.. (bzw. Monaten) gab's ja jede Menge mehr oder weniger interessante Aussagen mehr oder weniger freundlicher Natur über Papst Benedikt XVI im besonderen und die Katholische Kirche im allgemeinen.
Von Williamson über Kondome bis hin zu Yad Vashem gab es reichlich Gelegenheit, dem Heiligen Vater entweder ans Bein zu pinkeln, oder sich mit rausgestreckter Brust und hochgezogenen Augenbrauen vor ihn zu stellen.
Meine Loyalität und meine Stimme gehören in diesen Situationen natürlich dem Katholischen Glauben, der Lehre meiner Kirche und der Person des Papstes. Nicht weil ich zu blöd bin, andere Modelle durchzuspielen. Nicht weil mein Geist nicht frei genug ist, auch mal auf anderen Weiden zu grasen. Sondern weil ich plötzlich doch immer wieder hier stehe, am Portal der Kirche, Heilige Schrift und Katechismus in den Händen, das Herz leicht und richtung Himmel forschend, die Augen hinüberschielend zum Heiligen Vater, dankend und denkend: 'Was du sagst, lieber Benedikt, das ergibt für mich einen Sinn. Oft rührt es mich an. Nie widerspricht es dem, was ich glaube. Und immer wird es dem Menschen in seiner Natur als von Gott geschaffenes, vernunftbegabtes Wesen gerecht'.
Ich habe in den letzten Wochen Kommentare und Artikel von Leuten gelesen, bei denen es genau umgekehrt zu sein scheint. Ihre Loyalität gehört nicht dem Katholischen Glauben, nicht der Lehre der Kirche und nicht der Person des Heiligen Vaters; darf ihnen nicht gehören. Mit solchen Leuten ist manchmal sehr schwer zu argumentieren. Denn erstens scheinen einige von ihnen die Begabung zu besitzen, einfach strukturierte, mit Fakten unterstütze und in vernünftiger Form präsentierte Argumente entweder zu ignorieren oder zu verdrängen (oder vielleicht auch wirklich nicht zu verstehen, was keine Begabung wäre aber dann auch keinen Vorwurf nach sich zieht) und zweitens haben sie aufgrund dieser Tatsache einen ziemlich undurchdringichen Schutzwall um ihre eigenen Argumente oder Meinungen gebaut.
Das fiel mir neulich auf, als ich den von Elsa und Scipio schon entsprechend gewürdigten Artikel eines gewissen Rudolf Walther auf einer gewissen "der freitag (Beta-Version)"-Seite las. Dort hieß es:
- "Bedenkenlos begibt sich Rom ins Gespräch mit den stockreaktionären, tendenziell antisemitischen Piusbrüdern, verweigert aber dem aufgeklärten Muslim Kermani den Dialog."
Noch doller: Ihr habt ja vielleicht den Kermani-Kommentar zu Renis Bild bei mir gelesen und wißt daher um die Dinge, die der Autor so über das Kreuz losgelassen hat. Walther dazu:
- "Steinacker und Lehmann sahen in Kermanis Text „fundamentale und unversöhnliche Angriffe auf das Kreuz als zentrales Symbol des christlichen Glaubens“ und drohten damit, den Preis nicht anzunehmen.
Kermanis „Angriffe“? Er fand das Kreuzigungsbild „so berührend, so voller Segen, dass ich am liebsten nicht aufgestanden wäre. Erstmals dachte ich: Ich – nicht nur: man –, ich könnte an ein Kreuz glauben."
Ich hab mal überlegt, wie es dazu kommt, daß Leute, die heutzutage in Online-Nachrichten veröffentichen dürfen (und sich dies ja ganz offensichtlich auch zutrauen) so etwas von sich geben, wie oben zitiert.
Es gehört Ideologie dazu (kenn ich ja von mir selbst), eine eigene, nicht ganz gefestigte oder untermauerte (und daher gefährdete) Meinung und die Weigerung, die Realitäten anderer Meinungen wahr- oder ernstzunehmen. Dann baut sich fast wie von selbst eine zerebrale Scheinarchitektur auf. Ein quasi-escheresquer (Teufels-)Kreislauf, in dem das Wasser zwar das Bassin über einen Aquädukt verläßt, aber dann auf einer den Naturgesetzen widersprechenden Art unberührt wieder ins Bassin zurückläuft. Denn der Schein, daß man etwas nach draußen schickt, um irgendwo für Befruchtung in irgendeinem Findungsprozess zu sorgen, der muß gewahrt bleiben. Aber um Himmels Willen darf in der Realität keine Befruchtng stattfinden. Was, wenn da jemand etwas Interessantes, Vernünftiges, Kluges sagt und die eigene Meinung plötzlich hinterfragt werden muß?
Klar, es ist ein Leichtes, auch mir genau diesen Vorwurf zu machen. Aber es stimmt nicht. Ich habe mich hin und wieder schon einmal aus dem Fenster gelehnt, auch öffentlich, und Fragen über meinen Glauben, über die Lehre meiner Kirche, über die Person des Papstes gestellt, die spontan aufkamen und sicherlich für andere Katholiken-Ohren - vorsichtig gesagt - verwunderlich klangen. Daß geschah aber nicht etwas deswegen, weil ich heftigst zweifle oder gar einen heimlichen Groll gegen die Dinge, so wie sie sind, hege, sondern es geschah, weil ich manchmal mit mir selbst, manchmal unter Einbeziehung Anderer, spekulieren muß um einen weiteren Blick auf die Dinge zu kriegen. Naja, jedenfalls kenne ich da Gefühl, plötzlich zwischen zwei Stühlen zu sitzen. Von der einen Seite rufen sie: "Streck den Kopf nicht so weit aus dem Fenster!". Von der Anderen Seite rufen sie: "Spring!". Ich höre zu, wäge ab, spreche ein Gebet und weiter geht's.
Und wenn ich solche Sätze lese, wie die vom Herrn Walther, dann glaube ich einfach nicht, daß der jemals versucht hat, mit den "Anderen" auf ehrliche Weise in Berührung zu kommen. Und das stinkt mir. Oder vielleicht hat er's versucht und so Einiges nicht richtig verstanden. Das ist okay, aber dann muß er einfach ein bißchen besser überlegen, was er so von sich gibt.
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