Sunday, December 11, 2005

Das zwölfte Türchen...

Salve!

Ich hab jetzt endlich mal ein wenig meinem Namenspatron hinterhergegoogelt und Folgendes herausgefunden:

Der Gedenktag variiert zwischen 15., 16. und 17. August. Im Stift ist es der 17.

Die häufiger anzutreffende Schreibweise des Namens ist "Alypius". Aber Tradition in Klosterneuburg ist die Version mit den zwei "i". Der Name stammt aus dem Griechischen. Und wenn ich meinen eigenen Kenntnissen und den Quellen, die ich fand, trauen darf, dann bedeutet der Name übersetzt entweder "ohne Schmerzen" bzw. "ohne Kummer" oder "keine Schmerzen/keinen Kummer verursachend". Da niemand frei von Schmerzen oder Kummer ist, nehme ich an, daß die zweite Übersetzung etwas gültiger ist.

Das Bildchen des Heiligen Alipius stammt von unserer englischsprachigen Webseite.


Ich erinnere mich grade daran, daß ich immer mal wieder mit Leuten spreche, die nicht begreifen können oder einsehen wollen, warum es in der Katholischen Kirche Heilige gibt. Meistens gehen die Argumente in folgende Richtung: "Wenn Gott allmächtig ist, dann kann ich mich doch auch gleich an ihn wenden und muß nicht die Extratour über einen oder mehrere Heilige machen. Oder gibt es im Himmel so eine Art Vorzimmer mit Telefonzentrale, in dem die Heiligen die Anrufe der Betenden entgegennehmen, sie auswerten und dann entscheiden, welche Bitten es wert sind, dem mal wieder total überbeschäftigten Gott auf den Schreibtisch gelegt zu werden?". Oder auch knapper: "Boah ey, voll der Götzendienst, ey!"

Hier liegt ein nicht ungravierendes Mißverständnis vor. Nicht, daß ich bereits Theologe genug wäre, es fachlich wasserdicht aus der Welt zu schaffen. Aber ich kann ja mal sachte meine Sichtweise präsentieren.

In grauer Vorzeit, als das Christentum sich in einer ihm feindlichen, heidnischen Welt ausbreitete, waren die Gläubigen ausgesprochen dankbar für das Beispiel der Märtyrer oder Bekenner, die entweder unter nicht sonderlich appetitlichen Qualen oder häufiger gar bis in den Tod an ihrem Glauben festhielten. Diese Beispiele machten Mut, spornten an, gaben Saft. Ja, Ihr habt schon richtig gelesen. Es gab mal eine Zeit, da zählte nur dies: Der Glaube an Christus und die Liebe zu ihm. Egal wie heiß der Rost brannte oder die Eingeweidenzange glühte.

Später, nachdem das Christentum unter Theodosius Staatsreligion geworden war und es Märtyrer nicht mehr wie Sand am Meer gab, dienten zum Beispiel Mönche mit besonders asketischer Lebensweise, Geistliche, die sich um die Verbreitung des Glaubens verdient machten oder Christen mit besonders mystischer Befähigung als Vorbilder.

In all diesen Beispielen wurde Christus für die "Normalgläubigen" in einem lebenden Menschen zugänglich. Diese Heiligen wurden zu besonderen Zeichen der Gemeinschaft. Und sie dienten als eine ganz heiße Verbindung in das nächste, das angestrebte, das eigentliche Leben, eben aufgrund ihrer besonderen Christusliebe und -nähe. Logo, daß da der Gedanke nahe lag und liegt, sich im Gebet an solche Menschen zu wenden, sei es in Not, sei es aus Dank, sei es zur Meditation. In diesen Menschen kann man ein unmittelbares Wirken Christi nicht nur finden, sondern ansprechen, betrachten und bedenken.

Und daher wird in den Heiligen letztlich immer und ausschließlich Christus verehrt, und es ist schlimme Augenwischerei, hier von "Götzendienst" zu reden. Daß man der Katholischen Kirche damit keinen Gefallen tut, ist eh klar. Aber auch man selbst versperrt sich eine ganze Welt wunderbarer, anregender und nachahmenswerter Beispiele, wenn man das Leben der Heiligen als "Märchen" abtut und ihre Verehrung in die "Idolatrie"-Schublade pfropft. Nebenbei bemerkt bin ich wirklich erstaunt über das Maß an Blödheit, welches den Katholiken zugetraut wird, wenn man ihnen nachsagt, sie beteten Bilder an und nicht das, wofür die Bilder stehen.

Wenn ich jetzt von "Opfern" rede, so meine ich nicht die Menschen, die man wirklich als Opfer bezeichnen kann. Denn die sind meistens zu geschwächt oder zu tot als daß sie sich groß bemerkbar machen könnten. Ich rede von denen, die sich jeglicher Daseinsform von "Opfer" gerne annehmen, um selbst in die Rolle schlüpfen und ein wenig rumlärmen zu können.

In der heutigen Zeit ist es natürlich so, daß das Interesse der immer mehr sich vom Glauben entfernenden Öffentlichkeit eher auf "Opfer" als auf "Heilige" gerichtet ist, "Opfer" kann dabei jeder sein, vorzugsweise natürlich man selbst, solange es einem entweder einen spektakulären Gerichtsprozess mit sattem Schmerzensgeld oder ein paar schicke Schlagzeilen in der Bild oder fünf Minuten bei Andreas Türck einbringt, oder solange es einen wenigstens dazu berechtigt "verfolgt", "unterdrückt", "geschändet", "gehaßt" oder "diskriminiert" zu sein. Ich versuche grade, mir das antike Rom vorzustellen, in dem ein Häuflein Christen mit Transparenten durch die Straßen tingelt und zu "Toleranz", "Weltoffenheit" oder zum "Aufbrechen verkrusteter Strukturen" auffordert. Eher nicht. Diese Männer und Frauen hatten ein größeres Gut als die Lautstärke. Und ich weiß, daß es um die Welt im Allgemeinen und um alle Verfolgten, Unterdrückten usw im Besonderen weitaus besser stünde, wenn nur wieder genügend gebetet würde. Oh, ich weiß, das klingt sehr einfach. Aber das ist ja eben das Schicke: Es ist einfach! Alles, was man braucht ist Glaube!

Kann irgendjemand sich vorstellen, wie wunderbar das wäre? Eine Welt, die leise ist und voller Gottvertrauen? Naja, für den modernen Menschen könnte das natürlich auch wie ein Alptraum klingen. Gut, daß modern bald aus ist.

Alles Liebe,
Alipius

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