3 days ago
Tuesday, October 28, 2008
Mit Christus auf dem Kalvarienberg
Katholische Helden heute: In diesem Video sieht man junge Männer, die sich vor der Kathedrale in Neuquén/Argentinien zum Rosenkranzgebet eingefunden haben, um das Gotteshaus vor einer Demonstration von Abtreibungsbefürwortern zu schützen. Denn die ziemlich militante (wie man im Video spätestens ab Minute 4 gut sieht) Truppe von sozialistischen Kampf-Aborteusen und bedreadlockten Berufsverweigerern war und ist natürlich auf die Katholische Kirche gar nicht gut zu sprechen. Also organisierte man eine Demo und gab wohl im Vorfeld etwas zweideutige Statements von sich, so von wegen "Kathedrale" und "Schändung". Deswegen standen die Jungs vor der Kirche.
Mein Spanisch ist so gut wie nicht-existent, daher konnte ich nicht verstehen, was die jungen Damen den Betenden so zu sagen hatten (Mir hat's eh schon gereicht, daß in einem der Schlachtrufe immer wieder die Wörter "Maria" und "Puta" vorkamen). Wenn ich mir allerdings Mienen und Körpersprache anschaue, dann muß ich nicht zweimal überlegen, bevor ich weiß, wo die Irrationalität nistet.
Hut ab vor dem Bischof der Stadt: Der kam vor der Demonstration aus der Kirche, um gegen die Versammlung zu protestieren. Und zwar gegen die Versammlung der betenden jungen Männer. Er warf ihnen vor, auf Mische auszusein und die Situation anzuheizen. Er verkroch sich dann wieder in der Kirche und das ist erst der Zeitpunkt, ab dem der Film die Situation wiedergibt. Schaut ihn Euch an. Von Provokation seitens der Beter kann keine Rede sein. Sie wurden grob behandelt und ihre einzige Reaktion war das Gebet.
Wenn auch das Beispiel des Bischofs mich so ein wenig zwischen Mitleid und heiligem Zorn hin- und herschwanken läßt, so bin ich doch wirklich und ehrlich von Freude erfüllt, wenn ich sehe, daß junge Kerle noch den Mut und den Willen haben, mal einem gewissen Vorbild zu folgen und sich ohne Gegenwehr anspucken, beschimpfen, anrempeln und anpöbeln zu lassen.
Das alles geschah bereits am 15. September, aber der schläfrige Herr Alipius hat's halt mal wieder nicht eher geschnallt.
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9 comments:
Ein ganz erstaunliches Video. Danke dafür.
Der Begriff "sozialistischen Kampf-Aborteusen" gefällt mir. Ich werde ihn, sofern Sie keine Einwände erheben, wohl gelegentlich verwenden.
Zunächst betätige ich mich mal wieder als advocata diaboli: Du schreibst von Abtreibungsbefürwortern - es geht den (zu Recht!) Kritisierten nicht darum, Abtreibung zu wollen - das will wohl niemand, außer vielleicht extrem skrupellose Geschäftemacher unter den Ärzten! -, sondern ein gesetzlich festgeschriebenes Recht auf Abtreibung zu wollen. (Bitte häng mich jetzt nicht wegen dieses Ausdruckes, ich weiß, daß es kein moralisches Recht darauf geben kann!) Auch wenn wir uns einig über die Scheußlichkeit von Abtreibung sind, sehe ich eine furchtbare Zwickmühle: Wo diese Form des Mordes gesetzlich absolut unmöglich gemacht ist, kommen die Engelmacher und die Stricknadeln ins Spiel. Das nur nebenbei.
Sehr bedauerlich finde ich, daß unter den Betenden nicht eine Frau ist. (Und bitte, jetzt argumentiere mir keiner mit den schützenswert-schwachen Weibern, die man einer solchen Gefahr nicht sich aussetzen lassen darf.) Ganz großartig finde ich den jungen Mann, der für eine hysterische Ziege, die ihn schubst und bespuckt, ein freundlich-spöttisches Lächeln hat, irgendwo in der 2. Minute.
Die Demonstranten (nicht die Beter!) zeigen übrigens deutlich eine zutiefst undemokratische Haltung: gewaltsames Vorgehen gegen friedliche Gegner, Wegreißen und Verbrennen der Transparente der Gegenseite - solche Bilder kenne ich aus Berichten über mancherlei Diktaturen, nicht nur in Deutschland.
Schwierigkeiten bereitet mir trotz aller Sympathie für die Hüter vor der Kirche der Eindruck, Gebet werde hier als eine Form der Demonstation benutzt. Das mag an meiner Überempfindlichkeit in diesen Dingen liegen.
mcp: Klar, der Begriff ist nicht geschützt, also greifen Sie zu ;-)
Claudia: Du hast natürlich vollkommen recht: Abtreibungen um der Abtreibungen willen will niemand, außer denen, die damit kräftig absahnen können und gleichzeitig das nötige moralische Defizit besitzen. Und natürlich lauern immer irgendwo die außerklinischen Abtreibungsvarianten. Diesem Dilemma kann man entgehen, wenn man die Lehre der Kirche ernst nimmt. Natürlich ruft dies wiederum Protest hervor, weil die meisten Menschen heutzutage Sex natürlich immer dann haben wollen, wenn sie glauben, ihn zu brauchen und nicht, wenn er der Fortpflanzung dient. Immerhin kann man der Kirche nicht vorwerfen, sie böte keine Alternative. Sexentzug (wenn es so etwas denn überhaupt gibt) hat noch keinen davon betroffenen Menschen getötet. Abtreibung tötet jeden davon betroffenen Menschen.
Daß keine Frauen dabei sind könnte damit zu erklären sein, daß es sich bei den Betern vielleicht um eine Art katholischen Jungen-Club handelt. Keine Ahnung.
Klar ist das Verhalten der der Demonstranten tyrannisch. Es geht ja bei solchen Veranstaltungen auch selten um demokratischen Diskurs.
Wenn man "Demonstration" von seiner lateinischen Wurzel (demonstrare: hinweisen, verdeutlichen, kenntlich machen etc.) ableitet, sehe ich kein Problem. Auch die circa im 19. Jhdt. aus dem englischen übernommene Bedeutung "öffentliches Kundtun einer Meinung" ist noch in Ordnung, solange es so friedlich und überzeugt geschieht, wie in diesem Video. Finde ich zumindest.
Vielen Dank für dieses Video. Erschreckend und faszinierend zugleich. Es ist immer wieder bedenklich, wie sehr gerade jene, die nach Freiheit, Demokratie und Toleranz schreien, dies genau selbst nicht praktizieren.
Besonders absurd fand ich gegen Minute 6 die Schlachtrufe "Mörder, Mörder" - fragt sich, wer hier was befürwortet!
@ Claudia et Alipius:
Ich sehe sehr Frauen und Mädchen unter den Betern, und zwar genug davon, nämlich ab der zweiten Reihe. Allein in der ersten Reihe stehen nur Männer, was wohl angesichts der Aggressivität und Gewaltbereitschaft der Demonstranten nachvollziehbar sein dürfte!
Thomas
VIelen Dank. Der Mut der jungen Beter steckt (hoffentlich) an.
@anonymus: Danke für den Hinweis auf die betenden Frauen - da habe ich nicht richtig hingeguckt. Danke auch für die Übersetzung des Schlachtrufes, das ist wirklich unsäglich, Logik wächst halt nicht an den Bäumen…
Alipius, wir werden damit leben müssen, daß es Menschen gibt, die nicht kirchlich und nicht christlich sind. Weil sie es nicht wollen, nicht begreifen, nicht gelernt haben, es ihnen durch tyrannische Erziehung christlicherseits ausgetrieben wurde (Beispiele sind mir bekannt). Aber solange Leute nicht ihre letzte Hirnzelle freiwillig an irgendeiner Garderobe abgegeben haben, kann man sie trotzdem darüber aufklären, daß aus biologischer Sicht eine befruchtete Zelle alle Anlagen hat, die der Erwachsene (wenn denn einer draus wird) braucht, gebraucht oder brachliegen läßt. Auch, daß ein Kind in dem Moment, wo die Mutter die Schwangerschaft bemerkt, Schmerz und Angst empfinden kann, ist für den Biologen selbstverständlich. Da und nicht bei Moral und Gebot sollten wir mit der Aufklärung ansetzen. Denn das kann jeder mit einem Mindestmaß an gutem Willen verstehen. Wo dies Mindestmaß fehlt, sind wir machtlos.
Mir persönlich ist es immer noch lieber, dass Leute christlichen Bekenntnisses betend "demonstrieren",
als dass Anhänger einer, sagen wir mal im Orient verbreiteten Religionsgemeinschaft ihre Meinung mit Hilfe von Molotowcocktails und Sprengsätzen kund tun. Bisschen wenig Courage seitens des Episkopen.
Hm.Also manchmal denk ich doch an die Zeiten zurück, da ich Mitglied der berühmt-berüchtigten Lederjackenfraktion des SDS war. Aber heute müssen wir ja fromm sein, und vor allem dürfen wir sowieso keine Mädchen hauen. (Aber vielleicht wenigstens ein paar dumme Jungs?)
Wenn's auch in den Fingern juckt wie Schießpulver: Das Nicht-Hauen ist immer vorzuziehen. In Australien haben während einer Prozession des WYD hysterische Schwulen-Aktivisten die Gläubigen mit Kondomen beworfen. Man betete einfach weiter und würdigte die Aggressoren keines Blickes, was den Katholiken mehr als ein "Hut ab!" und den Schwulen mehr als ein "Ihr Spinner!" in der Presse eingebracht hat. Dies wohlgemerkt in Australien!
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