Wednesday, March 18, 2009

Mißtrauen

Aus dem Aufsatz "Freieit und Wahrheit", geschrieben 1997 vom damaligen Kardinal Ratzinger:
    "... Wie frei sind Wahlen? ... Gibt es nicht die Oligarchie derer, die bestimmen, was modern und fortschrittlich ist, was ein aufgeklärter Mensch zu denken hat? ... Und wie ist es mit der Willensbildung in den Gremien demokratischer Repräsentation? ... Wer könnte an der Macht von Interessen zweifeln, deren schmutzige Hände immer häufiger sichtbar werden? Und überhaupt: Ist das System von Mehrheit und Minderheit wirkich ein System der Freiheit?"
Kommentiert der Spiegel:
    "Fest steht, auch der Ratzinger-Text selbst enthält befremdliche Passagen.

    So viel Mißtrauen gegenüber der Demokratie..."
Ist eine Demokratie nicht erst dann wirklich frei genug und stark genug, wenn sie es erträgt, sich so auf den Zahn fühlen zu lassen, wie der Papst es mit seinen (natürlich hochrhetorischen) Fragen versuchte? Oder hat die angesprochene Oligarchie schon alle so im Biß, daß ernsthaftes Nachdenken über diese Fragen ein ebensolches Unding ist wie das Stellen derselben?

1 comment:

Raphaela said...

Ach, der Spiegel. Nach jahrelanger Abstinenz habe erstmals wieder eine Ausgabe davon in die Hand genommen, als der Kommentar von Martin Mosebach zu der Piusbruderentexkommunikation erschienen ist. Und mußte feststellen, daß das Heft jedenfalls in Sachen Kirche absolut die Bezeichnung "Revolverblatt" verdient. Womit wohl ziemlich alles gesagt ist. :S