Wednesday, October 07, 2009

'68 unmaskiert: Traum/Vision

Willkommen zum ersten Teil einer Serie von Beiträgen, in denen ich (gestützt auf rein persönliche Erfahrungen und ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit zu erheben) durch Untersuchung der Wirkung, welche die "68er-Zeit" auf die Gesellschaft hatte und hat, nachweisen möchte, daß ihr Nutzen von ihrer Untauglichkeit und Schädlichkeit in den Schatten gestellt wird. Starker Tobak und große Klappe, ich weiß. Aber das hier ist immer noch am römsten, also wischt Euch den Mund ab und macht weiter. Los geht's:


Schon einer der Vorsokratiker (weiß nicht mehr genau wer; Heraklit, glaube ich) schmiedete den Spruch "Den Träumenden scheint keine gemeinsame Sonne".

Vor Jahren sah ich in Mariazell ein junges Mädel mit einem schwarzen Sweatshirt, auf welchem in auffordernd pinken Buchstaben geschrieben stand: "Live your dreams!"

Seit der Verdrängung des Transzendenten durch das Immanente ist im Menschen zwingend nicht nur die Gewißheit gewachsen, daß alles hier und jetzt in diesem Leben geschehen kann. Nein, es mogelte sich auch ein Druck dazu: Alles MUSS hier und jetzt in diesem Leben geschehen. Zumindest dann, wenn es keinen Gott gibt oder dann, wenn die Bindung an einen Gott sich als zwang- und formloser Selbstbedienungsladen einer für Privatprojekte vereinnahmten 'Spiritualität' manifestiert (Wilkommen in der 68-er "swami ohm schwingungskristall krishna moon hildegard von bingen buddha mohammed and friends" Cafeteria). Live your dreams. Und lebe sie gefälligst jetzt.

Unschwer zu erraten, was geschieht, wenn zwei Individuen mit den je eigenen Träumen aufeinanderprallen: Interessenkonflikt oder Fusion zur Vision. Entweder man schafft Raum für den Traum des Anderen und sucht nach dem gemeinsamen Nenner, den es dann gemeinsam zu verfolgen gilt (Fusion). Oder man erkennt im Anderen jemanden, der den eigenen Träumen im Weg steht und den es daher entweder zu umgehen oder zu beseitigen gilt (Konflikt). Oder - im schlimmsten Fall - man erkennt im Anderen jemanden, der die eigenen Träume nicht teilt und der allein deswegen schon bedrohlich (da nicht unterstützend oder verstärkend) wirkt und der daher zu missionieren oder stillzulegen ist (Konflikt). Für beide Situationen lassen sich als Paradebeispiele zahllose gelungene oder gescheiterte Ehen heranziehen. Doch natürlich funktioniert es auch auf ganz breiter Ebene.

Wie oft schon habe ich Leute von ihrem "Traummann" oder ihrer "Traumfrau" schwärmen hören. Oft hält der Schlaf lange genug an, so daß beide nicht nur zusammenziehen sondern auch - vor oder nach dem Zeugen von Nachwuchs - vor den Standesbeamten oder den Traualtar treten. Und dann tritt der Traumpartner plötzlich in die Realität und wagt es, seine eigenen Träume mitzubringen. Und ab dann tragen die Fragen plötzlich ganz andere Namen: Berufstätigkeit, Haushaltsverantwortung, Kindererziehung etc. Die Konzepte prallen aufeinander und allmähliches Krisen-Kreißen gebiert Albträume. Warum? Weil es ein Traum war, keine Vision. Wer Hand in Hand nebeneinander steht und seinen Blick und seine Sinne auf ein höheres, ferneres Ziel gerichtet hält, der muß nicht sekündlich sich im Auge des Anderen spiegeln und mit ernst-lüsterner Miene und fünfzig Händen und Lippen ein Prickeln aufrechterhalten, welches von der Verantwortungs-Angst schon langsam aber sicher erstsickt wird. Wer Hand in Hand nebeneinander steht und seinen Blick und seine Sinne auf ein höheres, ferneres Ziel gerichtet hält, der lebt von der Gewißheit, daß Parallelen sich in der Unendlichkeit ohnehin kreuzen und der kann der Alltagsprobleme Herr werden, ohne sie in einem Wettkampf semantischer Spitzfindigkeiten, irrelevanter Vorwürfe und blanker Polemik zu verwandeln.

Ich war lange genug dumm genug zu glauben, daß mit menschlicher Anstrengung Unmenschliches möglich ist. Heute muß ich einfach jedem widersprechen, der an eine gelungene Paar- (und auch Solo-) Existenz ohne die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Sakramente und Tröstungen seiner Kirche glaubt. Das mag einigen Lesern ungerecht oder unmöglich erscheinen. Ich bitte daher nicht um Entschuldigung, sondern um Verständnis für eine Geist und eine Seele, die aus einer bestimmten Richtung kommen und die Kühnheit besitzen, ihre Gedanken und Empfindungen zum Ausdruck zu bringen.


P.S.: Was hier vollmundig als "Serie" angekündigt wurde, kann auch nach zwei oder drei Beiträgen schon wieder den Betrieb einstellen. Ich leben von dem Material, was ich im Moment habe, und ich kann noch nicht überblicken, wie weit es reicht.

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