Saturday, July 26, 2008

Obama Obama Obama

Ich werd' noch gaga. Überall und immer Obama. Der Bildtitel mit den obama-morphen deutschen Politikerfressen? Kotz. Selbst in Österreich natürlich kein Entkommen. Retter der Welt, Auserwählter, Herr der Zeit. Schlimm. Der führt sich auf, als sei er schon Präsident. Würde mich nicht wundern, wenn ihn das daheim ein paar Stimmchen kostet.

Naja, da ich meinen Messias ja schon habe, kommentiere ich erstens nicht lange herum und schere mich zweitens nicht um die Frage, ob es Zufall ist oder nicht, daß die Veröffentlichung von Robert Hugh Benson's "Lord of the World" sich heuer zum einhundertsten Mal jährt.

Tuesday, July 15, 2008

Laßt den Kleinen doch ihren Spaß...

Der Papst kommt nach Australien und natürlich formiert sich gleich der Widerstand. Progressive Jungvolkgruppen - unter denen sich wahrscheinich auch nicht wenige finden werden, die sich "katholisch" nennen - wollen gegen die Einstellung der Kirche zur Homosexualität und zur Geburtenkontrolle demonstrieren. Ein Gericht in Sydney hat nun ein Gesetzt zurückgezogen, welches das "Verärgern" von Pilgern durch Protest unter Strafe stellte. Da freuen sich nicht nur die Aktivitsten (die Kondome verteilen und - schauder - provokative T-Shirts tragen werden) sondern da frohlockt auch der Herr Alipius. Denn ich habe mal gehört, daß es für die Entwicklung von Kindern nicht gut ist, wenn man sie in ihrem Spieltrieb hemmt und immer dazwischenfunkt. Man kann ja später, wenn sie heulend ankommen und sich wundern, daß nichts funktioniert, immer noch zeigen, wie es richtig gemacht wird.

Thursday, July 10, 2008

"Und ihr hattet nur das Schlimmste befürchtet... !"

Noch mehr Bilder

Ich war mal wieder mit der Kamera unterwegs und zeige Euch heute ein paar Bilder von den etwas versteckten Ecken des Stifts.


Das hier ist die Einfahrt zum Leopoldihof. Sie liegt gleich neben der nördlichen Stiftspforte. Man kann und darf da zwar als Besucher hin, aber es trauen sich nicht allzu viele Touris hindurch.


Auf dem Leopoldihof selbst sieht man gleich links die ehemalige Markgrafenresidenz, in der heute das Stiftsarchiv seinen Sitz hat.


In der Mitte des Hofes findet man diesen schönen schlichten Brunnen mit einer Staute des Heiligen Leopold.


Ihr seht in der Mitte dieses Gebäudeflügels ein paar Steine rechts und links des gotischen Fensters. Diese zeigen die Breite des ehemaligen, mittelalterlichen Prälatenturmes an. In der Tat war dieser Teil des Gebäudes früher ein Turm, in dem der Propst wohnte. Der Turm wurde dann beim Ausbau des Stiftes einfach integriert.


Durch eine weitere Durchfahrt verlässt man den Leopoldihof...


... geht für wenige Meter wieder im Freien am Gebäude vorbei...


... und gelangt durch eine dritte Durchfahrt in den sogenannten "Apothekergarten". Der ist nur so mittelschmuck, weil er erstens nicht zur "Schauseite" hin liegt, und weil er zweitens als Parkplatz für Chorherren-Boliden dient.


Das war's auch schon.

Dann sollen sie eben Bilder gucken!

In der Nähe des Stephansdoms gibt es einen Nachtclub. Da verkehrt offensichtlich viel Prominenz. Denn in den Schaukästen, die sich über die gesamte Breitseite der Fassade erstrecken, hängen unzählige Fotos, die allesamt während des Club-Betriebs geschossen wurden. Da sieht man dann haufenweise Stars und Sternlein und Sternleinchen und selbstverständlich noch viel mehr dieser glücklich, ja erlöst strahlenden Jubelalraunen, die - wie einem Naturgesetz folgend - ständig um die Promis herumschwirren.

Daß dieser Club ziemlich exklusiv ist, sieht man schon von außen. Da kommen Norbert Normal, Stefanie Standard und Mike Middleoftheroad nicht so ohne weiteres hinein. Was also wollen die hübschen Fotos dem Betrachter sagen? So etwas wie "Mit diesen tollen Typen und heißen Schnittchen könntet ihr Schampus schlürfen, wenn euch denn jemals das Glück zuteil werden sollte, vom Türsteher nicht mit einem trockenen 'Sorry, sind schon zu viele Kerle drin. Kommen nur noch Frauen rein' oder 'Ey, das geht wirklich nicht. Deine Frisur ist ja so was von vor 15 Minuten' returniert werdet"? Oder, kürzer formuliert: "Ihr dürft zwar nicht rein, dafür zeigen wir Euch aber gerne, wie schick es bei uns zugeht"?

Ehrlich, ich habe grundsätzlich nichts gegen einen gewissen Grad der Abgrenzung (wenn er zum Beispiel der Identitätserhaltung dient) oder gegen ein bißchen Elite (wenn dafür auch etwas geboten wird) oder gegen ein paar Privilegien (wenn sie mit einem korrekten Pflichtbewußtsein einhergehen). Aber wenn ich so etwas sehe, schießt mir eigentlich immer nur ein Satz durch den Kopf: "Dafür musste Ludwig der Sechzehnte sterben?"

Uh-oh!

Der Heilige Johannes von Oosterwijk

Jan Lenarts ist einer unserer augustinischen Nischen-Heiligen, die im Grunde kaum einer kennt (noch nicht einmal mein schicker online-Heiligenkalender).

Bei uns im Hause wurde er aber gestern, an seinem Festtage, gebührend geehrt. Er wurde in Oosterwijk in Brabant geboren. Er trat den Augustiner-Chorherren von Ruggen bei, einem Stift der Windesheimer Kongregation. Von dort wurde er später als Spiritual zu den Chorfrauen von Gorkum geschickt. Als die Calvinisten in den Niederlanden an Stärke gewannen, nahm damit auch der gegen die Katholische Religion gerichtete Haß ordentlich zu. Jan - bereits hoch betagt - wurde von dem Wunsch gepackt, als Märtyrer für die Wahrheit zu sterben. In den Gebieten des "neuen Glaubens" gab es in dieser Zeit für diesen Willen tausende von Wegen. Johannes mußte das Martyrium nich teinmal suchen; es kam zu ihm: Das Stift Ruggen wurde von Calvinisten geplündert und verwüstet. Johannes und 18 Gefährten wurden gefangengenommen, eingesperrt, verhöhnt und gefoltert. Trotz Folter war ihnen allerdings keine Absage an ihren Glauben zu entlocken, weder in Fragen der Eucharistie, noch in Fragen des Päpstlichen Primats. So wurden am 9. Juli 1572 alle Männer in einer noch stehengebliebenen Scheune des mittlerweile zerstörten Stiftes aufgeknüpft.

Ich bete für mich und für alle meine Mitbrüder zum HEiligen Johannes, daß auch uns Stärke im Glauben geben wird und daß wir auch in Gefahr und bei messerscharfem Gegenwind Christus als den Herrn und die Kirche als seinen mystischen Leib bekennen.

Deutungsroboter und Meinungsautomaten

Fall 1:
Die Lega Nord will allen Roma in Italien Fingerabdrücke abnehmen und sie katalogisieren. Eine Maßnahme, die nicht nur von der Opposition und den Kirchen, sondern auch von mir als rassistischer Auswuchs betrachtet wird. Dennoch kann ich die in der Ausgabe der Presse vom 5. Juli vertretene Meinung nicht vollkommen unterstützen, daß den Roma in Italien große Vorurteile entgegengebracht werden. Ich lebe seit drei Jahren in Rom, und was ich dort praktisch täglich an Schmierenkomödie, Abzocke, Taschendiebstahl und Kindesmissbrauch nicht nur zu hören, sondern vor allem zu sehen bekomme, rechtfertigt die Einstufung der Roma als Urteil, nicht als Vorurteil. Laut Presse-Bericht kam es im Mai dieses Jahres in und um Neapel zu pogromartigen Ausschreitungen gegen Roma-Siedlungen. Das ist richtig. Es wird aber - sowohl im Bericht, als auch im Kommentar - verschwiegen, warum es zu diesen Ausschreitungen kam: Eine Roma-Jugendliche war bei einer neapolitanischen Familie eingestiegen und wurde von der Mutter überrascht, als sie im Kinderzimmer die einjährige Tochter der Familie auf dem Arm hatte.
Aber: Wenn, wie in einer Umfrage ermittelt, 80 Prozent der Italiener sich für den Fingerabdruck-Gesetzesentwurf aussprechen, irrt hier die Masse ("Das uninformierte Volk ist doch nur aufgestachelt worden").

Fall 2:
Nicht minder detailscheu zeigte sich die Presse zwei Tage zuvor, als sie einen kleinen Bericht über den "Verein zur Wiedergewinnung des historischen Gedächtnisses" in Spanien schrieb. Dieser Verein macht Massengräber der Franco-Zeit ausfindig, exhumiert Überreste und identifiziert Opfer. Die Mitglieder operieren ehrenamtlich und auf der Basis von Spenden, haben aber immerhin dem linken Premier Zapatero und dem Parlament 2003 das "Gesetz des historischen Gedächtnisses" abgerungen. Der Presse-Artikel ist durch zwei Überschriften im Text unterteilt, von denen eine selbstverständlich zu lauten hat: "Priester auf seiten der Henker". Das ist bei korrekter Lesart richtig. Was die Presse daraus macht, ist allerdings grober Unfug:
    "Die katholischen Priester standen im Bürgerkrieg großteils auf der Seite Francos. Hunderte fielen deshalb republikanischen Soldaten zum Opfer."
Die erste Satz stimmt. Der zweite Satz enthält allerdings zwei dicke Patzer: Nicht hunderte sondern Tausende katholischer Priester, Mönche und Nonnen fielen nicht ausschließlich republikanischen Soldaten, sondern oft tollwütigen kommunistischen Horden zum Opfer. Ich glaube nicht, daß republikanische Soldaten zum Beispiel einem Bischof das Geschlechtsteil abgeschnitten und den Mann dann an einen Wagen gebunden durch die Ortschaft geschleift hätten, bis er leergeblutet war. Auch ist die Schlussfolgerung umzukehren: Weil die Katholische Kirche in Spanien nicht erst seit 1936, sondern spätestens seit 1910 in Spanien immer wieder (teils blutigen) Verfolgungen ausgesetzt war, kam ihr Franco als Kreuzzügler und Retter grade Recht. Daß die Kirche in Spanien zum großen Teil immer auf Seiten der Mächtigen stand ist richtig, und natürlich war Anfang des 20. Jahrhunderts in Spanien die Zeit reif für die ein oder andere Reform. Wer aber die Kirche mit Messern und Pistolen reformieren will, muß sich nicht wundern, wenn die Priester die Beschützer in Anspruch nehmen, die die Kirche mit Messern und Pistolen verteidigen. Ergo: Die Überschrift in der Presse hätte ebenso gut lauten können: "Priester als Opfer der Republik".
Aber: Wenn in so kurzer Zeit so viele Priester, Nonnen, Mönche und auch katholische Laien von wildgewordenen "Republikanern" abgemurkst werden, hat hier die Masse natürlich irgendwie Recht ("Die Pfaffen werden schon irgendwas gemacht haben, wenn es soweit kam").


Ich verlange ja gar nicht, daß irgendein Journalist mal die Neugier und Rufschädigungssehnsucht aufbringt, die Schlussfolgerung von Fall 2 auf Fall 1 anzuwenden. Nett wäre es aber, wenn ein Schreiberling mal die Cojones hätte, Fall 2 mit der Schlußfolgerung von Fall 1 zu erklären.

"Wir sind wieder da-ha!"

Aus der Presse vom Montag:
    MADRID... Die regierenden Sozialisten haben bei ihrem Parteitag am Wochenende beschlossen, daß alle religiösen Symbole von öffentlichen Gebäuden entfernt werden sollen. Die PSOE will mit der katholischen Tradition des Landes brechen und Kreuze aus Ämtern und vielleicht sogar aus Schulen entfernen.

    Die stellvertretende Parteichefin der spanischen Sozialisten, Maria Teresa Fernández de la Vega (auf dem Bild neben Parteichef Zapatero), kündigte zudem eine Reform der Abtreibungsbestimmungen an, die sich an den Erfahrungen mit den modernsten Gesetzen in Europa orientieren solle. In Spanien sind bisher Abtreibungen nur nach Vergewaltigungen, bei einer Behinderung des Kindes sowie bei einer Gefahr für das Leben der Mutter erlaubt.
Es ist einerseits bedauerlich und an Hirntod grenzend, andererseits aber auch klar, daß ausgerechnet die Sozialisten diese Beschlüsse gefaßt haben. Das steht bei denen ja sozusagen im ideologischen Handbuch. Mich würde aber die Begründung interessieren. Wenn auch die Sozialisten in Spanien regieren, so sind sie sicherlich nicht an die Macht gelangt, weil eine Mehrheit der Spanier eine Notamputation ihrer Wurzeln wünscht. Die Spanier sind überwiegend religiös, wenn man es auch nicht unbedingt am Kirchenbesuch messen kann. Warum also will man in einem Akt der Minderheiten-Despotie religiöse Symbole (die in Spanien natürlich christlich bzw. katholisch sind) aus öffentlichen Gebäuden entfernen?

Man will die Gefühle von Nichtchristen oder Atheisten nicht verletzten? Blödsinn. Wenn Kruzifixe aus öffentlichen Gebäuden entfernt werden, verletzt man damit schließlich auch Gefühle. Und wenn ein Gesetz eingeführt wird, welches zu erleichterten Abtreibungen führt, verletzt man damit nicht nur die Gefühle von Christen, sondern auch die von z.B. Moslems (mal ganz davon abgesehen, daß man ungeborenes Leben auslöscht und die an diesem Prozeß Beteiligten sich somit einer gehörigen Portion ihrer eigenen Würde als Menschen berauben).

Religion ist Privatsache? Unfug. Das ist doch nur ein massentauglicher Euphemismus, entweder für das sozialistische "Weg mit der Religion oder wenigstens der Kirche" oder das sich an den Erfahrungen mit den modernsten Gesetzen Europas orientierende "Wir wollen aber nicht durch die Präsenz christlicher Symbole ständig daran erinnert werden, wie tief wir schon gesunken sind".

Nein. Das Ganze ist bestenfalls plumpes und tollpatschiges Nasedrehen und Triumphieren gegen die Kirche und das Christentum in Spanien. Schlimmstenfalls sind es hohle Rachegelüste der zu spät Geborenen, die auf Jahrzehnte sowohl der Sozialisten-Verfolgung während der Franco-Diktatur als auch des Katholizismus als Staatesreligion zurückschauen müssen. Realistisch betrachtet ist es wahrscheinlich das Verlangen, ganz Spanien im Eilverfahren so wurzel- und identitätslos wie möglich zu machen, damit keine Tradition, keine Kultur und weder natürliche noch göttliche Wahrheit im Wege stehen, wenn auch in diesem Land der Versuch gestartet wird, den "neuen Menschen" als von seinem Schöpfer und seiner Natur losgelöstes Wesen zu kreieren.


Ende Mai hatte die PSOE noch einen Gesetzesvorschlag zurückgewiesen, der die Benutzung religiöser Symbole bei Vereidungszeremonien abschaffen wollte. Grund: "Maßnahmen gegen die kulturelle Präsenz der Katholischen Kirche in Spanien sollen unüberhastet und mit langsamen Schritten durchgeführt werden."

"Maßnahmen gegen die kulturelle Präsenz der Katholischen Kirche in Spanien...": Mir läuft's jetzt schon kalt den Rücken runter, wenn ich an 1931 denke.

Maul ohne Hirn, Revolte ohne Ziel

Sabina Guzzanti (Bild) ist eine italienische "Komikerin". Am Dienstagabend nahm sie an einer Demonstration auf der Piazza Navona teil. Es sollte eine Demonstration gegen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi werden. Am nächsten Tag war aber nur noch von einer Opposition die Rede, die sich zwischen Angriffen auf die Demokratie, den Präsidenten und den Papst zerstritten hat. Saubere Arbeit, Mädels!

Einen Ehrenplatz in den Schlagzeilen verdiente sich Guzzanti mit folgendem Juwel:
    "Ratzinger ist in zwanzig Jahren tot und wird in der Hölle enden, gefoltert von Schwulen."
Zweitrangig ist hier die Frage, ob Guzzanti ihr Wissen über die Katholische Kirche und Religion ausschließlich oder nur zum großen Teil aus Dan Brown-Verfilmungen, aus drittklassigen "historischen" Romanen, aus antiklerikalen Internetseiten und von der Rückseite von Cornflakes-Packungen bezieht. Interessanter ist die Vorstellung von Schwulen, die jetzt gerne würden, aber nicht dürfen. Denn immerhin hat ja eine Papstkritikerin sie auf "satirische" Weise in die Hölle befördert und das ist dann schon okay. Da muß man rosaseits nun halt warten, bis wieder ein Vertreter der echten dunklen Macht das Wort ergreift und zart auf einen Widerspruch zwischen gelebter Homosexualität und göttlicher bzw. natürlicher Ordnung hinweist, bis man erneut aufgrund bitterster Verfolgung und Unterdrückung in Nonnenkostüme schlüpfen und zum Kirchenbrand aufrufen kann. Ist aber auch manchmal ungerecht, die Welt...

P.S.: Guzzantis offizielle Interntseite ist seit anderthalb Tagen offline...

Tuesday, July 01, 2008

Sommer!

Hallöchen!

Endlich daheim! Seit dem 20. Juni bin ich wieder in vertrauter und geliebter Umgebung. Im Stift ist alles im grünen Bereich. Die Mitbrüder sind gesund und munter. Das Wetter schwankt zwischen flirrender Hitze und spontanen, krawalligen Wolkenbrüchen. Mit Mücken hat keiner meiner Mitbrüder Probleme, denn die sind alle in meinem Zimmer, vor allem nachts.

Hier ein paaar Bilder aus dem Stiftsgarten, der in diesen Tagen ganz besonders schön ist:
















Zum Schluß gibt's ein paar Blümchen fur Euch. Bitte sehr!

Alles Liebe und bis später,
Alipius

Olé! - Ohje!

Olé!
Spanien ist Europameister. Dazu meinen ganz ehrlichen und ungeheuchelten Glückwunsch. Nachdem meine Favoriten bereits früh (Holland) und viel zu früh (Tschechien) ausgeschieden waren, galt meine heimliche Sympathie den Ibero-Kickern (weil sie einen gepflegten Ball schieben und weil ihr Trainer so obercool ist). Ich fand Deutschland auch nur begrenzt meisterhaft. Die einzigen wirklich höherklassigen Partien waren die gegen Portugal und gegen die Türkei. Letztere nicht wegen des Gesamteindrucks sondern wegen der Art, wie man rotzfrech vier Minuten nach der türkischen Führung ausglich und in der Schlußminute durch eine Superkombination den Sieg klarmachte. Auch das muß man erstmal hinkriegen. Das Spiel gegen die Spanier war aber leider zu grottig. Pech, vielleicht klappt's beim nächsten Mal.

Ich habe während dieser Meisterschaft die Spiele ja in Italien und in Österreich gesehen. Das ersparte mir einerseits die weinerlichen deutschen "Asche auf unser Haupt, wir sind so schlecht, Rumpelkick, Weltuntergang, Strick her"-Kommentare bei ZDF und ARD. Andererseits gestattete es einen Einblick in die Bewertung deutschsohliger Partien in anderen Ländern. Die italienischen Kommentatoren waren immer ganz aus dem Häuschen, wenn Deutschland halbwegs anständig spielte. Sie sparten nicht mit Lob und Begeisterung. Nach dem Portugal-Kick wurde Deutschland dann sogar kurzfristig als Favorit #1 gehandelt.

Die Österreicher andererseits... Naja, es ist ja bekannt, daß unter anderem auch im Sport der Blick beider Nationen auf den jeweils Anderen nicht durch überflüssige Harmoniesucht oder Liebesbezeugungen verkleistert wird. Dementsprechend die unverhohlene Freude über das deutsche Beinahe-Aus gegen die Türken und der zungenschnalzende Genuß der fiesen sportlichen Demontage durch die Spanier. Für das österreichische EM-Studio hatten sie irgendwo den Hansi Müller gefunden und vor die Kamera gezerrt. Der Arme hat dann ganz brav versucht, die deutsche Leistung gegen das türkische Team wenigstens ein kleines bißchen aus dem Tümpel zu ziehen, in welchen die beiden österreichischen Studio-Kommentatoren sie drückten. Keine Chance. Als beim Finale das 1:0 für Spanien fiel, wurde in Kloburg und Umgebung gejubelt, als sei bei einem Spiel der österreichischen Mannschaft ein Paß beim Mitspieler angekommen. Naja, Schadenfreude ist bekanntlich die schönste Freude.


Ohje!
Immerhin scheint es so, als seien die Österreicher den Spaniern nun auch über den Rasen hinaus zu Dank und Unterstützung verpflichtet: In der heutigen Ausgabe der "Presse" berichtet ein Artikel über die "rote Kirche" in Entrevías, einem Vorort von Madrid. Die Kirche San Carlos Borromeo wird im Volksmund "rot" genannt, weil Pfarrer Javier Baeza ("Javi") Junkies, Häftlinge und illegale Einwanderer betreut, in Jeans zelebriert und statt Hostien Brezeln und Krapfen verteilt. Sprich: Er nimmt eine hervorragende Idee und gibt ihr eine scheußliche Form. Das blieb natürlich auch Antonio María Rouco Varela nicht verborgen. Denn der ist Erzbischof von Madrid und somit Baezas Boss. Es kam also bald zum üblichen Szenario:
    Erzbischof an Pfarre: Talar an, Brezeln weg!
    Antwort der Pfarre: Gar nicht ignorieren.
    Reaktion des Erzbischofs: Licht aus, Kirche zu!
    Reaktion der Spanier: Protest!
Jetzt ist man bei der Presse natürlich nicht so naiv und erklärt den Sachverhalt einfach so, wie er sich kirchenrechtlich präsentiert (Randgruppenbetreuung gut. Kein Talar und keine Hostien ungut). Dann wäre der Artikel erstens bedeutend kürzer, zweitens bedeutend tränentrockener und drittens bedeutend unvoreingenommener. Da es aber gilt, eine durch Publikationen wie "profil" stramm auf das Konsumieren und Abnicken antikirchlicher Beiträge getrimmte Leserschaft dort zu packen, wo es weh tut (also auf Gefühlsebene) wird der Bericht mit ein paar kleinen aber feinen Tricks zu einem tendenziösen Schlachtengemälde des tapferen kleinen iberischen Dorfes mit seinem Helden Baezaix gegen das römische Imperium unter Kaiser Roucus Varelius aufgepeppt.

Schon optisch werden gleich mal klare Fronten geschaffen: Ein großes Bild präsentiert den Pfarrer. Ein sympathisches Pummelchen mit kariertem Hemd vor einer Wand mit Kindergemälden. Erzbischof Rouco Varela ist spaltenbreit abgebildet mit Kasel und Pallium (schauder: Uniform) und gefalteten Händen (grusel: Frömmigkeit). Über dem Foto liest man den Schriftzug: "Der Widersacher". Widersacher? Hä? Da besteht bei einem Pfarrer offenbar Lernbedarf bezüglich der kirchenrechtlich festgelegten Form der Liturgie. Und der Bischof, der diesen Pfarrer aufklärt und - nachdem keine Besserung zu erkennen ist - abstraft, ist der Widersacher? Na servus.

Der Artikel entlarvt sich und Pfarrer Baeza, wenn von den Gründen für die Talarlosigkeit und die breite Unterstützung in der Bevölkerung die Rede ist:
    "Eines Tages sagte ihm [Baeza] eines seiner Problemkinder: 'Ihr mit euren Meßgewändern gehört doch zu den Mächtigen, so wie der Polizist in der Uniform und der Richter im Talar'. Da zog sich Javi die Soutane aus und nie wieder an."

    "... Von da an wurde San Carlos zum Theme in den Hauptabendnachrichten. Tausende strömten jeden Sonntag zur Messe, weit mehr, als in dem Kirchlein Platz finden. Gläubige und Atheisten, linke und rechte Politiker..."
Ein paar Zeilen weiter wird dann ein Ex-Häftling zitiert:
    "Er [Baeza] hat mich fundamentale Werte des Lebens gelehrt, die mir mein Sozialarbeiter nie hätte vermitteln können."
Hier hakt die Geschichte: Wenn Baeza tatsächlich fundamentale Werte vermitteln kann und will, dann gehört er flugs wieder hinein in die Soutane. Denn (scharfe Analysen gesellschaftskritischer Problemkinder hin oder her) nur so kann er einen weiteren fundamentalen Wert glaubhaft vermitteln. Nämlich den, daß bei allen guten Taten es immer auch darauf ankommt, sich nicht eitel und medienwirksam der Welt anzugleichen, sondern gleichzeitig ganz und somit auch äußerlich ein Zeugnis für Christus abzulegen. Und wie kann man das in unserem säkularisierten und entklerikalisierten Europa besser tun, als in der Soutane? Wenn dann zu den sonntäglichen Happenings auch Atheisten aufkreuzen, gerät die Geschichte vollkommen aus den Fugen. Denn dann wird klar, daß es (bei allem guten Willen und all der guten Arbeit von Pfarrer Baeza) zumindest in der Öffentlichkeit um so ziemlich alles geht, nur nicht um die Einheit in Christus.

Die Pfarre ist übrigens vom Kardinal wieder geöffnet worden. Er hat sich dem öffentlichen Druck gebeugt und Baeza zum "Kaplan der Randständigen" ernannt. Schaun wir mal, ob Javi auch so flexibel ist und vielleicht als Zeichen der Versöhnung mal wieder in die Berufskleidung schlüpft und Hostien konsekriert.

Reliquien-Diebstahl in Essen

Gefunden auf Der Westen:
    Essen. Dreiste Diebe haben aus dem Altar des Essener Doms ein mit Gold und Edelsteinen besetztes Reliquienkästchen mit Knochenstücken der drei Bistums-Patrone gestohlen. Das Bistum reagierte empört.

    Das Reliquienkästchen hat einen hohen ideellen Wert», sagte Sprecher Ulrich Lota am Montag. Es sei auch noch ausgerechnet im Jubiläumsjahr zum 50. Geburtstags des Bistum gestohlen worden. Die Polizei hat noch keine Spur.

    Das Reliquienkästchens, das aus dem Essener Dom gestohlen wurde. Die Polizei hat noch keine Spur. (Foto: dpa) (dpa)
    Das Reliquienkästchens, das aus dem Essener Dom gestohlen wurde. Die Polizei hat noch keine Spur. (Foto: dpa)
    Die Diebe müssen am Sonntag zwischen dem Ende der Abendmesse um 20 Uhr und der Abschließzeit des Doms zugeschlagen haben. Um 20.45 Uhr zum Beginn des EM-Endspiels habe der Domsakristan abgeschlossen, sagte Lota. Wie auch die Polizei nach ersten Ermittlungen festgestellt haben, müssen die Diebe ein aus Bronzeengeln bestehendes Gitter am Altar aufgebrochen und das Reliquienkästen aus einer Mulde genommen haben. Am Montagmorgen wurde der Diebstahl entdeckt.

    Den materiellen Wert schätzt das Bistum auf einen fünfstelligen Betrag. Der Deckel des 15 mal 15 Zentimeter großen Kästchens sei mit etwa 50 Edelsteinen wie Topas, Amethyst und Rauch sowie Bergkristallen besetzt. Die Seitenwände zeigen religiöse Abbildungen. Die Reliquien stammen von den frühmittelalterlichen Bischöfen und Patronen Maternus, Liborius und Liudger der drei Mutterbistümer Köln, Paderborn und Münster. (dpa)
Na super. Und da wundern sich manche Besucher der Stiftsbasilika, daß wir das schmiedeeiserne Gitter zwischen Vorraum und Langhaus schließen, wenn keine Führungen sind.

Wer zur Ergreifung der Diebe beiträgt, es mir mitteilt und belegt, für den bete ich einen Monat lang täglich den Rosenkranz.

Säcke!