- "Welt-Konferenz gegen Rassismus, rassistische Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhängende Intoleranz" lautet der vollständige Name der UN-Konferenz. Diese soll vom 20. bis 24. April in Genf stattfinden. In einer gemeinsamen Presseerklärung haben die "Jüdische Gemeinde Berlin", der Koordinierungsrat deutscher "Nicht-Regierungsorganisationen gegen Antisemitismus" sowie das "Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus" die deutsche Regierung nun dazu aufgefordert, die Konferenz zu boykottieren. "Die vorliegenden Entwürfe für eine Abschlussresolution enthalten maßlose, hasserfüllte Anschuldigungen gegen Israel, die (...) als antisemitisch bezeichnet werden müssen", heißt es in dem Schreiben.
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Insbesondere an der Einbindung des Irans in die Vorbereitung üben die jüdischen Vertreter Kritik. "Die Islamische Republik Iran verfolgt religiöse Minderheiten sowie jede politische Opposition und unterdrückt Frauen. Sie richtet Menschen wegen angeblicher sexueller Verfehlungen oder wegen ihrer geschlechtlichen Orientierung hin und fordert die Vernichtung Israels. Es gibt also viele Gründe, dieser 'Republik' selbst Rassismus vorzuhalten."
Ohne hier jetzt irgendjemandem Recht geben zu wollen, finde ich insgesamt, daß die Situation langsam etwas unüberschaubar wird. Ich meine, man muß ja kein Genie sein, um zu erkennen, daß mit der Menschheit manchmal (oder auch häufig) etwas nicht stimmt. Wir haben alle unsere Leichen im Keller und unsren Dreck vor der Haustüre. Wir gehören alle dem gleichen, gefallenen Geschlecht an. Wir weisen alle anklagend mit dem Finger und finden uns gleichzeitig selbst negativen Urteilen ausgesetzt. Wir spielen alle gerne gleichzeitig Opfer und Ankläger und versuchen simultan mit unseren Rollen als Täter und Verteidiger irgendwie klarzukommen. Das ist im kleinen, privaten Rahmen so und da ist auf internationaler Ebene nicht anders.
Und mir wird langsam schwindelig vor lauter Empörung hier, Gefordere dort, Schuldzuweisung links, Gequengel rechts, Aburteilung oben, Gerempel unten, Moralingespritze vorne, Sauertöpfigkeit hinten...
Mit der "Komplexität der Dinge" kann doch sicherlich nicht gemeint sein, daß jeder sich erst einmal seine Nische sichert, in der er sich als verletztes, verfolgtes Opfer einnistet, um dann von dort aus loszuballern. Wie gesagt, ich spreche hier nichts und niemanden gezielt an. Ich will nur herausfinden, ob die Welt nicht wenigstens schwarz-weiß genug ist, um hin und wieder auch mal ganz normativ sagen zu können, daß es eine Liste scheißener Aktivitäten gibt, und daß man sich, wenn man beim Ausüben einer dieser Aktivitäten erwischt wird, sich als Ober-Sackgesicht outet, egal was. Kein: "Der hat aber angefangen!" Kein: "Der hat das aber auch gemacht!" Kein: "Die haben aber auch die Bombe!" Aber wahrscheinlich funktioniert das nicht. Schließlich haben wir von der Magna Carta bis zur aktuellen UN-Liste der Menschenrechte bereits genug Material gesammelt, schlagen uns aber immer noch die Köppe ein und fordern, anstatt selbst zu machen. Und außerdem sind natürlich auch in unserer Zeit und Welt immer noch viel zu viele Dinge viel gleicher als andere, seien es nun Staaten ("Ätsch-bätsch, ich hab' die Bombe und Du ni-hicht!") oder Individuen (Ätsch-bätsch, ich hab ein Forum und du ni-hicht!").
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