Friday, May 29, 2009

Das ist aber gar nicht erbaulich

Die Selige Maria Restituta Kafka wurde am 1. Mai 1894 in Brünn-Hussowitz, Österreich-Ungarn als Helene Kafka geboren. Mit 19 Jahren trat sie dem Orden der Hartmannschwestern in Wien bei. Nach dem Ersten Weltkrieg kam sie als Krankenschwester ins Krankenhaus Mödling und brachte es bis zur leitenden Operationsschwester.

Nach dem Anschluss 1938 weigerte Schwester Restituta sich, Kruzifixe aus den Krankenzimmern zu entfernen. Dieser Umstand und zwei von ihr verfasste regimekritische Texte wurden ihr zum Verhängnis. Sie wurde am Aschermittwoch 1942 direkt aus dem Operationssaal von der Gestapo verhaftet und am 29. Oktober 1942 wegen "Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat" zum Tode verurteilt. Am 30. März 1943 wurde sie hingerichtet.

Trotz kirchlichen Wunsches wurde der Leichnam nicht dem Orden übergeben. Restituta wurde, wie etwa 2700 andere Personen, anonym, in der sogenannten 40er Gruppe des Wiener Zentralfriedhofs verscharrt.

Am 21. Juni 1998 wurde sie anlässlich eines Besuches von Papst Johannes Paul II in Wien selig gesprochen. Ihr liturgischer Gedenktag ist der 29. Oktober.

In der Barbarakapelle des Stephansdoms wurde vorgestern ein Bronzerelief der Ordensschwester enthüllt. Geschaffen hat es Alfred Hrdlicka, der als einer der bedeutendsten lebenden Künstler Österreichs gilt. Die Ausstellung "Religion, Fleisch und Macht – das Religiöse im Werk von Alfred Hrdlicka" im Wiener Dommuseum hat im vergangenen Jahr für Furore gesorgt, weil sich etwas Blasphemie/Pornographie eingeschlichen hatte. Es gab ein klärendes Gespräch zwischen dem Künstler und Kardinal Schönborn, in dessen Folge Hrdlicka dann mit dem Relief von Maria Restituta Kafka beauftragt wurde.

Ich will mich nicht mit der Frage aufhalten, ob dies Kunst ist oder nicht. Ich frage mich nur, warum einer Frau wie Maria Restituta Kafka auf solche Art gedacht werden muß und wo genau ich in diesem Werk das so heiß beschworene Aufeinander-Zugehen von Kirche und Kunst erkennen soll? Wenn es Kirchenkunst ist, dann hätte ich gerne etwas, das mich wenigstens ansatzweise zum Verweilen anregt. Wenn es Kunstkirche ist, dann kann man sowas doch bestimmt auch in einem Museum unterbringen.

9 comments:

Familie Cassian said...

Schock! Das ist ja mit Verlaub SCHEUßLICH!!! Da wäre das Bild, das bei uns im Kindergarten hängt aber tausendmal schöner gewesen, meint Frau Cassian, die im Schwester Restitutakindergarten arbeitet :-)!

FingO said...

Ich muß gestehen, meine Verwirrung ist prolliger Natur und läßt sich mit der Frage "Why boobs?" zusammenfassen. Das müßte nu wirklich nicht sein.

Der Herr Alipius said...

Frau Cassian: Ich glaub's Ihnen, ohne das Bild gesehen zu haben

Phil: Du sprichst nur ehrlich aus, was ich vornehm verschwieg, aber ebenso prollig dachte.

Ghislieri said...

Herr Alipius möge sich an den ultramontanen Künstlern in der Ewigen Stadt erfreuen und uns Hrdlicka, Nitsch, etc. überlassen ... Das konkrete Relief hätte vielleicht, aber wirklich nur vielleicht, in die Konzilsgedächniskirche in Wien Lainz (umgangssprachlich die Garage Gottes genannt) gepasst, aber KEINESFALLS in den Stephansdom. Schlimm finde ich auch die damit verbundene kommunistische Propaganda durch Erwähnung der kommunistischen Straßenbahner ("Märtyrer" laut dem Hw. Hern Dompfarrer).

Der Herr Alipius said...

Also ich persönlich habe das nicht als kommunistische Propaganda empfunden, dachte aber auch, daß der Begriff "Märtyrer" ein wenig weit hergeholt bzw. SEHR übertragen gemeint ist.

Elsa said...

Man muss es positiv sehen: Der Künstler hätte ja versucht sein können, auch noch auf die Straßenbahner zu verweisen und eine Straßenbahn zwischen den Brüsten zu installieren ...

Der Herr Alipius said...

Oh weia!
Jetzt habe ich gleichzeitig kichern und schluchzen müssen!

Mcp said...

Ein Narr, der Narren narrt. Dem Hrdlicka wär es zuzutrauen.

Rosenkranz-Atelier said...

Als Wasserspeier an einer gotischen Kathedralenfassade hätte diese Fratze bestimmt gut gepasst!