So, die zweite Studieneinheit für heute liegt hinter mir und jetzt ist Schluß! Das Examen ist morgen früh um 10:00 Uhr. Da kann ich vorher auch noch mal meine Notizen überfliegen. Wird schon schiefgehen.
Als kleine Entspannungs-Arbeit (und vielleicht auch als indirekter Tip für künftige Romreisende) gibt es hier jetzt eine kleine Liste in lockerer Reihenfolge:
Zehn Dinge, die mir am meisten fehlen werden, wenn ich nicht mehr in Rom bin!
1.) Der Kaffee: Keine Ahnung, was die hier in Italien anders machen, aber der Kaffee ist schlicht unschlagbar. Ob's an den Bohnen liegt, am Wasser, an der Röstung, an der Liebe... Wer weiß! Jedenfalls habe ich auch im kaffee-berühmten Wien bisher vergleichbares noch nicht konsumiert. Schade.
2.) Die Römer: Italiener sind einfach anders gut. Klar, hier ist vieles bis alles provisorisch, nichts funktioniert so richtig und niemand fühlt sich so wirklich berufen, seinen Job zu machen. Vieles ist auch seltsam widesprüchlich. Einerseits laufen einem die Leute ständig wie ferngesteuert vor die Füße und achten einfach nicht darauf, ob da vielleicht grade jemand kommt. Aber - das habe ich gelernt - in Rom hat immer derjenige die Aufpaß-Karte, der die Situation sieht. Es wird einfach von Leuten, die vor einem hergehen, nicht erwartet, daß sie noch extra über die Schulter gucken, bevor sie plötzlich scharf abknicken und einem genau in den Weg latschen. Andererseits achtet man aber auch auf den Anderen und alles ist irgendwie so nett geschwätzig-kommunikativ. Selbst die Streitigkeiten sind ganz anders: Hier draußen auf der Piazza zoffen sich ständig Leute um die wenigen Parkplätze. Da geht es dann lautstark hoch her, mit Händen und Füßen wird gestikuliert, Zeugen werden herangezerrt und alles ist in heller Aufruhr. Aber dann, so nach 10 bis 15 Minuten, werden die Stimmen leiser, der Ton versöhnlicher und nicht selten trennt man sich mit einem Händedruck oder Schulterklopfen. Finde ich klasse.
3.) Die Carbonara: Denn die ist in Rom einfach der Hammer! Siehe auch hier.
4.) Die Angelicum-Spatzen: Die sind so abgebrüht, daß sie oft während des Unterrichts durch die offenen Fenster in die Klassenzimmer geflogen kommen, um ein wenig auf dem Boden unter den nicht besetzten Bänken nach Brotkrumen zu suchen. Offenbar haben die schnell gelernt, daß es da was zu holen gibt und daß die Leute ihnen keinen Streß machen werden, so lange da vorne ein Dominikaner im Habit steht und wichtig herumdoziert.
5.) Die Chinotto-Limo: Das aus der Chinotto-Frucht gewonnene Erfrischungsgetränk spaltet die Nicht-Italiener in Freunde und Feinde. Ich mag die bittere Limo sehr gerne. Sie muß aber eiskalt serviert werden. Leider gibt's das Gesöff außerhalb Italiens kaum.
6.) Die Fontana dell'Acqua Paola: Dürfte ich ein Stück Rom mit nach Österreich nehmen, so wär's kein Palazzo und keine Kirche, sondern mein liebster Brunnen. Ich mag ihn nicht nur um seiner selbst willen, sondern auch, weil der Weg hinauf und wieder hinunter genau die richtige Distanz für einen kleinen Entspannungs-Spaziergang mit wunderbarer Aussicht ist.
7.) Das Studium: Es ist nicht so, daß ich momentan das Gefühl habe, noch weiter studieren zu wollen (eher das Gegenteil), aber es war doch eine prima Zeit. Sich fünf Jahre lang von fähigen Professoren im Kreis töfter Komilitonen das Wissen nur so ins Hirn schaufeln zu lassen, das hat was. Es macht sich auch richtig bezahlt, wenn man die entsprechende Reife besitzt, somit das Zeug auch wissen will und sich nicht wie ein Jugendlicher automatisch gegen diese uncoole Maschinerie wehrt.
8.) Der Vatikan: Die Anwesenheit des Kleinstaates in Rom hat zur Folge, daß sich hier natürlich die katholische Kirche aller Herren Länder trifft. Erstens habe ich dadurch sehr, sehr viele dufte Leute kennengelernt, mit denen der Kontakt auch beibehalten wird. Zweitens bedeutet dies, daß der Heilige Vater nur 20 Geh-Minuten von mir entfernt wohnt. Drittens hilft das ständige Abhängen mit Monsignori, Bischöfen und Kardinälen dabei, ein Gefühl für dafür zu bekommen, daß dies auch nur Menschen sind. Auch stellte ich fest, daß komischerweise grade die Würdenträger, die in der säkularen Presse und von megaprogressiven Katholiken immer am defstigsten verteufelt werden, ausgesprochen freundlich, in ihrer Arbeit ernsthaft, in ihrem Selbstbild augenzwinkernd und in ihrem Wesen durchaus christlich sind. Viertens ist es einfach cool, mal eben zum Vatikan in die Messe oder zur Beichte zu gehen.
9.) Das Il Buco: Stammrestaurants sind einfach klasse und nötig. Dort gibt's immer nette Schwätzchen. Dazu die mit Verschwörermiene geraunten Tips, was grade in der Küche am frischesten ist und was man doch lieber den "Gästen" (Laufkundschaft) überlassen sollte. Auch die Bestellung ist einfach, wenn man Liebelingsgerichte hat. Dann wird kurz mit hochgezogenen Augenbrauen und Kopfnicken gecheckt, ob "Monsignore" gerne das Übliche hätte und schwupp. Extra-Plus: Die Vin Santo Flasche bleibt gleich mal brav auf dem Tisch stehen und wird vom Kellner nicht nach einmaligem Abfüllen des Glases wieder mitgenommen. Mehr zu meinen Lieblingsrestaurants im Rom gibt's ebenfalls hier.
10.) Rom: Ja, Ewige Stadt, Du wirst mir fehlen.
2 days ago
6 comments:
Viel Glück beim Examen! Wir beten!!!
Als Belohnung: Geh mal auf http://www.youtube.com/user/onelearns und dann auf die Rock De Los 80 Reihe :)
@ Simon: Vielen Dank!
@ Maximilian: Cool!
Kannst du in Deutschland überhaupt noch einen Kaffee trinken, ohne das Gesicht zu verziehen? ;-)
@ curioustraveller: Schwierig, aber man findet hin und wieder lobenswerte Ausnahmen...
"....und es wird Heulen und Zähneknirschen sein...."
frei nach Mätthäus.
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