- Rom droht "freundliche Entmachtung"
Katholische "Laieninitiative" macht Druck auf Bischöfe.
Wien/Vatikan. In der katholischen Kirche brodelt es, das Verhältnis zwischen Amtskirche und Laien ist am Boden. Das ist zwar insgesamt keine neue Entwicklung, nun könnte der seit Jahren schwelende Konflikt allerdings um eine weitere Eskalationsstufe nach oben gedreht werden.
Herbert Kohlmaier, Ex-Volksanwalt und Obmann der "Laieninitiative", droht im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" der Amtskirche mit einem "organisierten Ungehorsam" der Gläubigen, sollten sich die Bischöfe weiter dem konstruktiven Dialog verweigern: "Wenn sie nicht auf das Kirchenvolk hören wollen, dann hört das Kirchenvolk eben auch nicht länger auf die Bischöfe." Kohlmaier umschreibt das heraufdräuende Szenario als "freundliche Entmachtung" der Amtskirche.
Dabei wollen die Laien den Kirchenbeitrag nicht antasten, weil dies nur die Falschen treffen würde – etwa wenn es um Geld für Kirchenrenovierungen gehe. Vorstellbar sei jedoch, die Eucharistie ohne Priester zu feiern, wie dies etwa historisch auch in der Urkirche der Fall gewesen ist.
Ursache für den Konflikt sind unterschiedliche Sichtweisen auf die Probleme der katholischen Kirche und deren Behebung. Gemeinsam ist beiden Seiten die Sorge um die Seelsorge in den Pfarren angesichts des immer akuter werdenden Priestermangels. Diverse Basisgruppen, zu der neben der Laieninitiative etwa "Wir sind Kirche", "Priester Ohne Amt" sowie die "Pfarrer-Initiative" gehören, sehen diesen Trend als zentrales strukturelles Problem der Kirche, das nur durch neue Mittel und Wege bei der Glaubensvermittlung gelöst werden könne.
In diesem Punkt geht es um die bekannten Forderungen, den Zwangszölibat abzuschaffen, die Priesterweihen für bewährte verheiratete Männer ("viri probati") sowie die Möglichkeit, auch Frauen zu Diakonen zu weihen. Ausländische Priester könnten auf Dauer das Nachwuchsproblem nicht lösen, wird argumentiert.
Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn hat zwar im Juni bei einem Besuch in Rom dem Vatikan ein entsprechendes Memorandum der Laieninitiative übergeben, seitdem herrsche jedoch Funkstille, klagen die Laien. Lediglich der steirische Diözesanbischof und stellvertretende Leiter der Bischofskonferenz, Egon Kapellari, hat in einem Brief auf die Vorschläge reagiert – zwar abschlägig, aber immerhin.
Trotz dieser inhaltlichen Absage will die Laieninitiative nun mit Kapellari weiter im Gespräch bleiben. Zu diesem Zweck veröffentlichte man am Freitag ein Antwortschreiben an den Bischof in Form eines offenen Briefes, der detailliert Gemeinsames und Trennendes auflistet. "Wir sind auf der Suche nach Bündnispartnern unter den Bischöfen, aber so lange Benedikt XVI. in Rom regiert, wird daraus wohl nichts werden", setzt Kohlmaier aber keine allzu hohen Erwartungen in dieses Unterfangen.
Klar, daß dann auch wieder die arme, alte Urkirche her muß. Wenn mir ein Mitglied dieesr "Laieninitiative" mal beweist, daß es für unseren Herrn so zu leiden willens ist, wie die Urchristen (und da gäbe ich mich schon mit einer das Ego schleifenden Annäherung an den Papst und den lokalen Bischof zufrieden), dann dürfen die auch gerne mal "Urkirche" sagen.
Wenn die Basisgruppen den Priestermangel "als zentrales strukturelles Problem der Kirche, das nur durch neue Mittel und Wege bei der Glaubensvermittlung gelöst werden könne" sehen, hätte ich zudem einen netten Vorschlag: Wie wär's, wenn man da als Basisgruppe mal berufungsfördernd agiert und nicht durch selbstverliebtes Medien-Gemache, Drohungen und Panikgeheul den potentiellen Priesternachwuchs verunsichert? Oder ist man dann doch lieber nicht Kirche, wenn es lediglich im Stillen und im täglichen Zeugnis geschieht?
Ich höre aus dieser Richtung ständig, man agiere nur aus Sorge um die Kirche, aus Liebe zur Kirche und zum Besten der Kirche. Doch jede neue Nachricht, die ich lese, zeigt hinter diesem Deckmäntelchen immer wieder den gleichen Machthunger, den man der bösen Anmtskirche permanent vorwirft.
10 comments:
>>Vorstellbar sei jedoch, die Eucharistie ohne Priester zu feiern
Ich muss gerade so herzhaft lachen!
Oh Mann. Nicht schon wieder.
Liebe Laieninitiativler, Wir-sind-Kirchler, Mit-drängender-Sorgler, und sonstige vom selbergestrickten "Geist" des II. Vatikanums Beflügelte, oder vielleicht doch eher Besessene: Werdet's doch bitte endlich altkatholisch oder evangelisch oder sonstwas. Dort gibt's doch schon alles, was ihr Euch so sehnlich wünscht. Das spätpubertäre Protestgehabe müßtet Ihr dann natürlich lassen. Aber Ihr würdet damit wenigstens beweisen, daß es Euch aufrichtig um die Sache und eben nicht um das medienwirksam ausgetragene -- und nur Euch selbst nicht zu Tode langweilende -- Herumrebellieren geht.
Ach so. Und gerade deswegen tut Ihr das nicht, gell?
Freud würde da irgendwas von nem Vaterkomplex sagen, oder?
Die Urkirche muss ja für wahrhaft viele Unsinnigkeiten herhalten - ich finde so etwas geschmacklos und rotzig.
Nach deren Meinung war die Urkirche protestantisch *kopfschüttel*
arme Teufel
Um mir mal den Zorn aller Leser herbeizuziehen...
Ich habe nichts gegen Frauen in der Seelsorge.
Wenn, dann aber nicht nur als Diakonin bitteschön, sondern eben auch Priesterin.
Das muss dann auch drin sein!
Also, zwischen "nichts dagegen haben" und "ständig massiv und plärrend einfordern" besteht immerhin ein feiner Unterschied. Und die Frage, warum Frauen nicht zu Diakoninnen geweiht werden können, hast Du natürlich selbst beantwortet => Weil dann auch das Priesteramt drin sein müßte, es aber nicht ist.
@feline und andere: Mit Zorn kann ich nicht aufwarten, wohl aber mit einem nach langer Suche gefundenen Link zu Inter Insigniores. Bei Interesse bitte dort nachlesen, warum die Frauenordination eben nicht drin ist -- die Lektüre lohnt sich, und kommt (was viele wohl überraschen wird) so gar nicht frauenfeindlich daher.
@Alipius: Ist die lateinische Fassung dieser Erklärung irgendwo abrufbar? Auf der Vatikan-Website suche ich das Teil bisher vergeblich...
Ach super! Ich wollte selbst nach einer deutschen Fassung von Inter insigniores suchen! Danke für's Arbeit-Abnehmen!
Wenn's die lateinische Fassung auf der Vatikan-Seite nicht gibt, sieht's düster aus. Hast Du Wikipedia schon gründlich abgegrast?
Sieht so aus. Außer einem Link zu einer weiteren deutschen Fassung auf womenpriests.org (würg) finde ich dort aber nichts.
Eine englische Fassung habe ich übrigens hier gefunden. Verba tamen Latina nusquam in rete inveniuntur. Irgendwer sollte die Verantwortlichen im Vatikan dezent darauf aufmerksam machen, daß gerade dieses Dokument gerade heute doch etwas leichter zugänglich sein sollte, und zwar in allen verfügbaren Sprachen!
@Raphaela
Ich nehme diesen Hinweis erst einmal gerne auf, um mich nochmal einhehender damit zu beschäftigen.Mal sehen was dabei raus kommt...
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