So titele heute die Süddeutsche auf Seite sechs. Mal abgesehen davon, daß diese uninklusive Sprache einige unserer Glaubesschwestern wohl ziemlich auf die Palme bringen dürfte, finde ich auch den Zwist irgendwie überhitzt.
Was hat Thies Gundlach denn gesagt? Sinngemäß heißt es irgendwo: "Es stellt sich die Frage, ob Papst Benedikt XVI nicht Teile des Zweiten Vatikanischen Konzils neu interpretieren möchte". Diese Frage läßt sich leicht beantworten: Er möchte, und er muß. Was geschieht, wenn man die Interpretation jahrzehntelang habitfeindlichen Emanzen, magisteriumsfernen Sozialpädagogen und bongoaffinen Späthippies überläßt, dürfte wohl sattsam bekannt sein. Gundlach fährt dann noch die alte Messe, die Karfreitagsfürbitte und Regensburg auf und schließt mit einer Piusbrüder-Breitseite. Geschenkt. Dahinter steckt die plumpe Panik vor dem kleinen bißchen "Mehr" an Katholizismus, und dieses "Mehr" ist böse, denn es stiftet via Abgrenzung mehr Identität. Und christliche oder gar katholische Identität im Europa des 21sten Jahrhunderts...? Schauder!
Zur Katholischen Kirche in Deutschland heißt es, sie schwanke zwischen "öffnenden Gesten und ruppiger Abgrenzung". Schön und gut. Wir wollen aber nicht vergessen, wer denn die ruppige Abgrenzung vor 500 Jahren heiß und heftig befürwortete. Vielleicht sollte man langsam tatsächlich mal über einen Abschied von der Ökumene der Phrasen nachdenken und zu einem stillen Nebeneinander der Identitäten finden. Gejammer jedenfalls braucht das, was vom christlichen Abendland noch übrig ist, so dringend wie ein Loch im Schädel.
A propos 'Identität'; da kamen doch gleich zwei Bekannte an der Uni gestern zu demselben Schluß, den auch ich schon einmal schweigend zog: Es ist nicht meßbar und wird als ehrliches Eingeständnis nicht zu erhalten sein, aber es wäre schon interessant einmal herauszufinden, inwieweit diejenigen, die selbst bei Themen, die wenig mit der Kirche zu tun haben, letztlich doch immer ihren Weg zu ihr finden, um dann ein wenig schimpfen zu können - inwieweit diese Leute vielleicht... naja... Neid oder Eifersucht empfinden, wenn sie das Maß an Identität sehen, welches ein gemeinsamer Glaube mit gemeinsamen Figuren, Formeln und Formen stiftet. Ich meine, es kommt doch sicher nicht von ungefähr, daß ich ständig alte Omis und manchmal auch Opis sehe, die mit entspannter Miene der Heiligen Messe beiwohnen und die, wenn sie einem Bischof die Hand schütteln oder gar den Ring küssen konnten, fünf Zentimeter größer und lächelnd davontrippeln, während Thirtysomethings, die mit Clownnasen gegen kirchliche Sxualmoral protestieren und dabei diverse SMS an ihren zwölften Lebenasabschnittsparter schicken, bevor sie sich mit ihren Bekannten über die nächsten Sinnfindnugs-Seminare, Jelinek-Aufführungen oder Dash-Snow-Retrospektiven unterhalten irgendwie immer so gehetzt und gezwungen und irgendwie unjung wirken.
3 days ago
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