Amen.


[Ja, Amen!]