Elsa hat in einem Kommentar angeregt, mal den italienischen Priestern ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken und deren Zelebrationsverhalten unter die Lupe zu nehmen. Ich habe, seit ich in Rom bin, grob 30 verschiedene Priester während der Heiligen Messe erlebt und kann ja jetzt mal mitteilen, was sich so herauskristallisiert hat.
Die Alten: Unterm Strich ist es wahr, daß in Italien vor allem die älteren Priester hin und wieder etwas mechanisch und abgeklärt (oder wie "Schlürche" - ©: Elsa) daherkommen. Der Eindruck relativiert sich ein wenig, sobald die Eucharistie beginnt. Hier verwandelt sich bei vielen der Mass-Bots die vorher vermutete Lustlosigkeit in ein grandioses "Woanderssein", welches den Priester plötzlich sehr glaubhaft als "anderen Christus" am Altar erscheinen läßt. Und bei der Kommunionausteilung wird erstens mit großer Sorgfalt vorgegangen und zweitens ganz häufig zuerst nach oben geschaut und erst, wenn beim Empfänger die Augen offen und der Mund geschlossen bleiben, der Blick nach unten gesenkt und die Hostie auf der Handfäche platziert.
Die Jungen: Bei den jüngeren italienischen Priestern wird ganz oft der Eindruck wach, daß hier Welteroberer am Werk sind. Die kommen schon mit forschen Schritt rein, grinsen breit, sagen oft vor dem Kreuzzeichen erstmal "Guten Tag" und wirken grundsätzlich sehr offen, geschwisterlich, kommunikationsbegierig oder was auch immer. Das Problem ist, daß es fast immer ein wenig aufgesetzt wirkt. Den guten Willen will ich dabei aber nicht absprechen und viele der jungen Kerle wirken unterm Strich doch irgendwie einnehmend. Während der Eucharistie sind einige der Pimpfe nicht selten etwas überdramatisch. Das bringt ihnen bei mir zwar Punkte ein, ist aber vielleicht trotzdem nicht mehrheitsfähig. Bei der Austeilung der Hostien schauen sie immer zuerst nach unten und erst, wenn sich da nix tut, wird - manchmal mit fast ungläubig staunendem Blick - die Hostie auf die ausgefahrene Zunge gelegt. Das größte Problem der jungen Priester ist ihre Schwatzhaftigkeit. Die bringen es fertig, auch bei einer 11:00 Wochentagsmesse in Il Gesu mal eben schlanke 15 Minuten zu predigen, was bei einigen der Old-School-Großmütter gar nicht so gut ankommt. Denen brennt nämlich in der Zeit daheim das Futter an, weil die natürlich mit der üblichen 21,5 Minuten-Messe gerechnet hatten.
Fazit: Totalausfälle habe ich in der italienischen Priesterschaft wirklich noch keine erlebt. Manche wirken etwas mechanisch, andere hören sich zu gerne selbst reden. Mein einziger Kritikpunkt: Sie predigen oft lange, aber nicht unbedingt mit viel Inhalt. Da dürfen sie sich gerne mal eine Scheibe bei den Amis abschneiden. Wenn ich am Angelicum die englischsprachige Messe besuche, dann gibt's da immer eine Predigt. Die dauert aber nie länger als 5 Minuten und trotzdem kriegt man eine Menge geboten.
3 days ago
2 comments:
Genau, dazu sollte ich noch etwas sagen, nämlich danke, dass du die Anregung aufgegriffen hattest!
Hab es schon vor längerem gelesen, aber immer vergessen, dir ne Notiz dazu dazulassen!
Meine drei, vier Priester, alles alte bis sehr alte, sind erfreulich souverän bei der Austeilung der Kommunion, die machen das im Schlaf, und das ist genau das, was mich immer ganz zufrieden sein lässt, wenn die Predigt vielleicht mal wieder zu lang war. Ich habe selten schlurchigere Messen gehört als hier, aber auch selten eine würdigere Austeilung (nämlich in den Mund) ohne diese entgeisterten Blicke auf geschlossen bleibende Hände. (Das NERVT mich nämlich (ja, leider, ist so). Und dann bin ich genervt, weil ich bei der Austeilung genervt bin. Und dann bin ich genervt, dass ich genervt, dass ich genervt bin usw... ...).
*lacht*
Hehe.
Find' ich gut, daß Du auch diese Beobachtung gemacht hast.
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