Man kennt das ja: Es gibt auf der Webseite irgendeiner Tageszeitung einen Bericht über die Kirche und unten dran hängen dann fuffzichtausend Kommentare von Usern wie "denk mit", "freigeist1979", "anarchopower jetzt", "karlheinz deschner ist mein gott", "humanistisch und weltoffen" usw.
Die toben sich dann aus, indem sie wirklich alle antikatholischen und antiklerikalen Phrasen und Klischees, die man im Laufe eines echt aufgeklärten Lebens sich halt so in die Rübe hinein hat doktrinieren lassen, auftischen.
Dann juckt's mich für 3,5 Sekunden immer so'n wenig in den Fingern und ich denke mir 'Hmmm... Die müßten doch heilbar sein'. Doch dann ebbt es auch schon wieder ab. Denn wenn ich in meinem Leben eines gelernt habe, dann dies: Mit wirklich verbiestert antiklerikale Menschen - ja, selbst mit gesinnungsmäßig kirchenunfreundlichen Personen der etwas intellektuellren Art - kann man so gut wie nie vernünftig debattieren. Ich habe das in allen Variationen, in allen Kreisen mir bekannter Leute und in jeder Intensität erlebt: Alles, was ich sage, wird als Aufforderung zum sofortigen Widerspruch aufgefaßt und nicht etwas als Anregung zum Nachdenken. Alles, was ich sage, MUSS irgendwo nicht stimmen und enthält keinesfalls überdenkenswerte Details. Kurz: Was nicht sein darf, kann nicht sein. Und wenn eines nicht sein darf, dann, daß da draußen irgendwo Realitäten existieren, wegen derer ich meine Meinung über die Kirche überdenken müßte.
Jetzt habe ich aber neulich einen Artikel gelesen, in welchem man die Web-Auftritte der großen bis größeren Parteien vor der Wahl auf ihre Tauglichkeit hin überprüft hat. Grund: Junge Menschen beziehen ihre Informationen in steigendem Maße aus dem Internet.
Junge Menschen gehen nicht in die Kirche. Junge Menschen wollen nicht beten. Junge Menschen wollen nicht Priester, Mönch oder Nonne werden. Junge Menschen wollen im Internet ihre Meinung über die Kirche bestätigt sehen. Und - hallöchen! - das tun sie. Denn junge Menschen lesen weniger die Online-Ausgaben seriöser Zeitungen, als daß sie sich in Foren, auf Facebook oder auf Youtube rumtreiben. Und da häuft sich halt das unreflektierte, antikirchliche Gewäsch, veröffentlicht von denen, die eben die Tatsache, daß sie veröffentlichen können, schon als Beleg für ihre Kompetenz nehmen. So werden Vorurteile bis an die Haßgrenze hin nicht nur bestätigt sondern gesteigert. Was ich in diversen Kommentarbereichen Dutzender von Seiten schon so alles lesen durfte... Mamma mia!
Jetzt ließe sich natürlich einwenden, daß nicht alle Jugendlichen so sind, daß die ja auch mal irgendwann erwachsen und daher auch irgendwie reifer und selbständiger werden, daß es ja auch Leute git, die gut und nett über die Kirche schreiben etc. Stimmt alles. Aber wenn ich unbefangen rumsurfe, stelle ich einfach fest, daß die uninformierten Kreischer in der Mehzahl sind. Und es stimmt schon ein wenig, daß die jungen Leute lieber dem Pfeiffenbläser nachrennen, der die einfachen Melodien spielt aber dafür dann schön laut.
Trotzdem habe ich keinen Bock, mich in einen solchen Tümpel zu schmeißen. Ich hoffe und bete, daß der Herrgott den jungen Seelen behilflich sein wird, zur rechten Zeit den rechten Weg zu finden und versuche ansonsten, auf meinem Blog ein wenig abzuzicken und zurechtzurücken. So erreiche ich zwar nur wenige, aber erstens findet ein blindes Huhn auch mal ein Korn, und zweitens bin ich ja zum Glück nicht alleine!
Liebe Blogoezese: Danke, daß es Dich gibt! Bleib der Kirche treu, geh keine Mischehen ein und vergiß nicht, für den Papst, die Bischöfe und die Priester zu beten. Die (und bald "wir") haben es nötig!
3 days ago
2 comments:
Na ja, bei genauerer Betrachtung kann man das aber für die meisten Diskussionen im Internet sagen. Eigentlich ist es ziemlich wurscht, ob es nun um "Alternative" Medizin vs. Schulmedzin, Fleischfresser gegen Vegetarier, Ausdauer- gegen Kraftsportler oder Links- gegen Rechtsträger geht, irgendwann kommen halt immer die Idioten um die Ecke, die sich ihre Meinung nicht durch Nachdenken erarbeitet haben, sondern im Lifestyladen passend zur Sockenfarbe ausgesucht haben.
Und was die Theisten gegen Atheisten Debatten angeht, so finde ich Kommentare wie "Homo-Perverslinge werden ewig brennen", "Atheisten fressen kleine Kinder" oder "Abtreibung ist schlimmer als Juden vergasen" auch nicht besser.
Arschlöcher gibts überall, ob nun mit oder ohne Kreuz am Hals.
Mein Rat: Durchatmen, Entspannen, was anderes lesen. Diskussionen helfen da nix, die bringen einen nur noch mehr auf die Palme. Die Typen kann man eben nicht heilen. :)
Nein, die von Dir gebrachten Beispiele sind natürlich nicht besser. Aber jetzt überleg mal, wer im Zweifelsfall eher eine Maulschelle bekommt: Derjenige, der einen der von Dir zitierten Sätze (von denen ich nicht weiß, ob sie real sind, oder ob es von Dir erfundene Beispiele sind) von sich gibt, oder derjenige, der sagt "Pius XII war ein überzeugter Antisemit", "Die Kirche hat 9 Millionen Hexen verbrannt" oder "Der Papt trägt Schuhe von Prada und ist folglich ein luxussüchtiger Heuchler". Alle drei Sätze habe ich so schon einmal gelesen. Alle drei Sätze sind falsch. Aber mit allen drei Sätzen läßt sich in der heutigen Zeit noch Geld verdienen und - je nach Klientel - Jubel erzeugen.
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