- Der für heute, 14. März, in Münster geplante Kreuzzug christlich-fundamentalistischer Abtreibungsgegner_innen konnte für 2 Stunden blockiert werden. Ein antisexistisches Bündnis hatte zu kreativen [Ein Wort, welches man sich merken sollte, aber nicht muß, da es im Artikel achtzigtausendmal vorkommt] Gegenprotesten geladen.
Es lief von Anfang an nicht segensreich für die selbsternannten "Lebensschützer" aus Münster und anderen Teilen der Republik, mobilisiert durch die christlich-fundamentalistische Organisation "Euro Pro Life". Hatte die lokale Presse beim letztjährigen Kreuzzug noch 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gezählt, waren es in diesem Jahr vielleicht 200.
Der religiöse Wahn auf Beinen [Merke: Wahn ist, was sich zu Gebet und Gesang trifft. Normal ist dann wahrscheinlich, was im Artikel folgt...] traf sich um 14.00 Uhr in der Münsteraner Aegidii-Kirche zum besinnlichen Auftaktgottesdienst und zur Durchführung eines "schmerzhaften Rosenkranzes". Doch mit der Besinnlichkeit war es spätestens um 14.30 Uhr vorbei, als partywütige Personen die bis dato reichlich zugeknöpfte Veranstaltung mit Konfetti, Kondomen und Aufklärungsflyern auflockerten [Och kommt, jetzt meckert nicht, Leute! Das ist doch super-kreativ!].
Doch auch der lustigste Gottesdienst hat irgendwann ein Ende. Gegen 15.00 Uhr wurde sich vor der Kirche formiert, um die Kamerad_innen auf dem eigentlichen Auftaktort des Kreuzzuges, dem Domplatz, abzuholen. Die Christ_innenschar kam keinen Meter weit - eine Blockade durchkreuzte bereits hier ihren Zug. Ca. 100 Personen stellten sich den Fundamentalist_innen in den Weg - etwa die gleiche Anzahl stand um die vom Donner gerührten Kreuzträger_innen herum und informierten: “Eure Kinder werden so wie wir, eure Kinder werden alle queer!” [Interessante Vererbungs-Theorie. Wie gesagt: An Kreativität mengelet,... äähh... mangelt es denen wirklich nicht...].
Die Polizei war zwar inzwischen anwesend, aber völlig überfordert und musste zwei Stunden lang auf Verstärkung von ausserhalb warten. In der Zwischenzeit stimmten die homosexualitätsfeindlichen Kreuzanbeter_innen [Schublade 'Christen' aufgemacht..., nachgeschaut was noch so drinliegt..., ach ja: homosexualitätsfeindlich'! Sehr angenehm.] das ein oder andere "Ave Maria" an und schwadronierten in frauenfeindlichen Tönen wie: "Wenn eine Frau vergewaltigt wurde, dann hatte sie wahrscheinlich keinen richtigen Draht zu Gott." [Wenn das wirklich so gesagt wurde - was ich nicht unbedingt glaube, was ich aber auch nicht ausschließe - dann war das natürlich eine echte Glanzleistung, die vor allem die in Missionsgebieten vergewaltigten Nonnen extrem erfreuen wird].
Erst dann kamen die himmlischen Heerscharen in Erzengelgrün und sorgten für Recht und Rettung, indem sie die satanische Blockade kesselten, zur Seite schoben und bis ca. 20.00 Uhr festhielten. Erst jetzt konnte sich der Kreuzzug in Bewegung setzen - doch auch jetzt alles andere als ungestört. Die Spitze übernahmen ein antisexistisches Transpi [Das ist 'Hach wir sind ja so kreativ, aufgeklärt und unfaschistisch'-Lingo für 'Transparent'] und "My body - My choice"-Schilder. Andere Gegendemonstrant_innen mischten sich kreativ unter den Zug, warfen auch hier mit Kondomen und Konfetti oder begleiteten ihn lautstark von der Seite mit Parolen wie "Kein Gott, kein Staat, kein Vaterland - Abtreibung in Frauenhand!" [Hatte ich schon die Kreativität erwähnt?] Die Recht(s)gläubigen waren reichlich schockiert, als Protestierende ihnen verkündeten, sie würden noch alle in der Hölle braten [Woher Leute mit einem solchen Weltbild das Recht nehmen, über den Status des Seelenheils anderer Menschen zu urteilen, ist mir schon klar. Und warum sie sich in Konsequenz auch ausschließlich 'Sorgen' um das Seelenheil anderer machen, ebenfalls].
Die in diversen Städten veranstalteten Gebetszüge "1000 Kreuze für das Leben" werden organisiert von verschiedenen christlich-fundamentalistischen Organisationen, die sich unter dem begrifflichen Dach des "Lebensschutzes" vernetzen. Selbsternannte "Lebensschützer" zählen zum extrem rechten Flügel innerhalb der christlichen Kirchen. Hinter der Maske "lebensbewahrender" Friedfertigkeit verbirgt sich ein reaktionäres Weltbild, welches sich grob mit den Schlagworten Frauenfeindlichkeit, Homosexualitätsfeindlichkeit, völkisches Denken, Shoarelativierung kritisch umreissen lässt [Naja, was sich stellenweise hinter der Maske 'Antifaschismus' verbirgt, muß nach Lektüre dieser Zeilen wohl nich näher erläutert werden].
Fazit:
Nachdem die extrem rechten Abtreibungsgegner_innen im letzten Jahr ungestört durch Münsters Straßen ziehen konnten, um ihre shoarelativierenden, frauen- und homosexualitätsfeindlichen Einstellungen [Obacht Mädels! Ihr habt das 'völkische Denken' vergessen!] unter dem Deckmantel des "Lebensschutzes" zu verbreiten, stießen sie in diesem Jahr auf vielfältigen Widerstand. Ein voller Erfolg für das antisexistische und feministische Bündnis, dem es gelang, mit einer relativ kurzen Mobilisierungszeit von ca. drei Wochen einen bunten und kreativen [Hier scheint sich ein Trend abzuzeichnen...] Protest zu organisieren. Zudem gelang es, den Sinn des Protestes durch eine Vielzahl von Flyern auch Passant_innen zu vermitteln. Trotzdem Münster als eine erzkatholische Hochburg gelten muss, bekamen die Protestierenden viele viele positive Rückmeldungen auf ihre Aktionen [Wahr ist, was viele, viele ganz arg toll finden].
2 comments:
Schade, dass ich nicht da war.
Gut, dass ich nicht da war - ich hätte früher oder später Leute hauen mögen, aber da ich für sowas viel zu schüchtern bin, bräuchte ich wohl seitdem die doppelte Ration HappyPills gegen den Blödheitsfrust. Brrrr.
Was gibt einem eigentlich ein anständiges Gericht für kreative Störung beim Gottesdienst? War das nicht irgendwie verboten oder so?
Und, noch viel wichtiger: Die hatten drei Wochen Zeit, kreativ zu sein, und kamen echt nur wieder auf Kondome werfen?
Geistige Elite. Hut ab.
Wohl wahr!
Übrigens: Schön, mal wieder von Dir zu hören (bzw. zu lesen)!
Post a Comment