Saturday, May 23, 2009

"The odd one out"

So heißt in England ein Spiel, in dem man aus einer Gruppe von Gegenständen das Teil heraussuchen muß, welches nicht zu den anderen paßt. Sesamstraße-Guckern von anno dazumal ist das Prinzip als "Eins von den Kindern macht etwas anderes" bekannt.

Wir spielen das jetzt auch mal.

In Marburg findet vom 20. bis 24. Mai ein Kongress für Psychotherapie und Seelsorge statt. Auf der Rednerliste finden sich zwei Namen wieder, die manch einer dort lieber nicht gesehen hätte: Dr. Christl Ruth Vonholdt, Deutsches Institut für Jugend und Gesellschaft (DIJG), Ärztin und wissenschaftliche Expertin auf dem Gebiet der Homosexualität und Markus Hoffmann, Leiter von Wuestenstrom e. V., einer Beratungsorganisation für Fragen des Missbrauchs, der Pädophilie, Sucht und Homosexualität. Hoffmann hat seine Wandlung vom Schwulen zum Heterosexuellen einst so kommentiert: "Meine Identität war gereift, genügend positive Selbst- und Objektrepräsentanzen waren entstanden und damit wurde für mich die Homosexualität als Ich-Stütze überflüssig, heterosexuelle Gefühle konnten hervortreten." Vonholdt überraschte beim letztjährigen Christival in Bremen mit dem Satz: "Es gibt in der Nachfolge Jesu nur zwei Lebensformen: erstens die Monogamie zwischen Mann und Frau, zweitens die sexuelle Abstinenz."

Somit war für die Beiden der Ofen erstmal hochgradig aus. Zwar gibt es im gesamten Programm der Kongresses (welches man sich hier als .pdf herunterladen kann) keinen einzigen Hinweis auf Homosexualität oder gleichgeschlechtliche Beziehungen. Dennoch tauchten in Marburg ca 1.000 Kongressgegner auf und demonstrierten, zusammengerufen vom Bündnis "Kein Raum für Sexismus, Homophobie und religösen Fundamentalismus". Die Sprüche, die sie mitbrachten, entziehen sich der Kategorie "Kommentierbar". Es sei nur darauf hingewiesen, daß nicht alle Slogans etwas für schwache Nerven sind.

Jetzt aber das Spielchen: Welcher der folgenden Sprüche war in Marburg nicht zu lesen oder zu hören?
    "Für das Recht auf freie sexuelle Bestimmung – nach dem Tode Gottes"

    "Freiheit allen Perversen"

    "Wenn ich groß bin, werd ich schwul"

    "Glaubst Du noch oder denkst du schon?"

    "Vögel Deinen Nächsten wie Dich selbst"

    "Wir sind hier, um Eure religiösen Gefühle zu verletzen"

    "Jesus, du Opfer"
    (neben dem Graffiti eines gekreuzigten Schweines)

    "Schulen müssen queerer werden"

    "Deutsche, kauft nicht bei Christen"

    "Hölle, Hölle, schert uns nicht, weg mit der Geschlechterpflicht"

    "Politischer Islam, evangelikaler Fundamentalismus und esoterische Schwätzer müssen in Theorie und Praxis bekämpft werden"

    "Gegen christliche Spinner"

    "Eure Kinder werden so wie wir"

    "Christen fisten"

    "Hätt’ Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben"
Gegen Bigotterie, Intoleranz und Hetze! Juchei! Für Meinungsfreiheit, Gewaltlosigkeit und Respekt!

Vor dem Hintergrund des Verhaltens der Gegner der christlichen/katholischen Morallehre, welches wir in den letzten Jahren in Wien, in Berlin, in Argentinien und in San Francisco bewundern durften, proklamiere ich aufgrund mangelnder Gegenbeweise jetzt mal apodiktisch, daß solche Leute notwendigerweise nichts zu bieten haben, als Forderungen, die sie, wenn es um ihr eigenes Benehmen geht, einen feuchten Kehricht interessieren. Bin aber gerne bereit, mich überzeugen zu lassen, sagen wir mal von Bildern, die zeigen, wie Abtreibungs- oder Homo-Ehen-Befürworter einerseits unvermummt, andererseits aber bekleidet, zivilisiert und mit Respekt vor dem Anderen ihren Standpunkt unters Volk zu bringen versuchen. Und, nein, dumpfe Rechtsextremisten, die in Osteuropa CSDs aufmischen zählen hier und heute nicht, denn diese Jungs fordern ja auch nicht Gewaltfreiheit oder Toleranz oder Meinungsfreiheit. Das heiße ich selbstverständlich nicht gut, aber es erfüllt andererseits nicht den von mir immer wieder beklagten Tatbestand der Doppelzüngigkeit im extrem linksliberalen Lager. Und bitte bleibt mir auch vom Leib mit "Der Vatikan ist aber auch doppelzüngig, denn er spricht von Liebe und verbietet Abtreibungen und Homo-Ehen". Wenn der Vatikan von Liebe spricht, dann tut er dies vor dem Hintergrund der gesamten christlichen Lehre. Wenn diese keinen Spielraum für Abtreibungen oder Homo-Ehen zuläßt, ist das für die Betroffenen sicherlich unschön. Aber der Vatikan bleibt sich wenigstens treu und geht trotz drohendem "Imageverlust" nicht in die Knie oder ruft (wie manche es zu gerne hätten und auch schon oft genug in Papst-Reden hineininterpretiert haben) gar zu "Haß" auf. Wenn Ihr Haß wollt, denkt nochmal an Sprüche wie "Hätt’ Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben", "Christen fisten" oder "Wir sind hier, um Eure religiösen Gefühle zu verletzen".

Ach ja: Weiß jemand die Lösung?

7 comments:

Kaplan Jäger said...

Ich glaube, ich habe die Lösung!
Kann es sein, dass dieser Spruch die braune Gesinnung dieser Zeitgenossen widerspiegelt?

Mcp said...

Es gibt allerdings auch kompetentere Stimmen, die Kuby widersprechen: Gabriele Kuby und die Homosexuellen. Eine interessante Diskussion. Ich schätze Kuby und Lichtmesz sehr. Ich denke da besteht tatsächlich ein Diskussionsbedarf.

Was diese Demonstranten angeht, so erübrigt sich jede Diskussion. Allerdings, dass ist nicht der braune, sondern der rote Mob, der hier marschiert. Die sollte man, wenn ich dies in aller Demut anmerken darf, schon beim richtigen Namen nennen.

FingO said...

@Mcp: Es ging um den Spruch "Deutsche, kauft nicht bie Christen".

Was ich immer wieder witzig finde, ist, daß auf solchen Demonstrationen gefordert wird, daß man Homosexualität als normal und natürlich anerkennt - INDEM MAN SEINE BESONDERHEIT BIS ZUM EXZESS DEMONSTRIERT. Mit dem AVGN frage ich "What where they thinkin'?"

Ich muß sagen, daß, auch wenn ich katholischerseits natürlich Homosexualität falsch finde, ich nichts per se gegen Homosexuelle habe (ansonsten müßte ich was gegen alle Sünder haben und wäre ein einsamer Mann voller Selbsthaß, mal ganz davon abgesehen, daß das nicht der christliche Weg ist), die ihre Sexualität so leben, wie es auch ein anständiger Heterosexueller tut: ZUHAUSE. Ja, ich bin so widerlich bieder, daß mich auch die heteroschmuserei in der öffentlichkeit nervt. Ich wäre sogar versucht, an eine natürlichkeit der Homosexualität zu glauben, wenn nicht so viele Homosexuelle (wie auch unser Herr Bürgermeister) immer wieder sich mit ihrer Sexualität darstellen müssen. Ich denke, daß ist ein klassischer Fall vom Schnitt ins eigene Fleisch.

Der Herr Alipius said...

Mir geht's in erster Linie gar nicht darum, ob Homosexualität nun angeboren oder anerzogen, veränderbar oder unveränderbar ist. Mich stört diese "Was nicht sein darf, das kann nicht sein"-Attitüde der Demonstranten.

Es muß doch noch möglich sein, über solche Dinge zu reden (obwohl sie das ja auf dem Kongress, wenn ich dem Programm glauben darf, noch nicht mal getan haben).

Klar ist das der rote Mob. Umso widersinniger sind ja die Methoden. Ich dachte immer, die wollten sich vom braunen Mob absetzen. Wollen sie aber wohl nur inhaltlich, nicht formal.

Und ich stehe voll hinter dem letzten Absatz des von Dir verlinkten Artikels:

Wer sich an Gabriele Kuby reibt, darf freilich von der penetranten Aggressivität der Berufshomosexuellen und ihren durch den Zeitgeist begünstigten Seilschaften und „positiven Diskriminierungen“ nicht schweigen. Der legitime Widerstand gegen deren Agenda und die Auswüchse des „Gender Mainstreaming“ sollte nicht durch seitenverkehrte Irrtümer beschädigt werden, die dem Gegner nur willkommenes Wasser auf die Mühlen leiten. Die unauflösbaren Widersprüche des Lebens zu akzeptieren, und ihnen eine erträgliche, freiheitliche und vernünftige Form zu geben, das erschiene mir wahrhaft „konservativ“.
Nichts weiter wünsche ich mir in der Debatte: Mehr Vernunft, weniger Geschrei. Mehr Verstand, weniger Gefühl.

Ich weiß, daß ich selbst auch hin und wieder schreie, aber manchmal muß es auch wirklich einfach raus.

Der Herr Alipius said...

@ Phil: Schön passendes Nerd-Zitat!

Auch ansonsten Zustimmung.

Mcp said...

@Alipius
Da sind wir und einig.

Der braune und der rote Mob sind beide radikal. Das bestimmt ihre Methoden. Boykottaufrufe ist für die Linke seit dem Shell- Boykott ein probates Mittel im politischen Straßenkampf. Der reicht von israelischen Waren, über bestimmte Bekleidungsläden bis zum Buchhändler Amazon, weil der Bücher vertreibt, die auf dem linken Index Librorum Prohibitorium stehen. Der Unterschied zwischen Rassehass oder Klassenhass ist theoretischer, nicht praktischer Natur.

Ich habe die Gedankengänge schon verstanden, nur ist man dabei die Linke in dem Maße zu verharmlosen, wie man die Rechte dämonisiert. Ich will nicht, das vergessen wird, das auch die Linke eine gewaltigen Berg Leichen im Keller hat. Der Sozialismus ist auch dann ein Verbrechen, wenn er sich internationalistisch generiert. Gysi hat erst kürzlich zwischen guten und bösen Diktaturen unterschieden. Dreimal dürfen Sie nun alle raten, wer die Guten waren.

Aber gut, ich will keinen Nebenkriegsschauplatz eröffnen.

Der Herr Alipius said...

Ne, in der Beziehung sind wir eh im gleichen Boot.

Diktatur ist Diktatur, egal ob links oder rechts. Da zwischen "Bösen" und "Guten" zu unterscheiden ist wie der Unterschied zwischen einem Kothaufen und einem Kacke-Sandwich ohne Brot.