Die Kathedrale Saint Bertrand der 1801 aufgelösten Diözese Comminges in Frankreich steht auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes. Einer der Gründe für die Aufnahme dürfte sicherlich das Chorgestühl sein: Es wurde auf Wunsch des Bischofs Jean de Mauléon zwischen 1525 und 1535 hauptsächlich aus Eichen- und Walnußholz ausgeführt. Jeder der 67 Sitze ist ein wenig anders gestaltet. Man findet viele Verweise auf die Heilige Schrift. Zudem hat der Bischof offenbar dafür gesorgt, daß einige seiner Chorherren sich in den unter ihren Sitzen angebrachten figürlichen Schnitzereien wiederentdecken konnten. Auch schien der (noch nicht mit Sicherheit identifizierte) Künstler einigermaßen freihe Hand gehabt zu haben, denn er hat einige Szenen recht humorvoll bis bissig dargestellt. Einige Beispiele:
"Huch, ich hab' ja nichts an!" Adam ganz offenbar NACH dem Abbeißen. Eva hat sich auch schon ein Stück Tuch besorgt.
Dies ist ein altes Schäferspiel: Es gewinnt, wer es schafft, den Stock ganz zu seiner Seite zu neigen. Angeblich sind hier der Bischof und der damalige päpstliche Gesandte abgebildet. Letzterer wollte nämlich Einfluß auf die Finanzen der Diözese nehmen und offenbar lieber Kohle nach Rom abzwacken (1525 und noch nix gelernt, woll?) als dem Bischof zu erlauben, Geld für ein Chorgestühl auszugeben. Der Bischof gewann, wie man heute sieht.
Dieser Totenschädel befindet sich natürlich am Sitz des Bischofs und soll ihn nicht vergessen lassen, daß auch er ein Mensch und sterblich ist.
Der Chorherr, der hier saß, war angeblich ein großer Denker.
Dieser Canonicus hatte Worte, die scharf und treffsicher waren wie Pfeile.
Hier saß ein Kapitular, der die tumultigen Plenarsitzungen nicht mochte und lieber stunden- oder tagelang im Wald für sich alleine war. Er entwickelte dabei ein so gutes Gehör, daß er bald alle Geräusche in der Natur schnell und richtig zuordnen konnte.
Chorstall eines Gelehrten...
... und eines Milden.
Keine Ahnung und bin mir auch nicht sicher, ob ich's wissen will...
Abschließend ein Gesamteindruck (Sorry wegen der die Touri-Nasen):
Ach ja: Die Platten mit den beiden Rundflächen, welche die Sitzverzierungen nach oben hin abschließen, dienten der Gesäßauflage, so daß man als Chorherr bei hochgeklapptem Sitz auch stehend doch irgendwie noch sitzen konnte. Tsk! Wie bequem!
3 days ago
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