Friday, March 27, 2009

D'oh!

Erstmal "Danke" an Johannes, der gestern ein Zitat der Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gebloggt hat, was mir nun langes Suchen erspart. Auf besagter Seite liest man:
    "Dabei ist allen Experten selbstverständlich klar, dass jedes Verhütungsmittel auch versagen kann - also nie absolut zu 100% schützt. Ebenso klar ist jedoch: nur der Verzicht auf Sex (oder die lebenslange, absolute Monogamie zweier sicher nicht infizierter Partner) gibt einen vollkommenen Schutz vor sexueller Übertragung von Infektionen."
The Lancet, offenbar eine international sehr angesehene medizinische Zeitschrift, hat sich nun auch zum Thema "Papst und Kondome und Afrika" gemeldet. Dort heißt es (Übers. meine):
    "Ob der Fehler des Papstes auf Ignoranz beruht oder ein bewußter Versuch war, die Wissenschaft zu manipulieren um katholische Ideologie zu unterstützen, ist unklar."
Ich sehe nicht, wo hier ein 'Fehler' des Papstes vorliegt, wenn selbst die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung einräumt, daß Kondome nicht zu 100% schützen und daß nur Enthaltsamkeit oder Monogamie vollkommenen Schutz garantieren.

Zudem 'manipuliert' der Papst die Wissenschaft wohl kaum in dem Maße, wie die Kondomindustrie und die wild durch die Gegend Geschlechtsverkehrenden sich und anderen in die Tasche schwindeln, wenn sie das Gloria des Gummis anstimmen. Denn - ebenfalls bei Johannes dokumentiert: In den afrikanischen Staaten mit 'Enthaltsamkeits'-Programm sinken die Infektionszahlen, während sie - hier beim Robert-Koch-Institut nachzulesen - in Deutschland "primär bei Männern mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten" seit Beginn des Jahrtausends wieder ansteigen. Nun gehören sexuell aktive deutsche Schwule sicherlich nicht zu den Leuten, die begierig jedes Wort von des Papstes Lippen aufnehmen, um ihr Leben danach auszurichten. Gemäß den Ratgebern aus der "Kondome? Ja, bitte!"-Ecke der Wissenschaft müßten sie damit ganz gut fahren. Sie ignorieren den Aufruf zur Enthaltsamkeit, macht aber nichts, weil sie ja Kondome benutzen. Irgendwo stimmt da doch irgendetwas nicht so ganz. Wird bewußt auf Kondome verzichtet? Oder offenbart sich hier auf finstere Weise die von der Bundeszentrale angesprochene, nicht 100%ige Sicherheit der Gummis?

Vielleicht übersehe ich ja irgendwo ein Detail, aber es steigt wieder die schon einmal angestellte Überlegung auf: Wenn es in dem ganzen Disput primär nicht ums Rechthaben geht, nicht um Lorbeeren, nicht um Lobbies, nicht um Verkaufszahlen, sondern einzig darum, Menschen vor einer Infektion mit HIV zu bewahren: Wieso werden dann Kondome so heiß gehandelt, wenn selbst die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eingesteht, daß diese nicht 100% sicher sind? Wieso geht man nicht gemeinsam hin und sagt: "So, Schluß! Ihr habt jetzt erstmal alle keinen Sex mehr (und wenn doch, dann nur mit euren Ehepartnern und auch nur dann, wenn die nicht infiziert sind), bis die Sümpfe trockengelegt sind. Anders ist dem Ganzen nicht beizukommen." Mir ist nicht bekannt, daß schon jemals ein Mensch an sexueller Enthaltsamkeit gestorben ist. Und wenn man die Konsequenzen schlüssig aufdeckt, bin ich mir ziemlich sicher, daß die Leute auch gerne vorübergehend auf Sex verzichten werden. Als vernunftbegabte Wesen sind sie es sich ja selbst schuldig, bei der Wahl zwischen sexueller Enthaltsamkeit und Infektionsgefahr mit einem tödlichen Virus (sei diese auch gering) ersteres zu wählen.

Wenn die eine Seite der Katholischen Kirche schon nicht traut, wenn es um die Lehre von der menschlichen Sexualität geht, so könnte man doch wenigstens einen befristeten Waffensstillstand einberufen und nicht aus Wissenschaftlerstolz oder Kondomproduzentenprofitgier weltweit die Leute ins offene Messer, bzw. ins schadhafte Kondom laufen lassen.

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