- Da traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, zu ihm und sagten: Meister, wir möchten, daß du uns eine Bitte erfüllst.
Er antwortete: Was soll ich für euch tun?
Sie sagten zu ihm: Laß in deinem Reich einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen.
Jesus erwiderte: Ihr wißt nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde?
Sie antworteten: Wir können es.
Da sagte Jesus zu ihnen: Ihr werdet den Kelch trinken, den ich trinke, und die Taufe empfangen, mit der ich getauft werde. Doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die diese Plätze bestimmt sind.
Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wißt, daß die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen mißbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.
Das Evanglium vom heutigen Sonntag (Markus 10,46-52):
- Sie kamen nach Jericho. Als er mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho wieder verließ, saß an der Straße ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Sobald er hörte, daß es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! Viele wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!
Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich. Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu.
Und Jesus fragte ihn: Was soll ich dir tun?
Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte wieder sehen können.
Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg.
Zweimal überläßt Jesus die Initiative den Anderen. Nicht wie der Verführer, der gleich mit Schätzen, Sicherheit und Weltherrschaft winkt. Sondern ganz allgemein. "Was soll ich für Euch/dir tun?"
Und die Sehenden antworten, als seien sie mit Blindheit geschlagen, während der Blinde antwortet, als sähe er bereits: "Rabbuni"!
Die fruchtbare Verzweiflung des Bartimäus ist es, was ich mir immer wieder wünsche. Einen Hunger, der einerseits täglich durch den Empfang der Eucharistie gestillt wird, der aber doch immer wächst, weil er versucht, auf einen Ruf, eine Liebe zu antworten, die so ganz anders und ungewöhnlich ist. Nicht über das Menschenmögliche will ich hinauswachsen. Denn dieses Angebot stinkt nach Schwefel, stammt immer vom Verführer. Heiligkeit wird nicht angeboten, ist nicht persönlicher Verdienst, sondern Gnade. Mit meinen menschlichen Mitteln will ich versuchen, dem Angebot, dem "Was soll ich für dich tun?" gerecht zu werden. Weltherrschaft! Cool, aber brauche ich diesen Streß wirkich? Reichtümer! Großartig, aber stillen sie den Hunger? Sicherheit! Bequem, aber bringt sie mich vorwärts? Rechts neben IHM den Platz einnehmen! Klasse, aber reicht es nicht, SEINER Gegenwart nicht für alle Ewigkeit verlustig zu gehen?
Ich glaube wirklich, daß ich in meiner Gemeinschaft in Klosterneuburg nicht nur das Glück finden kann, sondern auch meinen Platz. Einen Platz, der es mir ermöglicht, halbwegs anständig im Weinberg des Herrn zu wirken. Ganz unabhängig von Ehren, Titeln und Anerkennung. Ich glaube es wirklich. Wenn Ihr wollt und könnt, betet dafür, daß es so geschehen mag.
1 comment:
Ich nehme es gerne mit ins Gebet.
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