Saturday, May 31, 2008

Rosenkranz mit dem Papst

Heute fand vor dem Petersdom um 20:00 Uhr ein Rosenkranzgebet mit einer anschließenden Marienfeier statt. Ich also nix wie hin. Papst Benedikt XVI war nicht nur anwesend sondern hielt auch eine Ansprache. Hier ein paar Photos:


Das Bild habe ich vom meinem Platz aus geschossen. Ich saß oben, neben diesem grottigen Metallbaldachin...


... in einem Meer von Schwestern und ehrwürdigen Oberinnen. Das war vielleich lebhaft und lustig. Hinter mir saß eine recht betagte und mikroskopisch kleine Schwester. Die beugte sich irgendwann kurz vor Beginn des Gebetes vor und sagte auf Italienisch etwa: "Wenn Ehrwürden sitzen und ich stehe, sehe ich trotzdem nur Ehrwürden's Kopf." Ich drehte mich um und tatsächlich: Sie stand und ich sah ihr direkt in die Augen. Also räumte ich das Feld, was der Schwester und ihren sechs kichernden Gangmitgliedern gar nicht recht war: "Aber wir wollen Ehrwürden doch nicht fortjagen!" Zu spät. Ehrwürden begab sich dann ganz ans Ende der Versammlung (von wo aus ich auch diese Aufnahme machte), denn alle noch freien Plätze befanden sich ebenfalls vor kleinen Damen, die immer ganz verschreckt guckten, wenn ich mich näherte.


Als es dunkler wurde, gab es auf dem Petersplatz ein buntes Kerzenmeer zu bestaunen.


Der gute, alte Petersdom

Friday, May 30, 2008

Heiligstes Herz Jesu


    In Wahrheit ist es würdig und recht, Dir, Allmächtiger Vater, zu danken und Dich mit der ganzen Schöpfung zu loben durch unseren Herrn Jesus Christus. Am Kreuz erhöht, hat er sich für uns dahingegeben aus unendlicher Liebe und alle an sich gezogen. Aus seiner geöffneten Seite strömen Blut und Wasser, aus seinem durchbohrten Herzen entspringen die Sakramente der Kirche. Das Herz des Erlösers steht offen für alle, damit sie freudig schöpfen aus den Quellen des Heiles. Durch ihn rühmen Dich Deine Erlösten und singen mit den Chören der Engel das Lob deiner Herrlichkeit.
Präfation vom Heiligsten Herzen Jesu

Giovanni Paolo Panini

Er gilt als der bedeutendste römische Vedutista des 18. Jahrhunderts. "Römisch" nicht, weil er dort geboren wurde (* 1691 in Piacenza), sondern weil er ausschließlich in Rom wirkte. Seinen Stadtansichten, besonders den Ruinenlandschaften, hat Panini immer eine gehörige Portion Phantasie beigemischt, so daß die Motive aufgrund einer gewissen Realitätsferne auch als capriccio eingestuft werden können. Andere Künstler taten dies auch, allerdings etwas dezenter. So hat der große Canaletto zum Beispiel auch hin und wieder mal einen Kirchturm im Bildhintergrund auftauchen lassen, der aus der gewählten Perspektive eigentlich außerhalb des Bilderrahmens lag.

Ich mag Panini weniger wegen seiner Veduten, als wegen seiner Darstellungen von Bildergalerien und der Innenansichten des Petersdoms, denn auf diesen Gemälden gibt es so herrlich viel zu sehen. Ich stelle Euch hier mal ein paar Spitzenwerke vor (von denen Ihr wahrscheinlich ohnehin schon einige kennt):

Eine Bildergalerie mit Monumenten des antiken Rom. Ich könnte stundenlang vor einem solchen Gemälde stehen und staunen. Pantheon, Trajanssäule, Kapitol, Kolosseum, Konstantinsbogen, Forum Romanum und so weiter und so fort. Ich weiß, ich kann mir diese Bauten auch in natura anschauen (wa ich natürlich auch schon längst getan habe), aber so geballt auf einen Blick als Bild im Bild: Das hat schon was.


Eine weitere Bildergalerie, hier mit Ansichten des zeitgenössischen Rom. Und hier ebenso: Piazza del Popolo, Petersdom, Piazza Colonna, Fontana di Trevi, Spanische Treppe, Vierströmebrunnen: Alles auf einen Blick, wie in einem Photoalbum (nur, daß man nicht zu blättern braucht). Herrlich!


Eine private Bildergalerie, nämlich die des Kardinals Silvio Valenti Gonzaga. Die Architektur ist weniger akkurat. Die Gemälde, die man sieht, gehörten allerdings in der Tat alle zur Sammlung des Kardinals. Man entdeckt schnell einige alte Bekannte, wie z.B. Rafael, Mantegna oder Velazquez. Bei einer Ausstelllungskritik hat ein Kolumnist der "Nashville Scene" mal flott geurteilt, daß der Kunstverstand des Prälaten in dessen Leibesfülle eine bezeichnende Entsprechung findet. Wörtlich: "Der Kardinal steht inmitten seiner Trophäen, ein korpulenter Mann, der eher von Appetit als von Geschmack erfüllt ist. Das Sammeln von Bildern wird hier zu einem Akt des Exzesses und der Völlerei." Exzessivität kann man dem Kardinal sicherlich nicht absprechen. Allerdings galt er in seiner Zeit als einer der gebildetsten Kirchenfürsten und besaß nicht nur einen großen Appetit sondern auch einen exzellenten Kunstverstand. Nur so zur Ehrenrettung.


Bei Innenansichten dieser Art finde ich die Perspektive immer ganz außerordentlich. Der Standpunkt des Betrachters ist irgendwo außerhalb des Baus. Fotografisch könnte man diese Motiv nicht festhalten, es sei denn, man entfernt die Vorderseite des Petersdoms.


Diese Ansicht gefällt mir noch besser, weil hier viel mehr los ist.

Thursday, May 29, 2008

Schule des Lebens, Schule des Glaubens

Ich werde dieses Jahr 40.
Das liest sich irgendwie nicht mehr so schön, wie eine drei gefolgt von welcher Zahl auch immer. "40"! Das bedeutet weniger Haar, mehr Hüfte, ein Keramikgebiß und ab und zu mal ein kleiner, routinehafter Eingriff.

Andererseits...

"40" bedeutet auch, zu wissen, was ich will, was ich darf und was ich kann. Es bedeutet, daß ich nicht mehr nur lerne, sondern auch gelernt habe und im Idealfall hin und wieder sogar mal lehre. Es bedeutet, daß ich nicht mehr nur träume, sondern auch mache.

Die größten Veränderungen in meinem Leben während der letzten circa 15 Jahre wurden durch meinen Glauben bewirkt. Irgendwann in meinen frühen Zwanzigern wachte der nämlich plötzlich wieder auf. Klar, erst hat er sich mal verwundert die Augen gerieben, die Glieder gestreckt, so ein bißchen hin und her geguckt, ein Stöckchen aufgehoben und mich gepiekt und gewartet, ob sich was regt. Und tatsächlich. Plötzlich ging ich wieder regelmäßig zur Messe. Plötzlich hatte ich mir einen Rosenkranz gekauft. Plötzlich wiesen die Seiten meiner Bibel Gebrauchspuren auf.

Mit dieser Entwicklung einher ging das Erlernen einer gewissen Unabhängigkeit. Ich habe früher viel zu oft Dinge unhinterfragt hingenommen und Anderen nach dem Mund geredet, weil ich dazugehören wollte. Dies galt in hohem Maße auch für die Meinung, die ich mir über die Kirche gebildet hatte. Da war dann erstmal alles Mist, was auch nur ansatzweise nach überlieferter Frömmigkeit, Magisterium, Talar, Dogma oder "Amtskirche" roch. Angesagt war eine jugendlich-naive Dissenz um der Dissenz willen. Wenn die Autoritätsperson es sagt, muß es ja fragwürdig sein. Von der Modernität mal ganz abgesehen: Gehorsam? Tradition? Zölibat? Keine weiblichen Priester? Kein Freifahrschein für jede Form der Sexualität? Zudem eine Kirchengeschichte, die in drei Worten zusammenzufassen war: Hexenverbrennungen, Kreuzzüge, Galileo. Da röchelte mein junges Revoluzzerherz schwer in meiner Brust.

Mein wiederentdeckter Glaube war mir sehr dabei behilflich, mir ein neues Bild von der Kirche zu machen, indem ich zuerst auf Christus schaute und nicht auf die persönlichen Vorlieben und Wünsche meiner Alters- und Glaubensgenossen hörte. Als dann noch mein Interesse an der Kirchengeschichte geweckt wurde und ich feststellete, daß dort in den Reihen der Kritiker häufig schamlos übertrieben oder geflunkert wird (wahrscheinlich nicht einmal aus Bosheit, sondern weil man es halt nicht besser weiß und weil es dem persönlichen Anliegen grade dienlich ist), wußte ich, daß auch hier die eine, große Frage immer zu stellen ist: Wer will wieviel Macht und warum?

Es fiel mir daher nach recht kurzer Zeit sehr einfach, aus ganzem Herzen nicht nur zu meinem Gott, sondern auch zu meiner Kirche "Ja!" zu sagen. Das war für mich ein wichtiger Schritt, denn er brachte eine gewisse Ruhe in mein Leben. Ich hatte plötzlich wieder Zeit und Energie, ein bißchen genauer auf die Zeichen zu achten. So landete ich dann schließlich in Klosterneuburg.

Heute sage ich nicht mehr "2 und 2 ist 4, könnte aber auch 3 sein und im Sinne der Toleranz / Artenvielfalt / Ökumene vielleicht gar 5". Heute sage ich: "Es gibt eine objektive, natürliche, moralische Ordnung und eine absolute Wahrheit". Daher ist es heute für mich natürlich nicht mehr ganz so einfach, mich mit einer mainstream-tauglichen Meinung behaglich im Schoße der Masse einzurichten. Andererseits ist aber auch die langweilige Lauwarmheit weg.

Wednesday, May 28, 2008

Neulich im Schloß

Der Kardinal-Lebemann


Ich weiß auch nicht, warum die zwiespältigen Biographien es mir häufig so angetan haben. Jedenfalls stand und steht Francois Joachim de Pierre Kardinal de Bernis ganz oben auf meiner Liste der historischen Persönlichkeiten, bei denen ich gerne mal Mäuschen gespielt hätte.

Gründe dafür sind die Aufs und Abs in seinem Leben, die unzähligen Anekdoten, die sich um ihn ranken, seine zugleich dreiste und doch irgendwie sympathische Bombasterei als französischer Botschafter beim Heiligen Stuhl und vor allem auch seine späte aber ehrliche Konversion zu einem Leben in Gottvertrauen und Stille.

Man stelle sich das mal vor: Da wird ein Bub im Jahre 1715 in eine traditionsreiche aber verarmte französische Adelsfamilie hineingeboren und zum geistlichen Stande bestimmt. Als ob das automatisch einen Parade-Priester hervorbringt. Ganz und gar nicht: Für den jungen Francois bedeutete der Titel "Abbé" erst einmal nichts weiter, als das Tragen einer Tonsur und schwarzer Kleidung. Auf der To-Do-Liste des komplett weltich orientierten Herrn standen ganz andere Dinge: Ein Entfliehen aus der für einen Mann seiner Herkunft unwürdigen Mittellosigkeit und das Erlangen eines Namens, der mit der Bedeutung der Familie konform geht. Das Projekt lief eher schleppend an. Zwar wurde De Bernis Mitglied in zwei Domkapiteln und aufgrund seiner schriftstellerischen (besonders dichterischen) Fähigkeiten gar Mitglied der Academie Francaise. Aber die Vita des Abbé kam erst richtig in Fahrt, als er Bekanntschaft mit der künftigen Madame Pompadour machte. Die zwei mischten für einige Jahre den französischen Hof ein wenig auf. Wenn die Folgen der Pompadourerei für Versailles auch verheerend waren, bedeuteten diese Jahre für De Bernis immerhin ein hübsches Einkommen, einer hübsche Pension und endlich den hübschen Posten des Französischen Gesandten in Venedig (1852-1755).

Hier wird der Abbé zum ersten Mal für ein breiteres Publikum erfaßbar: Der "größte Liebhaber aller Zeiten", Giacomo Girolamo Casanova de Seingalt, macht in seiner Biographie ein wenig Platz für De Bernis. Dies so spektakulär, daß der gute Kardinal der Nachwelt zum größten Teil als "der Pfaffe, mit dem Casanova ein Schnittchen teilte" in Erinnerung ist. Keine Ahnung, wie doll der Abbé es damals wirklich trieb. Es scheint, als war sein Interesse an der berühmt-berüchtigten Nonne "M.M." (wie auch später in Rom im Falle der Prinzessin Santa Croce) eher erotischer als sexueller Art. Ob De Bernis nun ein Hansdampf in allen Betten, ein verunsicherter Voyeur oder nur ein händchenhaltender Romantiker war: Ich lasse den ersten Stein mal liegen.

Für die Geschichtsschreibung greifbar wird der Abbé dann wieder in Frankreich. Sein Venedig-Auftritt wurde als ziemlich erfolgreich eingestuft und brachte ihm das Wohlwollen der französischen Krone und des Papstes ein. Hier ist (zumindest für mich, der ich kein Historiker sondern nur plumper Konsument diverser De Bernis-Biographien bin) ertsmals ein Hauch von Konversion spürbar. Wahrscheinlich erkannte der Abbé, daß eine Zukunft im Talar eine nicht uninteressante Option ist. Immerhin empfing er noch vor der Rückkehr nach Frankreich vom venezianischen Patriarchen die Weihe zum Subdiakon.

In Frankreich wartete die Beförderung zum Außenminister (1756), ein Job, der leider alles andere als glücklich verlief: Am Ende des Siebenjährigen Krieges war es De Bernis, dem der geballte Zorn des Hofes galt. Berechtigt ist dies nur zum Teil, denn die Weichen für die neue Politik wurden bereits von seinem Vorgänger gestellt und die französischen Generäle, die im Siebenjährigen Krieg kämpften, waren überwiegend Pompadour-Kreaturen und daher Looser in flotten Uniformen. Da aber der Abbé beim Aufstieg der Pompadour mitspielte, muß er sich schon den ein oder anderen Vorwurf gefallen lassen. Naja, jedenfalls wurde er vom König erst einmal vom Hof in die Abtei Vic-sur-Aisne verbannt. Normalerweise war dies für einen aufstrebenden aristokratischen Court Lizard der soziale Tod. Für De Bernis war es genau die Pause, die er brauchte.

Er schrieb, grübelte, betete, ließ sich zum Diakon und Priester weihen und wurde Vegetarier (aus Gesundheitsgründen). Der Papst war schließlich der Erste, der sich an die Verdienste des Abbé erinnerte. Er machte ihn im Jahre 1758 zum Kardinal. Der französische Hof zog dann auch nach. Der Groll Ludwigs des Fünfzehnten verflog und De Bernis wurde im Jahre 1764 Erzbischof von Albi. Hier bestach er durch ein reges Interesse an den Geschehnissen in seiner Diözese. Ich habe zwar all meine Biogrphien daheim im Stift, aber ich erinnere mich gut an eine englischsprachige Vita, in welcher der Kardinal als eine "scheinbar an allen Orten zugleich auftauchende Feuersäule" beschrieben wird. Auch nutzte er seine Jahre in Albi, um schon mal ein wenig für den Höhepunkt in Rom zu proben: Er motzte die erzbischöfliche Residenz und die dazugehörigen Gärten auf, hielt aber zugleich auch ein Auge auf die Bedürfnisse seiner Schäfchen: Als die Diözese von schweren Unwettern und Überschwemmungen heimgesucht wurde, entleerte De Bernis nicht nur seine Privatschatulle, sondern nahm auch noch Kredit auf, um zu helfen. Sprich: De Bernis erwarb sich einen anständigen Ruf, der ihm sicherlich dabei behilflich war, den Gipfel zu erklimmen: Im Jahr 1769 wurde er zum Französischen Botschafter in Rom ernannt. Mit diesem Titel waren nicht nur Ansehen und Ehren, sondern auch ein beachtlicher Haufen Extra-Kohle verbunden, so daß De Bernis, als er einmal in Rom eingetroffen war, praktisch über Nacht vom wohlhabenden Mann zum Millionär wurde.

Es steht geschrieben, daß der Kardinal in Rom die erstaunlichste diplomatischte Niederlassung der Geschichte aufbaute. Das mag stimmen oder auch nicht. Fest steht, daß er in der Tat weder Kosten noch Mühen scheute, als Botschafter Frankreichs die Liebe zu seinem Land und zu seinem König in allen Aspekten auch äußerlich zum Tragen zu bringen. Auf dem Corso wurde der riesige Palazzo de Carolis bezogen (Bild links; heute Hauptniederlassung der Banca di Roma) und ziemlich erlesen ausgestattet. Ein Heer von Angestellten und Mitarbeitern wurde eingestellt. Das Botschafteramt verbunden mit der Kardinalswürde führte dazu, daß, wenn De Bernis mit seiner Entourage in offizieller Funktion sich vom Palazzo de Carolis zum Vatikan begab, sein Treck von bis zu 14 (vierzehn) Karossen ein Umleiten des Verkehrs in Halb-Rom erforderte.

Unter den Angestellten des Botschafters ist sicherlich der Koch besonders hervorzuheben. De Bernis war ein geselliger Kerl und bewirtete an einem normalen Tag durchschnittlich 20 Gäste an der Abendtafel. Daß diese Gäste mehr wollten als Curry-Combi und Pommes-Schranke, ist klar. Und sie bekamen mehr. Noch in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts, fünf Jahrzehnte nach dem Tod des Botschafters, wurde von seiner Küche mit ehrfürchtigem Ton gesprochen, so als umwehte sie ein Hauch von Heiligkeit. Das Nobel-Futter war nicht nur Selbstzweck. Immerhin trug der Botschafter mit seiner Tafelrunde seinen Teil dazu bei, daß die europäischen Mächte sich in Form ihrer Gesandten im Palazzo de Carolis zwanglos begegnen konnten und somit eine gewisse Harmonie aufrecht erhielten.

Es gibt eine nette Anekdote über den Koch des Kardinals: Dieser wurde eines Tages beauftragt, einen besonderen Fisch (habe leider vergessen, welchen) in größtmöglicher Ausführung zu kaufen. Er fand das Gewünschte auf einem Markt und wollte schon zulangen, als der Koch des spanischen Botschafters auftauchte und ebenfalls Interesse bekundete. Nach einem kurzen "Ich bin der Koch des Botschafters von Frankreich!" - "Und wenn schon! Ich bin der Koch des Botschafters von Spanien!" folgte reges Feilschen, welches ein Ende fand, als der spanische Koch eingestand, er müsse erst die Erlaubnis seines Herrn einholen, bevor er so viel Geld für einen Fisch ausgibt. Er trottete davon und De Bernis' Koch - an kein Limit gebunden - schlug zu. Die Menge der Schaulustigen, die sich mittlerweile angesammelt hatte, ließ darauf den französischen Botschafter spontan hochleben.

Und nicht nur im Palazzo wurde dick aufgetragen: Wenn es galt, ein Ereigniss wie z. B. die Geburt des Dauphin zu feiern, verwandelte De Bernis seine Kirche San Luigi dei Francesi (Bild) in ein Opernhaus voll von überdrehter Barock-Dekoration. Daneben war der Kardinal aber auch großzügig und spendabel, sei es im Großen (er finanzierte jährlich die Hochzeiten von Dutzenden von Waisenkindern) oder im Kleinen, wie diese Anekdote zeigt: Zum Inner Circle des Kardinals gehörte ein alter und einfacher französischer Abbé. Dieser Mann hatte im Laufe der Jahre eine gewisse Zuneigung zu De Bernis entwickelt, konnte aber die Gegenwart des Kardinals nie richtig genießen, da er aufgrund seiner sozialen Stellung bei Tisch immer viel zu weit vom Hausherrn entfernt saß. Eines Tages wurde De Bernis auf diese Problematik aufmerksam gemacht. Bevor man sich zum Speisen niederließ ging er zum Abbé und sagte etwa: "Ich kann Euch heute bei Tisch sicherlich nicht oft in die Augen schauen oder Eure Anwesenheit geziemend würdigen. Wenn ihr aber seht, daß ich meinen Finger auf diese Art an meinen Nasenflügel lege, dann wißt Ihr, daß ich in diesem Moment an Euch denke." Geigenklang und Vogelgezwitscher, aber so steht es geschrieben und - wie die Italiener sagen: "Se non e vero, e ben trovato!"

Ein Kardinal im Rom des 18. Jahrhunderts war quasi gesetzlich verpflichtet, eine Beziehung zu einer Dame der Gesellschaft zu pflegen und so für Klatsch und Tratsch zu sorgen. Tat er dies nicht, so sorgte er für umso mehr mehr Klatsch und Tratsch. De Bernis' Erwählte war die Prinzessin Santa Croce. Auch hier gibt es eine wilde und in neueren Publikation nicht mehr überlieferte Legende: Während der Papstwahl im Jahre 1775 war De Bernis der von den Bourbonischen Mächten auserkorene "Papstmacher". Erstens hatte er diese Rolle bereits 1769 gut ausgefüllt und zweitens hielt man ihn für unjesuitisch genug. Der Kardinal selbst hatte aber so gar keine Lust auf Kirchen- oder Europapolitik, schmachtete er doch gleich nach dem Betreten des Konklave nach seiner Prinzessin. Da seine Box am Ende einer der Reihen stand, ließ er kurzerhand ein Loch in eine Seite brechen und mit Tuch verhängen, so daß er nach Lust und Laune kommen und gehen konnte. Zwar wußte bald Jedermann und seine Mama vom Hintertürchen ins Paradies, offenen Widerspruch gab es aber wegen der Wichtigkeit des Französischen Botschafters nicht. Naja...

Jedenfalls lebte der Kardinal lange genug, um die Folgen der französischen Revolution selbst in Rom zu spüren. In der englischen Biographie gibt es einen netten Absatz. Beschrieben wird eine fiktive Situation, in welcher De Bernis im Jahr 1789 in seiner Kutsche durch Rom rollt. Eine gepuderte Perücke auf dem Haupt, sich aus einer juwelenbesetzten Schnupftabakdose bedienend, schaut er aus dem Fenster und sieht einen jungen Kerl mit langen Hosen und noch längerem braunen Haar. Und er weiß, daß dieser Mann auf eine Zukunft hindeutet, die er, der Kardinal, nicht verstehen wird.

Und - klar genug - so kam es dann auch: Da er Aristokrat und Prälat war und darüberhinaus sich im Ausland aufhielt, wurde er als Emigrant eingestuft, was dazu führte, daß sein Besitz in Frankreich geplündert, verschleudert oder zerstört wurde. De Bernis nahm es mit Schulterzucken und anständigem Humor. Dazu wollten die neuen Machthaber in Frankreich, wenn überhaupt, so sicherlich keinen Kardinal als Gesandten im Rom, so daß De Bernis nicht nur auf seine Einkünfte aus seiner Diözese und seiner Abtei sondern auch auf sein Botschafter-Gehalt verzichten mußte. So stieg er dann im Jahre 1791 den Hügel wieder hinab und sank von Überfluß in Mittellosigkeit (denn der Kardinalstitel alleine brachte schon damals nichts ein). Immerhin machte der spanische Hof eine Rente locker, so daß De Bernis nicht das gesamte Mobiliar des Palazzo de Carolis verkaufen mußte. Der schwächelnde Kirchenfürst gewährte den aus Frankreich geflohenen Tanten des Königs Unterschlupf in seinem Haus. Als dann im Jahre 1793 König Ludwig XVI ermordet wurde und der Kult der Vernunft den Katholizismus in Frankreich praktisch auslöschte, wußte De Bernis, daß die Welt, die er kannte und liebte, nicht mehr existierte. Da sah wohl auch der Kardinal nicht ein, warum er sich noch krampfhaft ans Leben klammern sollte. Noch grade rechtzeitig gedachte er der "Vanitas vanitatis" und verbrachte sein letztes Jahr in einem nun leeren, stillen und dunklen Palast damit, sich ernsthaft und fromm auf das Ende vorzubereiten. Er verstarb am 3. November 1794.

Tuesday, May 27, 2008

Ohne Ende...

Armer Bischof Schwarz!

Vor drei Tagen hab ich mich ja ein wenig über die tobenden Laien in der Diözese Linz amüsiert. Da die Erfahrung lehrt, daß dort, wo einmal die Aufmerksamkeit der Medien geweckt ist und man sich im Glanz der TV-Beleuchtungstechnik sonnen kann, die Wellen sich nicht so schnell legen, bin ich ein wenig am Ball geblieben und habe die Geschichte weiter verfolgt.

Noch am Tag meines ersten Beitrags fand ich auf kath.net einen Artikel über einen gewaltigen Ausrutscher: Die sogenannten Jugend-Katechesen, die der Linzer Bischof alle zwei Monate in der Krypta des Domes gibt, werden nämlich von den Rabatzlern der Katholischen Jugend organisiert. Nun hatten einige Linzer Jungendliche angekündigt, sie wollten sich bei der Katechese am 24. Mai mit ihrem Bischof solidarisch zeigen und sein Anliegen um die Treue zu Rom, zur Weltkirche und zur kirchlichen Lehre unterstützen.

Das geht natürlich nicht. Die KJ setzte ein Schreiben (Abbildung links, zum Vergrößern klicken) auf, in welchem man sich "vehement gegen die Instrumentalisierung und die Vereinnahmung zu Kundgebungszwecken" wehrte. Für sowas gibt's schließlich Bischofshöfe. Wie man lesen kann, widersetzt sich die KJ nicht nur klar den Anordnungen des eigenen Bischofs, sondern ist obendrein auch noch frech genug, dem Oberhirten indirekt Sabotage vorzuwerfen und die Forderungen des Kirchenvolksbegehrens als "aktueller denn je" zu bezeichnen. Kinders! Aktuell ist ein Stummfilm!

Ober-Knüller: Das Schreiben trägt die Überschrift "Wir können unmöglich schweigen (Apg 4,20)". "Können" schon, "wollen" aber nicht. Im Geiste wird Bischof Schwarz der KJ aber sicherlich schon mit dem vorangehenden Vers 19 geantwortet haben:"Ob es vor Gott recht ist, mehr auf euch zu hören als auf Gott, das entscheidet selbst."

Heute dann das Sahnehäubchen, ebenfalls auf kath.net zu lesen: Die Stimmung wird von Seiten der Laien weiter angeheizt, indem man zum täglichen Glockenläuten gegen den Bischof aufruft. Schluchz. Das ist ja alles so schön einfach. Wenn ein katholischer Bischof seiner Lehre (und sicherlich auch seinem Gewissen) folgt und deswegen nicht stramm auf Linie ist, dann wird halt die mediale Brechstange ausgepackt. Super, liebe "katholische" Jugend. Wie heißt es doch in dem Protestschreiben? "Es geht uns als kj oö darum, im Dialog zu bleiben..." Dialog? Ich würde so gerne ans Scham- oder Ehrgefühl appelieren...

Stattdessen etwas zur Erbauung: Dieses nicht grade unelegante Photo von Bischof Ludwig Schwarz, der mir alleine schon wegen dieses Absatzkicks sympathischer ist, als all die "Wir wären so gerne Kirche"-Hippies zusammen:

Der brave Herr Alipius...

... muß in den nächsten drei Wochen gar fleißig studieren. Sieben Examen stehen an und da muß die Nase halt hin und wieder auch mal in die Bücher. Deswegen wird es auf "am römsten" - wie immer zur Examenszeit - vielleicht ein wenig ruhiger zugehen. Wir werden sehen...

Monday, May 26, 2008

Glückwunsch nach Heiligenkreuz!

Die Zisterzienser des Stiftes Heiligenkreuz im Wienerwald haben es doch tatsächlich geschafft: Nachdem sie den von Universal Records ausgerufenen Choral-Wettbewerb gewonnen haben, ist ihr Debüt-Album "Chant - Music for Paradise" nun auf Platz 9 in den Britischen Albumcharts eingestiegen.

Biretta ab, liebe Heiligenkreuzer!

Wie jetzt?

Jedesmal, wenn ich von der Marssonde lese, taucht der Begriff "Leben" auf.

Warum ist das Leben auf anderen Planten so fesselnd, wenn wir hier auf der Erde nicht genug von den diversen Möglichkeiten bekommen, das Leben zu beenden (vorzeitig oder auch nicht)?

Das kürzeste Rochett


Engelbert Kardinal Sterckx (1792-1867), Erzbischof von Mecheln.

Saturday, May 24, 2008

Hüben und Drüben

Dieser Artikel ist leider in englischer Sprache geschrieben. Ich übersetze mal schnell und dreckig die wichtigsten Punkte:
    Burkes Bemühungen führen zum zahlreichsten Priesterjahrgang seit Jahrzehnten

    Ein- oder zweimal im Jahr schaut jeder Student des Kenrick-Glennon-Seminars in Erzbischof Burkes Residenz vorbei und geht dann von dort mit dem Bischof über die Lindell Avenue zum Forest Park...

    Die Spaziergänge bieten den jungen Männern die Gelegenheit für vertrauliche Gespräche, in deren Verlauf sie auch die persönliche, menschliche Seite von Burke kennenlernen.

    Kenrick-Mitarbeiter organisieren die Spaziergänge, indem sie Zeitpläne aushängen, in welche die Studenten sich eintragen können. Der Andrang ist groß. "Es ist so, als ob du Futter in einen Fischteich wirfst" sagt Seminarist Edward Nemeth, 26. "Die Jungs stolpern förmlich übereinander, um ihren Namen auf die Liste zu kriegen."

    Am Samstag wird Nemeth mit acht anderen Seminaristen zum Priester geweiht. Es ist die zahlenmäßig größte Priesterweihe in der Erzdiözese St. Louis seit 25 Jahren.

    Erzbischof Burke wird angerechnet, daß er Probleme, die junge Männer vom Verfolgen ihrer Berufung abhalten könnten, offen anspricht. Er ist in der Priester-Rekrutierung aktiv und kennt die Seminaristen - ihre Namen, ihre Lebensgeschichten, ihre Freuden und Ängste. Er besucht auch häufig das Seminar und schaut hin und wieder überraschend zum Mittagstisch vorbei. "Er ist das Zentrum und die Quelle dieser ganzen Sache," Sagt Rev. Michael Butler, der Berufungsdirektor der Erzdiözese.

    Das Kenrick-Glennon-Seminar peilt im nächsten Jahr 120 Seminaristen an. Dies wären doppelt soviele Stundenten wie noch vor einem Jahrzehnt.

    Offiziell schreibt die Erzdiözese den Erfolg einer höheren Macht zu. Immer mehr Männer vernehmen wieder den Ruf und folgen ihm. Aber Erzbischof Burke leistete eifrige Hilfe, indem er die Berufingsfrage zur Priorität machte, als er 2004 in St. Louis eintraf. Aber es ist nicht nur Burkes direktes Eingreifen, welches als Grund für den Erfolg genannt wird. Auch die Tatsache, daß er konservativ ist, spricht junge Seminaristen an. Da junge Männer, die heute einer Beufung folgen, in der Regel konservativer sind als ihre Altersgenossen, können sie mit dem Erzbischof leicht eine Verbindung herstellen. Die Seminaristen reden offen darüber, daß sie Burke als ihren spirituellen Vater betrachten und begrüßen die traditionsbewußte Atmosphäre, die der Erzbischof in der Diözese und im Seminar bevorzugt. So ist Burke zum Beispiel einer der großen Unterstützer der tridentinischen Messe, die seit vergangenem Jahr jeden Freitag im Seminar zelebriert wird. Auch wird bei Morgen- und Abendgebet nun auf formellere Kleidung geachtet. Burke sagt, daß solche "kleinen Dinge" hilfreich sind, um eine "starke Identität bei den Seminaristen zu kreieren."

    Der Erzbischof spielt aber die Vorstellung, er sei die Hauptattraktion, herunter: "Ich bin nicht losgegangen und habe nach traditionsverbundeneren Männern gesucht. Die kommen von alleine. Wenn mir die Jungs sagen, daß sie meiner Führung vertrauen, sage ich ihnen, daß sie hierherkommen sollen, weil sie der Erzdiözese dienen wollen, nicht mir."

    Edward Nemeth erinnert sich, daß Burke, als er nach St. Louis kam, versprach, das Seminar zum Herzstück der Diözese zu machen. Nemeth glaubt, daß Burke dieses Versprechen eingehalten hat und dadurch für die Seminaristen "wie ein Vater" ist. Für Nemeth war das erste Jahr im Seminar das schwierigste, da 2002 die Mißbrauchs-Affäre hohe Wellen schlug. "Ich war so wütend auf die Priester. Egal wo ich hinging, ich fühlte mich immer wie unter einem Mikroskop: 'Ist das vielleicht einer von denen?'" Nemeth sagt, daß die Art und Weise wie Erzbischof Burke in den folgenden Jahren mit Kontroversen fertig wurde, ihm Kraft gab. "Er steht für die Wahrheit ein, auch wenn er weiß, daß es nicht leicht wird und wir wissen, daß er uns unterstützen wird, wenn wir dies eines Tages tun müssen."
Soviel aus den USA.

Jetzt ab nach Österreich.

Dort hatte Bischof Schwarz wenige Tage nach dem Papstbesuch ein Schreiben verfaßt, welches die in der Diözese offenbar weit verbreitete Praxis der Laienpredigten während der Eucharistiefeier untersagt, bzw. welches an das Verbot der Laienpredigten während der Eucharistiefeier erinnert, denn es ist nicht so, als seien diese Predigten je gestattet gewesen. Nun wurde kürzlich in Linz auch noch die Laientaufe unterbunden. Die Reaktionen auf beide Verbote sind einigermaßen grotesk: Da zettelten etwas 100 Studenten der Linzer Theologischen Hochschule eine Demo gegen die Anordnungen ihres Bischof an. Offenbar wird in Linz gelehrt, daß Laienpredigt ein unveräußerliches Recht ist und daß die Laientaufe auch gespendet werden kann, wenn kein schwerwiegender Ausnahmefall vorliegt. Die Demo - die gleich mal mit gedachtem Diademgriff zum Schweigemarsch aufgebläht wurde - hatte als Ziel den Bischofshof. Bischof Schwarz wollte kein kompletter Spielverderber sein, so empfing er dann erst einmal mit einigermaßen gefaßtem Lächeln die Aktivisten (und natürlich rudelweise Presse). Ein Vertreter der bunten Schar überreichte dem Bischof dann erst einmal ein Schreiben, welches "unsere Sorgen und Anliegen" enthielt. Es folgte eine Einladug an den Oberhirten "nicht nur als unser Bischof, sondern auch als unser Bruder im Glauben mit uns gemeinsam für einen fruchtbaren Weg in unserer Diözese zu beten"...

Ein von der kirchlichen Lehre abweichender Theologiestudent lädt einen Bischof als "Bruder im Glauben" zum Gebet? Spätestens hier galt Bischof Schwarz meine ganze Bewunderung. Es macht scheinbar eben doch einen Unterschied, ob man die christliche Botschaft und die kirchliche Lehre ganz vertritt (und somit dem Rotzlöffel nicht mal eben eine Breitseite verpaßt, die sich gewaschen hat), oder ob man sich die Rosinen aus Bibel, Katechismus und CIC rauspickt und den Rest dann selbstgerecht als "verknöcherte Strukturen" oder "unzeitgemäße Formen" zu verkaufen versucht.

Naja, das gemeinsame Gebet gestaltete sich dann gar absonderlich: Zuerst wurde einmal woodstock-gerecht ein Tuch auf dem Boden ausgebreitet und darauf eine Kerze plaziert. Dann folgten die Fürbitten. Ich schalte hier mal einen Link, da es erstens nicht zu beschreiben ist und da es zweitens eh keiner glaubt, der es nicht gesehen hat: "Dazu segne uns Gott, unser Vater und unsere Mutter..."

Bischof Schwarz blieb glücklicherweise locker, schob den Protestlern 30 Sekunden Kurzkatechese rein ("... im Interesse unserer gemeinsamen Mutter Kirche, der wir alle angehören seit der Taufe, und wo wir eben unseren Beitrag leisten wollen für einen guten Fortgang, für die Ausbreitung des Reiches Gottes und für ein Leben aus dem Geist des Evangeliums...") und ließ einen Haufen konsternierter und "das gibt's doch nicht"-ender (vor allem) Damen zurück, von denen einige wohl schon gehofft hatten, als gültig geweihte Priesterinnen der katholischen Kirche den Heimweg anzutreten.

Sorry, liebe Studis, aber so macht man keine Kirche, auch wenn man der festen Meinung ist Kirche zu sein.

Zwischentöne

Der Spiegel veröffentlichte in Ausgabe 19/2008 einen Bericht über Kardinal Meisner.

Sieben Wochen zuvor gab es einen Artikel über ein christliches Begegnungszentrum, welches die Katholische Kirche in der Türkei - am Geburtsort des Heiligen Paulus - errichten möchte.

Aus dem "Begegnungszentrum"-Artikel:
    "Für den Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke etwa wäre der Bau in Tarsus 'ein überaus wichtiges Symbol'. Jaschke, in der Deutschen Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog zuständig, will natürlich keinen simplen Handel Kirche gegen Moschee. Aber dann fügt er listig hinzu: 'Es würde sehr der Akzeptanz der Türken in Deutschland dienen, wenn auch in der Türkei ein Zeichen der Akzeptanz der Christen entstünde'.
Seit wann ist gesunder Menschenverstand 'listig'? Und wenn Jaschkes Äußerung schon als listig gilt, wie sollen wir denn dann die Einflußnahme einer radikal-islamischen Organisation wie Hisb ut-Tahrir in deutschen Moscheen nennen? Ich hoffe, der Spielgel sieht hier des Bischofs Listigkeit als eine positive Eigenschaft, die einem schamlosen und hinterlistigen Ausnutzen westlichem Großmutes durch brettharte "Demokratie, nein danke!"-Moslems gegenübersteht. Immerhin betreibt der Artikel im weiteren Verlauf dann keine Augenwischerei, was die Toleranz in der Türkei betrifft:
    "Obwohl die Zahl der Christen erheblich dezimiert wurde, wird von islamistischen und nationalistischen Kräften eine vollkommen überzogene Furcht vor 'christlicher Mission' geschürt. Sowohl der türkische Geheimdienst wie auch die Armee und die Sicherheitskräfte der Polizei verbreiten Horrornachrichten über die Christen in der Türkei. So veröffentlichten die Streitkräfte einen Bericht mit dem Titel 'Missionarische Aktivitäten in unserem Land und in der Welt', in dem vor der 'Gefahr von Konvertiten' gewarnt wurde. Gouverneure, Sicherheitschefs und Bildungsdirektoren der Provinzen wurden aufgerufen, gemeinsam gegen 'missionierende Christen' vorzugehen."
Uuuuuhhh! Die Angst geht um! Die seit 1920 im Bevölkerungsanteil der Türkei auf wundersame Art von 20% auf 0,1% zusammengeschrumpften Christen wollen missionieren! Was für'n Glück, daß wir in Deutschland bereits 3000 Moscheen haben, in denen schon dafür gesorgt wird, daß dem Kreuzfahrerpack bald die Falschheit seiner Wege vor Augen gehalten wird.


Aus dem Bericht über Kardinal Meisner:
    "Im Fall des Kölner Erzbischofs hat sich der Dämon Mühe gegeben, als wollte er des Teufels Kardinal kreieren. Kaum einem anderen Kirchenmann entschlüpfen so viele Fehlleistungen. Homosexualität sei etwas, was man 'ausschwitzen' müsse, sagte er einmal. Man darf ihm glauben, dabei nicht an die Lager gedacht zu haben. Das macht es nicht besser."
Orthographische Feinheiten und berechtigten Horror einmal außen vor lassend, bin ich nur bedingt der Meinung, daß es das nicht besser macht. Denn immerhin wird hier - im Sinne eines älteren "am-römsten"-Artikels - geoffenbart, wo das eifernde Bewahren-Wollen auch stattfindet: Der Spiegel sagt selbst, daß man dem Kardinal glauben darf, hier nicht an die Lager gedacht zu haben. Also müssen es die Zuhörer gewesen sein, die die Konnotation hineinbrachten. Wessen Verstand ist demnach mehr von vorgefertigten Konzepten blockiert? Wessen Flexibilität ist demnach stärker durch das Festklammern an überlieferte "Unwort"-Urteile gehemmt?

Oberflächlich betrachtet könnten einem diese Fragen schnuppe sein, sind wir Deutschen doch tatsächlich dazu verpflichtet, ein gewisses Fingerspitezngefühl zu demonstrieren. Wenn dann aber der Spiegel-Artikel über den Kardinal mit dem Satz
    "Für die liberale Öffentlichkeit ist er ein Feindbild."
beginnt, lohnt sich weiteres Nachdenken. Wird beim "ausschwitzen" nicht, wie so oft, einfach nur auf Knopfdruck reagiert? Und wenn Meisner der Buhmann sein soll, dem man Naivität im Umgang mit der Sprache unterstellen will, sollte dann die "liberale Öffentlichkeit" nicht zumindest den ehrbaren Versuch starten, nicht selbst in die Falle der Naivität gegenüber dem gesprochenen Wort zu tappen? Ich bin mir sicher, daß Meisners Homosexualität-Urteil für viele Menschen auch ohne den Pseudo-Nazi-Beigeschmack bedenklich genug ist. Da ist es für mich entweder eine Frage der Intelligenz oder der Fairness, ob man die "Fascho"-Keule auspackt oder steckenläßt.

Wenn Ihr Euch jetzt fraget, was die beiden Artikel eigentlich miteinander zu tun haben:
    "Meisner setzt sich für den Bau einer Kölner Moschee ein. Kein deutscher Bischof hat mehr für die deutsch-polnische Aussöhnung getan."
Manchmal glaube ich, daß Etiketten wie "konservativ" oder "liberal" durch weniger verallgemeinernde Bewertungen ersetzt werden sollten. Meisner ist sicherlich nicht immer auf der Höhe der Diplomatie oder der Geschicklichkeit. Aber wer ihn deswegen pauschal verdammt, enthüllt doch nur genau den Mangel an Eigenständigkeit und Flexibilität, der eigentlich uns mittelalterlichen Pfaffen vorbehalten sein sollte.

Thursday, May 22, 2008

Der längste Tag und der schönste Abend

Uff! Ich bin geschafft. Ich bin heute zwischen 14:00 und 22:00 Uhr bei nicht eben gemäßigten Temperaturen insgesamt ziemlich genau 22 Kilometer durch Rom gelaufen.

Zuerst hatten wir einen weiteren Gig mit unsrem Archäologiekurs. Es ging zur Kirche Sant'Agnese fuori le mura, in der järlich am 21. Januar die Agneslämmer gesegnet werden. Ich ging danach gar nicht wieder heim, sondern schlenderte gleich zur Lateranbasilika, wo um 19:00 der Heilige Vater eine Freiluft-Messe zelebrierte. Nach der Messe folgte eine Fronleichnams-Prozession zur Basilika Santa Maria Maggiore. Und dann mußte ich ja auch wieder zurück zur Piazza San Salvatore in Campo. Da der Herr Alipius erstens noch gar nicht müde ist und zweitens weiß, was er den treuen Lesern schuldet, gibt's vor dem Heia-Machen noch ein paar Bilder vom Tag:


Archäologie-Trip: Hier stehen wir inmitten der Mauern der alten Basilika, die früher auf dem Friedhof stand, auf welchem auch die Heilige Agnes ihre letzte Ruhestätte fand. An den Wänden des langen und breiten Treppenweges, der in die zur Hälfte unter dem Straßenlevel gelegenen "neuen" Kirche (7. Jhdt.) führt, kann man eine uralte Marmorplatte sehen, die von Papst Damasus I (366-383) als Verzierung an Agnes' Grab angebracht wurde. Agnes wurde im Jahre 304 enthauptet, also ist ihre Abbildung auf der Marmorplatte noch recht zeitnah. Man sieht ein junges, pausbäckiges, schlichtes römisches Madel. In der Kirche selbst sieht man in der Apsis ein Mosaik aus dem späten 7. Jhdt. Auf diesem gleicht Agnes einer byzantinischen Prinzessin. Witzig, wie die Legenbildung auch auf die Kunst Einfluß nimmt.


Der bärtige Herr ist Professor Ditton. Er unterrichtet Patristik, die diversen Kirchengeschichten (alte, mittelalterliche und neuzeitliche) und eben auch christliche Archäologie. Er ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der größte Sprücheklopfer unter den Angelicum-Profs und es vergeht keine Stunde, in der nicht wenigstens geschmunzelt, wenn nicht gar gegackert wird (und dabei lernt man bei Prof Ditton auch noch richtig was).


Und auch heute war das Wetter erst einmal durchwachsen. Noch bis kurz vor 14:00 Uhr herrschte Blitz, Donner und Regen. Doch als ich das Haus verließ, um mich auf den Weg zu Sant'Agnese zu machen, war plötzlich die Sonne da. Von circa 16:00 - 17:00 Uhr gab es nochmal einen kräftigen Schauer. Das war genau die Zeit, die wir in der Kirche waren. Als wir rauskamen, strahle schon wieder die Sonne. Nur diese schöne, stolze Wolke lungerte noch ein wenig am Himmel herum. Für den Rest des Tages blieb es dann trocken (wegen der Papstmesse, denke ich mal).


Auf dem Weg von Sant'Agnese zur Lateranbasilika machte ich kurz in San Bernardo alle Terme Zwischenstop. Das war dem Löwen von Münster seine Titelkirche.

Clemens August Kardinal Graf von Galen wurde am 18. Februar 1946 von Papst Pius XII in das Kardinalskollegium aufgenommen. Als Kardinalpriester wurde ihm die Titelkirche San Bernardo zugeteilt. Von dieser hat er leider nicht viel gesehen, verstarb er doch bereits am 22. März 1946 an einem Blinddarmdurchbruch. Ich sah vor vielen Jahren eine Fernsehdokumentation über den Kardinal. Er kehrte am 16. März 1946 - seinem 68. Geburtstag - nach Münster zurück, wo ihm ein grandioser Empfang bereitet wurde. Im Fernsehbericht wurden Photos und Filmaufnahmen gezeigt, auf denen man den hünenhaften Kirchenfürsten vor dem Hintergrund der total zerbombten Stadt in voller Kardinalstracht auf dem Domplatz stehen sah. Dazu wurde eine Originalaufnahme der Rede eingespielt, die er aus diesem Anlaß hielt. Es war seine Letzte. Ich fand neulich Teile des Textes:
    "Es ist heute schon und in den letzten Tagen davon gesprochen worden, daß Gott der Herr mich gestärkt, mich berufen und gestärkt hat, in den vergangenen Jahren manchmal laut und deutlich zu sprechen über Dinge, von denen zu sprechen gefährlich war. Und ich habe es getan, weil es meine Pflicht war. Ich habe es getan, weil ich glaubte, damit meinem Volk und meinen Diözesanen den besten Dienst zu erweisen. Ich habe es getan aber auch, weil ich wußte, daß ich nicht für mich und meine Person allein sprach, sondern daß ich berufen und berechtigt war, für Hunderte und Tausende zu sprechen, die hinter mir standen und nicht sprechen konnten. Eure Liebe und Treue, meine lieben Diözesanen, haben auch das von mir ferngehalten, was vielleicht mein Verhängnis, aber auch mein schönster Lohn gewesen wäre, daß ich die Märtyrerkrone erhalten hätte. Eure Liebe und Treue hat es verhindert. Daß ihr hinter mir standet und daß die damaligen Machthaber wußten, daß Volk und Bischof in der Diözese Münster eine unzertrennliche Einheit waren und daß, wenn sie den Bischof schlugen, das ganze Volk sich geschlagen gefühlt hätte..."
Ich weiß nicht, ob ich mich richtig erinnere, aber ich meine, daß dem Kardinal, als er von der nicht erhaltenen Märtyrerkrone sprach, kurz die Stimme brach. Wird schon stimmen, meine Erinnerung, denn ich kann mich ebenfalls noch entsinnen, wie mir damals das Pipi in die Augen schoß.


Ein weiterer berühmter ehemaliger Kardinalpriester von San Bernardo ist Giuseppe Kardinal Sarto, besser bekannt als der Heilige Papst Pius X. Ihm wurde sogar ein kleines Seitenkapellchen eingerichtet.


Auf dem Weg zum Lateran kam ich auch an Santa Maria Maggiore, dem Endpunkt der Prozession vorbei. Dort standen bereits der Altar für die Benediktion und die Straßenabsperrungen. Millionen von Cops und Vatikanischen Platzanweisern spielten Crowd Control mit neugierigen Touristen oder viel zu früh eingetroffenen Gläubigen.


Entlang der Via Merulana waren viele Häuser für die Prozession geschmückt. Die religiösen Häuser hatten natürlich die Nase ganz weit vorne, so wie hier.


Auch der Lateranpalast hatte sich fein gemacht.


Das Bild ist zwar ein wenig verwackelt, aber ich konnte nicht widerstehen: Als ehemaliger X-Men-Fan (besonders die Phase in den späten 80'ern) muß ich beim Anblick einer habittreuen Brigittinerin einfach immer an Havok denken.


Aber zurück zum Spiel: Ich kam also am Lateranplatz an und der war natürlich gehörigst abgesperrt. Ich ging dann mal so da entlang wo alle anderen Soutanen- und Talartäger auch entlanggingen und grinste ganz lieb. Um den Altar rum gab es ein hochkompliziertes Sitzarrangement. Rechts vom Altar nah an der Kirche gab's die Plätze für die weltlichen VIPs. Auf derselben Seite, aber ebenerdig, saßen die Ordensleute (das sah ich dann aber erst viel später). Kardinäle, Bischöfe und Monsignori saßen in den ersten Reihen ganz vorne links vom Altar mit gepolsterten Kniebänken, wie es sich nun mal gehört. In den Reihen dahinter saßen eigentlich erstmal nur Priester. Aber da waren doch irgndwie noch einige Plätze frei. Also erkundigte sich der Herr Alipius mal ganz unschuldig bei einem dieser Ordner, die den Leuten die Plätze zuweisen. Es war ein älterer Herr, der meinen Habit ganz außerirdisch und interessant fand und mich daher viel weiter nach vorne zerrte, als ich es mich alleine getraut hätte. Da hatte ich dann nicht nur einen prima Blick, sondern traf auch gleich noch einige Bekannte (Hallo Jarek, Wojciech und Thomas!).


Vom Beginn der Messe bis nach der Kommunion habe ich die Kamera mal Kamera sein lassen. Aber diesen Schuß mußte ich einfach machen. Was Ihr hier seht ist leider ertens nicht so schön, wie in natura und zweitens auch nur noch der Rest von einer viel grandioseren Erscheinung: Ungefähr mit Beginn der Präfation schob sich (von meinem Platz aus betrachtet) eine weiße, plüschige Wolke hinter dem Lateranpalast hervor. Sie wurde von hinten von der Sonne angestrahlt, leuchtete daher wie Osram und hatte einen atemberaubenden orange-rosa Stich. Als die Schola das Sanctus anstimmte, begann sich in der Mitte der Wolke ein kleines, ovalförmiges Loch zu bilden, welches den Blick nicht auf den blauen Himmel dahinter, sondern auf das etwas dunklere Innere der Wolke freigab. Ich weiß nicht, wie viele Leute das sahen, und es dauerte auch nur ca. eine Minute bis die Wolke an der Stelle ganz entzwei war. Aber während der sechzig Sekunden, in denen ich mitten in der Wolke so etwas wie ein Auge sah und um mich herum tausendstimmig das "hosanna in excelsis" ertönte, wurden meine Knie doch ein wenig puddingähnlich.


Nach der Messe gab es dann die Fronleichnamsprozession. Ich marschierte mittendrin mit und konnte leider kein schärferes Photo als dieses hier schießen. Mann, war das schön, mit tausenden von Gläubigen und Priestern die Via Merulana entlangzugehen und dabei rechts und links haufenweise Menschen zu sehen, die die Lieder mitsangen und die Gebete mitsprachen.


Vor Santa Maria Maggiore hatten die Ehrengäste bereits Platz genommen, als wir eintrafen.


Der Herr und sein Knecht: Auf einer von einem Pick-up gezogenen Plattform kniet Papst Benedikt XVI vor der Monstranz mit dem Allerheiligsten. Ich habe nach dieser Aufnahme die Kamera wieder weggepackt. Benediktion und so.


Ich war früher nicht selten mal auf Rockkonzerten. Wenn ich aus der Halle kam, war ich immer wie betäubt. Erstens, weil die Mucke natürlich irrsinnig laut war. Zweitens, weil ich meine "Helden" live gesehen hatte. Drittens, weil ich für ca. zwei Stunden inmmitten der anderen Fans so ein "Wir sind alle eine Famile"-Gefühl hatte. Wenn ich dan zu Hause ankam, wollte ich nur noch schlafen.

Heute gab es keine irrsinnig laute Mucke, sondern Gesang und Gebet. Ich habe meinen Gott live gesehen und ich war für ca. zwei Stunden mit meiner Familie zusammen. Daher ist mir jetzt noch war ums Herz und ich will irgendwie so gar nicht schlafen, sondern lieber durch die ganze Welt rennen, um allen Leuten die beiden ganz einfachen Antworten auf die beiden ganz großen Fragen zu geben:
    "Erstens: Ja, er existiert. Zweitens: Katholisch werden."

Wednesday, May 21, 2008

Der leiwandste Bischof

"Leiwand" ist österreichisch für "prima, knorke, astrein, töfte, klasse, toll, ..." und wird gesteigert, indem man "ur-" davorsetzt. Dieser Bischof ist aber mehr als "urleiwand", daher das Prädikat "am leiwandsten".



Es handelt sich um den Spanier Orlando Arce Moya, der nach einer Karriere in einer chilenischen altkatholischen Splitterkirche von Johannes XXIII in den Schoß der Una Sancta aufgenommen wurde. Daß knorkige an der Geschichte ist, daß der Bischof nicht nur in einem Club die Drums drescht, sondern daß er dabei Soutane, Zingulum und Zucchetto trägt.

Der Unterschied

Habe ich heute in Moraltheologie gelernt:
    "In Frankreich ist alles erlaubt, was nicht schwarz auf weiß verboten ist.

    In Deutschland ist alles verboten, was nicht schwarz auf weiß erlaubt ist.

    In Italien ist alles erlaubt, besonders, was schwarz auf weiß verboten ist."

Na so was!

Mein Angelicum-Kumpel JP Sonnen hat doch tatsächlich auf seinem Blog ein Photo vom Herrn Alipius gepostet. JP "sammelt" sämtliche Ordenstrachten, die man in Rom so sieht. Ich gab ihm also mal ein Bild von mir im Habit, welches er nun veröffentlicht hat. Sein Kommentar:
    "This photo comes to us from our personal favorite: the Augustinian Canons of Klosterneuburg..."
Wow! Danke, JP!

Schreibfäule

Seit zwei Tagen ist es in Rom schwülst drückend und feucht. Stundenlanger Regen mit Blitz und Donner wird hin und wieder mal von 60 Minuten Sonne abgelöst. Der Vogelmist stinkt zum Fenster hinein. Die Schmeißfliegen ekeln sich vor dem Abfall. Auf der Tastatur wächst grün-blauer Schimmel. Maden tummeln sich im Laufwerk. Der Monitor ist von Spinnweben überzogen. Aber mir geht's gut.

In der Klasse meinte heute einer von den NACkern: "It's raining cats and dogs!"

Stimmt.

Monday, May 19, 2008

Als ich noch ein Bub' war...

... wollte ich so sein, wie Indy.

Gestern gab's in Cannes die Premiere des 4. Indiana-Jones-Films. Die Reaktionen der Kritiker sind gemischt, so las ich. Bei Rotten Tomatoes gibt es allerdings laut aktuellem Stand 78 Prozent positiver Kritiken für "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels". Selbst wenn's weniger wären: Ich lasse mir diesen Trip zurück in meine Jugend nicht entgehen.


Ich denke, es ist würdig und recht, sich an dieser Stelle an die ersten drei Indy-Filme zu erinnern.

Ich war grade mal pimpfige 13, als "Jäger des verlorenen Schatzes" auf die Leinwand kam. Mit 13 ist man in der Regel über kommende Kino-Attraktionen noch nicht so richtig informiert. Kumpels meinten, das sei ein Film, den man sich angeblich nicht entgehen lassen darf. Wir also nix wie ins nächste Kino. Es war ein nicht enden wollendes "Wow!" und "Boah!" und "Eyyyy!" und "Coooooooooool!" begleitet entweder von schallendem Lachen oder heftigst in die Sitzlehnen gekrallten Fingern. Wenn ich micht richtig erinnere, so erklärte ich "Jäger des verlorenen Schatzes" nach der Vorstellung erst einmal spontan zu meinem absoluten Lieblingsfilm. Und natürlich ist die Mama aller Indy-Filme auch noch heute ein Streifen, den ich mir immer wieder gerne ansehe. Es stimmen einfach alle Zutaten: Eine fesselnde Story. Ein Held, den man unmöglich nicht mögen kann. Ein Gegner, der so böse ist, wie das Böse eben böse sein kann. Rasante Aktion. Knisternde Spannung. Klasse Effekte. Ein Hauch von Romanze (der uns 13-jährigen Rotznasen damals selbstverständlich nur ein "Uäh!" abnötigte). Und jede Menge unerwachsener Spaß. Und dann ist da natürlich noch die Gesichts-Schmelz-Szene, die heute zwar ultra-hausbacken ist, 1981 aber so dermaßen zombig wirkte, daß wir uns fast unter die Sitze verkrochen. Dieser Film ist ein Klassiker und zählt mit Recht zu den besten Action/Abenteuer-Streifen aller Zeiten.

11 von 10 möglichen Punkten



Nach "Jäger des verlorenen Schatzes" hieß es erst einmal warten. Nein, nicht unbedingt auf die Fortsetzung (von der ich damals noch gar nicht ahnte, daß sie gedreht wurde), sondern auf einen Film, der mich ähnlich packt. Als dann langsam aber sicher klar wurde, daß ein zweiter Indy-Film kommt, wurde ich zappelig. Im Jahre 1984 war es dann endlich so weit: "Indiana Jones und der Tempel des Todes". Bitteschön, wer fragt mit 17 nach einem Plot? Action wollten wir und Action bekamen wir bis zum Platzen. Wir fanden Indies kleinen Sidekick alle doof, aber nur, weil wir ihn heimlich beneideten. Dann waren da die igittigen Insekten und der noch viel igittigere Herzensdieb und das allerigittigste Affenhirn auf Eis. Überhaupt: Einerseits war der Film noch alberner als "Jäger des verlorenen Schatzes", andererseits verbreitete er aber diese doomig-finstere Atmosphäre im Tempel. Naja, jedenfalls hat auch der "Tempel des Todes" für uns voll funktioniert. Alleine schon die Anfangsszene mit Gift und Gegengift und einem wilden Prügel-o-Rama zu flotter Musik. Herrlich! Dennoch: "Tempel des Todes" ist für meinen persönlichen Geschmack der Schwächste der drei Indie-Filme.

8,5 von 10 möglichen Punkten (eigentlich 9, aber 0,5 Punkte Abzug für überflüssige Hysterie bei Kate Capshaw (das Blondchen) und Jonathan Ke Quan (der Kurze)).



Fünf Jahre später ging ein großes "Aaaah!" durch die Kinosäle. Sean Connery und Harrison Ford als Dad und Junior! Was für eine Spitzen-Besetzung! Im dritten Teil der Indy-Saga, "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug", legt sich Professor Jones wieder mit den Nazis an und hat dieses Mal seinen knurrigen Vater dabei. Die Beiden Mischen die Menge richtig nett auf. Zwischendurch haben sie es sogar mal auf dieselbe Schönheit abgesehen. Connery's Albernheiten mit Denholm Elliot sind zum Schießen. Zum Ende hin wird's sehr pop-mystisch und etwas geigenschwanger. Trotzdem: Dieser Film kann alles. Man darf nicht vergessen, daß man beim Zuschauer das Gefühl, ein Spaß- und Staunen-Wunderwerk wie "Jäger des verlorenen Schatzes" zum ersten Mal zu sehen, einfach nicht wieder reproduzieren kann. Daran gemessen ist der "letzte Kreuzzug" klasse, bietet er doch genau die Zutaten, die den ersten Indy-Film so unvergeßlich machten auf eine Art, die trotzdem mitreißt. Bis hin zur Message: Wenn du nicht rein bist, dann laß die Flossen von den Heiligen Dingen, sonst schmilzt du!

10 von 10 möglichen Punkten



Ich kann mir nicht vorstellen, daß Indy 4 so richtig richtig richtig funktioniert, aber ich lasse mich diesbezüglich gerne eines Besseren belehren. Schaumermal.

Willkommen...


... in Neapel.

Was im Artikel nicht gesagt wird, ist, daß die Mafia auch dick die Finger im Spiel hat, und daß die Neapolitaner sich bereits seit Jahren erfolgreich gegen eine weitere Deponie oder Verbrennungsanlage außerhalb der Stadt wehren. Jetzt haben sie halt die Deponie in der Stadt.

Gruselig.

Sunday, May 18, 2008

Das ist einfach zu schön...

(Mit einer Entschuldigung an alle Nicht-Englisch-Sprecher)



Hier zwei Übersetzungen:
0:52 - 0:58
Er: "Mann, meine Blase ist voll!"
Sie: "Ich sorge mich momentan nicht um ihre Blase."
Er: "Klar."

1:42 - 1:54
Sie: "Das war wirklich gut. Sind sie Tänzer?"
Er: "Nee, ich bin nur besoffen."
Beide: "Ahhh...!"
Sie: "Hände gegen das Fahrzeug!"

Saturday, May 17, 2008

Unmenschen

Kaum war Amstetten am Tageslicht, ging in den Medien gleich die Mutmaßung los, inwieweit es sich beim "Horror-Vater" Josef F. noch um einen Menschen handelt.

Jetzt lese ich heute:
    Wien (AFP) - Die Opfer des Inzest-Dramas in der österreichischen Kleinstadt Amstetten werden mit zunehmender Rücksichtslosigkeit von Fotografen belagert, die sich mit Bildern von den Misshandlungsopfern eine goldene Nase verdienen wollen. Wie die Tageszeitung "Österreich" berichtet, wurde in der Nacht zum Freitag ein Fotograf erwischt, der sich auf den Balkon des Krankenhausgebäudes hieven wollte, in dem die 42 Jahre alte Elisabeth F., fünf ihrer Kinder und ihre Mutter psychiatrisch betreut werden.

    Auch ein Mitglied des Klinikpersonals von Amstetten-Mauer habe trotz eines ausdrücklichen Verbots ein Foto eines Familienmitglieds aufgenommen und versucht, es für 300.000 Euro zu verkaufen, berichtet das Blatt.
Tja, wo sitzen denn nun die Unmenschen? Ist es Josef F.? Sind es die Fotografen, die um jeden Preis einen gelungenen Schnappschuß von den Opfern schießen wollen? Sind es die Redaktionen, die den Fotografen solche Schnappschüsse abkaufen (auch wenn sie sich, wie in diesem Beispiel, als Musterknaben hinstellen und das Geschehene anprangern)? Sind es die Zeitungsleser und Fernsehzuschauer, die sich solche Bilder angucken? Aber warum gucken sie sich solche Bilder an? Besteht in der Tat eine Nachfrage nach möglichst akkuratem Splatter oder tränenfeuchten Wangen in Großaufnahme? Oder schaut man es sich an, weil es eben angeboten wird?

Schwierig, schwierig, schwierig. Über den kaputten Josef F. muß ich nicht auch noch urteilen. Das haben die Weltpresse und das Blogiversum bereits erschöpfend getan. Den Fotografen würde ich aber schon gerne ein zünftiges "Schämt Euch, Ihr Säcke!" mit auf den Weg geben. Was die Zeitungsredaktionen betrifft, werden sie ihr "Josef F., die Bestie / der Unmensch / das Tier"-Geschreibe an ihrer Berichterstattung messen lassen müssen (Wow, drei Verben mit Doppel-S hintereinander). Den Lesern und Guckern rate ich: Lebt Euer eigenes Leben und zieht Euch nicht an plakativen Blut- und Tränen-Berichterstattungen hoch.

Kackwelt, manchmal.

Eine sanfte Anklage

Ich weiß, man sollte vorsichtig sein mit dem Jammern über materielle Verluste, wenn gleichzeitig der Tod von Abermillionen von Menschen zu beklagen ist. Trotzdem drängt sich mir die Frage auf, ob es notwendig oder zielführend oder grundsätzlich eine gute Idee war, ein Schloß, welches nach dem Zweiten Weltkrieg noch so ausgesehen hat...






... quasi über Nacht in das hier zu verwandeln:





So geschehen im Jahre 1947 in Goszcz (Goschütz), Südpolen. "Junkernland in Bauernhand" hin, "Krieg den Palästen" her: Das Niederbrennen, Verwüsten oder Zerstören hunderter, völlig intakter, oft noch komplett eingerichteter Schlösser nach dem Zweiten Weltkrieg war eine oberunreife Nummer, liebe Rote Armee.

Ich hab's ja eigentlich nicht so mit "modern"...

... aber als ich Takeshi Miyakawa's Schubladen-Set "Fractal 23" sah, stand mir erstmal eine halbe Stunde der Mund offen.

Viel cooler geht's nun wirklich nicht.

Was wäre wenn...

... Chrales M. Schulz die Watchmen gezeichnet hätte?


Ganz klar: Es wären die Watchpeanuts geworden!

Gefunden bei Evan Shaner

Wochenende

Hallo zusammen!

Es ist Samstag-Mittag und das Wetter ist (noch) prima. Ich habe grade meine Semesterarbeit für das Fach "Einführung in die Weltreligionen" fertiggeschrieben. Thema: Der Fußballsport als religiöse Tradition. Wie es dazu kam? Der Professor ließ uns die Wahl zwischen einem mündlichen Examen und einer 10 bis 15 Seiten langen schriftlichen Arbeit, in welcher wir eine Religion anhand ihrer Charakteristiken darstellen. Ich ging dann nach der Stunde zu ihm und fragte, an welche Religionen er denn so denke. Er meinte: "Alle, nur nicht deine. Das wäre zu einfach. Von mir aus Atheismus oder auch Fußball." Da machte es 'Bingo' und ich stürzte mich in die Arbeit. Und es hat Spaß gemacht. Nicht nur, weil man das Thema mit einem gewissen Augenzwinkern behandeln kann, sondern auch, weil es wirklich ein riesiges Feld ist, das sich im Rahmen einer Semesterarbeit eigentlich überhaupt nicht anständig beackern läßt. Immerhin fand ich genügend Material, um ein 13 Seiten langes Papier zusammenzustellen. Somit wäre also eines von acht Examen schon mal vom Tisch. Ab dem 3. Juni wird es dann heiß: Sieben weitere Examen in zwei Wochen.

Jetzt nehme ich mir für den Rest des Wochenendes frei und spaziere durch Rom, bis der (schon angekündigte) Regen kommt.

Alles Liebe,
Alipius

Thursday, May 15, 2008

Hammer-Seite

Die Seite ist zwar schon seit einiger Zeit online und diverse Blogger haben auch bereits darauf aufmerksam gemacht; aber zu so einer klasse Webpage kann nicht oft genug verlinkt werden: Dieter Philippi präsentiert auf seiner Homepage eine unglaubliche Bildersammlung klerikaler Kopfbedeckungen. Von uns allen bekannten Hüten, Mützen und Kronen bis hin zu "Wie bitte?"-Dingern: Wenn es auf den Kopf paßt und zur Tracht eines Priesters gehört, dann findet ihr es auf dieser Seite. Hier ein paar Bilder als Teaser:







Empfehlenswert ist auch ein Besuch auf der Seite mit den klerikalen Feinheiten. Dort gibt es momentan Schuhwerk, Handschuhe, Pektorale inkl. Schnüre, Fascia undsoweiter. Ich hoffe, daß die Seite weiterhin ausgebaut wird. Es ist ein echtes Schatzkistchen.