- Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Tetrarch von Galiläa, sein Bruder Philippus Tetrarch von Ituräa und Trachonitis, Lysanias Tetrarch von Abilene; Hohepriester waren Hannas und Kajaphas.
Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias. Und er zog in die Gegend am Jordan und verkündigte dort überall Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden.
So erfüllte sich, was im Buch der Reden des Propheten Jesaja steht: Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! Jede Schlucht soll aufgefüllt werden, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden. Und alle Menschen werden das Heil sehen, das von Gott kommt.
Was mir ein wenig komisch vorkam war, daß er sich nie darüber äußerte, was man für die Armen tun kann, aber jede Menge Phantasie aufbrachte, wenn es darum ging, die Wohlhabenden zu entmachten und zu ruinieren. Sprich: Er nahm das Magnifikat irgendwie nur zur Hälfte wahr:
- "Er stürzt die Mächtigen vom Thron..." und "... läßt die Reichen leer ausgehen": Prima!
"... und erhöht die Niedrigen" und "Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben...": Interessiert keine Sau!
- Er: "Was der Prophet und der Evangelist sagen wollen: Alles, was an Besitz, Bequemlichkeiten, Versorgungs-Standard, Privilegien, ja selbst an Bildung auch nur um ein Haar über den Meeresspiegel hinausragt, gehört eingeebnet."
Ich: "Und weiter...?"
Er: "Wie jetzt, 'weiter'?"
Ich: "Naja... Es wird ja nicht nur eingeebnet, sondern auch aufgefüllt."
Er: "Och, das ist, glaub' ich, nur bildlich gemeint..."
Ich sehe schon, warum und daß man Jesaja zu einem Aufruf zur Revolution lesen kann, wenn man denn unbedingt will. Ich sehe aber noch viel eher und viel klarer, daß der Aufruf nicht an eine pikenschwingende Meute, sondern an jeden Einzelnen gerichtet ist und sich weniger auf die äußeren Lebensumstände als auf die Seelen-Hygiene bezieht:
- Jede Schlucht soll aufgefüllt werden, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden.
Jedes Loch der Abwesenheit des Guten, welches Du in Dir findest, soll gnadenvoll werden. Jeder Berg des Sündenüberflusses soll schamesrot ins Meer springen und für immer darin versinken. Jeder krumme Weg, auf dem Du wandelst, soll zu einer schnurgraden Straße in Richtung Heil werden. Jeder Versuchungs-Hubbel, der Dir das Reisen erschwert, soll plattgetreten werden von Deinen Füßen, die sich unwiderstehlich angezogen fühlen vom menschgewordenen Gott.
5 comments:
Wenn Du dann mal soweit bist, sei bitte so gut und so bescheiden, Deine Predigten ins Netz zu stellen, ja?
Als ich das vorhin gelesen hab, war es mir eine Aufforderung zur Mission. Erstmal Freude: Der Herr wird kommen! In Größe, in Pracht, in Freude, und die Erlösten ziehen hinter Ihm her, wie die Armen aus dem Exil. Aber wir müssen den Weg bereiten, Hügel einebnen, Täler füllen, damit der Herr auf breiten Wegen in jedes Herz einziehen kann. Besonders konkret war das noch nicht. Aber da hast Du jetzt geholfen: In der eigenen Seele anfangen. Jawoll! Danke. :)
Gerne! ;-D
Ja, damit kann ich schon eher was anfangen :-)
Ich denke, man darf für jenen Bekannten nicht ausschließen, daß er mit dem Alter ein wenig weiser geworden ist. Mag sein, daß er längst mit einem etwas genierten Lächeln an seine Sätze von damals denkt - hmm, ich könnts ihm nachfühlen. Mag auch durchaus sein, daß er inzwischen längst ein äußerst fleißiger Arbeiter in Gottes Weinberg ist - oder daß er es morgen wird. Ist ja bei dem, der Krummes gerade macht, nicht ausgeschlossen.
...sich unwiderstehlich angezogen fühlen vom menschgewordenen Gott!
Das wäre dann aber schon ein Zustand höherer Gnade. Gefällt mir trotzdem :-)
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