Sunday, March 08, 2009

Der Sammler

Der Kölner Domherr Johann Wilhelm Alexander Schnütgen (1843 - 1918) fand um das Jahr 1867 herum während einer Firmvisitation in einer verstaubten Sakristei einige unbeachtete aber wertvolle Stücke christlicher Kunst. Dieses Erlebnis löste bei ihm eine ungeheure Sammelleidenschaft aus, die zwei Ziele hatte: Erstens sollten Kunstwerke, die im ausgehenden 19. Jahrhundert als unmodern (und daher wertlos) galten, vor dem Ruin gerettet werden, zweitens sollte eine Sammlung aufgebaut werden, die der Öffentlichkeit und vor allem den Künstlern Anschauungsobjekte mittelalterlicher Kirchenkunst aus so ziemlich allen Bereichen bot. Schnütgen trug im Laufe der Jahrzehnte 500 Tafel- und Miniaturgemälde, 200 Glas- und Hinterglasmalereien, fast 600 Skulpturen, über 1000 Metallgegenstände, 400 Ledersachen, 200 Paramenten, über 100 Gläser und Krüge sowie 4000 Gewebe, Stickereien und Spitzen zusammen und brachte sie anfangs allesamt in seiner Wohnung unter. Und so glichen die Zimmer der Domherrenwohnung dann auch bald nicht Museumsräumen sondern bis unter die Decke vollgepackten Krimskramsläden (wobei wir hier natürlich von wertvollem und schönem Krimskrams reden). Damit Ihr Euch eine Vorstellung vom Putzfrauen-Alptraum Numero uno machen könnt, hier ein paar Fotos:

Der Sammler und seine Schätze


Im Wohnzimmer war der Bär am steppen...


... ebenso wie im "Arbeits"-Zimmer.


Und selbst im Schlafgemach (Extra-Punkte für das urcoole Himmelbettchen) wurde einem schwindelig.


Im Jahre 1906 vermachte Schnütgen die Sammlung der Stadt Köln. Das Kunstgewerbemuseum wurde ab 1908 erweitert, um 1910 die Schenkung unter dem Namen Sammlung Schnütgen aufzunehmen. Schon 1918 wurde aus der Sammlung Schnütgen das Schnütgen-Museum. Nach einem von 1932 bis zum Kriegsanfang dauernden Gastspiel in der Abtei St. Heribert in Deutz wurden die Kunstgegenstände nach dem Krieg aus ihren diversen Sicherheits-Depots wieder in Köln zusammengeführt. Seit 1956 wird die Sammlung in der romanischen Kirche St. Cäcilien ausgestellt. Seit 2001 heißt dies auch nicht mehr Schnütgen-Museum sondern modern Museum Schnütgen. Hier ein Link zur Seite des Museums, falls ihr Euch mal umsehen wollt.

2 comments:

Anonymous said...

Na hoffentlich steht das aus sichererem Grund als das Stadtarchiv in Köln - ich konnte es nicht fassen, als ich es am Dienstag las. Die Verluste für die Historiker sind unermeßlich.

Viele Grüße!
G.

Bee said...

Wenn ihr dann schon in Kölle seid, geht einfach noch zwei Meter weiter und guckt Euch auch St. Peter an.